Alltägliche Gewalt und Anarchie in Brasilien

City of God dreht sich nich grade um korrupte Justiz, sondern eher um dieAuswirkungen
dessen auf der Straße. Der Film spielt in einer dieser Favelas und beruhtauf einer
wahren Geschichte - zum Kinostart wurden auch einige Gangster eingeladen diesofort
wegverhaftet wurden, als sie zur Premiere erschienen. Naja - wie auch immer,sehenswerter
Film, wenn auch vielleicht ein wenig zu authentisch für zart besaitete.

analogIst@

Es scheint wirklich extrem zu sein, ich habe in ein paar Forengelesen, wo berichtet wird, dass man dort selbst in innenstadtnahmen Gegenden jederzeitausgeraubt werden kann oder ein Messer vor dem Hals vorfindet, so ziemlich jeder hat soetwas zumindest schon einmal gesehen ...
Manchmal wird jemand auf offener Strasseausgeraubt und bedroht, und die Leute kümmert das gar nicht mehr groß, sie haben Angst,selber darin verwickelt zu werden ...
Eine (vermutlich deutsche)Brasilienromantikerin meinte das wäre doch alles gar nicht schlimm, sie habe sich längstdaran gewöhnt dass man viele Strecken nur mit dem Auto zurücklegen kann, weil man sonstin ein falsches Viertel geraten könnte und na ja wenn man durch solche Viertel fährt,zieht man auch lieber ein bisschen den Kopf ein, mehr aber nicht ...

@al-chidr
Es scheint wirklich extrem zu sein, ich habe in ein paar Foren gelesen,wo berichtet wird, dass man dort selbst in innenstadtnahmen Gegenden jederzeit ausgeraubtwerden kann oder ein Messer vor dem Hals vorfindet, so ziemlich jeder hat so etwaszumindest schon einmal gesehen ...

Das gibt es auf der ganzen Welt.
Sao Paulo ist schon ne krasse extreme Stadt.
Glaube das in diesem Forum dieseStadt gemeint war.
Doch es gibt Extreme Viertel und weniger gefährlichere Viertel diemit jeder anderen Großstadt der Welt zu vergleichen ist.

Lamm@

Warst du schon dort?

Anarchie.

Wenn es irgendwo Kriminalität aufgrund von Armut, mangelnder Bildungetc. gibt, wird das sofort mit Herrschaftslosigkeit assoziiert.

ÄUßERSTbedenklich ist das.

@al chidr
ich war schon dort und auch in Rio und Brasilia und das krasse ist ,geradein den faellas das selbstverständliche Nebeneinander von Normalität und Kriminalität.
@wolfspirit
Kriminalität entsteht nicht allein aufgrund von Armut, mangelnderBildung etc. es setzt auch immer Rechtsunsicherheit und damit Herrschaftslosigkeit aufGrund des Versagens der gesellschaftlichen Sicherheitssysteme (Polizei ,Justiz,Verwaltung) ,sei es durch Korruption,sei es durch Desinteresse der maßgeblichengesellschaftlichen Kräfte an dem Problem, voraus.
Und gerade Korruption in Polizei,Justiz und Verwaltung ist in Brasilien ein großes Problem.

@ZaphodB:

Die Frage ist: Woraus haben sich die jetzigen Zustände entwickelt.Warum nicht anders? Dann kommst du an den von mir genannten Größen nicht vorbei.

Wer zeichnet sich denn für Verwaltung und Polizei zuständig?

Sao Paulo wird auch bald in der ganzen Welt sein.

Ich war mit einem Freund 1998 für 6 Wochen in Venezuela von Caracas RichtungKolumbien.
Die Kriminalität ist erschreckend. Meist ausgelöst durch den massivenDrogenhandel.
Wenn die Venezulaner denken du bist ein Gringo dann hast du verloren.
Durch Amerikas Öl Raubbau ist die Wirtschaft von einem florierenden Land in die Armut gefallen. Um Caracas herum sind so viele Favelas das man nachts auch inCaracas City nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine herumlaufen sollte. SelbstHochhäuser sind vor den Fenstern vergittert aus angst vor Einbrüchen. Denke die seilensich vom Dach ab und Brechen in die Wohnung ein.
Auf die Polizei kannst du dort nichthoffen. Wir habe dort Maria kennen gelernt die ein kleines Haus mit Mauer undStacheldraht auf der Mauer besitzt. Sie wurde Opfer eines Überfalls konnte sich aber mitHilfe einer Pump-Gun retten. Sie hat dem einen das Bein zerfetzt. Tja die Polizei sah dasanders und sie wurde auch verhaftet und erst 2 Wochen später durfte sie einen Anwalteinschalten der Sie mit Müh und Not rausboxen konnte.
Das Land ist korrupt diePolizei wird von den Banden geschmiert oder wenn sie mehr Geld verlangen getötet. KeinWunder bei Kokain Pereisen von 8,- US $

Venezuela ist ein Wunderschönes Landaber von allen von mir bereisten Ländern finde ich war Venezuela das Land wo man auchimmer Augen auf dem Rücken haben musste.
Unser Fehler war natürlich auch keinSpanisch zu sprechen. Dann ist man eben Gringo

Am einfachsten ist es natürlich dem bösen Westen, und hier besonders den USA, die Schuldfür alle Missstände in die Schuhe zu schieben.
Aber so ganz sollte man diehausgemachten Probleme nicht ausblenden, denn einige Fakten sprechen für sich:
Vonden 60 Millionen Beschäftigten in Brasilien zahlen nur 3 Millionen regelmäßig Steuern,
80 Prozent aller Unternehmensabgaben stammen aus nur 7.000 der 3 Millionenregistrierten Betriebe. (Die Zahlen sind nicht mehr ganz "frisch")
Der gesamte - zuwahrscheinlich 50 Prozent überflüssige - Verwaltungs- und Regierungsapparat kostet dasLand monatlich 1,1 Milliarden Dollar usw. usf.
Machtmißbrauch, Korruption undRegierungskriminalität sind in diesen Ländern in unvorstellbaren Ausmaßen an derTagesordung.
Wo liegen die Ursachen für diese Missstände?
In Europa, Japan oderden USA?
Wenn Milliarden-Kredite seit Jahren nachweislich nicht für die Lösungsozialer Probleme genutzt werden, und zumeist auch keinen direkten ökonomischen Gewinneinbringen, ist es dann nicht opportun nach den innerstaatlichen Verantwortungen zufragen?

Hansi@

Ja stimmt natürlich teilweise

Aber das System als Ganzesbegünstigt solche Mißstände, du weißt doch hoffentlich selber, welche Rolle Südamerikafür die Weltwirtschaft spielt mit den Cash-Crops wie Kaffe oder Banenen, Rinderfarmen,Zuckerrohranbau und natürlich (wenn auch nicht offiziell) Drogenanbau
SEHREXPORTORIENTIERT !
Deswegen ist die Frage erlaubt, warum das System so korrumpiertist

Selbstversorgung war das Schlagwort mit dem man diese Länder seit dem 2.Weltkriegvom Weltmarkt abschottete. Eine ausgeprägte Privilegienwirtschaft mit einerabgeschotteten Klasse von Gutsbesitzern existierte neben einem Überschuss an ungebildetenLandarbeitern. Man häufte Gewinne an, die jedoch von der kleinen Elite nicht investiertwurde, denn man brauchte keine arbeitssparenden Maschinen.
Eine Bodenreform dieSchluss gemacht hätte mit den feudalen Verhältnissen wurde mangels demokratischerStrukturen verhindert.
Die wenigen Industriebetriebe wurden durch Zölle undImportverbote geschützt, woraufhin die Binnenmarktpreise erheblich über denWeltmarktpreisen lagen -die Kaufkraft der eh schon armen Landbevölkerung reichte kaummehr zum überleben.
Die Konsumenten waren gezwungen exorbitante Preise zu bezahlen,während die Großindustriellen hinter den Zollmauern immer reicher wurden.
In den60er Jahren kostete ein Auto in Chile dreimal soviel wie auf dem Weltmarkt.
DieSchuld an der Misere machte man natürlich in den USA aus.
Hierin unterscheiden sichdie Anhänger der Dependencia-Theorie nicht von den Attac-Wirrköpfen.
Die letzteRettung suchte man mit Krediten in den 70er Jahren, die zu einer Schulden -undFinanzkrise ungeahnten Ausmaßes führte, zu einer Hyperinflation die die Menschen ihrerletzten Ersparnisse beraubte.
Die Völker Lateinamerikas bezahlen noch heute dieZeche für Privilegienwirtschaft und Protektionismus!

>>Die Schuld an der Misere machte man natürlich in den USA aus. <<

Dasfunktioniert auch heute noch in "Attac-Kreisen".

Dass Korruption und elitäresGehabe den Menschen in der Dritten Welt das Genick brachen und auch heute noch brechen,will man in "global denkenden" sozialistisch angehauchten Kreisen nicht wahr haben.

Bestes Beispiel: Ex-DDR!

Gruß

"""Eine Bodenreform die Schluss gemacht hätte mit den feudalen Verhältnissen wurdemangels demokratischer Strukturen verhindert"""



Halt! Die meistenPräsidenten sozialistischer Prägung, die so etwas einleiteten oder auch schondurchgeführt hatten, wurden mit Hilfe der USA gestürzt und durch teilweise übleMilitärjuntas ersetzt!
DAS kannst du auch nicht leugnen!

Und woher kommtdie Struktur der ungleichen Verteilung?
Das reicht zurück bis in die Kolonialzeit

http://www.ila-bonn.de/brasilientexte/machomorde.htm (Archiv-Version vom 09.10.2007)
http://www.wdr5.de/sendungen/morgenecho/manuskript/050308_hart.pdf


Auchder Ehrenmord soll in Brasilien vorkommen, offenbar in erschreckend großer Zahl, diejährlich in die Tausende gehen soll!
Gemäß den Berichten die ich gelesen habe, nichtnur aufgrund eines Verschuldens durch die Frau, sondern oft schon wegen Vorwürfen an dieEhemännern wegen verdächtigten bzw. tatsächlichen Seitensprüngen ...

Zur Zeit geht es wieder einmal richtig ab in Rio (googeln empfohlen)

Schießereien zwischen Mafia und Polizei, Morde für ein paar Kilo Fleisch, Überfälleauf Touristen, Raubüberfälle, Sklavenarbeit auf den Haziendas und sogar Bombenanschläge - alles Alltag in Brasilien

Zuletzt eskalierte aber die Gewalt wieder einmal:

Ende Dezember gab es in Rio bürgerkriegsähnliche Zustände zwischen Drogenmafiaund Polizei - offiziell mindestens 24 Tote

Jetzt werden einen Spezialeinheitund sogar Teile der Armee in die berüchtigsten Favelas geschickt, um für Ruhe und Ordnungzu sorgen.
Zumindest bis zu den panamerikanischen Spielen die in Brasilienstattfinden werden

Bisherige Bilanz: Weitere Schießereien und wechselseitigeMassaker durch Drogenmafia und Polizei


Wie soll dieser ewige Kreislauf derGewalt, Drogen- und Waffenkriminalität, Korrruption und der krassen Diskrepanz zwischenarm und reich jemals zum Stoppen gebracht werden?


Das gilt natürlich auchandere lateinamerikansiche Staaten, allen voran Kolumbien, aber auch Mexiko, Peru,Venezuela oder Guatemala

Lateinamerika, die Region mit der weltweit größtensozialen Ungleichheit, weist auch den höchsten Anteil an Gewaltverbrechen auf. Mit einerMordrate, die das Sechsfache des weltweiten Durchschnitts beträgt, stellt es alle anderenWeltregionen in den Schatten. Durchschnittlich 30 Morde auf 100.000 Einwohner, und rund140 000 Morde pro Jahr zeigen das Ausmaß der Gewalt, 28 Millionen Familien werdenstatistisch gesehen in jedem Jahr Opfer eines Diebstahls oder Raubüberfalls!

Warst du schon dort?

Jap war ich. In Rio und in Belo Horizonte
DieKrasse Kriminalität geht sowiso nur in den Großstädten ab.
Und ich muss betonen dasich kein einziges mal etwas Kriminelles gesehn habe.
Bin immer noch der meinung dasdas in jeder großen Stadt der Welt abgeht.
Natürlich ist es in Balungsgebieten imereine Spur härter.
Aber sonst Alltag.

Lamm@

Das liest man immer wieder von Brasilienfans, vermutlich wurdest du daauch nicht durch die Favelas geführt ;)
Und trotzdem gibt es auch immer wiederÜberfälle auf Touristen

Aber die Zahlen sprechen Bände

Und fast alleErfahrungsberichte auch!
Diejenigen die beschönigen werden umgehend von der Mehrheitder User scharf kritisiert!

LOL
Durch die Favelas geführt
LOL

Erst mal fahre ich nicht nachBrasilien um durch eine Favela geführt zu werden.
Als ich dort war haben mir meineBrasilianischen Bekannten fast die ganze Stadt Rio gezeigt.
Sie haben mich gefragtob ich Favelas sehen möchte.
Ich sagte nein.
Warum ??? Angst ??? Ähhmmm nein,nicht Angst.
Aber jeder weiß, das dort Armut und Kriminalität den Alltag beherrschen.
Warum sollte ich mich allso absichtlich dorthin begeben ?
Aus Sensationsgeilheit???
Hab schon genug Armut in meinem Leben in verschiedenen Ländern gesehen.

Aber die Zahlen sprechen Bände

Schon mal die Zahlen was dieKriminalität von Los Angeles und seine Vororte betrifft in erfahrung gebracht ?
Tokio
Hong Kong
Mexico City
Kap Stadt
u.s.w.

Diejenigen diebeschönigen werden umgehend von der Mehrheit der User scharf kritisiert!

Istdoch normal. Menschen sind so gestrickt, um zu kritisieren.
Ob sie wirklich Planhaben oder nicht.
Ob sie da waren oder nicht
Ob sie es selber erlebt haben odernicht.

Lamm@

Ja auch in den USA gibt es natürlich sehr gefährliche Orte, ich wäre derletzte der dir da widersprechen möchte ;)
Aber das Ausmaß der Kriminalität,besonders was die Mord- und Raubüberfallrate betrifft wie in lateinamerikanischen Städtenwird nicht erreicht.

Ich war nicht da, aber diejenigen die über Erfahrungen inBrasilien berichten schon, darunter Landsmänner. Die Statistiken sind auch nichterfunden, sondern eher zu niedrig angesetzt, weil die Dunkelziffer nicht mitberechnetwird.