Verschwoerungstheorien-und-Fake-News

Thomas Nöller ist Wirtschaftspsychologe und hat an der TU Kaiserslautern seine Masterarbeit in Sozialwissenschaften 2021 über das Thema Verschwörungstheorien und Fake News geschrieben, die im Springer-Verlag veröffentlicht worden ist. Beruflich ist er in Frankfurt am Main im Bereich digitales Lernen tätig, möchte aber - laut Verlagsinformation - seine Forschungen in diesem Thema fortsetzen.

Insgesamt ist diese sprachlich auf hohem Niveau und fehlerfrei veröffentlichte Arbeit mehr eine Pflicht als eine Kür und präsentiert den Forschungsstand zu Verschwörungstheorien und Fake News, wobei sich hauptsächlich auf soziologische Theorien der Großen bezogen wird (Weber, Popper, Luhmann), aber auch Psychologisches spielt eine Rolle. Aus der aktuellen angloamerikanischen wie deutschsprachigen Literatur zu diesem Thema werden vor allem unterschiedliche Kategorisierungen präsentiert. Als Fallbeispiele werden hauptsächlich Klassiker herangezogen (Protokolle der Weisen von Zion, Kennedy-Mord, Mondlandung, 9/11, Chemtrails, Pizza-Gate, ein wenig Impfskepsis), eigene Analysen werden nicht vorgenommen.

Letztlich sieht Nöller in Verschwörungstheorien hauptsächlich nicht falsifizierbare heterodoxe Erklärungsansätze, die sich auch in orthodoxen Denkmustern zum Beispiel von Religionen finden. Als gesellschaftlich relevant sieht er die Unterscheidung zwischen zynischen (rassistischen, antisemitischen, hetzerischen, zu Gewalt aufrufenden) und kynischen Verschwörungstheorien. Letztere bieten eher einfach gestrickten und eher sozial deklassierten Menschen einfache und reduzierte Erklärungsmuster für komplexe Sachverhalte, die eigentlich nicht zusammenhängen. Verwoben werden Verschwörungstheorien oft mit Fake News, die Nöller als bewusste Fälschungen zu propagandistischen Zwecken definiert. Als Beispiel bringt er die Fake-News-Fabrik von Veles in Nordmazedonien, wo aus Profitgründen Unmengen an Pro-Trump-Fake-News verbreitet worden sind.

Insgesamt bietet das dünne Büchlein einen brauchbaren Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Diskussion zu dem Thema, eigene Analysen sind doch zu vermissen. Andererseits ist dies von einer studentischen Masterarbeit auch nicht unbedingt zu verlangen.