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Der jüdische Howard Ratner, Inhaber eines kleinen Jewelerystore im New Yorker Diamantenviertel lebt ein anstrengendes Leben. Trotz der für Normalsterbliche immensen Gewinne, ist Howard fast geschieden, hochverschuldet, hat etliche Gläubiger die ihm, wann immer es möglich ist auf Schritt und Tritt folgen, ihn drangsalieren und zur Rede stellen wollen. Sein Geschäft, das vor allem daraus besteht über kleine Strassenvermittler hochrangigen Sportlern und Rappern nicht ganz koschere Ware zu verdealen, nutzt er um mit der noch nicht verdienten Kohle, aus Pfandleihen und Krediten Sportwetten abzuschliessen.

Als der namhafte Boston Celtics-Star Kevin Garnett von Howies Vermittler Keith angeschleppt den Laden betritt und etwas besonderes sucht, stellt ihm Howie enthusiastisch seine neueste Eroberung vor, einen ungeschliffenen schwarzen Opal beträchtlicher Größe. Als der Basketballer diesem umgeschliffenem Edelstein die Macht über Sieg oder Niederlage des abendlichen Spiels zurechnen mag, intensivieren sich die Ereignisse.

Während sich in den großen Kapitalmärkten die Situation immer mehr zuspitzt, internationale Banken und Private-Equity Firmen Milliarden-Gewinne in den Bahamas und Mauritius ablegen, Immobilienblasen platzen, Panama Papers ins Licht der Öffentlichkeit gezehrt wurden und über diverse Probleme mit dem Kapitalsystem Filme von Top-Regisseuren gedreht wurden, nehmen sich auch die relativ neu im Filmgeschäft befindlichen Brüder Joshua and Benjamin Safdie der Thematik an, die im Jahr vorher mit „Good Times“ bereits einen interessanten Beitrag geleistet haben. Dies tun sie gewohnt subtil ohne wirklich mit der Mission zu starten die Welt erklären zu wollen, und so sind in „Uncut Gems“ viele Ableitungen auf den Umgang mit Geld im Kapitalsystem möglich, mit Devisen, mit Rohstoffen, Krediten, mit Geschäftsbeziehungen, mit zwischenmenschlichen Beziehungen - so dass diese Darstellung der Ereignisse, sehr gut auf größere Verhältnisse übertragen werden kann.

Wie aus dem Leben gefallen zu sein, scheint „Uncut Gems“ einen ganz eigenwillig rohen, ja dreckigen visuellen Stil zu nutzen um die Ereignisse zu porträtieren. Bildschnitt, Soundtrack, Erzähltempo, Schauspiel. Das Zusammenspiel dieser Faktoren ergibt führt zu einem erzählerischem Sog, der einen schon mit dem Vorspann in diese Welt hineinzieht. Die Distanz zum gesehen kann durch die Vielzahl gleichzeitig gestreuter emotionaler Reaktionen kaum aufrecht erhalten werden.

Dass New Yorks Unterwelt rau und vielfältig ist, und ihre Charaktere hundsgemein wie auch unterhaltsam haben wir in vielen Jahren unter anderem von Martin Scorcese und Francis Ford Coppola gelernt. Doch die Safdies schaffen die Humoroffensive eines Wolf of Wallstreet zu kombinieren mit einem eher tragischem New Hollywood Charakter, dessen Lacher - mit und über ihm - dem Zuschauer oft genug im Halse stecken bleiben.

Nicht jeder wird diesen Film mögen, und nicht jeder diesen Film ertragen - und auch ist er kein epochales Meisterwerk. Sondern er ist ähnlich wie Uncut Gems, ein grober Klumpen, in dem ein Edelstein steckt der ein wahres Panoptikum der Welt wiederspiegelt.