Die Planetenforscher setzen hohe Erwartungen in den riesigen Asteroiden Vesta. Er gilt als vermeintlicher Ur-Planet. Seit der Bremer Astronom Heinrich Olbers ihn im Jahr 1807 entdeckte, kannte ihn die Wissenschaft nur als hellen Punkt zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Nachdem die Raumsonde "Dawn" mit niedersächsischen Kameras vor Kurzem erste Bilder geliefert hatte, haben Forscher nun daraus farbige Karten von Vesta erstellt. Vom Ergebnis sind sie begeistert und sprechen von "einzigartigen Variationen auf der Oberfläche des Himmelskörpers".

Sieben Farbfilter machen Topografie sichtbar

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184 Millionen Kilometer weit entfernt ist Vesta von der Erde. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde ist ein Hochpräzisionsgerät, das vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau (Landkreis Northeim) entwickelt und gebaut wurde. Ausgestattet ist es mit sieben verschiedenen Farbfiltern. "Jeder Körper im Weltall reflektiert Licht zurück ins All", erklärt Andreas Nathues vom MPS. "Die genaue Zusammensetzung dieses Lichts können wir mit den Filtern entschlüsseln. Das lässt unter anderem Rückschlüsse auf die mineralogische Zusammensetzung des Körpers zu."

Unterschiede zwischen Norden und Süden

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Die erste sogenannte Falschfarbenkarte, die nun vorliegt, zeigt einen zweigeteilten Körper: Die Nordhalbkugel reflektiert Licht in einer anderen Stärke als die Südhalbkugel. Auf der Karte stellt sich das in einer überwiegenden Blaufärbung im Norden und ausgedehnten gelblich-grünen Bereichen im Süden dar. Was genau das aussagt, wissen die Forscher noch nicht. "Die Theorie, dass ein gewaltiger Einschlag den Süden des Asteroiden erschüttert hat, wird dadurch aber erhärtet", sagt Nathues. So weist der Süden auch deutlich weniger kleinere Einschlagskrater auf. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Oberfläche jünger ist und somit dem kosmischen Bombardement weniger lange ausgesetzt war.

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Diese kleinen Krater nehmen die Forscher noch genauer unter die Lupe. Denn die Falschfarbenkarten offenbaren hier Unterschiede. "Während einige Krater völlig unauffällig aussehen, sind andere von einem großflächigen andersfarbigen Kranz umgeben", so Nathues. Dieser Kranz könnte Material von Vesta selbst sein, das nämlich bei Einschlägen aus der Tiefe des Asteroiden geschleudert wurde.


Ähnlichkeiten zur ErdeVestas inneren Aufbau ist für die Wissenschaftler von großem Interesse. Sie vermuten, dass Vesta anders als alle anderen Asteroiden eine innere Schichtstruktur besitzt - ähnlich wie die Erde. "Es gibt viele Hinweise, dass Vesta in einer frühen Phase der Planetenentwicklung vor 4,5 Milliarden Jahren steckengeblieben ist", sagt Nathues. Der Himmelskörper böte somit einen Blick zurück in die Geburtsstunde unseres Sonnensystems