Aktenzeichen XY ungelöst - Der Fall Lolita Brieger

In den beiden Dörfern (Scheid und Frauenkron) ging vermutlich nach dem 4. November 1982 das Gerücht um, dass der Freund von Lolita, der heutige Angeklagte, etwas mit dem Verschwinden von Lolita zu tun haben könnte. Dieses Gerücht hat man aber anscheinend nicht sehr ernst genommen.

Es war doch so, dass man 1982 annehmen konnte, dass kein Suizid vorlag, denn man hat keine Leiche aufgefunden. Unwahrscheinlich war auch, dass Lolita ausgewandert sein könnte, denn es gab kein Lebenszeichen von Lolita, die alle ihre Habseligkeiten in ihrer Wohnung zurückgelassen hatte.

Ferner hätte es ja dann, wenn sie nur weggelaufen sein würde, auch Hinweise geben müssen von Leuten, die sie gesehen haben, oder von Ärzten, die sie wegen der Schwangerschaft aufsuchte. Aus welchem triftigen Grund wurden die Ermittlungen also 1987 eingestellt und die Akte auf Eis gelegt?

denke, daß das umfeld des täters sein "durchkommen" stark begünstigt hat.
die poilzei hatte nichts in den händen, klar es gab ein motiv und indizien,
aber keine zeugen, keine leiche.also auch keinen beweis für das eine noch das andere.

Das ist richtig: Es gab keine Beweise. Es ist auch egal, denn jetzt hat man ja den Beweis, dass alle früheren Falltheorien (Auswanderung, Weglaufen, Selbstmord) nachweislich falsch waren.

so egal ist das aber vielleicht nicht, die frage warum der fall nicht früher hätte aufgeklärt werden können, ist doch gut und berechtigt. zumal wenn man nur mal mögliche mordmotive betrachtet und dabei gerade mal auf zwei hauptverdächtige stößt.

Meine Erachtens hätte der Fall bereits vor 29 Jahren aufgeklärt werden können, wenn man damals Personenspürhunde (Bluthunde bzw. Mantrailer) und zusätzlich Leichensuchhunde eingesetzt hätte.

Nachtrag: Es gab 1982 noch keine Mantrailer. Leichensuchhunde gab es aber damals schon. Ich weiß leider nicht, wie man damals nach der vermissten Lolita gesucht hat. Gesucht wurde sicher, nur eben nicht so modern wie heute, wie z.B. aus der Luft mit einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera.

Ich habe gelesen, dass in Rheinland-Pfalz die Mantrailer erst seit ein paar Jahren im Einsatz sind. Ob man 1982 Hubschrauber zur Vermisstensuche einsetzte, weiß ich nicht. Fraglich ist aber, ob man eine in einer Müllhalde vergrabene Leiche mit einer Hubschrauber-Wärmebildkamera aufspüren kann.

"Angeblich habe der Landwirtssohn seine Freundin deshalb in eine Scheune gelockt und mit einem Eisendraht erdrosselt. Anschließend vergrub er sie auf einer Müllkippe, ein Freund half ihm dabei.
Die Gerichtsmedizin fand tatsächlich Spuren an den Knochen, die auf einen Draht schließen lassen konnten." (Bericht in www.derwesten.de vom 05.03.2012)

"Die Trierer Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass der Angeklagte der Mörder ist – obwohl der Bauer zu den Vorwürfen schweigt. Der Zeuge habe vom Täter Dinge gewusst, die sich nun alle bestätigten. Das betreffe nicht nur den Fundort, sondern auch den Tathergang. Der Eisendraht hatte sich in ihr Skelett reingerostet, und die gefundenen Plastikfolien sind solche, wie sie auf landwirtschaftlichen Anwesen benutzt werden." (Bericht in www. focus.de vom 05.03.2012)

Diesen früheren Berichten widerspricht jedoch der neueste Bericht vom 18.04.2012: "Im Mordprozess Lolita Brieger wurde am fünften Verhandlungstag der Bericht der Rechtsmedizin vorgelegt. An den sterblichen Überresten des Mordopfers konnten keine Spuren einer mechanischen Gewalteinwirkung festgestellt werden. Damit gibt es nach dem jetzigen Stand der Beweisaufnahme weder ein Tatwerkzeug noch einen eindeutigen Hinweis auf den Tatort." (BRF online - brf.be)

Im übrigen besteht zwischen Erwürgen und Erdrosseln ein Unterschied. Der Kronzeuge sprach nach einem Bericht von einem Erwürgen. Von einem Erdrosseln mit einem Eisendraht hat er nichts gesagt. Wieso steht in den früheren Berichten, sie wurde mit einem Eisendraht erdrosselt? Der Draht, der um die Folie gewickelt war, war somit nicht das Tatwerkzeug. Ein Draht wäre nur dann als Tatwerkzeug anzusehen, wenn er sich an der Stelle befunden haben würde, wo der Hals des Opfers war. Selbst ein medizinischer Laie müsste auf den ersten Blick erkennen, ob der Eisendraht nur zum Einwickeln der gesamten Folie mit der Leiche diente und ob dieser oder ein anderer Eisendraht noch um den vormaligen Hals des Mordopfers gewickelt ist und somit als "Tatwerkzeug" zu betrachten ist.

@Scipper
Meinst du, es könnte das Strafmaß beeinflussen?
Ob der Tod nun durch Erdrosselung oder durch Erwürgen eingetreten ist.

Wenn der mutmaßliche Täter das Opfer mit der Hand erwürgte, kann es kein Tatwerkzeug geben. Und wenn um den vormaligen Halsbereich der Leiche kein Eisendraht ausfindig zu machen war, dann hätte man nicht behaupten sollen, dass Lolita in der Scheune vermutlich mit einem Draht von hinten erdrosselt wurde, denn das stimmt offenbar nicht, weil der Draht nur zum Einwickeln der Folie und zum Verpacken der Leiche gedient hat oder damit die Folie luftdicht verschlossen ist.

@TinaMare

Ich finde es nicht richtig, dass man Sachen die Welt setzt, die nicht stimmen. Erst hieß es: Sie wurde von hinten mit einem Eisendraht erdrosselt. Und jetzt stellt sich heraus, dass das nicht stimmt, denn in einem neuen Bericht steht: Nach dem jetzigen Stand der Beweisaufnahme gibt es kein Tatwerkzeug.

@Scipper
Der Meinung bin ich auch, mich würde aber mal interessieren: WARUM?

@TinaMare

Ich bin kein Rechtsexperte, aber ich denke, dass dieser Punkt die Beweisführung erschwert hat, obwohl es kein Unterschied im Strafmaß ist, ob jemand erdrosselt oder erwürgt wurde. Es ist aber keineswegs sehr erbaulich, wenn durch so etwas Kernpunkte der Anklage plötzlich in sich zusammenfallen.

@Scipper
es gab doch die Theorie, dass sie vllt selber abgehauen ist (weil sie schwanger war) vllt wurde daher nicht direkt auf einen Mord geschlossen und nicht sooo gesucht?

@TinaMare du fragst: WARUM?

Ich denke, dass der in den Berichten erwähnte Draht nur um die Folie gewickelt war. Um den Hals der Leiche war offenbar kein Eisendraht gewickelt, der als Tatwerkzeug zu betrachten wäre. Ich frage mich daher, wieso der Staatsanwalt auf die Theorie kam, dass Lolita von hinten mit einem Eisendraht erdrosselt wurde, obgleich der Kronzeuge den Tathergang (laut Berichten) nicht beobachtet hat.

@Scipper
Naja, was meinste, in welchem Zustand die Leiche war?
Draht=Tod durch Erdrosselung mit eben diesem ... hätte in dem Sack ein Messer gesteckt, so wäre wohl auch davon ausgegangen, dass Lolita erstochen wurde.

Ist es denn aufgrund des Verwesungsgrades überhaupt festzustellen, ob der Tod durch Erwürgen oder Erdrosseln eingetreten ist?

@TinaMare

Wenn ein Eisendraht um den Hals eines Skelettes gewickelt ist, dann kann man sich sogar als Laie denken, dass das Opfer höchstwahrscheinlich mit genau diesem Eisendraht erdrossdelt wurde. In diesem Fall war es aber anders: Die Rechtsmedizinerin hat keinen Eisendraht am Hals entdeckt. Aus dem Grund steht in den Berichten, dass ein Tatwerkzeug nicht ausfindig gemacht wurde. Selbst bei Mumien kann man heute noch feststellen, ob sie ermordet wurden. Ebenso beim Ötztal-Mann, der vor 3000 Jahren mit einem Pfeil im oberen Rücken gestorben ist. Rechtsmediziner können fast alles.

@TinaMare

Es gibt es kein Tatwerkzeug, das auf eine Erdrosselung mit einem Stück Eisendraht hindeutet. Damit ist ein sehr wichtiger Punkt der Anklage wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen. Und dies, obwohl der beharrlich schweigende Angeklagte bisher kein einziges Wort vor Gericht sagte !!!

@darkylein

Das was du gesagt hast, kann der Grund sein, warum damals vielleicht nicht richtig gesucht wurde.