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Drei Sterne (Kurzgeschichte)

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Drei Sterne (Kurzgeschichte)

19.12.2011 um 14:52
vlt

Kapitel 1.

„Immer noch hier drin?“

Die Stimme der jungen Frau hallte durch die riesige Kuppel, gefolgt von einem Knallen, als die automatische Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Frank schreckte hoch. Er war tatsächlich mit dem Kopf auf dem Schreibtisch eingeschlafen.

„Nein. Ich bin vor drei Stunden in die Baracke gegangen. Hier sitzt nur noch ein Roboter, der die halbe Nacht auf die Tastaturen sabbert“, brummelte Frank ihr entgegen.

Die Frau mit den langen braunen Haaren grinste und reichte ihm einen dampfenden Becher Kaffee. Franks Missmut verflog, aber er zuckte, als er seinen völlig verspannten Nacken bemerkte. Schöne Scheiße.

„Du bist ein Schatz, Marja. Wir sollten heiraten und unsere Kinder nach den schönsten Sternen der Milchstraße benennen.“ Er nahm einen kräftigen Schluck.

Die Mexikanerin grinste noch breiter.

„Rigel? Beteigeuze? Außerdem - was soll ich mit einem arbeitslosen Studenten wie dir? Mein Vater würde mich enterben!“

„Ich kann dir alle Geheimnisse des Himmels zeigen!“

„Danke, die kenne ich selber.“ Sie beugte sich über seine Schulter. „Was macht dein Fernglas eigentlich gerade?“

Gute Frage. Frank überflog die Computermonitore auf dem riesigen Schreibtisch. XN-Frank7 complete. Processing Images stand in einer kleinen Dialogbox mit dem Titel Melipal Telescope Status. Er hatte aufgehört sich zu wundern, warum man einem der modernsten und teuersten Teleskope der Welt den Namen „Melipal“ gegeben hatte. Melipals Schwestern hießen Antu, Kueyen, und Yepun, und gemeinsam bildeten sie das Very Large Telescope, eine gigantische Teleskopanlage in der Einsamkeit der Atacama-Wüste. Frank war schon seit zwei Wochen hier, aber noch immer machte ihm die dünne und trockene Luft zu schaffen. Er wischte den Gedanken beiseite, nahm Schwung und rollte zum Ende des Schreibtisches. Während der letzten Stunden war ein Plan in seinem Kopf gewachsen. Er blickte auf die Sternenkarte und fluchte. Sein Ziel war nur noch wenige Minuten im Sichtfeld, danach würde es untergehen und erst am nächsten Tag wieder zur Verfügung stehen.

Marja blickte ihn fragend an. „Was machst du eigentlich? Du wolltest doch nach schwarzen Löchern in der Milchstraße suchen, oder nicht? Wieso schläfst du eigentlich nicht und lässt die Automatik machen?“

„Mir ist eine Idee dazwischen gekommen. Ich muss eine Hypothese testen.“ Franks Stimme wurde immer aufgeregter. Mit schnellen Fingern rief er das Programm auf, was er vor seinem Nickerchen hastig geschrieben hatte.

„Dann lass mal sehen... Beta Tukan, Rektaszension stimmt, Deklination…“

Marja machte große Augen. „Och nee, oder? Du jagst immer noch deinen Phantomsternen hinterher? Frank …“

Er hob einen Finger und unterbrach sie, konzentriert auf den Bildschirm blickend. Zufrieden stellte er den Kaffee ab und drückte die Enter-Taste.

Der Lärm war ohrenbetäubend. Dutzende Servomotoren heulten auf, als sich die Anlage über ihren Köpfen auf dem Weg zum neuen Ziel in Bewegung setzte. Zahnräder klickerten und Hydraulikleitungen zischten, während sich der gesamte Dom drehte. Frank blickte nach oben. Dieser Leviathan aus Rohren, Stangen, Spiegeln, Gerüsten und Leitern war immer wieder ein spektakulärer Anblick. Durch die Lücke im Dach konnte er den Sternenhimmel sehen. Marja rollte mit den Augen und warf die Hände in die Luft. Mit den Fingern deutete sie eine Zigarette an und ging nach draußen.

Nach kurzer Zeit war der Spuk vorbei und nur noch das Sirren des kleinsten Getriebes war zu hören, mit dem das Teleskop die Rotation der Erde ausglich. Das Programm lief ab jetzt automatisch und würde in einige Minuten die ersten Bilder liefern.

Ein „Bing“ ertönte und Frank rollte mit dem Stuhl wieder zu seiner ursprünglichen Position zurück. Die vorherige Untersuchung war fertig, auf dem Monitor stand Images complete. Ein Knoten der Anspannung machte sich in seinem Bauch breit. Seine Finger klackerten kurz auf der Tastatur, dann war das Bild zu sehen. Er sog scharf die Luft ein, vergrößerte den korrekten Ausschnitt und zog zusätzlich ein Katalogbild auf den Monitor links neben ihn. Frank ließ sich noch tiefer in den Stuhl fallen und rollte ein Stück zurück. Es war also echt.

Auf dem Bildschirm war ein unscheinbares Stück Himmel zu sehen, welches Frank inzwischen wie seine Westentasche kannte. Er wusste aber, dass etwas nicht stimmte.

In der rechtsunteren Ecke waren drei Sterne, die dort nicht hingehörten.

Das Katalogbild auf dem zweiten Monitor zeigte dort nur schwarze Leere.


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„Das kann alles mögliche sein – Pixelfehler, Atmosphärenstaub, was weiß ich“, sagte Marja und schüttelte den Kopf. „Das beweist absolut gar nichts. Gerade wenn es mitten in der Ekliptik sitzt.“

Ekliptik war der imaginäre Himmelshorizont, die Bahn, auf der sich alle Planeten, die Sonne und der Mond bewegten.

„Pixelfehler? Atmosphärenstaub? Jeden Tag für ein paar Minuten, fast immer um die gleiche Uhrzeit an fast der gleichen Stelle? Ich glaube kaum.“

„… ‚fast‘?“

„Es wandert. Ich habe bisher 3 Bilder von dem Phänomen gemacht, jedes Mal war es ein bisschen verschoben und kam ein paar Sekunden früher. Aber es wird noch besser. Dieses Mal habe ich auch den Spektrographen eingesetzt.“ Frank tippte ein paar Befehle in die Tastatur und ein Diagramm mit farbigen Linien erschien. „Siehst du? Es sind eindeutig Sterne, drei stinknormale Sterne, die jeden Tag kurz erscheinen und wieder verschwinden. Es ergibt überhaupt keinen Sinn.“ Er sah sie an. „Aber es ist echt, Marja.“

Sie grübelte eine Weile.

„Wie schnell bewegt es sich denn? Ich meine, zwischen den Bildern.“

Frank blickte auf die Zahlen am Bildschirm und überschlug sie im Kopf. „Etwa 3 Millibogensekunden pro Tag…“ Plötzlich wurde ihm ganz heiß. Konnte es sein? Hatte er etwa…?

Marja blickte ihn triumphierend an.

„Und wie schnell dreht sich Jupiter um die Sonne von hier aus gesehen?“

Er tippte ein paar Kommandos in den Katalog ein. 2,7 Millibogensekunden. Ungläubig glotzte Frank auf den Bildschirm.

„Du hast wohl einen neuen Jupitermond in Kühlschrankgröße entdeckt und das Spektroskop hat irgendwelche Sterne im Hintergrund erwischt. Glückwunsch! Gibt ja erst 300 Jupitermonde…“

Frank konnte es immer noch nicht glauben. Das ergab doch alles hinten und vorne keinen Sinn! Wieso sollte man Monde nur einmal am Tag sehen? Wieso…?

Ein weiteres „Bing“ riss ihn aus seinen Gedanken und erinnerte ihn an den völlig verrückten Gedanken, den er vor ein paar Stunden gehabt hatte und der Auslöser für die zweite Untersuchung war. Der Ausschnitt aus dem Sternbild des Tukans füllte den Monitor. Auch er zeigte drei Sterne in einem auffälligen Muster, wenn auch deutlich anders als der vermeintliche „Jupitermond“. Frank rief die Spektralanalyse für jeden Stern auf. Plötzlich stockte sein Atem. Mit zittrigen Fingern schob er die Diagramme direkt unter die vorherigen. Auch Marja wurde mit einem Mal blass. „Was zum…?“

Die Spektrallinien waren identisch. Jeder Stern hat seinen eigenen Fingerabdruck, und identische Spektrallinien konnten nur eine Erklärung haben. Es waren die gleichen Sterne. Das Lichtphänomen in der Nähe des Jupiter und das Sternbild des Tukan waren jedoch auf anderen Seiten des Himmels. Wie konnte die gleichen Sterne mehrmals am Himmel sein - tausende von Lichtjahren entfernt?

Marja glotzte auf die Monitore. „Was um alles in der Welt ist das?“

Frank fiel es wie Schuppen von den Augen. Auf einmal machte alles Sinn. Der Gedanke war so verwegen, wie er nur sein konnte, aber warum nicht?

Er holte tief Luft und antwortete, „ein Wurmloch. Ein Wurmloch, welches um Jupiter kreist und jeden Tag um die gleiche Zeit stehen wir mit dem Loch in einer optischen Achse, können direkt hindurchschauen und sehen das Tukan-Sternbild, aber von hinten… es ist vielleicht gar nicht beabsichtigt, aber eine logische Konsequenz.“ Frank griff zum Telefonhörer.

Marja wusste nicht, was sie sagen sollte und fragte einfach nur, „wen rufst du an?“

Frank blickte sie an. „Alle. Ein Wurmloch, groß genug, dass wir gleich drei Sterne hindurch beobachten können, ist auch groß genug für ein Raumschiff. Und irgendjemand muss es ja kürzlich dahin gebaut haben.“


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Drei Sterne (Kurzgeschichte)

10.03.2012 um 01:35
Ein Wurmloch. Das is ja mal ne geile Auflösung.
Gute Geschichte, gefällt mir!


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Drei Sterne (Kurzgeschichte)

02.07.2012 um 14:22
Wie gehts weiter?


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Drei Sterne (Kurzgeschichte)

29.04.2013 um 19:54
Ziemlich gut.


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