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NAB Neue avantgardistische Bewegung

17 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bewegungen, Avantgarde, NAB ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

NAB Neue avantgardistische Bewegung

07.01.2005 um 13:42
Habt ihr irgendwie Informationen darüber?
Ich such nun schon seit längerer Zeit danach, aber alles, zumindest im Internet, was direkt damit zu tun hat wurde gelöscht.
Hoffentlich könnt und wollt ihr mir da weiterhelfen.

Relax, it's over...

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NAB Neue avantgardistische Bewegung

18.01.2008 um 20:49
Die haben eine eigene Homepage, aber die zu entziffern ist entweder nicht möglich oder....nicht für Aussenstehende gedacht ;)


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

18.01.2008 um 20:56
Ich glaubs ja nich, nach drei Jahren der erste Beitrag REKORD :D:D:D:D


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

18.01.2008 um 20:58
^^

man könnte auch sagen, dass ich zu denen gehöre, die mit der Bewegung näher zu tun haben.

Es hat lustige effekte, wenn man Essays über einzelne Themen schreibt und das iwie durchsickert :D


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

18.01.2008 um 21:04
Falls es noch irgendwen interessiert, hier mal die oberflächliche Erläuterung




Logo

Baby, Du mußt schon etwas genauer hinschauen. "Man" legt großen Wert darauf, daß beachtet wird, daß sich in dem Logo sowohl ein mit der Spitze nach oben gerichtetes Pentagramm (geht aber im Logo unter! d.Autor) als auch ein weiteres befindet, dessen Spitze nach unten zeigt...nur daß ersteres eben rot ausgefüllt ist. Beide "Sterne" ineinander bedeuten die "In- sich- Auflösung" der Grenzen von Gut und Böse, Himmel und Hölle, schwarz und weiß...mit einer farblichen Ausrichtung in eine bestimmte philosophische Richtung. Hey, spreche es ruhig aus; das Logo ist an das Logo der RAF angelehnt. R-A-F. R-A-F. R-A-F.

Was ist die NAB?

Die NAB ist eine Vereinigung von Künstlern, die sich alle dazu entschlossen haben, den Status Quo (Minus) aus den Angeln zu heben und die Welt durch ihre Werke nicht nur zu erschüttern, sondern auch durch intellektuelle Gewalt in Angst, Panik, Entsetzen, Schrecken und häßlichstes Grauen zu versetzen. Die NAB ist die Ausgeburt eines modernen Zeitalters, das an diesen seinen Kindern verrecken wird; man hat "uns" in die Welt gesetzt und nach Regeln und Gesetzen erzogen, die unweigerlich eines Tages dazu führen MUSSTEN, daß wir ausbrechen und es darauf anlegen, aus den Trümmern der in "unseren" Augen alten Welt eine neue, bessere, mit Menschen nach unserem Abbild zu erbauen. ( ... die Götter sind unter uns....)
Selbstverständlich passt das Logo zu meiner Musik, sonst hätte ich es nicht in das Layout der CD setzen lassen. Die NAB, ihr Credo und ihr Logo drücken zutiefst meine eigene Meinung und innere Einstellung aus; es gibt auf der ganzen Welt keine Partei oder Gruppierung außer der NAB, der ich mich anschließen würde. Ich denke, daß sie ganz genau das ist, wonach viele Leute, gerade aus den "düsteren" Szenen, sich sehnen. (so kommt meine Schäflein....tom...) Es sollten sich viel mehr Menschen der NAB anschließen.


Die "NAB" fordert "Athanasie für alle", wie und warum?

Ich hoffe, daß hier nicht "Athanasie" mit "Euthanasie" verwechselt wird! (wird es nicht...) Die NAB hat mit Sterbehilfe oder erzwungenem Freitod überhaupt nichts zu tun. Die NAB ist eine radikal-humanistische Gruppierung; "Athanasie" ist die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, und genau diese Unsterblichkeit, diese Reinheit der inneren Werte ist es, was die NAB für alle Menschen fordert und erreichen will. "Athanasie für alle" bedeutet soviel wie "Freiheit im Geiste für alle"; die alten Werte und Tugenden sollten wieder aufleben und aufblühen. Was glaubst Du, wie dieser Planet aussehen würde, wenn wir alle endlich wieder unsere Tage darauf ausrichten, einen friedlichen Ausgleich in alle Richtungen zu erreichen, uns mit der Unendlichkeit zu vereinigen und produktive und kreative humanistische Arbeit zu leisten; d.h. all die Dinge tun, für die die NAB steht ? Und soweit müßte man nicht einmal gehen: die Welt wäre schon viel besser, wenn sich alle im Sommer mit einem Buch in der Hand unter einen Apfelbaum setzen und lesen würden. (...aber dafür muß ich doch nicht einem Verein beitreten...)


...aus einem Interview mit A. Kaschte


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

18.01.2008 um 21:30
Und soweit müßte man nicht einmal gehen: die Welt wäre schon viel besser, wenn sich alle im Sommer mit einem Buch in der Hand unter einen Apfelbaum setzen und lesen würden. (...aber dafür muß ich doch nicht einem Verein beitreten...)


Na machen doch schon alle die die Welt einst wirklich verändern werden:

Germanistik-Studenten !!!


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 01:05
Naja etwas neues erzählt die NAB ja nun auch nicht , aber ok vielleicht tätowiere ich mir das Logo von ihnen auf die Stirn.


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 05:52
Also so neu ist das ja nun wirklich nicht...das hat seine Anfänge vor fast fünfzig Jahren gehabt,daraus hervor ging unter anderem Fluxus,aber bitte lest selbst

Die Situationistische Internationale (S.I.) war eine 1957 gegründete, linksradikal orientierte Gruppe europäischer Künstler und Intellektueller (darunter politische Theoretiker, Architekten, freischaffende Künstler u.a.), die vor allem in den 1960er Jahren aktiv war. Die Situationisten übten dabei sowohl Einfluss auf die politische Linke aus (v.a. im Umfeld des Pariser Mai ’68 sowie in der Entwicklung der Methoden der Kommunikationsguerilla wie auch auf die internationale Kunstszene sowie insbesondere auf die Popkultur. Die Zahl der Mitglieder lag zwischen zehn und über 40, über die Zeit waren insgesamt ca. 70 Personen beteiligt. 1972 gab die Gruppe ihre Selbstauflösung bekannt

Die Situationisten operierten an der Schnittstelle von Kunst und Politik, Architektur und Wirklichkeit und setzten sich für die Realisierung der Versprechungen der Kunst im Alltagsleben ein. Sie forderten unter anderem die Abschaffung der Ware, der Arbeit, der Technokratie und der Hierarchien, und entwickelten ein Konzept der „theoretischen und praktischen Herstellung von Situationen“, in denen das Leben selbst zum Kunstwerk werden sollte. Einige Situationisten waren in den Ausbruch der Studentenunruhen vom Mai 1968 verwickelt, die auf ganz Frankreich übergriffen und dort, anders als in Deutschland, auch weite Teile der Arbeiterklasse erfassten. Situationistische Ideen waren in den folgenden Jahren sehr verbreitet und haben international in Kunst, Politik, Architektur und vor allem im Pop Spuren hinterlassen, die sich bis in die Gegenwart ziehen. Ihre Aktionsformen wurden unter anderem im Fluxus und der Performancekunst aufgegriffen.

Der S.I. werden einige bekannte Slogans der Zeit zugeschrieben:

* „Verbieten ist verboten!“
* „Unter dem Pflaster, der Strand.“
* „Arbeit? Niemals.“


Die Geschichte der situationistischen Bewegung beginnt Anfang der 1950er Jahre im Frankreich von Sartre oder Camus, sie ist eng verbunden mit der Person von Guy Debord. Debord war die zentrale Figur in der Entwicklung der situationistischen Theorie und so etwas wie die graue Eminenz der Gruppe. Mit 19 Jahren fallen ihm 1951 beim Cannes Film Festival zunächst die avantgardistischen Lettristen auf, eine Künstlergruppe in der Tradition der Surrealisten, die man sonst spät nachts in heruntergekommenen Pariser Cafes antraf. Sie nahmen wegen der Uraufführung eines Filmes von Isidore Isou am Festival teil. Als sehr junge Vertreter eines radikal romantischen Bohème-Lebensstils verursachten sie durch ihr Auftreten und der Film wegen der postulierten und eindrücklich zelebrierten Zerstörung des herkömmlichen Kinos in Cannes einen Skandal. Debord war fasziniert und schloss sich ihnen bald danach an.

Die Lettristen gaben eine Zeitschrift namens Potlach heraus (benannt nach dem Gabenritual in archaischen Gesellschaften), in der sich spätere Thesen und Ideen der Situationisten bereits abzeichneten. Einige Lettristen, u.a. Debord, schlossen sich nach einer Spaltung der Gruppe zur politischeren „Lettristischen Internationale“ zusammen, dem Vorläufer der S.I. Legendär waren öffentliche Provokationen der Lettristen wie beim Ostergottesdienst 1950, als ein falscher Mönch in der Kathedrale Notre Dame den Tod Gottes verkündete, und dafür von der Menge der Gottesdienstbesucher fast gelyncht wurde. Yves Klein kannte die Lettristen seit dem Beginn der 50er, René Magritte korrespondierte mit ihnen.

Die eigentliche Situationistische Internationale wurde dann am 28. Juli 1957 in Cosio d'Arroscia in Norditalien gegründet. Es vereinigten sich dabei die vom Maler Asger Jorn gegründete „Bewegung für ein Imaginäres Bauhaus. Mouvement pour un Bauhaus Imaginiste“ (die die Rolle des Künstlers in der Industriegesellschaft erforschte), die „Londoner Psychogeographische Gesellschaft“ von Ralph Rumney und die zuvor genannte „Lettristische Internationale“, mit dem Ziel der Schaffung einer Organisation zur praktischen Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben.

Mitglieder der S.I. waren Künstler und Künstlerinnen aus 10 Ländern wie etwa der Ungar Attila Kotányi, Jacqueline de Jong, Hans Platschek, Ivan Chtcheglov, Raoul Vaneigem, Alexander Trocchi, Uwe Lausen, Dieter Kunzelmann (Kommune 1) sowie die Mitglieder der Münchner Künstlergruppe SPUR (die in München 1959 nach erbitterten Diskussionen über die Rolle der Malerei mit der S.I. fusionierten, aber 1961 wieder ausgeschlossen wurden), oder Michèle Bernstein, Mustapha Khayati aus Tunesien, Abdelhafid Khatib aus Algerien, Rene Vienet und Gretel Stadler.


Die S.I. beschäftigte sich mit Malerei, Theorie, Geschichte, Stadtplanung.
Bei ihrer traditionelleren künstlerischen Arbeit nutzten Situationisten neben der Malerei (Tachismus, Informel) häufig auch das Mittel der Collage, arbeiten viel mit vorgefundenem Material, das sie leicht abänderten, übermalten oder neu kombinierten. Bilder wie die „Lockung“ von Asger Jorn (ein „umgestaltetes“ romantisches Landschaftsbild, in das Jorn grobe, angedeutete, freundliche Figuren in den Farbtönen der Landschaft hineinmalte), erzielen heute Preise bis zu 800.000 Euro. Debord erstellte avantgardistische Filmcollagen und Filme wie „Durchgang einiger Personen durch eine kürzere Zeiteinheit“.

In der Zeit ihres Bestehens wanderte der Fokus der Arbeit immer mehr von der Kunst zur Politik, künstlerische Arbeiten verstanden sich mehr und mehr als Visualisierungen geschichtlicher und kultureller Prozesse. Immer wieder kam es zu Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe, die zu Austritten, Ausschlüssen, Abgrenzungen und Abspaltungen führten: Jede Konzession an herrschende Normen, jedes Zurücktreten hinter die revolutionären Maximalforderungen galt als Verrat. Das Verhältnis von Kunst und Politik, die Rolle der Malerei wurden immer wieder diskutiert.

Es wurden von 1957 an verschiedene Aktionen und Ausstellungen geplant und teils realisiert, von denen z.B. „New Babylon“ von Constant (mit vollem Namen Constant Nieuwenhuys) große Aufmerksamkeit erregte: Er konzipierte eine Stadt für einen „spielerischen“, mobilen Menschen, den die Automatisierung aus seiner geregelten Berufswelt geworfen hat, und der nun seine Kreativität entfalten kann, Constant entwarf damit eine moderne Gegenwelt zu den Konzepten von Le Corbusier. 1959 bereits schlug er vor, die Börse von Amsterdam niederzureißen, um an ihrer Stelle einen Spielplatz zu errichten. Für eine befreundete Gruppe von Sinti und Roma entwarf er moderne mobile Gebäude für ihr Camp. Constants Arbeiten bewegten sich zwischen Malerei und Architektur. Seine sehr konkreten Vorschläge, und sein Konzept, nur neue Gebäude zu verwenden, stießen in der Gruppe auch auf Kritik. Debord war beispielsweise eher an den Ablagerungsspuren der Zeit in der Stadt, an den Schichten von Erinnerung interessiert. Es kam daraufhin zum Bruch mit der Gruppe, Constant wurde sein künstlerischer Erfolg zum Vorwurf gemacht, ihm wurden egoistische Strategien unterstellt.


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 05:57
Es wurden von der Gruppe regelmäßig internationale Konferenzen abgehalten, Theorien wurden dabei ausgearbeitet, diskutiert und ausprobiert.

In ihrer Zeitschrift „internationale situationniste“ präsentierte die S.I. ihre Ideen, kommentierte die Weltlage und persönliche Affären, und beschimpfte und verhöhnte die gesamte politische und kulturelle Elite der Zeit, darunter oftmals besonders diejenigen, die öffentlich mit ihnen sympathisierten oder scheinbar ähnliche Ideale hatten wie etwa den Regisseur Godard. Die Zeitschrift wurde 1961 in Deutschland beschlagnahmt, Mitglieder wurden verhaftet. Intimfeinde der Situationisten waren Soziologen und Kybernetiker wie Abraham Moles, aber auch die vielen dogmatischen, teils stalinistischen kommunistischen Gruppierungen der Zeit.

Debord verfasste 1957 den „Rapport über die Konstruktion von Situationen und die Organisations- und Aktionsbedingungen der Internationalen Situatonistischen Tendenz.“ und die „Vorschläge für ein Aktionsprogramm der SI“. Als sein Hauptwerk und eines der ersten Werke der Postmoderne gilt „Die Gesellschaft des Spektakels“ (1967). Die Erlebnisse und Diskussionen mit den Lettristen in Paris sind Thema von Debords „Mémoires“, einem Künstler-Buch, dessen erste Auflage nach Debords Anweisungen in Sandpapier gebunden werden sollte.

Raoul Vaneigem betonte in seinem „Handbuch der Lebenskunst für die jungen Generationen“ von 1967 besonders die Wichtigkeit der Gabe, der Subjektivität, der Poesie und des Spiels. Für ihn bot die Moderne nur noch eine würdelose rationalisierte Form des „Überlebens“, kein wirkliches „Leben“.

Asger Jorn verfasste u.a. das Buch „Open Creation and its Enemies“ (in Anlehnung an Poppers „The Open Society and its Enemies“), in dem er ein Ideal freier menschlicher schöpferischer Tätigkeit und Gestaltung entwickelte, und untersuchte, was dieser heute entgegensteht.

1966 erschien in Straßburg ein Pamphlet namens „Über das Elend im Studentenmilieu, betrachtet in seinen ökonomischen, politischen, psychologischen, sexuellen, und vor allem intellektuellen Aspekten, und einige Mittel zur Abhilfe“, das Studenten vom lokalen Büro der „UNEF“ auf Kosten der Universität Straßburg in einer 10000er-Auflage gedruckt hatten. Darin übten Situationisten eine fundamentale Kritik am Studenten als unmündig und abhängig gehaltenem Mitglied der Gesellschaft, am Studentenstatus, an der Selbstherrlichkeit einer studentisch-alternativen Subkultur, an Religion, und am ganzen Wirtschaftssystem. Sie verspotteten die Blindheit gegenüber der Ökonomisierung der Bildung in der Broschüre, für die eine angebliche „Gesellschaft zur Würdigung des Anarchismus“ als Herausgeber fungierte:

„Dem Studenten wird nicht einmal bewußt, daß die Geschichte auch seine lächerliche ‚abgeschlossene‘ Welt verändert. Die berühmte ‚Universitätskrise‘, Detail einer allgemeineren Krise des modernen Kapitalismus, bleibt Gegenstand eines tauben Dialogs zwischen verschiedenen Spezialisten. In ihr kommen ganz einfach die Schwierigkeiten einer verspäteten Anpassung dieses besonderen Produktionssektors an die Umwandlung des gesamten Produktionsapparates zum Ausdruck. Die Überreste der alten Ideologie einer liberal-bürgerlichen Universität werden in dem Augenblick nichtssagend, wo ihre gesellschaftliche Basis verschwindet. Die Universität konnte sich in der Epoche des Freihandelskapitalismus und seines liberalen Staates als autonome Macht verstehen, da er ihr eine gewisse marginale Freiheit gewährte. Sie hing in Wirklichkeit eng von den Bedürfnissen dieser Art von Gesellschaft ab: der privilegierten studierenden Minderheit eine angemessene Allgemeinbildung zu vermitteln, bevor sie sich wieder in die herrschende Klasse einreiht, die sie kaum verlassen hatte.“

Die für den Druck verantwortlichen Studenten wurden daraufhin von der Hochschule exmatrikuliert, die Broschüre aber fand weite Verbreitung unter den 1968 revoltierenden Studenten, und wurde auch in andere Sprachen übersetzt, obwohl der Rektor der Straßburger Universität ihren Verfassern empört noch eine psychiatrische Behandlung nahegelegt hatte.


Im Frühling 1968 kam es in Frankreich zu den Mai-Unruhen. Aus einer Besetzung der Pariser Universität Sorbonne entwickelt sich am Ende ein Generalstreik.

Rene Vienet, der wie 2 weitere Mitglieder der S.I. direkt an den Besetzungen an der Sorbonne beteiligt war, schreibt über diese Zeit:

„Die kapitalisierte Zeit stand still. Ohne Zug, ohne Metro, ohne Auto, ohne Arbeit holten die Streikenden die Zeit nach, die sie auf so triste Weise in den Fabriken, auf den Straßen, vor dem Fernseher verloren hatten. Man bummelte herum, man träumte, man lernte zu leben.“

Von der Verwicklung in die Studentenunruhen, und ein paar Kunstskandalen abgesehen blieben die weitaus radikaleren Forderungen der Situationistischen Internationalen allerdings größtenteils Theorie.

1972 löste sich die Gruppe auf, nach eigenen Angaben, um nicht zu erstarren und selbst zum Klischee zu werden, nicht zuletzt aber wohl auch aus Enttäuschung über die internationale Studentenbewegung und das von ihr Erreichte. Zu dieser Zeit bestand die Gruppe nur noch aus einem kleinen Kreis um Debord.

Im angelsächsischen Raum existierten noch längere Zeit situationistische Gruppen wie King Mob oder das Bureau of Public Secrets von Ken Knabb. Bekannt sind Aktionen wie der falsche Weihnachtsmann von King Mob, der zur Weihnachtszeit in Kaufhäuser ging und dort das Spielzeug aus den Regalen direkt an Kinder verschenkte. Die herbeigerufene Polizei musste den Kindern die Waren wieder abnehmen, die dann ungläubig dabei zusahen, wie der Weihnachtsmann verhaftet wurde.

Die Situationisten versuchten, ästhetische Konzepte auf die Gesellschaft zu übertragen, ähnlich wie z.B. auch Joseph Beuys, Fluxus, Konzeptkunst und andere zeitgenössische Strömungen in der Kunst: „Schön“, „ästhetisch“ interessant waren, bezogen auf ihren Kunstbegriff, Situationen, in denen sich Menschen unmittelbar frei und gleichberechtigt begegnen, austauschen, sich selbst verwalten, kreativ sein, sich ihren Leidenschaften hingeben, keinerlei unnötigen Zwängen mehr unterliegen würden.

„Wir meinen zunächst, daß die Welt verändert werden muß. Wir wollen die am weitesten emanzipierende Veränderung von der Gesellschaft und dem Leben, in die wir eingeschlossen sind. Wir wissen, daß es möglich ist, diese Veränderung durch geeignete Aktionen durchzusetzen. Es ist gerade unsere Angelegenheit, bestimmte Aktionsmittel anzuwenden und neue zu erfinden, die auf dem Gebiet der Kultur und der Lebensweise leichter zu erkennen sind, aber mit der Perspektive einer gegenseitigen Beeinflussung aller revolutionären Veränderungen angewandt werden.“

Die Situationisten agierten somit in der Tradition von Dada und dem Surrealismus: „Der neue Künstler protestiert“, schrieb Tristan Tzara 1919, „er malt nicht mehr symbolistische und illusionistische Reproduktion, sondern handelt unmittelbar schöpferisch“. Der situationistische Slogan „Nimm deine Wünsche für Wirklichkeit“ verweist direkt auf die Beschäftigung der Surrealisten mit der Psyche und wurde später von Deleuze und Guattari im Begriff der „Wunschmaschine“ weiterentwickelt. Ein weiterer Slogan lautete: „Leben ohne tote Zeit!“

Geprägt sind ihre Anfänge aber auch von der Philosophie des Existentialismus der 1950er Jahre. Und auch wenn sich Situationisten nicht ausdrücklich auf ihn bezogen, hatte bereits Friedrich Schiller in seiner Schrift Über die ästhetische Erziehung des Menschen moralphilosphische Überlegungen angestellt, nach denen etwa der Zustand der Freiheit, verbunden mit ästhetischer Erziehung, den Menschen dazu bringe, aus eigenem Antrieb in „edler“ Weise moralisch zu handeln (23. Brief). Solche humanistischen Ideen lassen sich weiter bis in die antike Philosophie zurückverfolgen.

Die Kunst selbst sollte nun durch ihre Verwirklichung im Leben „aufgehoben“ werden, was bedeutete, dass Poesie oder künstlerisches Denken und Handeln nicht mehr nur auf Leinwänden, sondern in der Gestaltung der alltäglichen Lebenswelt Aller stattfinden sollte. Dies bedeutete dann das „Ende der Kunst“ - als Kategorie wäre der Begriff dann sinnlos, denn er würde keinen speziellen Ort für etwas bezeichnen, das anderswo nicht stattfände, sondern „alles“ wäre (auch) Kunst.

Ähnlich beabsichtigten sie mit der Grenze zwischen Arbeit und Freizeit zu verfahren. Arbeit als Mühsal, Fron, „entfremdete“ Lohnarbeit wurde als unnötig und dem menschlichen Wesen nicht gemäß empfunden, das Umhervagabundieren oder sich Verlaufen, sich Betrinken dagegen wurde mit dem Ernst von Wissenschaftlern künstlerisch erforscht und dokumentiert.


Bekanntestes literarisches Werk aus dem Umfeld der S.I. ist Debords Buch „Die Gesellschaft des Spektakels“, eine radikale Abrechnung mit dem Kapitalismus und dem Ostblock-Sozialismus zugleich. Dabei nimmt Debord u.a. Bezug auf die Geschichte des Anarchismus, aber auch auf Motive von Hegel und auf Texte von Karl Marx, sowie Georg Lukács. Es zeigt aber auch den Blick der Situationisten auf die Welt: Seit den 20er-Jahren habe sich in Ost und West gleichermaßen die Wirtschaft verselbstständigt, sei zu einer autonomen Macht geworden, die mit ihren Gesetzen das Leben der Menschen beherrsche. Das Spektakel transportiere verschiedene Ideologien, denen aber allen die Entfremdung des Menschen gemeinsam sei (siehe Haupt-Artikel Die Gesellschaft des Spektakels).

„Sei realistisch, verlange das Unmögliche
Aus dem Widerspruch zwischen eigenen Idealen und der vorgefundenen Realität entstand die situationistische Kritik.
Die Situationisten waren allerdings nie an einem Zurück zu vermeintlich besseren alten Zuständen oder Mythen wie Religion, Ideologie oder „Natürlichkeit“ interessiert. Sie vertrauten u.a. auf die befreienden Wirkungen von Technik und hatten die Zweckentfremdung und Umgestaltung der modernen Industriegesellschaft durch Liebe, Subjektivität, Kunst und Fantasie zu einem Ort, an dem Genuss, Zufall und Menschlichkeit wieder ihren rechtmäßigen Platz bekämen, vor Augen. Sie sahen ihre Revolte gegen die Technokratie und die erhoffte Revolution als ein Fest an. Eine ihrer Strategien war, den Kapitalismus mit seinen Glücksversprechen einfach beim Wort zu nehmen, dieses versprochene Glück also ganz real und sofort einzufordern, wodurch sich dann eine Diskrepanz zwischen Versprechen und Realität auftäte, die eine Überwindung des Kapitalismus befördern würde. Ihre politischen Vorstellungen für ein Danach sahen vage eine Rätedemokratie vor.

Die politischen Gruppen ihrer Zeit sahen sie als engstirnig, dogmatisch und ungebildet an, und teilten ihnen dies auch immer wieder mit. Ideelle Verbündete waren die Zengakuren-Bewegung in Japan, oder die Rocker, denen sie jedoch ein mangelndes Bewusstsein attestierten, durch das sie am Ende doch nur zu bloßen Konsumenten in einem rebellischen Outfit würden.

Titel eines späteren Films von Debord ist das lateinische Palindrom „In girum imus nocte et consumimur igni“ („Wir gehen des Nachts im Kreise und werden vom Feuer verzehrt“). Hier findet sich die Gruppe vielleicht in ihrer Grundstimmung auch zutreffend beschrieben, sie ahnten immer die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens. Sie betrachteten es (auch) als Spiel.


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 06:01
Sie verehrten Baltasar Gracián, alte Anarchisten, Charles Fourier, den jungen Marx und die Pariser Kommune, lehnten aber den Ostblock-Sozialismus genauso ab wie den westlichen Kapitalismus. Ihnen zufolge war es egal, ob man in der kapitalistischen oder kommunistischen Fabrik monotone Arbeit verrichtete oder sich in der standardisierten modernen Wohnung beim Fernsehen langweilte, ob marxistische Führer und Parolen oder Werbung für Produkte auf den Werbetafeln erschienen, sie betonten die Ähnlichkeiten der beiden damals maßgeblichen Systeme im Alltagsleben des Einzelnen, und waren immer mehr an Subversion, Metaebenen und Verwirklichung von Leidenschaften interessiert als an der Tagespolitik, den Ideologien, Moden oder Parteien, die sie alle als Teil des Spektakels ablehnten. Nicht nur in den Befürwortern und Vertretern der bestehenden Ordnung, sondern besonders in einer verwässerten, konsumierbaren (Schein-)Kritik am Bestehenden, die letztlich nur sein Fortbestehen ermöglicht, sahen sie ihre Opponenten.

Dem Menschenbild Homo oeconomicus stellten die Situationisten das des Homo ludens gegenüber. Sie wandten sich somit gegen jede Verfestigung, Erstarrung, Absolutierung. Dabei betonten sie immer wieder, dass es keinen „Situationismus“ als „-ismus“, als starre Ideologie gebe: Sie behaupteten, der Begriff Situationismus sei eine Erfindung ihrer Gegner. Sie wendeten sich auch gegen ihre eigenen Fans und Bewunderer, denen sie vorwarfen, ihre Bewunderung stelle nur eine Form von Konsum und Mystifikation dar, keine „aktive“ Teilnahme an ihrem Projekt.

„Die kapitalistische bzw. angeblich antikapitalistische Welt organisiert das Leben spektakulär … Es kommt nicht darauf an, das Spektakel der Verweigerung auszuarbeiten, sondern das Spektakel selbst abzulehnen. Die Elemente der Zerstörung des Spektakels müssen gerade aufhören, Kunstwerke zu sein, damit ihre Ausarbeitung KÜNSTLERISCH im neuen und authentischen von der S.I. definierten Sinne ist. Es gibt weder einen ‚SITUATIONISMUS‘, ein situationistisches Kunstwerk noch einen spektakulären Situationisten. Ein für allemal.“

– Raoul Vaneigem

Zeitgenossen äußerten sich über so viel Radikalität teils spöttisch, teils hysterisch. Situationistische Ideen wurden aber populär, Autoren wie Henri Lefebvre sympathisierten in Blättern wie Arguments offen mit ihnen.


Situationisten gingen immer vom subjektiven Erleben des Einzelnen, seinen Wünschen und Begierden aus. Dies war für sie der Angelpunkt jeder politischen Forderung
Ziel war die Auflösung der Grenze zwischen Kunst und Leben ebenso wie eine grundlegende Umgestaltung der Stadtstrukturen und der gesellschaftlichen Normen. Die S.I. agierte sowohl mittels künstlerischer Aktionen als auch politisch und „psychogeographisch“. Der Begriff „Psychogeographie“ bezog sich auf Bewegung und Leben in Städten, aber auch auf Stadtplanung und Organisation der psychischen Potentiale. Es ging den Situationisten um die Erfindung neuer Bedingungen des Lebens, die neue Möglichkeiten menschlichen Verhaltens („Abenteuer“) bieten würden, jenseits von wirtschaftlichen Sachzwängen
Mit umgestalteten Comics, in denen die Texte ausgetauscht und mit situationistischen Ideen ersetzt wurden, mit ihren Postern, Grafiken, Publikationen und Aktionen stellten sie auch eine frühe Form der Kommunikationsguerilla dar. Sie arbeiteten zugleich auf theoretischer, symbolischer und praktischer Ebene. Interessiert verfolgten sie die Berichterstattung über sich selbst in den Medien und druckten gerne Verrisse ihrer Gruppe in ihrer eigenen Zeitung ab. Sie waren sich immer über das Bild bewusst, das sie vermittelten, und spielten damit.

Entscheidend waren für Situationisten immer auch die Fragen des Stils, von ähnlichen politischen Bestrebungen grenzten sie sich u.a. auch durch ihre zelebrierte Eleganz ab, die z.B. in ihrer Sprache, den Inszenierungen ihrer Konferenzen oder der klaren und minimalen Ästhetik ihrer Publikationen Ausdruck fand. Die Ästhetik der Hippie-Bewegung wiesen sie zurück.

Die Situationisten führten Begriffe ein wie:
* „Trennung“ (die Atomisierung der menschlichen Beziehungen unter den Bedingungen des „Spektakels“
* „Situation“
* „Dérive“ (das Erkunden einer Stadt durch zielloses Umherschweifen)
* „Détournement“ (die Zweckentfremdung von beispielsweise Filmsequenzen, Fotos, Comicbildern, Gebäuden durch veränderten Text/Kommentar/Schnitt/Gebrauch)
* „Negation“
* „Rekuperation“ (die jedes Mal stattfindende Vereinnahmung oder Simulation von Rebellion, Rebellion als Ware)
„Sobald ein mythisches Gebäude in Widerspruch zu der sozioökonomischen Wirklichkeit tritt, öffnet sich ein leerer Raum zwischen der Lebensweise der Menschen und der herrschenden Erklärung der Welt, die plötzlich unangemessen wird, auf dem Rückzug ist.“

„Die Liebe ist niemals von einem gewissen heimlichen Widerstand abgerückt, den man Intimität getauft hat. Sie wurde von dem Begriff des Privatlebens geschützt, aus dem hellen Tag vertrieben (der der Arbeit und dem Konsum vorbehalten ist) und in die verborgenen Winkel der Nacht, in das gedämpfte Licht verdrängt. Auf diese Weise ist sie der großen Integrierung der Aktivitäten des Tages entgangen“


„Der Dadaismus wollte die Kunst aufheben, ohne sie zu verwirklichen; und der Surrealismus wollte die Kunst verwirklichen, ohne sie aufzuheben. Die seitdem von den Situationisten erarbeitete kritische Position hat gezeigt, daß die Aufhebung und die Verwirklichung der Kunst die unzertrennlichen Aspekte ein und derselben Überwindung der Kunst sind.“

„Mit der Automation, die der fortgeschrittenste Bereich der modernen Industrie und zugleich das Modell ist, in dem sich deren Praxis vollkommen zusammenfaßt, muß die Warenwelt den folgenden Widerspruch überwinden: die technische Instrumentierung, die objektiv die Arbeit abschafft, muß gleichzeitig die Arbeit als Ware und als einzigen Geburtsort der Ware erhalten. Damit die Automation oder jede andere weniger extreme Form der Produktivitätssteigerung der Arbeit, die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit wirklich nicht verkürzt, müssen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Tertiärsektor, die Dienstleistungen sind das ungeheure Ausdehnungsfeld für die Etappenlinien der Distributions- und Lobpreisungsarmee der heutigen Waren; gerade in der Künstlichkeit der Bedürfnisse nach solchen Waren findet diese Mobilisierung von Ergänzungskräften glücklich die Notwendigkeit einer solchen Organisation der Nachhut-Arbeit vor.“


„Nachdem man die Produkte der Avantgarde ästhetisch neutralisiert auf den Markt gebracht hat, will man nun ihre Forderungen, die nach wie vor auf eine Verwirklichung im gesamten Bereich des Lebens abzielen, aufteilen, zerreden und auf tote Gleise abschieben. Im Namen der früheren und jetzigen Avantgarde und aller vereinzelten, unzufriedenen Künstler protestieren wir gegen diese kulturelle Leichenfledderei und rufen alle schöpferischen Kräfte zum Boykott solcher Diskussionen auf. (…) Wir, die neue Werte schaffen, werden von den Hütern der Kultur nicht mehr nur lauthals bekämpft, sondern auf spezialisierte Bereiche festgelegt, und unsere Forderungen werden lächerlich gemacht.“

„Dieser Ausbruch ist hervorgerufen worden von einigen Gruppen, die sich gegen die moderne Gesellschaft auflehnen, gegen die Konsumgesellschaft, gegen die mechanische Gesellschaft, sei sie nun kommunistisch im Osten oder kapitalistisch im Westen. Gruppen, die (…) sich an der Negation, der Zerstörung, der Gewalt, der Anarchie ergötzen, die schwarze Fahne schwingen.“

– De Gaulle am 7. Juni 1968 in einer Fernsehansprache über die Studentenunruhen und den Generalstreik

„Alle in der SITUATIONISTISCHEN INTERNATIONALE veröffentlichten Texte dürfen frei und auch ohne Herkunftsangabe abgedruckt, übersetzt oder bearbeitet werden.“


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 06:05
Die Situationisten stellen eine der letzten klassischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts dar, ihr Ende markiert für manche Betrachter auch den Übergang zur Postmoderne. In Amerika etwa waren Künstler wie Andy Warhol schon längst dabei, mit einer seriellen Ästhetik der Ware zu arbeiten, oder ihre eigene Entfremdung zu genießen und somit zu negieren. Mit dePostmoderne kamen auch andere Arten des Sprechens auf, Strategien wie Ironie oder scheinbarer oder wirklicher Affirmation. Aus Sicht Debords bestand die Notwendigkeit einer radikalen Negation der bestehenden Verhältnisse jedoch fort. Pop-Art und andere Spielarten des Kunstbetriebs widerlegen aus situationistischer Sicht nicht das Ende der Kunst.

Die Rezeption der situationistischen Bewegung heute ist sehr unterschiedlich, und auch kontrovers: Die Spannbreite reicht von einer Wahrnehmung der Situationisten als rein avantgardistischer oder architekturtheoretischer Künstlergruppe mit (wort)radikalem Gestus, über verklärend-verharmlosende affirmative Aneignungen im Kunstbereich oder sogar in der Werbung, über Weiterentwicklungen und Hybridisierungen ihrer Theorie in Kunst wie in Politik, bis hin zu Darstellungen der S.I. als rein politischer linksradikaler Gruppierung, die die Kunst nur noch überwinden, und real ausschließlich eine politische Revolution verursachen wollte. Dabei werden häufig innere Heterogenität und Diskussionen der Gruppe übersehen. Die Situationisten selbst verstanden ihre Forderungen nachweislich von Anfang an auch politisch, das Verhältnis zur Kunst und Künstlerrolle wandelte sich dabei über die Zeit mit der Struktur der Mitglieder.

Viele ursprünglich situationistische Forderungen sind heute längst Allgemeingut geworden (etwa die Aufhebung der Trennung von Arbeit und Freizeit), oder werden heute diffus „den 68ern“ zugeschrieben. Andere gerieten wieder in Vergessenheit. Im Zuge etwa von Arbeitslosigkeit und der aktuellen Diskussion um eine „Neue Bürgerlichkeit“ haben Forderungen wie die nach radikaler Selbstverwirklichung nur wenig Konjunktur.

Die Fluxus-Bewegung hatte teils ähnliche Ziele und Methoden, war aber wesentlich weniger politisch orientiert und bewegte sich mit ihren Happenings eher auf sicherem Kunstterrain.
Auch in der zeitgenössischen Kunst bezieht man sich hin und wieder auf situationistische Forderungen, z.B. Park Fiction Projekt.
Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie widmete Guy Debord 2001 eine große Ausstellung.
Tachistische Malerei findet sich fast nur noch als Design auf Kleidung, Autos und Gardinen.
Psychogeographische Fragestellungen werden u.a. in der Architekturpsychologie erforscht.

Das Museum Tinguely zeigt vom 4. April bis 5. August 2007 in Basel eine umfangreiche, in Kooperation mit dem Centraal Museum Utrecht entwickelte Ausstellung über die Situationistische Internationale unter dem Motto „In girum imus nocte et consumimur igni“.

Situationistische Ideen, bzw. eine radikale Ästhetik wurden von einigen Hardcore-Punk-Bands wie Nation of Ulysses, oder der schwedischen Band Refused aufgegriffen: In ihren beigelegten Booklets forderten sie die Aufhebung der Grenze zwischen Kunst und Leben, was ihrer Meinung nach nur durch revolutionäre Überwindung des Kapitalismus möglich sei. Malcolm McLaren und Jamie Reid, Manager und Grafiker der Sex Pistols haben sich an der Hochschule für die Ideen und Aktionen der S.I. begeistert. Ebenso wurden die Manic Street Preachers sowie Tocotronic vom Situationismus beeinflusst.

Die Zeitschrift Pflasterstrand verwies in ihrem Titel auf das berühmte Zitat, geriet inhaltlich aber bald in Widerspruch zu situationistischen Forderungen.
Im angelsächsischen Raum berufen sich verschiedene Gruppen auf situationistische Ideen, etwa Angry Brigade, Class War, Neoismus und die Reclaim the Streets, Adbusters-Kampagnen oder Libre Society.
Die Kritik an der Arbeit wird von Gruppen wie den Glücklichen Arbeitslosen fortgesetzt. Dabei wird die Kritik der Arbeit von der Notwendigkeit einer Kritik von Kapital und Staat getrennt, an diesem Zusammenhang hält die Arbeitskritik der Gruppe Krisis fest. Auch im Rahmen der Kritik am bestehenden Konsumismus wird auf den Situationismus Bezug genommen.

Im Zuge einer aktuellen Diskussion um eine Neubewertung der Bewegung von 1968 in Deutschland, ihrer Motive und Folgen, kommen die Situationisten und ihre Ziele bisher kaum vor, im Vordergrund stehen zeitgenössische Protagonisten in Deutschland wie Rudi Dutschke.Erst in jüngerer Zeit beginnt ein Teil der radikalen Linken in Deutschland den Situationismus zu debattieren. Biene Baumeister et. al.haben ein in diesen Kreisen beachtetes Einführungsbuch veröffentlicht. Darum gab es eine Diskussion in der Szenezeitschrift Phase II. Außerdem scheint sich die Berliner Gruppe „Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft locker auf die Situationistische Internationale zu beziehen, deren Texte sie auch verlegen. Interessant in dieser Hinsicht ist auch eine kaum beachtete Szenezeitschrift, die sich schlicht „Magazin" nennt und welche sich offensichtlich in der Tradition der Situationistischen Internationale verortet – wenn auch die Einflüsse dieser Zeitschrift vielfältig sind und bis zur deutschen Klassik und den französischen Aufklärern reichen. Die beiden letztgenannten Gruppen lehnen sogar das erwähnte Einführungsbuch vehement ab und beschimpfen dessen Autoren in sektiererischer Manier als „Anti-Situationisten“, wobei im Fall des „Magazin“nicht einmal davor zurückgeschreckt wird, die politischen Gegner öffentlich als „Klobürsten“ zu benennen. Wobei diese Geschmacklosigkeit ganz den Stil der S.I. kopiert.



Von situationistischen Ideen beeinflusst ist die Philosophie der Postmoderne (Poststrukturalismus), beispielsweise frühe Werke des Philosophen Jean Baudrillard („Die Agonie des Realen“), oder der Begriff des Simulacrum. Da Baudrillard die Ununterscheidbarkeit von Realität und Simulation behauptet, läuft seine Theorie auf die Unmöglichkeit von Kritik hinaus.
Der Schriftsteller Greil Marcus stellte in seinem Buch „Lipstick Traces“ geheime gedankliche Verbindungen zwischen manchen Traditionen der christlichen Mystik, der Kunstrichtung Dada, der Frankfurter Schule (Adorno), den Situationisten und Punk her.

Zu den Zeitschriften, die in Frankreich an die situationistische Kritik anknüpften, gehören die von Jaime Semprun geleitete Encyclopédie des Nuisances, zu der Debord einzelne Beiträge schrieb, und der 1997 gegründete Oiseau-tempête.
Malcolm McLaren gibt an, er habe Punk wegen der Situationisten erfunden. Weiters leben Situationistische Strategien und Überzeugungen fort in manchen Aktionen der Kommunikationsguerilla oder der Hacker-Kultur und auch das spätere Konzept der „temporären autonomen Zone“ des Schriftstellers Hakim Bey ähnelt dem der situationistischen Situation.


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 19:52
was das mit der NAB zu tun hat versteh ich nu nur bruchstückhaft, aber der text war trotzdem enorm informativ, auch wenn ich ihn nur in mehreren anläufen gelesen habe


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 20:32
Würde sagen das diese Gruppierung eine Gesellschaftliche veränderung anstreben , und zwar in eine Richtung die wir so noch nicht kennen.Würde auch einmal sagen das Geld nicht der einzige motor einer gesellschaft sein sollte.


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

19.01.2008 um 20:44
...aber leider der einzige ist.
und das wird wohl leider auch imemr so bleiben.


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Doors ehemaliges Mitglied

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NAB Neue avantgardistische Bewegung

21.01.2008 um 11:22
Noch eine Avantgarde, die sich als Vorhaut der Arbeiterbewegung versteht?
Wenn's drauf ankommt, zieht sie sich zurück.


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

21.01.2008 um 13:34
Wenn du das so bezeichnen willst... ;)
Wir bezeichnen es als Taktischer Rückzug, um die Welt selber ins Verderben laufen zu lassen :D


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NAB Neue avantgardistische Bewegung

22.01.2008 um 12:08
Ohh, ja! Der war gut,doors.


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