Das böse Grünkäppchen und der Wolf




Es war einmal ein Kind, das hatte immer eine grüne Kappe auf, deswegen nannte es jeder „Grünkäppchen„. An einem Morgen sagte die Mutter: „Geh in den Wald zu deiner Oma und bring ihr was zu essen.„ Da ging das Grünkappchen fort in den Wald. Sie traf den lieben Wolf, der immer hilfsbereit war und die Menschen so nett fand, dass er sich schon als Kind entschlossen hatte Vegetarier zu werden.

Der Wolf fragte: „Soll ich dir tragen helfen?„
Da sagte das Grünkäppchen: „Nein, aber du wärst bestimmt ein gutes Essen für meine Oma!„
Sie wollte gerade das Messer herausholen, um den Wolf zu schlachten, da rannte der Wolf Hals über Kopf weg, weil er Angst bekommen hatte.
Zuerst versteckte er sich in seiner Höhle.
Er dachte sich: „Da habe ich ja gerade noch einmal Glück gehabt. Es stimmt also doch, was meine Mutter mir immer gesagt hat, die Menschen sind böse und wir müssen sie deshalb alle auffressen.
Am besten fange ich gleich mit dieser Großmutter an, der ich anscheinend zum Mittagessen serviert werden sollte.„
Da er das Grünkäppchen schon öfter auf ihrem Weg beobachtet hatte, wusste er, wo die Großmutter wohnte und machte sich gleich auf den Weg.
Dort angekommen, klopfte er an die Tür und sagte mit zarter Stimme: „ Hallo, ich bins, das Grünkäppchen. Ich bringe dir etwas zu essen.„
Die Oma ließ den Wolf ein.
Der Wolf, der ja eigentlich Vegetarier war, musste zuerst seinen Ekel vor Menschenfleisch überwinden, doch er war so verärgert, dass er schließlich die Großmutter mit einem Biss verschlang. Obwohl ihm schon fast schlecht war, ersann er den Plan, sich jetzt als Oma zu verkleiden und auf das Grünkäppchen zu warten, denn dieses war ja der Auslöser seiner großen Wut gewesen. Gesagt, getan! Er zog sich das Häubchen der Oma auf, das ihr, als er sie gepackt hatte, heruntergefallen war, und legte sich ins Bett. Da kam auch schon das Grünkäppchen.
Als es die „Oma„ im Bett liegen sah, kam sie ihm irgendwie anders vor.

Das böse Grünkäppchen fragte frech: „ Hey Alte, wie siehst denn du aus? Mit deinen großen Godzilla-Augen, den Riesen-Lauschern und diesen Affen-Händen siehst du ja noch schlimmer aus als sonst. Aber das Schlimmste ist ja dieses Maul. Hast du etwa dein Gebiss verschluckt?„
Da antwortete der Wolf: „Nein, ganz im Gegenteil, aber jetzt verschluck ich dich!„
Und bevor das Grünkäppchen noch merkte, was hier los war, war es schon im Bauch des Wolfes gelandet.
Dem war nun furchtbar übel, weil er ja Fleisch nicht gewohnt war. Er musste ganz laut stöhnen, da er so starke Bauchschmerzen hatte.

Das hörte der Jäger, der gerade vorbeikam. Er lief schnell ins Haus und riss die Tür auf. Als er den Wolf mit dem Häubchen der Oma sah, zog er sein Gewehr und drückte ab, weil er schon immer unheimlich große Angst vor wilden Tieren gehabt hatte. Der Wolf sank leblos zusammen. Der Jäger wollte ihm das Fell abziehen, um es an den Pelzhändler teuer zu verkaufen. Also schlitzte er den Wolf der Länge nach auf. Da purzelten ihm die Oma und das Grünkäppchen entgegen, die wie durch ein Wunder überlebt hatten.

Das böse Grünkäppchen aber dachte nicht im Traum daran, dem Jäger zu danken, sondern riss ihm sein Gewehr aus den Händen und erschoss ihn. Die Oma fragte ganz entsetzt: „Warum hast du denn das getan?„ Das Grünkäppchen antwortete: „Das Fell bringt einfach zu viel Kohle, um es dem blöden Jäger zu überlassen. Es zog dem armen Wolf das Fell ab, verkaufte es dem Fellhändler und kaufte sich ein furchtbar teures rotes Käppchen, weil ihm sein grünes noch nie gefallen hatte. Das war auch ein genialer Plan. Denn nun erkannte es niemand mehr und der Mörder des Jägers konnte nie gefunden werden. Und wenn es nicht gestorben ist, läuft es heute noch mit seinem roten Käppchen durch die Wälder und verschreckt harmlose Waldbewohner.