Normalerweise nehme ich ja mein Blog, um etwas über komödiantisches oder ein Gedicht zu schreiben und zu veröffentlichen.

Doch dieses Mal möchte ich mich wieder einem Thema aus einem meiner Lieblingsbereiche, der Politik, zuwenden.
Gerade eben las ich einen Artikel auf welt.de, in welchem der Menschenrechtskommissar im Europarat, Hammarberg, sich zu Wort meldete. Hier nachzulesen: http://www.welt.de/politik/deutschland/article11829979/Europa-behandelt-Migranten-wie-Feinde.html

Unter anderem kritisierte er Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür, dass sie das ,,Multikulti-Konzept für gescheitert" erklärte.

Doch was bedeutet denn eigentlich das ,,Multikulti-Konzept", was ist darunter zu verstehen? Bedeutet es einfach nur, dass alle Menschen fröhlich und friedlich zusammen leben, alle sich gern haben und selbstverständlich aus eigenem Antrieb so gut sie können an der Integration teilnehmen?
Bedeutet es, dass man im Prinzip nur alle Menschen zusammen stecken muss und sich dann alle von selbst lieb haben? Bedeutet es, dass Integration ein Selbstläufer sei, wenn man nur offen genug wäre für die jeweils andere Seite?

Wenn man dies unter ,,Multikulti" verstehen möchte, dann muss ich Frau Merkel allerdings zustimmen, dass dieses Konzept gescheitert ist!
Nicht, weil ich Rechtspopulist oder gar noch schlimmeres sei - sondern aus reiner Ansicht der Tatsachen, der Realität.

Fast seit Beginn des Wiederaufbaus Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg kamen Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland, anfangs meist um hier zu arbeiten, später jedoch auch um dauerhaft hier zu leben.
Sei es, weil sich diese Menschen hier mittlerweile heimisch fühlten, weil sie hier besser verdienten, als in ihrem Heimatland oder weil sie aus ihrem Heimatland fliehen mussten.

Ungefähr bis zur Ölkrise, als die deutsche Wirtschaft stark zurückgefahren werden musste, in den 70ern, gingen die meisten Leute, sowohl Deutsche als auch Ausländer (wie sie damals noch genannt wurden), davon aus, dass die ausländischen Arbeiter nach einer gewissen Zeit in ihre Heimat zurückkehren würden.
Entsprechend wurde wenig bis gar nichts zu deren Integration getan.
Dem war jedoch nicht so, nachdem ein Anwerbestopp erlassen wurde, blieben viele ,,ehemalige Gastarbeiter", wie man sie ab diesem Zeitpunkt wohl bezeichnen kann, in Deutschland und holten oft ihre Familien nach.

Doch die deutsche Politik und Öffentlichkeit war unfähig, sich mit diesem Phänomen, dass in ihrer täglichen Realität auf einmal zahlreiche neue Menschen mit unterschiedlichster Herkunft und Sprache lebten, zu arrangieren und entsprechend sinnvolle Maßnahmen zur Integration zu ergreifen.

Man war nicht fähig, sinnvolle und effektive Fördermöglichkeiten für Migranten zu schaffen, um sie in die deutsche Gemeinschaft zu integrieren.
Wollte man dies überhaupt? Da ich zu einer recht jungen Generation gehöre, kann ich diese Frage nicht aus 1. Hand beantworten.

Gleichzeitig war man nicht fähig, obwohl es sehr notwendig gewesen wäre, klarzustellen, an was für Regeln sich Ausländer in Deutschland würden halten müssen, man war unfähig, ihnen eine Orientierung zu bieten.


Stattdessen wurde seit Jahrzehnten seitens der Politik, bis vor einigen Jahren, auf das ,,Konzept Multikulti" gesetzt, in dem oben beschriebenen Sinne: Bloß nicht zuviel fordern (oder wenn, dann gleichzeitig typisch deutsch oft völlig unsinnige, den Integrationswunsch von Migranten einschränkende und behindernde Forderungen stellen), wenn wir nur genügend warten, dann wird das Zusammenleben schon klappen. Dann haben sich alle von selbst lieb, leben und arbeiten alle fröhlich zusammen, alles bestens.


Der Erfolg war, dass die Integration extrem und völlig unnötigerweise erschwert wurde. Migranten wurden einerseits unnötig Steine in den Weg, sinnvolle Unterstützungsmöglichkeiten fehlten, andererseits bildete sich in der deutschen Öffentlichkeit oft die Meinung aus, durch dumme Populisten genährt, dass ,,Ausländer" doch hier eh nur zum abzocken her kämen, um es drastisch zu formulieren.

Kurz: Man lebte kaum miteinander, sondern vielmehr meist nebeneinander, wirkliche Integration fand kaum statt!

Erst seit einigen Jahren findet glücklicherweise eine konkretere Beschäftigung mit dem Thema sinnvoller Integration statt.

Dieses Konzept von ,,Multikulti" ist allerdings gescheitert.


Jedoch nicht die Idee einer multikulturellen Gesellschaft!


Doch für die Realisierung dieser Idee bedarf es intensiver, konkreter Anstrengungen SÄMTLICHER Beteiligter. Alle Beteiligten MÜSSEN sich in gewisser Weise verändern, an einander anpassen, Offenheit und Akzeptanz für die Besonderheiten anderer zeigen, daran führt kein Weg vorbei.
Ebenso klar sollte sein, dass unser Ziel nicht eine Assimilierung in der einen oder anderen Richtung sein kann. Integration bedeutet nicht, dass komplett seine kulturellen Besonderheiten über Bord wirft. Integration bedeutet, dass man souverän zu seinen Grundsätzen steht und andererseits so beweglich und fähig ist, sich ein wenig zu Gunsten der Gemeinschaft zu ändern.
Unter anderem ist dazu auch notwendig, klarzustellen, inwiefern man sich ändern kann, was verhandelbar ist und was absolut nicht.


Integration bedeutet Zusammenleben, mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die jeden Menschen und jede Kultur einzigartig machen!


Am Schluss möchte ich noch eine andere Angelegenheit ansprechen, ich zitiere Herrn Hammerbergs Meinung aus dem angegebenen welt.de-Artikel:
Der Menschenrechtskommissar bezeichnete es als großen Fehler, von Migranten zu fordern, dass sie umgehend die neue Sprache erlernen und sich nationalstaatlichen Eigenheiten anpassen. Dieser Druck sei unnötig.
Was hat dieser Mann eigentlich für eine Vorstellung von vernünftiger, effektiver Integration? Es ist ein ,,großer Fehler", dass Migranten anständig Deutsch lernen sollen? Das ist ja wohl zum kaputt lachen :D
Entschuldigung, Herr Hammerberg, aber in Deutschland spricht man nun einmal zumeist Deutsch!
Es ist im ureigensten Interesse ALLER Menschen in Deutschland, sowohl ,,Eingeborenen", als auch Menschen mit Migrationshintergrund, dass sie auf vernünftigem Niveau die deutsche Sprache lernen. Wie sollen Kinder in der Schule eine gute Ausbildung bekommen, wenn sie dem Stoff wegen Sprachproblemen nicht folgen können? Wie sollen die Leute anständig bezahlte Jobs bekommen, wenn sie keine Gebrauchsanweisungen lesen, ihre Mitarbeiter oder Kunden nicht verstehen können? Wie sollen sie behördliche Angelegenheiten korrekt erledigen können, wenn sie gar nicht verstehen, um was es geht?

Herr Hammerberg, soviele Dolmetscher gibt es gar nicht, um dies alles mit ihrer Hilfe zu regeln.

Für eine erfolgreiche Integration MÜSSEN Migranten auch ein anständiges Niveau der deutschen Sprache lernen, dies ist ein elementarer Bestandteil für den Erfolg dieses Prozesses!

Und ebenso MÜSSEN sie sich auch in einem gewissen Maße an die ,,nationalstaatlichen Eigenheiten" anpassen. Wie soll es denn sonst laufen? Sollen wir etwa jedem Migranten ein Abbild seines Heimatlandes oder des Heimatlandes seiner Eltern/Großeltern bieten? Na da bin ich ja mal gespannt, wie Sie das bewerkstelligen möchten, bei so vielen, unterschiedlichsten, kulturellen und ehtnischen Hintergründen, wie sie Migranten in Deutschland haben.

Ich wiederhole: ,,Integration" bedeutet für keinen Beteiligten, dass er sämtliche Eigenheiten über Bord werfen muss! Es bedeutet, dass sich jeder so weit bewegen muss, wie es zu einem anständigen Zusammenleben nötig ist und auf der anderen Seite bestimmte Eigenheiten behalten kann.


Mein Rat: Setzen sie endlich ihre Brille mit den Gläsern ,,Realität" und ,,Pragmatismus" auf!