JestersTear schrieb am 23.02.2022:Gerade erst in diesem Januar erschien in der BBC eine fast zweistündige, neue Doku zu diesem Fall....
https://www.bbc.co.uk/iplayer/episode/m0011xrm/the-hunt-for-bible-john-series-1-episode-1
...die derzeit leider nur im UK angeschaut werden kann.
Diese Doku kann jetzt angeschaut werden und ist wirklich empfehlenswert.
Hilfreich war das Anstellen der Untertitel , da zumindest mir der Glasgow-Slang immer ein Mysterium geblieben ist:

BIBLE JOHN - Glasgow Serial Killer 60s
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Tolle Film-Sequenzen vom (heruntergekommenen) Glasgow der späten 60er.
Die sogenannten "Dance Halls" galten als das größte Freizeitvergnügen für junge Leute, wobei sich der "Barrowland Ballroom" in einem sozialen Brennpunkt befand und hauptsächlich von "working class"-Publikum frequentiert wurde.
Der Täter traf zwei seiner Opfer auf "Ü25"-Veranstaltungen . Dort waren laut Doku oft verheiratete Personen (m wie w) mit falschem Namen auf der Suche nach Abenteuern unterwegs. Zitat "An solchen Ü25-Abenden konnte man im Barrowlands viele Johns antreffen" ;-)
Glasgow hatte in den späten 60s die höchste Mordrate im U.K.
Der Mord an Patricia Docker, der als erstes der Serie des "Bible John" zugeordnet wird, fand medial zunächst kaum Beachtung, weil es in unmittelbarer Nähe am selben Tag gleich mehrere (offenbar spektakulärere) Morde gab. Einer Frau , die abends alleine loszog, um sich zu vergnügen, wurde unterschwellig eine gewisse Mitschuld unterstellt und fand wenig Beachtung.
Berichterstattung über Verbrechen nahm viel Platz in den Medien ein, allerdings mußte man den wegen der hohen Kriminalitätsrate abgestumpften Lesern was bieten.
Während die Polizei bereits nach dem zweiten Mord an Jemima MacDonald einen Zusammenhang vermutete und Undercover im Barrowlands anwesend war, wurde es für die Presse erst dann so richtig interessant , als die Geschichte vom gutgekleideten, mit Bibel-Zitaten um sich werfenden Killer mit Manieren bekannt wurde.
Die Story verselbstständigte sich so rasant, daß laut BBC-Doku Eltern ihren Kindern drohten, der Bible-John würde sie holen , wenn sie nicht brav sind!
Wobei man sich hier nicht einen wirren Psycho vorstellen sollte.
Laut der einzigen Zeugin Jeannie Langford , der Schwester des Opfers Helen Puttock, begannen die Zitate erst , als das Gespräch im Taxi sich "Fussball und Religion" zuwendete, was im Glasgow der damaligen Zeit im Zusammenhang gesehen werden mußte ("Sectarianism") .
Der Artikel ist übrigens auch in Gänze lesenswert...
Jean remembered he quoted small bits from the Bible and claimed his name was John. These details were collated by the media - and so 'Bible John' was created.
But Jean felt this was a distraction: "If we hadn't been talking about religion and football that wouldn't have come up," she said.
Quelle:
https://www.bbc.com/news/uk-scotland-glasgow-west-63916850Weder der Chefermittler zum Zeitpunkt der Serie Joe Beattie, noch der Cold-Case Chef David Swindle in den 2000ern glauben an die Existenz eines Serienmörders:
Here is senior investigating officer Joe Beattie belatedly admitting it was all codswallop in an interview he gave to The Herald before he died: “No-one ever really thought one man killed three times”.
Quelle:
https://www.scottishdailyexpress.co.uk/comment/no-person-bible-john-patricia-29177436Former detective superintendent David Swindle, who carried out two reviews of the inquiry, said: “I don’t believe, in my professional opinion and the evidence that is available, that the same person is involved in all three murders.”
Quelle:
https://www.dailyrecord.co.uk/news/scottish-news/suspect-bible-john-murders-identified-33039798Eine Verschwörungstheorie Mitte der 90er behauptete, daß der Name des Täters (John Irvine McInnes) von Beattie zurückgehalten wurde, weil der zur Verwandtschaft eines hochrangigen Kollegen gehört hätte.
Wikipedia: Bible Johnhttps://www.dailyrecord.co.uk/news/scottish-news/bible-john-cover-up-claims-28648377McInnes, der sich bereits 1980 suizidiert hatte, wurde 1996 wegen eines DNA-Abgleichs exhumiert. Während das Ergebnis zum damaligen Zeitpunkt , wahrscheinlich mangels ausgereifter Technik, noch nicht eindeutig schien, gilt seine Täterschaft mittlerweile als ausgeschlossen.
Als 2022 bekannt wurde, daß der über 50 Jahre verschollene Taxi-Fahrer aufgetaucht sei und McInnes als Begleiter der beiden Frauen identifiziert habe, nahm diese Story erneut Fahrt auf, wobei ich mich persönlich gefragt habe, warum eigentlich gerade zu diesem Zeitpunkt ? Ist das überhaupt der "echte" Fahrer? Wo willl der vorher gewesen sein?
Jean Langford, der Schwester des Opfers, die als einziger Mensch je mit "Bible-John" gesprochen haben (und zum Zeitpunkt des Gesprächs sturzbetrunken war) hat McInnes nicht identifizieren können oder wollen.
Details for the sketch were provided by a woman called Jean Langford, sister of third victim Helen Puttock.
Langford was heavily intoxicated on the night of her sister’s murder, but somehow able to provide police with an exhaustive amount of information about the killer’s looks and habits, his clothing and dentistry, and more besides.
Quelle:
https://www.scottishdailyexpress.co.uk/comment/no-person-bible-john-patricia-29177436Dieser Artikel aus dem Jahr 2023 und damit nach dem Bericht über die vermeintliche "Taxi-Fahrer-Aussage" verfasst, behauptet weiterhin, daß der Fahrer unbekannt sei:
Langford was the woman whose testimony spawned the Bible John myth, even claiming to have shared a taxi with the killer. Really? What did the taxi driver have to say about it all?
Unlike Langford, he would be sober and lucid. It is an astonishing fact, but the taxi driver is a phantom in the Bible John yarn. Nowhere is he identified or referenced in any police dispatches.
Nowhere is it stated he either corroborated or contradicted Langford’s testimony. Nowhere is he interviewed by a media greedy for Bible John titbits.
The logical conclusion is that the taxi driver did not exist.
Quelle:
https://www.scottishdailyexpress.co.uk/comment/no-person-bible-john-patricia-29177436Im Jahr 2024 hat die australische Autorin Jill Belvin-Mizzi einen neuen Verdächtigen namens John Templeton aus dem Hut gezaubert.
Der Taxigast namens John soll während der Fahrt seinen Nachnamen mit " Sempleton", "Templeton" oder "Emerson" angegeben haben.
Demzufolge hätte der Killer den Frauen seinen Klar-Namen genannt.
Dieser Mr. Templeton stand laut JB-M sogar in einem Verwandtschaftsverhältnis zum Tatverdächtigen John Irvine McInnis, was ihrer Ansicht nach erklären würde, warum dessen erfolgter DNA-Abgleich in den 90s zunächst nicht eindeutig bewertet werden konnte.
Zumindest passt das Bild von John Templeton gut zum Phantom-Foto:

Quelle:
https://www.amazon.de/Bible-John-Suspect-Make-Worlds/dp/B0CZGTD7FWLaut "Police Scotland" bleibt der Bible-John-Fall trotz Frau Belvin-Mizzis neuer Erkenntnisse weiterhin ungeklärt.