Kein Geld für Partnervermittlung

Das AG Hamburg hat entschieden, dass Partnervermittlungen im Internet kein Geld für ihre Dienstleistung nehmen dürfen.

http://www.golem.de/news/amtsgericht-hamburg-online-partnervermittlungen-duerfen-kein-geld-nehmen-1504-113725.html

Wie seht ihr das? Sollen kommerzielle Angebote zur Partnervermittlung zulässig sein oder sollen sie es nicht? Es ist keine Frage, dass es unseriöse Anbieter gibt, doch ist ein generelles Unterbinden dieser Tätigkeit gegen Entgelt richtig?

Und wer sich etwas tiefer damit beschäftigen möchte: Ist die Schlussfolgerung "Ehe zu Beginn des 20. Jh. = Partnerschaft zu Beginn des 21. Jh." des AG allzu sinnvoll?

Die Frage ist ja, worin diese Tätigkeit besteht. Wenn wirklich eine "Vermittlung" dahinter steckt, halte ich das für gerechtfertigt, Geld dafür zu nehmen.

Ilvareth schrieb:Die Frage ist ja, worin diese Tätigkeit besteht.

Um den Fall einfach zu halten, gehen wir von folgendem aus:

Die Partnervermittlung stellt eine Plattform zur Verfügung, auf der potentiell bindungswillige Menschen Profile von sich und dem gewünschten Partner einstellen und sich austauschen können. Keine Fakes oder sonstiges zweifelhaftes Vorgehen.

@kleinundgrün

ist doch die frage wie ich die gebühr nenne.
nenne ich sie als vermittlungsgebühr, stimme ich dem urteil zu.

nenne ich sie aber zugangsgebühr um überhaupt zugang zur plattform zubekommen, sehe ich da schon wieder schwierigkeiten dieses zu untersagen.
dann müßte geprüft werden ob das nicht eine versteckte vermittlungsgebühr ist oder doch nur eine geldeinnahme zur pflege der plattform.

@kleinundgrün

Diese Vermittlung ist doch eine Dienstleistung, welche der Anbieter erbringt, von daher verstehe ich nicht, warum er dafür kein Geld sollte nehmen dürfen.

Steckt denn hinter diesen Internetseiten wirklich Partnervermittlung? Ich dachte immer es geht nur darum schnell mal einen einzulochen?
Das Urteil betrifft doch sicherlich mehr seriöse Anbieter, wo du einen Lebenslauf einschickst und lange Gespräche führst bis du jemanden vermittelt bekommst.

dasewige schrieb:nenne ich sie als vermittlungsgebühr, stimme ich dem urteil zu.

Was ist denn in Deinen Augen der Grund, dass für so eine Vermittlung kein Geld verlangt werden sollte?

@Bettman

Bettman schrieb:Ich dachte immer es geht nur darum schnell mal einen einzulochen?

Prinzipiell geht es immer ums Einlochen. Bei kostenlosen Agenturen scheinen sich auch viele Damen zu melden, die gewerbliches Einlochen anbieten.

@Bettman

gehen deine Gedanken bei dem Wort "Partnervermittlung" vielleicht eher in diese Richtung?

http://www.poppen.de/

@voodoobal
Das ist auch wieder so ne Neppseite, anmelden ist kostenlos, voller Funktionsumfang kostet dann wieder Kohle.
So ist es goch überall im Internet, wo gibt es noch was umsonst.

Ich finds gut. Partner zu vermitteln sollte generell kostenlos für alle sein :)

Ich meine, der Mensch ist doch keine Ware die man sich kaufen kann!

Nicolaus schrieb:Ich meine, der Mensch ist doch keine Ware die man sich kaufen kann!

Man kann ja aber auch rausgehen und andere Menschen kennenlernen.

Bekannte Partnerbörsen bieten einem nur die Hilfestellung an auf ein breiteres Spektrum zugreifen zu können. Für mich ist das auch eine Dienstleistung und wenn jemand dafür zahlen will, dann soll er doch.

Seh irgendwie keinen Grund den Dienstleistungsbereitsteller zu untersagen, dass er auf seiner Plattform was dafür verlangen darf :ask:

@Nicolaus
Das nicht aber so eine Plattform kostet auch Geld und muss verwaltet, gewartet usw. werden.
Das kostet alles Zeit und Geld.

Watt'n Glück, dass man auch im echten Leben noch Menschen kennen lernen kann. Gebührenfrei.

@kleinundgrün

Weißt du, weswegen der Paragraf um 1900 eingeführt wurde?

@Aldaris

ich beantworte mal die an einen anderen gerichtete frage mit einem zitat aus BeckOK BGB/Kotzian-Marggraf BGB § 656 Rn. 1:

Ehemakler erwerben durch ihre Tätigkeit gemäß § 656 Abs 1 S 1 keinen Anspruch auf Lohn. Allerdings ist eine Rückforderung gezahlten Lohns durch § 656 Abs 1 S 2 begrenzt. Abs 2 indiziert zudem mögliche Umgehungen. Der Zweck dieser Bestimmungen ist vom Wandel der Anschauungen in der Zeit geprägt. Als das BGB Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, befand sich die Wertung der Ehevermittlung im Umbruch. Eine in der Kommission des Reichstags vertretene Auffassung ging dahin, das Geben und Nehmen von Ehemäklerlohn „mit der Mehrheit der Bevölkerung“ als unsittlich einzustufen (Mugdan II S 1292 f). § 656 wäre in der Konsequenz eine Ausformung des § 138. Diese Auffassung, die durchaus auch vereinzelt für das BGB in Anspruch genommen wurde (Kohler ArchBürgR 12 (1897), 317: danach war die Ehe – jedenfalls idealiter – noch „himmlischen Einflüssen“ zuzuschreiben, S 322; zuvor ders ArchBürgR 5, 161, 165 mit der Einschränkung: „Dass eine andere Zeit anders denken kann, dass einmal spätere Jahrhunderte sich darüber kein Gewissen machen werden, ist nicht ausgeschlossen“; s auch RG JW 1906, 713), hat sich nach zutreffender, heute wohl absolut hM nicht durchsetzen können (BGHZ 87, 309, 315 mwN). Wie bei Spiel und Wette wurde der Maklerlohn gemäß § 656 Abs 1 S 1 in eine unvollkommene, nicht klagbare, also nicht mit staatlicher Hilfe durchsetzbare Forderung, in eine sog „Naturalobligation“, eingekleidet (MK/Roth Rn 1; Jauernig 10. Aufl Rn 1; Ramm, Einführung in das Privatrecht, 2. Aufl Bd 2, G 432). Noch ein zweites Motiv des Gesetzgebers findet sich: Prozesse wegen Heiratsvermittlung gäben zu „den allergrößten Ärgernissen Anlass“ (Mugdan II S 1293). Dieser Gedanke wurde zunächst vorwiegend § 656 Abs 1 S 2, dem Ausschluss der Rückzahlung geleisteter Provision zugeordnet (RG SeuffA 71, 577; BGHZ 112, 122, 124). Abs 2 stellt sich der Möglichkeit einer Umgehung durch abstrakte bzw losgelöste Verpflichtungserklärungen klarstellend entgegen.

@DoctorWho

Ok. Also wurde das damals unter anderem als unsittlich empfunden und es (das Zusammenfinden von Ehepartnern) wurde „himmlischen Einflüssen“ zugeschrieben, weswegen man dafür kein Geld verlangen durfte. Klingt ein wenig nach 'nem verstaubten Paragraf, der nicht mehr so ganz zeitgemäß zu sein scheint.

Aldaris schrieb:Klingt ein wenig nach 'nem verstaubten Paragraf, der nicht mehr so ganz zeitgemäß zu sein scheint.

Der Umstand des "himmlischen Aspektes" einer Ehe dürfte in der heutigen Zeit gesellschaftlich überholt sein.
Ich schätze, das AG hat sich in seiner Auslegung der Norm etwas vergaloppiert.

@kleinundgrün

kleinundgrün schrieb:Was ist denn in Deinen Augen der Grund, dass für so eine Vermittlung kein Geld verlangt werden sollte?

weil es für mich,etwas von sklavenhandel hat. aber das ist meine auffassung.

dasewige schrieb:weil es für mich,etwas von sklavenhandel hat. aber das ist meine auffassung.

Wenn es dabei um Plattformen geht, die osteuropäische oder asiatische Frauen vermitteln und dabei deren Perspektivlosigkeit ausnutzen, gebe ich Dir recht.
Aber wenn erwachsene Menschen einen Partner suchen, und dafür ein System nutzen, dass Vorlieben und Abneigungen potentieller Partner bereit stellt, sehe ich das nicht gerade als verwerflich an, im sinne von "es wird jemand zu etwas gezwungen, was er eigentlich nicht möchte".
Betrachtest Du diesen Aspekt des "Sklavenhandels" eher hinsichtlich der erstgenannten Situation oder auch bei der letztgenannten?