Auch dieser Text stand vorher in meinem Profil und benötigte dort viel Platz.

Wie ich zum Ufo-Skeptiker wurde
Eine kurze Erläuterung, weshalb ich heute ein Ufo-Skeptiker bin:

Als 13-Jähriger, der zu Hause kein Sackgeld bekam, versuchte ich in meiner Freizeit etwas Geld zu verdienen, indem ich in Brockenhäuser (eine Art Gebrauchtwarenladen in der Schweiz) unkomplette Enzykopädien aufstöberte und die dann zu komplettieren versuchte. Die vollständigen Enzyklopädien liessen sich für gutes Geld an den Mann, bzw. an die Frau bringen. Neben den Lexikas suchte ich auch nach Erstausgaben und vom Autor signierten Büchern und vor allem auch nach pornographischen Büchern (Wenn man für zwei Franken das bebilderte Kamasutra kaufen kann, dann kauft man sich nicht unbedingt die Bravo am Kiosk).
Die Bücher wurden in dem Brockenhaus nach Gewicht und Erhaltungszustand verkauft und eine der dort anwesenden Verkäuferinnen schaute sich meine Bücher jeweils nicht mal an und war auch bei der Preisgestaltung meist sehr kooperativ. Ich kaufte nur, wenn sie dort war.
Einmal, als ich mich an einem Samstagnachmittag im Brockenhaus wieder durch das "neue" Material gewühlt hatte und eigentlich schon wieder mit leeren Händen abziehen wollte, kam eine Frau mit einem Riesenstapel Büchern und erklärte, dass ihr ganzes Auto noch voll davon wäre. Die Bücher hatten einem kürzlich verstorbenen Mann gehört, der eine ziemlich umfangreiche Büchersammlung hatte. Ich witterte Beute und bot sofort meine Hilfe beim Ausladen der Bücher an. Und tatsächlich hatte es einige für mich interessante Bücher dabei und eine Enzyklopädie in einem super Zustand, leider aber komplett und für mich deshalb natürlich unerschwinglich. Die 5 Franken, die ich mir mit Bücher reinschleppen verdiente, investierte ich aber umgehend in einen der Kartons, in dem ich unter anderem auch Pornographie vermutete. Ein Büchlein, das auf dem farbigen Umschlag eine knapp bekleidete Blondine am Kommandopult in einer Art Raumschiff zeigte, liess mich das zumindest hoffen.
Zu Hause angekommen, war ich bei näherer Untersuchung meines Kaufes dann aber extrem enttäuscht, als ich feststellte, dass es sich bei den Büchern hauptsächlich um Bücher zu Ufo-Sichtungen und anderen unerklärlichen Phänonemen handelte. Ufos und paranormale Phänomene hielt ich damals für ein Fantasieprodukt von Idioten. Mein Interesse galt eher der echten Raumfahrt und umso mehr wurmte mich natürlich mein Fehlkauf, da bei den Büchern auch ziemlich viel aus dem Raumfahrtsektor dabei gewesen war und ich die 5 Franken scheinbar so schlecht investiert hatte.
Irgendwann habe ich dann aber aus purer Langeweile trotzdem mal angefangen, diese Ufo-Bücher zu lesen. Eines nach dem andern. Und plötzlich hielt ich es für möglich, dass es vielleicht doch Ufos geben könnte. Können sich all diese Augenzeugen denn täuschen? Alleine die Anzahl der Sichtungen war einfach überwältigend.
Ich hatte kaum verstanden, was in Roswell genau passiert war, da las ich bereits im nächsten Buch schon über einen weiteren spannenden Fall. In mehreren Büchern konnte man lesen, dass das Geheimnis der Ufos nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben würde. Die Ufos würden schon bald auf der ganzen Welt zu einem alltäglichen Anblick werden.
Aussagen wie diese brachten mich dann etwas zum Zweifeln, denn die Bücher waren hauptsächlich aus den 50er und 60er Jahren. Wie konnte es also sein, dass ich selbst noch nie eine fliegende Untertasse gesehen hatte und auch niemand, den ich kannte?
Zudem fiel mir ein Muster auf, das sich durch die ganze Ufo-Literatur zog. Sobald es darum ging, irgendwelche harten Fakten zu präsentieren, versteckten sich die Autoren hinter den gleichen Floskeln: Film vom Militär beschlagnahmt-Fotos vom Geheimdienst zurückgehalten-Augenzeugen unter Druck gesetzt-Zeugen bei mysteriösem Unfall getötet-Film von Blitz zerstört.
Irgendwie kam mir das komisch vor, dass es keine Fakten gab, sondern immer nur irgendwelche phantastischen Zeugenaussagen und kaum Fotos, die das Belegten. Fotos von Ufos waren durchwegs unscharf und man konnte keinerlei Details erkennen. Die toten Aliens sahen mal aus wie ein toter Chinese und ein anderes mal wie ein überfahrener Frosch, auch hier gab es kaum Details zu erkennen.
So viele Fälle, darunter angebliche Abstürze von ausserirdischen Flugobjekten und trotzdem kein einziges vernünftiges Foto von einem Ufo oder einem Ausserirdischen. Irgendwie wurde ich immer skeptischer.
Der Gang in die öffentliche Bibliothek war der nächste logische Schritt und ich lieh mir alles aus, was ich zu dem Thema finden konnte. An den tadelnden Blick der Bibliothekarin, wenn ich sie wieder mal mit einer Karte mit einem von mir gewünschten Titel Richtung Archiv schickte, gewöhnte ich mich schnell.
Für eine Weile war ich beschäftigt mit vielen neuen Fällen. Es gab so viele Fälle, es wurde schlicht unüberschaubar. Aber auch hier zeigte sich bald das gleiche alte Problem. Viele Mutmassungen, keine Fakten und die Fotos immer noch unscharf und ohne Details. Zudem waren viele Bücher esoterisch angehaucht und die Autoren berichteten teilweise haarsträubende Geschichten von Erlebnissen mit Ausserirdischen auf irgendwelchen fremden Planeten. Die Erlebnisse haben aber alle eines gemeinsam: Es gibt keinerlei Beweise oder Indizien dafür, dass sich das tatsächlich so oder ähnlich abgespielt hat. Irgendwann gab ich entnervt auf, denn so sehr ich nach irgendeinem überzeugenden Fall oder einem klaren Indiz suchte, ich wurde nicht fündig. Für mich war es irgendwann glasklar, dass die Ufos keine Ausserirdischen sind, die uns auf der Erde besuchen, sondern irgendein unverstandenes Naturphänomen, das ein paar Autoren zum Anlass nehmen, einigen Leuten phantastische Bücher nicht als Science-Fiction-Literatur, sondern als reale Geschichten zu verkaufen.
All dies liegt schon Jahre zurück, aber immer wenn ich mich wieder mal mit der Ufo-Thematik auseinandersetzt, komme ich zu diesem Fazit.