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Vorsicht - lang!
Freigeist zu sein, ist die Erkenntnis mit den meisten, den Vielen und ihren Gemeinschaften, eine gemeinsame, verbindende, mitunter auch schützende Basis, gleicher Werte und gleichartiger Wege des Geistes zu Erlangung von Werten, verloren zu haben. Freigeist zu sein ist nicht die Einnahme eines Standpunktes, sondern der Verlust eines jeden, für den Ersatz eines immer nur kurzfristig gültigen und wage erkennbaren Bezugs seiner selbst, auf immer während einwirkende Veränderungen. Ein Gastbeitrag von Heinz Sauren

Nicht der Verlust von Moral oder ethischen Werten charakterisieren einen Freigeist, obwohl diese sein Denken erst ermöglichen, sondern die Benennung eigener Moral und eigener ethischer Vorstellungen, oft fernab der überlieferten oder gesellschaftlich dogmatisierten Vorstellungen, gepaart mit dem unstillbaren Wunsch, jene dogmatisierten und gesellschaftlichen Moralien zu entlarven und auf dem Scheiterhaufen der eitlen und naiven menschlichen Lebensgestaltung, zu verbrennen.

Ein Freigeist liebt die eigene Erkenntnis um ihrer selbst willen, weil sie nicht der Historie der Gesetzmäßigkeiten, sondern die Realitäten seines Verstandes in Bezug auf sein Dasein als ein Teil eines faszinierenden, unendlich freien aber auch unermesslichen Ganzen, geschuldet ist. Ein Freigeist ist weder Humanist, noch Idealist oder Theist, er allein ist Realist, da er nicht den Menschen, noch ein Ideal oder einen Schöpfergott, als vorrangig oder höherwertig sieht und sich nicht im Besitz von Wahrheiten wähnt.

Jede Unsicherheit ist ihm Ansporn des Ergründens, jede Sicherheit eine Warnung der Stagnation des Geistes, der nur lebt wenn er nicht gebunden ist und sich nur entwickelt wenn er von dem lässt was bereits entwickelt wurde. Sich für diese Freiheit zu opfern ist dem Freigeist Lust und nicht Last. Sei es Habe, Bequemlichkeit, ja sogar die Gesundheit und in letzter Konsequenz auch das Leben ist er bereit zu geben, wenn nur die Freiheit seines Geistes ihm noch bleibt. Das Leben des Freigeistes ist gezeichnet durch erlebtes Unverständnis, erlittene Ausgrenzung und versuchten sowie vollbrachtem, vermeintlich oft gut gemeinten Zwang an ihm und der Freiheit seines Geistes und doch ist sein Leben mehr wert gelebt zu werden, als jedes Unfreie, da sein Handeln ehrlicher vor ihm selbst, sein Denken offenbarender als bereits Gedachtes und sein Fühlen, moralfrei, klar und offen ist.

Die, die einen freien Geist für sich in Anspruch nehmen, teilen sich in Philosophen, Freidenker und Freigeister. Jene die sich Philosophen nennen, können auf eine lange erfolgreiche Geschichte zurück blicken, in der sie mitunter die Sperrspitze des menschlichen Geistes, als auch letzte Instanz der Vernunft waren. Als sie jedoch ihren, über die Grenzen einzelner Disziplinen hinaus greifenden Anspruch aufgaben und zu einer Wissenschaft wurden, wandelte sich auch ihre universelle Sichtweise, aus der ihre großen Erkenntnisse geboren wurden, zu einer disziplinären, in der sich der ursprüngliche Anspruch der Philosophie, die Liebe zur Weisheit in ihrer Ganzheit, nicht mehr verwirklichen lässt.

Einstmals hieß, ein Philosoph zu sein, ein nach Erkenntnis suchender über die Grenzen hinaus denkender Mensch zu sein, heute ist es ein akademischer Grad der sogar jedem erkenntnisfreiem Geist zuerkannt werden kann, wenn er denn die formellen Kriterien erfüllt. Philosophen sind heute Menschen mit disziplinär eingeschränkter Sichtweise, die die Ergebnisse ihrer geistigen Exkursionen, nur noch dann anerkennen vermögen, wenn diese innerhalb der Formalien ihrer Wissenschaft erreicht wurden.

Jene die sich Freidenker nennen, sind die Knechte der Moral, die sich im warmen Schein vermeintlicher Erkenntnisse sonnen und nicht erkennen, dass ihnen die Freiheit ihres Geistes nur Ruhm bringt und die Erkenntnis nur vermeintlich einen warmen Schein, weil sie nie tief genug gedacht haben, nie auf den Grund einer Erkenntnis geschaut haben. Sie erheben sich auf das Podest der moralischen Unfehlbarkeit, da sie sich a priori verbieten, die Moral als solche zu hinterfragen und ihre anerkannten moralischen Werte als grundsätzlich gegeben jeder Untersuchung der Dinge voraussetzen. Freidenker sind die Propheten der Fehler von gestern, mit den Mitteln von morgen.

Jene die sich aber Freigeist nennen, sind jene die die Philosophie um ihrer selbst Willen betreiben, in der Form wie sie betrieben wurde, bevor sie Wissenschaft war. Freigeistliche Philosophie ist das Studium und die Aufstellung, ganzheitlicher und damit interdisziplinäre, hypothetischer Gedankenmodelle zur Erklärung des Seins und der Dinge an sich. Freigeist zu sein ist nicht das Ergebnis einer Tätigkeit, sondern die unabänderliche Konsequenz einer Lebenseinstellung, die in sich schon so viel Konsequenz ist, das sie keine Konsequenzen mehr fürchtet. Des Freigeistes Antrieb ist nicht Lohn, sondern Freiheit. Freiheit die aus sich heraus nichts anderes bedarf als die Freiheit des Geistes und somit auch nur erkannt werden kann, wenn man nichts anderes zu Grunde legt als die Freiheit des Willens. Aus diesem Grunde korrumpiert sich ein Freigeist nicht mit Macht, Geld oder Anerkennung, die jeder für sich einen moralischen Wert und eine soziale Erwartung mit sich bringen.

Als Freigeist zu leben, bedeutet umgeben zu sein von den Gemeinen, so benenne ich jene, die Gemeinschaft brauchen, noch vor sich selbst. Gemeinschaft mit anderen, aus der sie zu schöpfen suchen, was sie sich selbst nicht sein zu vermögen, als könne man bekommen was man nicht ist. Gemeinschaft von vielen, um sich als Teil eines Großen zu verstehen, weil sie sich als unbedeutend sehen. Gemeinschaft die sie Staat und Gesellschaft heißen, die ihnen Verwaltung gibt, da sie sich nicht selbst verwalten können und ihnen Recht benennt, da sie selbst nicht vermögen Recht zu erkennen.

Was immer ihnen widerfährt, was immer sie erfassen oder erkennen, nie erfassen sie den wahren Sinn, da sie nicht vermögen es bei sich zu halten oder zu bewahren, um den Keim der Weisheit wachsen zu lassen. Sie entblößen ihr Wissen, ihr Empfinden, sogar ihr Innerstes selbst, weil nur die völlige Entblößung ihnen die Gleichheit in der Gemeinschaft verspricht. Sie Fragen nicht, schon die gegebenen Antworten scheinen ihnen genug. Allein das etwas aus ihnen selbst heraus, ein Gedanke oder eine Empfindung, geschieht, ist ihnen schon Grund zum Zweifel. Sie weisen und richten, so zeigen sie ihre Unfähigkeit, es über sich selbst zu tun. Die Gemeinschaft bestimmt ihre Werte, allein als Wert in ihr. Freiheit und Recht ist ihnen das, was ihnen als solches benannt und gegeben wurde.

Ihre Welt ist der Schein, nicht das Sein, daher lieben sie die Unwahrheit, die ihren Schein erhält und hassen die Wahrheit, die ihr Sein offenbart. Sie fürchten den Tod, da er sie ihrer Gemeinschaft entreißt, daher fürchten sie auch die Freiheit, die ihre Gemeinschaft bedroht. Sie sind getrieben von Angst und Zweifel, in ihrer Welt der erhofften Unveränderlichkeit vermeiden sie das Gift des Wandels. Ihre Vermessenheit endet nicht einmal davor zu glauben, dass Freiheit und Recht von so niederem Range sei, dass sie es selbst erschaffen konnten. Ihr Misstrauen gilt allem, was sie nicht zu erfassen vermögen und was ihrer Gemeinschaft nicht sein kann, da sie bestimmten, dass es nicht sein darf.

In dieser Dunkelheit des Geistes, aus ihrer Mitte heraus, beginnt der Weg der Freien, die nicht frei waren, aber lernten es zu werden. Die Freien, deren Wille es ist, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben, die ihre Freiheit schätzen und bewahren, da sie ihnen nicht von der Gemeinschaft zugestanden wurde, sondern ihnen als naturgegebenes Recht per Geburt geschenkt wurde, ja mehr noch dieses unwiderrufliche Recht, sie erst zu einem Menschen werden ließ . Misstrauisch beobachtet von jenen, denen ihr selbst zu viel Eigenes ist und ihr Eigenes zu wenig selbst.

Die Gemeinen mögen meinen das ihr Ich in die Obhut der Gemeinschaft gehöre und die vielen Ich, die ihre Gesellschaft beherbergt, schlussendlich sogar ein eigenes selbst sei. Doch das Ich, das Eigene, das Selbst ist nicht ein Vieles und existiert nur in der Geborgenheit eines alleinigen Seins, es ist die Qualität unseres Seins. In der Gemeinschaft wird aus einem Ich ein Wir, ein Unser und das Unsrige ein formalistischer Teil einer Menge, einer leeren Bestimmung der Quantität.

Doch Selbstbestimmung ist der Wille, als Bestimmung des Selbst, der Formung und Definition des Ich. Sie ist nicht der bestimmte Freiraum einer Gemeinschaft innerhalb dessen Freizügigkeit gewährt wird, sie ist die Ausgestaltung einer Persönlichkeit in all ihren Facetten, allein begrenzt durch das Individuum selbst. Sie ist nicht einmal etwas was eine Gesellschaft erfassen könnte, da diese als ein Wir, keinen Wert für ein Ich besitzt und kein Ich sein kann.

Eigenverantwortlich, wil der Freigeist sich selbst gegenüber sein und ihr eigenes Ich verantworten. Es ist das Verständnis um die Individualität des Ich und der Wille die Konsequenzen der eigenen Qualitäten zu akzeptieren. Kein Wir, vermag hierüber zu Gerichte sitzen, da jedes Wir eine Mehrzahl ist, welche aus sich heraus die Individualität ausschließt. Was Wir ist kann nicht Ich sein, sowie ich nicht sein kann was wir ist.

Sie die ihr sein, ihrem Wollen unterwerfen, die Freiheit nicht als zugestandenen Freiraum, sondern Freiheit a priori in allem Leben gegeben sehen beschreiten einen langen und steinigen Weg ohne Anerkennung und Ziel. Denn Freigeist zu sein, bedeutet keinen Widerspruch in sich, aber einen Widerspruch an sich, in der Gemeinschaft.

In der Mitte der Gemeinen sind die zu erkennen, die sich auf diesen Weg machen, noch nicht wissend, das sie bereits die ersten Schritte auf diesem Weg gehen, sie werden die Zweifler genannt. Sich selbst erkennen sie sich an der Empfindung, welches das allseits normale in ihnen hervorruft. Noch sind sie erfüllt von den Werten die ihnen gegeben wurden, daher zweifeln sie zuerst an sich selbst. Sie erkennen noch nicht die Fremde die sie umgibt und so glauben sie selbst fremd zu sein. Sie erheben sich noch nicht gegen die Werte, dennoch erkennt die Gemeinschaft bereits ihr zögern. Sie suchen nach Antworten, noch ohne Fragen zu können. Viel zu lange haben sie die große Regel des Wissens der Gemeinschaft gelernt: Es gibt keine Fragen außerhalb der Gemeinschaft, weil es keine Antworten außerhalb von ihr gibt.

Für viele endet hier bereits der Weg in die Freiheit, angesichts der Allmacht der Gemeinschaft. Manchen mag es gelingen zu vergessen, dass sie an die Grenze der Gemeinschaft stießen, für sie ist der Weg zurück ein leichter. Jedoch denjenigen die nicht vergessen können, bleibt nur der Zweifel an sich selbst.

Diejenigen aber die verstehen, das Antworten außerhalb der Gemeinschaft denkbar sind, finden Fragen. Fragen auf die die Gemeinschaft keine Antworten zu liefern vermag. Unverständnis und Misstrauen begleiten sie von dem Tag, an dem sie Kritiker genannt werden. Das Gefühl der Fremdheit ist ihr Antrieb und doch spüren sie, dass nicht sie es sind, die fremd sind. Sie vermögen noch keine Antworten zu geben und ihr Zweifel weicht der Wut. Alles verkehren sie ins Gegenteil, aus ihrer Demut wird Übermut. Stolz verkünden sie das was sie tun, sie üben Kritik und verstehen noch nicht den Unterschied zum kritisieren. Sie erkennen ihre Unterschiedlichkeit zur Gemeinschaft, aber sie wollen nicht erkennen wie sehr sie noch Teil von ihr sind.

Hier endet für einen weiteren Teil von ihnen, der Weg in die Freiheit, angesichts der Allmacht der Gemeinschaft, an der ihre Wut zur Ohnmacht wird, in der sie gefangen bleiben. Ihnen bleibt die Unzufriedenheit.

Diejenigen aber denen es gelingt ihre Wut zu verlieren, werden Antworten finden und von da an, wo sie Antworten finden auf Fragen die die Gemeinschaft nicht gestellt hat, werden sie Denker genannt. Sie sehen wie fremd sie selbst und die Gemeinschaft ihnen ist. So sehr sie ihre Fremde als ihre eigene verstehen, so sehr kehren sie der Gemeinschaft den Rücken. Ihre Antworten zerstören die Werte der Gemeinschaft ohne jedoch neue zu schaffen. Nicht das Erbauen ihrer Freiheit sondern das zerstören ihrer Unfreiheit ist ihr Antrieb. Sie treiben zwischen der Gemeinschaft, deren Ketten ihre Antworten zersprengten und dem Ufer der Freiheit, ohne Halt den Gezeiten ihrer Gedanken ausgeliefert. Freiheit scheint ihr Ziel, aber sie verstehen nicht das Freiheit kein Ziel und das Ufer unerreichbar ist.

Für viele von den Wenigen endet hier der Weg in die Freiheit, angesichts der Allmacht der Freiheit, an dem Willen etwas zu vollenden was nicht zu vollenden ist. Ihnen wird die Suche zum Ziel.

Diejenigen aber die alleinig durch die Kraft ihrer eigenen Gedanken verstehen, dass der Weg des Wissens nicht zu ihrem oder irgendeinem Besitz führt, werden Freigeister genannt. Sie verlieren das Ziel, das Ufer der Freiheit aus den Augen. Ihnen ist es bestimmt ihre eigenen Wege zu wählen, da sie keine Ziele kennen. Ihre Wege bestimmen sich durch die Fragen die sie Stellen und die Antworten die sie geben, jedes Mal aufs Neue. Sie sind nicht mehr an Wege gebunden die ihnen benannt wurden, oder an Ziele die sie sich gegeben haben.

So unbestimmt wie ihre Fragen, sind ihre Antworten, denen sie folgen können ohne von etwas abweichen zu müssen. Sie sind selbstbestimmt, da sie die Fragen selbst bestimmen, sie sind Eigenverantwortlich, da sie ihre Antworten selbst verantworten und dadurch frei diesen zu folgen. Sie handeln und urteilen nicht in der Gemeinschaft, da sie mit ihr nichts gemein haben. Sie zeigen keine neuen Ufer, da sie keine Kenntnis um diese haben. Sie verlassen alle Wege, da sie frei sind.

So sie aber nun Freigeist sind, so wird ihnen das Leben eine immer währende Prüfung. Prüfung an sich selbst, nicht der Versuchung zu erliegen, zu offenbaren was ihnen offenbar wird. Der Lüge würden sie bezeichnet, falls ihnen nicht schlimmeres widerfährt. Sie, die Gemeinen, nennen alles Lüge, was ihre Gemeinschaft nicht als Wahrheit ihnen offenbart hat und gegen ihre Regeln verstößt, und den, der seine eigene Wahrheit nicht aufgeben kann, einen Lügner.

So sehr fürchten sie eine Wahrheit, die nicht die Ihre ist, dass sie nicht davor zurück schrecken, den mit Strafe zu bedrohen, der nicht ihrer Wahrheit folgen will. Im ersten Schritt ihrer Strafe nennen sie ihn Lügner. Von da ist der so Benannte, aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen und alles was er sagte und sagen wird, wird für sie unwahr sein. Nichts darf die Wahrheit der Gemeinschaft in Frage stellen oder das Gift des Zweifels sähen. Ihre Gemeinschaft sucht Schutz vor der ihr fremden Wahrheit, indem sie sie ausschließt. Reicht es aber nicht aus, die fremde Wahrheit auszuschließen, oder hat sie bereits den Zweifel genährt, hält die Gemeinschaft Gericht über den der ihr die fremde Wahrheit gebracht hat. Diese fremde Wahrheit, die keinen Anspruch erhebt, gemessen zu werden an den Regeln der Gemeinschaft, wird nun genau an diesen Regeln gemessen. Bestraft soll sie werden in den Augen der Gemeinen, in dem Maße sie gegen die Regeln aufbegehrt hat.

Das Auge der Gemeinschaft ist bereits so trübe, dass sie nicht zu erkennen vermag, dass jenes Fremde nicht an den Regeln des Eigenen messbar ist, da sich die Fremdheit erst daraus ergibt nicht Eigenes zu sein. Nichts was der Gemeinschaft nicht eigen ist vermag an ihren eigenen Regeln zu bestehen, so wie ihre nicht an fremden Regeln bestehen könnten. Sollten die Strafen die ihr Gericht verhängt nicht ausreichend sein, den zum Schweigen zu bringen, der ihre Wahrheiten nicht akzeptiert, erkennen sie endlich seine Fremdartigkeit. In einer Gemeinschaft deren Anspruch der Besitz der einzig richtigen Wahrheit ist, ist Fremdartigkeit keine Deklaration der Andersartigkeit, sondern das Stigmata eines Zustandes der zum Schutze der Gemeinschaft, zwingend geändert werden muss. In den Augen der Gemeinschaft scheint es nicht möglich außerhalb von ihr zu stehen, zu handeln oder auch nur zu denken, fremd zu sein.

In der Logik der Gemeinschaft, das nicht sein kann was nicht sein darf, ist jener, der ihre Wahrheit nicht als die seine will, vor sich selbst zu schützen. Gleich einem an seinem Geiste erkranktem, wird der Freigeist nun entrechtet, auf das er sich der Behandlung nicht mehr entziehen kann, einer Behandlung die sobald sie begonnen hat nur noch zwei Wege offen lässt, entweder die Entsagung dessen, was die Gemeinschaft für falsch erkannt hat, oder für den Fall das dieses nicht gelingt, die dauerhafte ruhig Stellung.

Mögen die Gemeinen auch glauben, das ihr handeln richtig sei, so sehen sie doch nicht, das jene, denen sie dieses widerfahren lassen, weit lieber ihre Freiheit und ihren Körper aufgeben, oftmals eher ihr Leben, als das, dessen sie so unbedingt beraubt werden sollen, ihren freien, nicht der Gemeinschaft und ihren Regeln folgendem Denken und Handeln, dem freien Geist, der sie zu dem machte, was die Gemeinschaft so sehr fürchtet, das sie schon die Existenz dessen alleine zu beenden sucht.

Dabei wären sie doch, wenn man sie Lügner nennt, und die Gemeinschaft, so sie sich sehen könnte, wie sie ist, gleich einem Fisch im Wasser, als Lügner die beständig umgebende Lüge aufsaugend um die wenige Erkenntnis daraus zu extrahieren. In einer Gemeinschaft in der, derjenige als wertvoll betrachtet wird, der mit Wissen und Wollen die Unwahrheit sagt, sofern er dieses tut um die Gemeinschaft vor unangenehmen Wahrheiten zu schonen, ist die Lüge akzeptiert, als Mittel des Erhaltes des Gemeinwohls. Wie aber lässt sich dann sagen, das eine solche Gemeinschaft auf dem Werte der Wahrheit basiert. Eher ließe sich doch wohl sagen das die Gemeinschaft auf dem Allgemeinwohl, als der Wahrheit basiert. Wenn aber das Gemeinwohl vor- und höherrangig der Richtigkeit, von Aussagen, Regeln und Idealen steht, wie ließe sich dann jemand richten, der dieser Gemeinschaft nicht angehörig ist und somit an Aussagen, Regeln oder Idealen nicht bemessen werden kann. Was kann überhaupt als richtig gelten, wenn niemand zu wissen vermag wie viel schonende Unrichtigkeit darin verborgen ist.

Daher benennt der Freigeist die Unwahrheiten, aber schweigt zu den Wahrheiten, zum einen da es leicht ist die Unwahrheiten in ihrer Offensichtlichkeit zu erkennen aber unendlich schwer in den Besitz einer Wahrheit zu kommen und zum anderen da er wissend genug um seine Unvollkommenheit ist, um nicht zu glauben, dass ihm die Wahl leicht fallen würde, wenn man ihm seinen Geist gegen seine Freiheit, vielleicht sogar sein Leben in die Waagschale zwingt. Leichter ist es ihm ein Lügner genannt und sein handeln ignoriert, zu werden.

Freigeist zu sein, ist nicht eine selbst gestellte Aufgabe, nichts was man tun kann. Es ist etwas was einem widerfährt und dessen man sich erst bewusst wird, wenn man es bereits ist. Bewusst durch die Sicht, die man auf die Dinge, sowie die Menschen und ihr handeln hat.

Es geschieht das die Antworten, die ein Freigeist findet, eine gewisse Popularität erlangen. Dies ist unabhängig ob im kleinen oder großen Kreise, nicht dem Wunsch geschuldet, populär zu sein, sondern eher ein Produkt des Zufalls, welcher sich daraus ergibt das jene Antworten von großer Einfachheit geprägt sind und damit auch ohne in ihrem ganzen Ausmaße verstanden zu sein, eine gewisse Lehre in den Köpfen der Zweifler und Kritiker zu füllen, vermögen. Diese Popularität führt zu der Erlangung von Zustimmern, die sich bisweilen Freunde nennen. Man mag streiten, was ein Freund sei und wie man ihn erkenne, doch dieser Streit ist überflüssig, da die solcherart inspirierten, sich selbst so bezeichnen. In kaum etwas steckt eine größere Unsicherheit und Gefahr, als in einem selbst ernannten Freunde.

Diese sind nicht mit Argumenten zu überzeugen, ihre Freundschaft nährt sich aus der Sympathie, die ursprünglich der Dank der gefühlten Leere war. Genau so unsicher wie es sich sagen lässt, wie man sich eine Freundschaft zugezogen hat, in gleichem Maße unsicher sind die Kriterien die dazu führen diese Sympathie wieder zu verlieren. Die Wahrscheinlichkeit gebietet dass die Sicherheit des Verlustes der Sympathie, analog dem Zeitraum steigt, der Sympathie verletzende Handlungen möglich macht. Was bleibt ist ein verlorener Freund, der mindestens in gleichem Maße Feind ist, wie er zuvor Freund war. Daher vermeidet der Freigeist Freundschaften, da diese ausschließlich zu Feindschaften führen.

Durch die Art und Weise, in der der Freigeist Fragen stellt und Antworten findet, wird er unvermeidlicher Weise das Interesse derer auf sich ziehen, die sich die Wissenden nennen. Diese sind zu teilen, in jene die Hoffen zu Wissen, jene die Glauben zu Wissen und jene, die Wissen zu Wissen.

Jene die Hoffen zu Wissen nenne ich die Ängstlichen. Im Grunde ihrer selbst ist ihnen bewusst nicht wissend zu sein. Ihr Antrieb ist die Hoffnung, die sie vor der Angst bewahrt nicht der Gemeinschaft der Wissenden zugehörig zu sein. Ihr Wissen hat einen schönen Klang und ist von großer Leere, das ist alles was ihr Wissen ist.

Jene die Glauben zu Wissen nenne ich die Arroganten. Sie sind von dem was sie zu Wissen glauben so sehr überzeugt, das ihre Arroganz keinen Zweifel zulässt. Ihr Wissen ist das Wissen der großen Reden und Predigten. Jene die Wissen zu Wissen nenne ich die Vermessenen. Sie sind jene, die sich selbst beweisen, da sie nur Wissen zulassen welches sie auch beweisen können. Ihre Vermessenheit stellt ihren Beweis höher als ihr Wissen. Ihr Wissen ist die Beweisführung, die immer ausladender ist als ihre Thesen. Den Wissenden ist ihre Vermessenheit gemein, Wahrheiten benennen zu können. Wäre ihr Vermessenheit angebracht, so wäre es wohl von hoher Wahrscheinlichkeit, dass sie im Laufe ihrer Geschichte zumindest eine Wahrheit erkannt hätten.Gleich wo und wann sie diese gefunden hätten, wäre es von da nur noch einer kausalen Kette logischer Verknüpfungen, bis zur Erkenntnis der letzten Wahrheit. Wenn also an dem so wäre, warum gelang es ihnen dann nicht, auch nur eine Theorie aufzustellen, eine Wahrheit zu postulieren, die von Bestand war oder ist.

Der Freigeist aber hat die Hoffnung, den Glauben zu Wissen, überwinden zu können.

Die Wissenden aber, sie sind die leitende Kaste der Gemeinen, haben eine Kunst geschaffen, die Kunst die Wissen schafft, gleich wohl nennen sie diese Wissenschaft. Hier orakeln sie aus empirischen Erkenntnissen, wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten. Dieses genügt ihrem Anspruch Wahrheit zu sein und so glauben sie sich im Besitz dieser. Keine Erkenntnis ist ihnen heilig genug, als das sie diese nicht mit ihrer Krone der absoluten Wahrheit überstülpen wollen. Das schaffen von Wissen ist ihnen wichtiger als das Wissen selber und so schufen sie zu jedem Erkenntnisfeld eine Wissenschaft, da ihnen jede Erkenntnis solange sie nur eine wissenschaftliche ist, eine Wahrheit ist. Lange werden sie brauchen, bis sie verstehen, dass ihre empirische Wissenschaft kein Wissen schafft, sondern ihr Wissen auf empirische Erkenntnisse begrenzt.

Die Wissenschaft selbst, die forschende, die Realitäten erklärende, jene die sich noch nicht in den Dienst der Gemeinschaft gestellt hat und noch um der Forschung Willen forscht, ist kaum noch zu erkennen unter all ihrer Wissen-schaft. Wenn es nicht auch ein wenig Komik in sich tragen würde so wäre es eine Tragödie. Selbst dort wo sie kein Wissen haben, haben sie doch eine Wissenschaft. Sie nennen diese Psychologie, ich nenne dieses Gespinst, orakelnder Pragmatismus. Auch dort wo das Wissen das Nicht-Wissen ist, fühlen sie sich berufen Wissen zu schaffen und sehen nicht das ihre Wissenschaft der Philosophie jeglichen Anspruch einer Philosophie verloren hat. Nicht oft genug kann man es sagen.

Philosophie ist keine Wissenschaft, vielmehr ist sie eine Geistestätigkeit die Wissenschaft, durch ihren ausgeprägten spekulativen Charakter ausschließt. Da sie bestrebt ist das Wesen des Seienden zu ergründen, beschäftigt sie sich mit den Grenzen die sich aus wissenschaftlichem Wissen ergeben und mit dem sinnvollen Einsatz dieses Wissens, eben den Bereichen in denen ihre Wissenschaften keine Antworten zu geben vermögen. Wahre Philosophie verfügt somit auch nicht über eigenes Wissen zu den Dingen, sondern nur zu der Methodik mit dem Wissen um die Dinge umzugehen.

Sie aber haben die Philosophie gespalten, in eine Wie-philosphie, jene Theoretische Philosophie die zu erklären sucht wie Erkenntnis erfolgt, hierzu zählen unter anderem die Bereiche der Erkenntnistheorie, der Wissenschaftstheorie und der Sprachphilosophie und dem Gegenüber eine Was-philosophie , jene Praktische Philosophie die zu erklären sucht, was erkannt werden kann, mit ihren Bereichen, Ethik, Rechtsphilosophie, Geschichtsphilosophie, Kulturphilosophie und Sozialphilosophie. Sie sezieren, filetieren und analysieren, niemals jedoch sieht man sie philosophieren, da sie um dieses zu vermögen zuerst über die Teilungen hinweg schreiten müssten, die sie Philosophie nennen.

Sie wollen leiten, doch sie verleiten nur, als Diener der Wissenschaften zu einem pseudoreligiösen Wissenschaftsglauben, der Wissenschaft der maximalen Mechanisierung der Systeme. In ihrer Welt, die ihren Fortschritt an der Mechanisierung und Digitalisierung misst, sind ihre Wissenschaftler die dieses ermöglichen, in den Stand der Hohepriester erhoben. Nicht ihre Lehren, die kaum jemand in ihrer Gänze versteht, machen sie populär, sondern die scheinbar alles erklärende Wissenschaft, denen sie vorstehen, erzeugen das Bild der Allwissenheit. Es begann mit Newton, führte über Darwin zu Einstein und fand seinen vorläufigen Höhepunkt in dem genialen Wissenschaftspopulisten Stephen Hawking. Fragen nach dem tieferen Sinn des Seins, dem Ursprung der Dinge oder universellen Werten werden mit ihrer Hilfe, aus physikalischen Parametern heraus orakelt und ein empirisches Weltbild mittels physikalischer Wirkmuster zu einer pseudoreligiösen Allwissenserklärung postuliert, in dem jeder von ihnen, nicht mehr als die Summe seiner physikalischen Muster ist.

Die Verrückten, so werden die Freigeister genannt, ich aber nenne die, die sie so nennen, die Verwirrten. So sehr sie sich in ihrem Wir ver-wir-ren, so wenig erkennen sie das Lob, aus ihrem Wir verrückt zu sein, aus ihrer Mitte, die das Große schmäht und das Geringe lobt. Ihre verwir-te Welt ist die Gemeinschaft der Wertlosen, da ihr ich von eigenen Werten gelöst sein muss um gemeinschaftliche Werte zu loben.

Sie die Gemeinen, sie leiden unter ihrem Wir so sehr das ihnen Glück zur Droge geworden ist. Ihre Gemeinschaft ist hedonistisch und jeder unter ihnen stellt all sein denken und Handeln unter einen Zweck, der Befriedigung seiner Bedürfnisse zur Erlangung von Glück. Ihr Wir hat ihnen Glauben gemacht, Glück könne durch diese Befriedigung erlangt werden, schlimmer noch, überhaupt nur durch sie erreicht werden. Sie erkennen nicht mehr die Leere ihres Tun, die Inhaltslosigkeit ihres scheinbaren Glückes und wundern sich wie kurzlebig ihr Glück doch ist. Nie vermögen sie es zu halten, nicht einmal zu fassen, da es ihnen immer nur an anderen Dingen zu haften scheint, die erlangt werden müssen, um das Glück zu erlangen.

Von der Wiege bis zur Bahre hasten sie ihrem Glück hinterher, das ihnen immer neu und schemenhaft gleich einer Fata Morgana vor Augen flimmert, um am Ende ihres Weges sich zu trösten ihr Glück doch noch im Tode zu finden. Glück aber ist keine Wahrheit, Glück ist ein von ihrer Gemeinschaft geschaffenes Konstrukt zur Erhaltung ihrer Begierde und des immer währenden Antriebs. Sie aber sind gefangen im Unglück, dem Zustand des nicht erlangten Glückes, diesem unerreichbaren Schein und wähnen sich in kurzen Momenten des Glückes, welche doch nicht mehr sind als kurze Abwesenheiten ihres Unglückes, wenn sie eine Befriedigung erreicht haben, bevor ihnen ihr Wir eine neue Begierde offenbart.

Der Freigeist erfährt aber kein Unglück, da er nicht nach Glück sucht.

Sie die Gemeinen, rühmen sich ihrer Intoleranz, die sie selbst Toleranz nennen. Toleranz vermögen sie nur gegen Großes zu verüben. Nicht Einsicht in die Notwendigkeit von Toleranz führt sie dazu, sondern ihre kleingeistige Angst, die sie gelehrt hat jede Konsequenz zu meiden. Im Kleinen aber strafen sie die geringsten Verfehlungen gegen ihr Regelwerk, frei von der Angst hierfür zur Rechenschaft gezogen werden zu können.

Darum meidet der Freigeist die Toleranz der Gemeinen, die immer dort endet wo sie ihre Angst vor Konsequenzen verlieren.

Sie flüchten in den Glauben an ihre Götter, die ihnen ein Heil nach dem Tode versprechen. Nichts anderes können sie ihnen versprechen, denn sie sind geschaffen von ihnen selbst und die, die sie schufen, kannten das Geheimnis um sie. Es ist die Botschaft ihrer Götter, die auch die Botschaft ihrer Gemeinschaft ist und sie lautet: Zweifel nicht, Glaube.

Darum hütet sich der Freigeist vor dem Glauben, da er vom Zweifeln nicht lassen will.

Sie achten das Ich so gering und loben das Wir so sehr, das ihnen Mehrheit das höchste ihrer Ziele ist. Mehrheit und mag sie noch so sinnlos sein, reicht ihnen zur Herrschaft, sie nennen das Demokratie. Allein die Quantität ist ihr Maß, die Qualität ihnen nur Bürde. Allein die Vielzahl ist ihnen Recht genug, sich jede Minderheit einzuverleiben. Die Macht der Masse gibt ihnen das Recht zu richten, zu strafen und alle Teile der Welt mit Tod und Vernichtung zu überziehen, um jeglichen Wert und Sinn mit dem Gesetz der Quantität zu überziehen. Darum meidet der Freigeist die Demokratie, da er sein Ich nicht der Diktatur der Massen opfern will.

Sie die Gemeinen, heucheln ihre Friedfertigkeit, selbst wenn sie in den Krieg ziehen. Sie nennen ihr töten und rauben, Befriedung, so wie sie glauben machen wollen das ihre Armeen und Bomben den Frieden bringen und schützen. Doch niemals brachte Feuer das Wasser und Krieg nur immer den Krieg. Sie glauben ihr töten sei so gerecht, das daraus das Recht entstünde Kriege zu beginnen, sie nennen das Präventivverteidigung. Sie sehen nicht, wer um die Erhaltung einer Ideologie tötet, stellt eine Idee über das Leben und ist der skrupelloseste aller Mörder. Sie mögen ihre Kriege verklären und ihre Mörder mit Orden zu Helden machen, doch nie werden sie die Hülle von dem Inhalt befreien, den Krieg von dem Mord. Darum entzieht sich der Freigeist dem Kriege. Es schreckt ihn nicht das töten, aber kein Leben ist so gering, dass es für die Rechtfertigung einer Gemeinschaft, zu ermorden, angemessen wäre.

In der Gemeinschaft der Zielstrebigen sind Ziele unentbehrlich, so das all ihr handeln auf solche gerichtet ist. Sie sehen nicht, das eine Festlegung auf ein Ziel, immer zuerst die Bestimmung eines Weges ist. Sie sehen nicht, dass die Bestimmung eines Weges, immer zuerst der Ausschluss aller anderen Wege ist. Sie erkennen nicht das erst die unbegrenzte Anzahl möglicher Wege, die Vielfalt des Lebens ausmacht und begrenzen diese Vielfalt durch Ziele.

Der Freigeist folgt keinen Zielen, da er sich nicht zu wissen anmaßt, welche Wege die richtigen sind.

Arbeit ist den Gemeinen zum Sinn ihres Lebens geworden. Sie sehen nicht wie sinnlos ei Leben ist, wenn es seinen Sinn aus seiner Produktivität für eine Gemeinschaft erfahren muß. Wie wenig muss ihnen der Begriff des Sinns sein, wenn sie keinen eigenen finden? Wie wenig ist ihnen ihr Leben, wenn sie die Erfüllung in definierten Arbeitsabläufen finden? Wie wenig Geist ist ihnen geblieben, dass sie ohne Arbeit sich selbst zu viel werden? Wie wenig sind sie ihrer Gemeinschaft, wenn ihr Nutzen sie bemisst? Wie wenig Freiheit steckt noch in ihnen, wenn sie akzeptieren, dass ihr Leben in Arbeitszeit und Freizeit geteilt wird, als hätten sie zwei Leben?

Der Freigeist hält sich von Arbeit fern, da sein Geist sich nur in Freiheit entfalten kann.

Sie die Gemeinschaft und jeder von Ihnen trägt soviel Hochmut in sich, dass sie sich schon die Frage nach ihrem Hochmut verbieten. Sie glauben ihre, von simplen natürlichen Abläufen abgeschaute Welt, sei das Ergebnis ihrer Erfindungsgabe. Doch kein Element, kein Leben wurde je von Ihnen geschaffen. Sie wähnen sich in Kreisläufen die sie zu kontrollieren glauben. Wie wollen sie kontrollieren, was sie nicht einmal verstehen? Sie Glauben an einen immer währenden Fortschritt. Sie sehen nicht das Fortschritte in geschlossenen Systemen endlich sind. Sie erkennen nicht, dass Demut ihnen eine Zukunft schenkt, während Hochmut sie ihrer beraubt.

Der Freigeist übt sich in Demut, da er nichts findet über das er sich stellen könnte.

Die Armut ist der Gemeinen größte Pein. So groß ist ihre Angst davor, dass sie die Armut schon per Definition zu begrenzen suchen. Nicht wer da arm im Geiste, oder am Gemüt ist, scheint ihnen in der Armut gefangen, nur der Mangel am Gelde gilt ihnen als arm. Ihr ganzes Leben mühen und plagen sie sich, nicht dieser Armut anheim zu fallen und doch ist all ihr streben vergebens, ein jeder von ihnen geht so arm wie er gekommen war. Sie raffen und horten, gieren und neiden, als könne auch nur einer von ihnen mehr als satt essen, oder in mehr als einem Bette schlafen. Je größer eines jeden Angst, vor diesem Schmerz der Armut, desto einfältiger sind ihre Begründungen, der Armut zu entrinnen. Armut beraube sie ihrer Lebensqualität, sagen sie und sehen nicht den eigenen Verlust dieser, gehetzt und geschunden in Geist und Gemüt, zermürbt auf der nie enden wollenden Flucht, vor dem permanent lauernden Abgrund der Mittellosigkeit. Obwohl ihre Angst es vermuten ließe, so ist ihnen Armut, doch keine Not.

Nicht den Verlust der Nahrung, die Obdachlosigkeit fürchten sie, dieses ist ihnen nicht möglich anzunehmen, dazu würde es der Phantasie bedürfen, die auch nur für einen Moment die Annahme zulässt, das sie über solches nicht erhaben sein. Es ist der Verlust der Prestigehandlungen und -güter oder neidbesetzter Erfolgsdevotionalien welcher ihnen so zusetzt. Sie sind die Territorialmarken ihrer Loyalitätsstandpunkte innerhalb ihrer Gemeinschaft. Sie sehen nicht wie wenig sie noch Mensch sein dürfen um Teil ihrer Gemeinschaft sein zu können. Der Erkennende aber sucht das was die Gemeinschaft Armut nennt, da er weiß das jeder Besitz mehr Ungemach als Nutzen mit sich bringt. Sie die Gemeinen erkennen nur das die Gemeinschaft ihnen Besitz gewährt und seine Erlangung fördert, doch der Preis des Besitzes bleibt ihnen verborgen.

Die Gemeinschaft zwingt jeden in ihr Regelwerk, da sie Besitz nur zulässt wenn er gemäß ihren Regeln erworben wird. Aus diesem Grunde muss jedes Gut von der Gemeinschaft oder ihren Vertretern erworben werden, ein Umstand den sie erreicht, indem sie einem jedem Gut das Recht der Existenz außerhalb oder ohne Zweck für sie aberkennt und alles was noch nicht erworben ist, ihren Eigentum unterstellt. Doch selbst gesetzt dem Falle, dass ein Gut im Besitze übergeht, so bleibt es doch immer im Rechte der Gemeinschaft, da sie den Gebrauch des Gutes, auch im Weiteren, nur im Sinne und zum Zwecke ihrer Vorgaben gestattet. Hieraus bildet die Gemeinschaft ihr scheinbares Recht jeglichen Besitz und damit auch seinen Besitzer zu kontrollieren. Die sich ergebende Rollenverteilung in Kontrollierenden und Kontrollierten ist hierarchisch und verhindert analog der Anzahl der Besitztümer und der damit verbundenen Kontrollmöglichkeiten, einen freien und unvoreingenommenen Umgang der Gemeinschaft und dem Einzelnen.

Des Weiteren ergibt sich aus jedem Besitz eine Anzahl derer, die diesen Besitz nicht haben und ihn somit neiden, als auch eine Anzahl derer, die diesen Besitz nicht wollen und somit bemitleiden. Neid aber führt zu boshaften Taten, sowie Mitleid zu boshafter Hilfe führt und beides einen freien und unvoreingenommenen Umgang verhindert.

Der Freigeist ist aber bemüht, frei und unvoreingenommen zu sein und sein Wunsch, dass so mit ihm gleiches widerfahre, auch und insbesondere von und denen gegenüber, deren Lebensweise und -Art nicht die seine ist. Daher versucht er Besitz zu vermeiden um seine Freiheit zu erhalten. Ist ein Besitz aber nicht zu vermeiden, so sucht der Erkennende ihn zu verbergen, so das der Nutzen aus ihm, nicht durch die Übel aus ihm, vergällt werden.

Sie, die Gemeinen, sie sehen sich als die Sinngebenden. Alles wollen sie mit einem Sinn beseelen und so ist es immer der Sinn ihrer Gemeinschaft, mit denen die Dinge behaftet sind. Sie sehen nicht, dass ihr Sinn, den sie den Dingen geben, immer nur einem Zwecke, nämlich ihrem Ziele folgt. Sie sehen nicht, dass die Dinge schon Sinn waren bevor sie ihnen, ihren gaben. Ewig ist ihre Frage, nach dem Sinne. Sie erkennen nicht, dass nur Sinn braucht, wer keinen hat.

Darum hütet sich der Freigeist, vor den Sinngebenden, da nichts Sinn braucht, was Sinn ist.

Sie die Gemeinen, sie ängstigen sich vor der Zeit. Die Zeit scheint ihnen durch die Finger zu rinnen und immer zu wenig zu sein. Das unablässige Wirken der Dinge, versuchen sie zu messen, zu teilen, zu planen. Sie sehen ihr Leben in einem Fluss der nicht ist. Sie sehen nicht, dass die Zeit nichts ist, was sie fassen können, sondern an den Dingen haftet, die auf sie wirken. Sie erkennen nicht, dass Zeit keine physikalische Konstante, sondern der Ausdruck einer individuellen Wirkung der Dinge an sich selbst oder untereinander ist. Zeit macht ihnen glauben, das die Dinge sich verändern und lässt sie nicht erkennen, das nichts sich verändert sondern unaufhörlich alles neu geschaffen ist.

Der Freigeist aber, lässt von denen, die sich vor der Zeit fürchten. Er will der Zeit nicht entfliehen, die ihm das wirken der Dinge zu zeigen vermag.

Freigeist zu sein, ist weder Glanz noch Ruhm, es ist eine Bürde des Schicksals die wenigen auferlegt wurde. Sie zu tragen heißt vieles zu ertragen ohne es verändern zu können. Daran noch nicht zerbrochen zu sein, an dem Zweifel und der Ziellosigkeit gewachsen zu sein, bedeutet den Stolz ein Freigeist zu sein.

Ich bin stolz ein Freigeist zu sein.

Der Essay erschien im August 2011 auf Heinz Saurens Blog “Gedankenmomente”