Judson-Fluss

Ein Überlebensabenteuerbuch über zwei Kinder im Norden der USA, das 1978 in der Übersetzung von Annemarie Böll, der Frau von Heinrich Böll, auf Deutsch erschienen ist (das Original 1976) und von der Kritik gefeiert wurde. Heutzutage wirkt die genaue Beschreibung der Tötung von Tieren zur Nahrungsmittelbeschaffung in seiner Deutlichkeit befremdend.

Zwei Stiefgeschwister, die dreizehnjährige Lizzy und der zwölfjährige Tim, brechen mit ihrem Vater Mitte Oktober 1921 auf eine mehrtägige Kanufahrt in das Seengebiet im Norden des US-Bundesstaates New York auf. Der Vater ist Jäger und bietet auch Touristenführungen an. Obwohl er mit der Gegend vertraut ist, fahren sie an einen falschen Fluss. Sie ändern ihre Pläne und nutzen diesen Nebenfluss, um an den Kalten Fluss (Cold River) zu gelangen. In Stromschnellen kentert das Boot, der Vater stirbt an einem komplizierten Beinbruch, die zwei Kinder sind alleine und müssen sich durchschlagen, doch ein früher Winter bricht ein, Lizzy verstaucht sich auch noch den Knöchel. So müssen die Kinder mehr oder weniger in den ihnen unbekannten Wäldern nahe der kanadischen Grenze überwintern. Sie haben nur eine Ahnung, dass sie Richtung Südosten müssen.

Nach etwa einer guten Woche stoßen sie am Rande eines Sees auf eine Blockhütte, die gut ausgestattet ist. Dort quartieren sie sich ein, in der Hoffnung, der Besitzer (offensichtlich ein Fallensteller, ein Trapper) kann ihnen den Weg weisen. Doch dieser kommt nicht (es stellt sich heraus, dass er im See ertrunken ist), so richten sie sich ein, im Haus zu bleiben, bis der See zufriert und sie ihn überqueren können.

Anfänglich haben sie ausreichend Lebensmittel, doch die Probleme kulminieren. Zunächst werden viele Nahrungsmittel durch einen Bären vernichtet (Tim erschießt ihn) und schließlich will ein entflohener Häftling die Kinder als Geisel nehmen (auch ihn erschießt Tim). Mit dessen Boot können sie schließlich den See überqueren und gelangen, am Ende ihrer Kräfte, zu einem Bauernhof. Sie sind gerettet.

Den Hauptteil der durchaus spannend erzählten Geschichte macht die Beschreibung von Überlebenskampf, Nahrungsmittelbeschaffung und -zubereitung aus. Eine Welt in der unberührten Natur, aber am Horizont tauchen bereits die Merkmale der Moderne des zwanzigsten Jahrhunderts auf: Radiokommunikation und Autoverkehr.

Offen bleibt die Antwort auf die Frage, ob real lebende Kinder unter diesen Bedingungen wirklich überlebt hätten. Tim arbeitet wie ein Erwachsener, Lizzy wirkt auch viel älter als sie ist (der Häftling hält sie für 20) und weiß auf Grund ihres außergewöhnlichen Gedächtnisses sehr viel über das Leben in der Wildnis (sie hat sich praktisch alles gemerkt, was ihr Vater sowie ein befreundeter indigener Jäger ihr erzählt haben).

Fazit: Ein Buch für die Bibliothek bildnungsnaher Prepperfamilien ;)