Ball gross
Hugo Ball. Foto: Hesse-Museum Montagnola

Für Pazifisten war während des Ersten Weltkriegs die Schweiz der sichere Hafen und Zürich wurde zu einem Zentrum für Exilanten aus vielen Ländern. Berühmt ist sicherlich der Kreis russischer Exilanten um Lenin, aber auch aus dem deutschsprachigen Raum fanden sich Künstler, die schließlich die Welt mit absurden Werken nur mehr verlachen konnten, die Dadaisten. Ihr Zentrum wurde das Cabaret Voltaire in der Züricher Spiegelgasse 1. In der Spiegelgasse wohnte übrigens auch Lenin.

Hugo Ball zählte zu ihnen und sein Gedicht Totentanz beeindruckt bis heute.
So sterben wir, so sterben wir.
Wir sterben alle Tage,
Weil es so gemütlich sich sterben läßt.
Morgens noch in Schlaf und Traum
Mittags schon dahin.
Abends schon zuunterst im Grabe drin.

Die Schlacht ist unser Freudenhaus.
Von Blut ist unsere Sonne.
Tod ist unser Zeichen und Losungswort.
Weib und Kind verlassen wir -
Was gehen sie uns an?
Wenn man sich auf uns nur
Verlassen kann.

So morden wir, so morden wir.
Wir morden alle Tage
Unsre Kameraden im Totentanz.
Bruder, reck dich auf vor mir,
Bruder, deine Brust
Bruder, der du fallen und sterben mußt.

Wir murren nicht, wir knurren nicht,
Wir schweigen alle Tage,
Bis sich vom Gelenke das Hüftbein dreht.
Hart ist unsere Lagerstatt
Trocken unser Brot.
Blutig und besudelt der liebe Gott.

Wir danken dir, wir danken dir,
Herr Kaiser, für die Gnade,
Daß du uns zum Sterben erkoren hast.
Schlafe nur, schlaf sanft und still,
Bis dich auferweckt,
Unser armer Leib, den der Rasen deckt.
Ball20Postkarte
Text auf einer Postkarte. Gestaltung: Unbekannt/Gemeinfrei


Hier Hugo Ball bei einer Vorführung 1916 im Cabaret Voltaire

Hugo Ball Cabaret Voltaire
Werbepostkarte für das Cabaret Voltaire. Foto: Unbekannt/Gemeinfrei.