Raab-Metzger

Dies ist der erste Krimi aus der Metzger-Serie des österreichischen Autors Thomas Raab, den ich lese. Es ist bereits der siebte Band (aus 2016) und ich habe ihn wegen des Settings gewählt: Die Morde (bzw. Nicht-Morde) spielen im Umfeld des Literaturbetriebs. Die Handlungskonstellation ist jedoch so dermaßen absurd und konstruiert, dass das Lesen zur Qual wurde.

In die Geschichte stolpert wie immer der Möbelrestaurateur Willibald Adrian Metzger. Der Ausgangspunkt ist ja nicht uninteressant: Der Sohn eines Wurstfabrikanten hat mit Fleisch nichts am Hut und will unter dem Pseudonym Iwan Ketalpow (Sein Familienname Woplatek ist umgedreht und Iwan ist die russische Version seines Vornamens Hans) Schriftsteller werden. Er wird auf ein Internat geschickt, wo er durch seinen Deutschlehrer gefördert wird. Nach zwei von der Kritik gefeierten, aber fast unverkäuflichen Romanen kommt ein absurder Krimi auf den Markt, der ein Bestseller wird.

Metzger kennt den jungen Schriftsteller seit dessen Kindheit, da das alte Fleischergeschäft bei ihm ums Eck war, auch kennt er den Schriftstellerwunsch samt Pseudonym. Beim Besuch einer Lesung erkennt er, dass der lesende Autor nicht Hans Woplatek sein kann, da diesem seit seiner Kindheit nach einem Unfall der rechte Daumen fehle.

Auch noch so halbwegs plausibel ist ein Bruderzwist: Hans' Halbbruder Konrad fängt die Korrespondenz für die Verlagsgenehmigung des Krimis ab (Hans' Freundin hat ohne dessen Wissen den Text eingereicht) und ermordet jenen, indem er einen Selbstmord vortäuscht (Hans hat mehrere Versuche hinter sich). Nur: Hans überlebt mit schweren Lähmungen und sein Tod wird mit Hilfe eines falschen Totenscheins vorgetäuscht. Seine Freundin, ihr Bruder, der Ex-Deutschlehrer, ein bekannter Literaturkritiker und die Verlagsleiterin setzen mit absurdesten Methoden alles daran, dass Konrad überführt wird, was ihnen auch gelingt: Bei einer Verfolgungsjagd stürzt er sich mit seinem Auto über eine Autobahnbrücke.

Was meine ich mit absurd?

Der alte Woplatek (Wurstkaiser) leidet an Lungenkrebs, versöhnt sich mit seinem schwer leidenden Sohn, setzt seinem Leben wegen der Krankheit ein Ende und lässt zu, dass in seinen toten Körper geschossen wird und er im Schlachthaus bei den Schweinehälften aufgehängt wird. Nur damit es wie ein Mord aussieht.

Der Literaturkritiker lässt sich von einem Woplatek-E-Transporter niederfahren, nur damit es wie ein Attentat aussieht. Er landet sogar im Krankenhaus. WHY?

Der Ex-Deutschlehrer zündet nach seiner Pensionierung die Privatschule an, damit eine neue, schönere gebaut wird. Er versteckt sich tagelang in einem Keller einer verfallenen Villa des alten Woplatek und lässt es aussehen, als ob er entführt und eingesperrt worden wäre. Der Restaurateur Metzger wird zu dieser Villa gelockt, er "befreit" ihn, ruft die Polizei und diese verdächtigt Konrad. Die Verfolgungsjagd beginnt .... (WTF!)

Sprachlich ist der Krimi einfach gehalten und im Präsens (der Gegenwart) geschrieben. Auch wenn Raab immer wieder versucht pseudophilosophische Lebensweisheiten einzubauen, gelingt es nicht so richtig, das Niveau zu heben. Diese sind zu platt. Auch die Persiflage auf den Literaturbetrieb bleibt sehr farblos, da übertrieben. Auch nervt mich, dass die kroatische Freundin von Metzger, die schon Ewigkeiten in der nicht näher genannten, wohl österreichischen Stadt lebt, ein Pidgin-Deutsch mit permanent falscher Satzbildung spricht. Ich kenne viele Menschen aus Ex-Jugoslawien, niemand spricht so. Raab haut da einfach ein Klischee raus (wie auch nicht selten Klischees über Geschlechterrollen).

Fazit: Ein Text, der mehr sein möchte, als er ist.