Vor 60 Jahren testete die Sowjetunion in Kasachstan ihre erste Atombombe. Noch heute leiden die Menschen unter der Radioaktivität, die Nuklearforscher dabei freisetzten

Der Stolz der sowjetischen Kernphysiker ruht auf einem 30 Meter hohen Turm. Wenn die Nuklearexperten ihre Mission erfüllen, dann wird dort in wenigen Minuten nur noch ein Loch sein.


Nuklear-Held
Denkmal für Atombombenbauer Igor Kurtschatov auf dem Hauptplatz des Städtchens.


Die Wissenschaftler sind aufgeregt und genauso unruhig wie die 1538 Tiere, die rund um das Experimentierfeld unter und über der Erde in ihren Käfigen sitzen. Um sie herum stehen Attrappen von Häusern, Panzern und Flugzeugen. Die Menschen ziehen sich in Schutzräume zurück, die Versuchstiere bleiben in der Gefahrenzone. Dann zündet das sowjetische Atomteam in Semipalatinsk-21 die Bombe.

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Heute ist Kurtschatov eine Geisterstadt. Von rund 50.000 Einwohnern ist nur ein Fünftel geblieben. Viele Häuser stehen leer, die Fenster sind vernagelt.
Kairat Kadyrzhanov, Direktor des Nuklearzentrums, sagt, dass fünf Prozent des ehemaligen Testgeländes noch immer "schwer verstrahlt" seien.
Am 29. August 1949 explodiert auf dem Testgelände in der Steppe Kasachstans, fast 3000 Kilometer östlich von Moskau, die erste sowjetische Atombombe. Sie hinterlässt eine tellerförmige Mulde. Das Stahlgerüst verschwindet, ist ebenso wie die Attrappen pulverisiert, verdampft und mit der Explosionswolke verweht. Die Tiere in den Käfigen sind tot. Die Wissenschaftler haben ihren Auftrag erfüllt. Stalin ist begeistert.

Der Diktator hat die Forschung an der neuen Waffe noch während des Zweiten Weltkrieges befohlen. Der sowjetische Geheimdienst hatte zuvor herausgefunden, dass Physiker in Nazideutschland und den USA um die Wette an der Strahlenwaffe forschten. Josef Stalin will nicht zurückstehen.

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Ground Zero ist eines von drei Testgebieten in Kasachstan.
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In Stein gemeißelter Atompilz
Denkmal für die Opfer der Atombombentests am Rande von Semipalatinsk.