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Georg Trakl. Der Dichter, geboren am 3. Februar 1887 in Salzburg,
nahm sich am 3. November 1914 in Krakau das Leben.
Foto: Georg-Trakl-Forschungs-und-Gedenkstätte, Salzburg



Trakls letztes Gedicht ist nach der Schlacht von Grodek, an der er als Sanitätsleutnant teilgenommen hat, benannt, und ist voll Schmerz und Trauer über den tödlichen Krieg, der auch ihm letztlich das Leben kostet. Am 3. November 1914 stirbt Trakl an einer Überdosis Kokain, und bis heute ist nicht geklärt, ob er auf diesem Weg den Freitod gewählt hat.
Grodek

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.
4f0a27a93100b7b3 Trakl - Grodek HandschriftOriginal anzeigen (1,5 MB)
Manuskript von Georg Trakls letztem Gedicht „Grodek“, 1914 (Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Universität Innsbruck).
Quelle: Österreichische Akademie der Wissenschaften



trakl grodek
Faksimile der Erstausgabe in Der Brenner 1915, S. 14.
Quelle: Textkritik