Zu spät?

"Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns! Der andere aber antwortete und strafte ihn und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan. Und er sprach zu Jesu: Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reiche kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein" (Lukas 23, 39-43).

Es gibt viele Menschen, die auf die sogenannte "Schächergnade" spekulieren. Wenn es wahr sein sollte, dass man sich bekehren muss, so glauben sie, man könne dies noch in den letzten Augenblicken seines Lebens tun. Welch ein verhängnisvoller Irrtum! Alle, welche so denken, empfangen diese Schächergnade bestimmt nicht. Gott sagt nämlich in Seinem heiligen Wort niemals: "Warte bis an dein Ende!" oder "Warte bis morgen!" Er sagt vielmehr: "Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht!" Man weiß ja nicht, ob man die nächsten fünf Minuten noch erlebt, geschweige denn den morgigen Tag. Darum ist es wichtig, die Bekehrung nicht hinauszuschieben.

Der Übeltäter erlangte diese Gnade auch nicht ohne weiteres. Nachdem er zuvor gemeinsam mit seinem Mitschuldigen den Herrn Jesus geschmäht hatte, kam er zum Nachdenken. Sicher hat er das heilige, Reinheit und Frieden ausstrahlende Antlitz des Mannes in der Mitte beobachtet. Warum hatte man Ihn mit einer Dornenkrone gekrönt? Warum die Überschrift an Sein Kreuz geheftet: "Dieser ist der König der Juden"? Dann hörte er die wunderbaren Worte aus Seinem Mund: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Konnte ein gewöhnlich Sterblicher in solchen Qualen für seine Feinde beten? Unmöglich! Er musste doch ein anderer sein als er selbst und die anderen Menschen.
In ihm reifte die Überzeugung, dass dieser unschuldig verurteilt worden war. Er konnte die Schmähungen des anderen nicht mehr ertragen und strafte ihn deshalb: "Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist?" Was sagt er da?
Hatte er selbst denn Gott gefürchtet? Nein, aber jetzt war sein Gewissen erwacht. Der Übeltäter erkannte seine Sünde und Schuld. Er wusste, dass das, was ihm widerfuhr, die gerechte Strafe für seine Taten war. "Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind." Er brach den Stab über sich, anerkannte nicht nur seine Schuld, sondern auch die Strafe als gerecht. Das ist gerade der wichtige Punkt: sich selbst als verdammungswürdigen Sünder, aber auch das Gericht Gottes über den Sünder als gerecht zu erkennen. Wie schwer fällt dieses den Menschen! Jedoch wird dem, der es tut, Gnade zuteil, göttliche Gnade. Dann rechtfertigt der Übeltäter den Mann in der Mitte: "Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan!" Siebenmal stellt Gott selbst die Unschuld Seines geliebten Sohnes in diesem Kapitel heraus. Ja, der Heilige, Fleckenlose und Reine wurde unschuldig überliefert und zu Tode gebracht.

Die Kreuzigung war eine furchtbare, qualvolle Strafe, die unweigerlich zum Tod führte. Das wusste auch der Übeltäter. In wenigen Stunden würden sie alle sterben müssen. Doch was sagt er: "Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reiche kommst." Das war Glaube wider alle Vernunft, Naturgesetze und menschliche Überlegungen. Er glaubte, dass dieser Herr und König ein Reich hat, welches Er in Besitz nehmen wird. Er glaubte an die Auferstehung. Zu diesem Glauben musste sich der Herr bekennen. Dieser Glaube rettet! "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Johannes 3, 36). Welche wunderbaren Worte durfte der Übeltäter aus dem Mund des Herrn vernehmen: "Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein." Der Tod hatte für den ehemaligen Verbrecher seinen Stachel verloren. Mit Ihm, seinem Herrn, im Paradies zu sein, erfüllte ihn selbst angesichts des Todes mit Freude. Jetzt konnte er sterben. Der Tod war für ihn nur der Durchgang zum Paradies. Der Apostel Paulus sagt: "Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein, denn es ist weit besser" (Philipper 1, 23). Was könnte auch besser sein, als in der Gegenwart des Herrn schon den Vorgeschmack himmlischer Glückseligkeit zu genießen, dort, wo alles Erdenleid vergessen ist?

Diese zwei Missetäter, zur Rechten und Linken des Herrn Jesus gekreuzigt, verkörpern gewissermaßen zwei Gruppen von Menschen: Die eine Gruppe, die Ihn ablehnt, Ihn höhnt und schmäht; die andere Gruppe, die in Reue und Buße zu Ihm, dem Sohn Gottes, kommt, überzeugt von ihrem verlorenen Zustand, und Ihn im kindlichen Glauben als ihren persönlichen Retter annimmt. Zu welcher Gruppe gehörst du, lieber Leser?

Jetzt ist es noch Zeit, umzukehren und Buße zu tun. Wie schnell kannst du abgerufen werden! Viele haben kein Sterbebett, keine fünf Minuten, wo sie sich noch bekehren können. Wie viele Menschen sterben am Straßenrand! Ja, der Weg zur Ewigkeit ist nicht weit.
Wie furchtbar wäre es für dich, ewig am Ort der Qual sein zu müssen, in ewiger Nacht!

Deshalb beuge du deine Knie und bekennen dem Herrn Jesus deine Sünden. Nehme Ihn im kindlichen Glauben als deinen persönlichen Heiland und Retter an. Er vergibt dir und macht dich glücklich.