Teil X.


Willkommen.

Willkommen, in meinem Spiegel schwarzen Labyrinth, meinem Gefängnis für die Ewigkeit. Willkommen in meinem Reich, im Reich der Toten. Willkommen, in meinem Theater des Nichts.

Willkommen in meinem Verstand.

Schau jetzt durch meinem Spiegel, schau aus meinem Verstand, siehe da, ich bin deine Puppe, deine Marionette, in meinem Theater des Nichts. Du kannst mir jetzt jedes Wort in den Mund legen und ich werde es für dich buchstabieren. Ich werde alles für dich tun, alles was du von mir verlangst, denn ich bin das Nichts, denn ich bin tot, dein Tod, dich selbst.

Lass dich entführen.

Ich habe dir soeben das Tor geöffnet, zu dieser Welt, zu meiner eigenen Welt. Du hast durch meinen Spiegel aus Buchstaben geblickt und blickst jetzt aus meinen Augen, du bist jetzt meine Gefangene, eine Gefangene in meinem Verstand. Denn die Welt, in deinem Spiegel, ist jetzt meine eigene! Denn die Buchstaben die ich dir jetzt diktiere, sind deine eigenen.

Dein eigenes ich – Dein ewiges mich.

Durch diese Buchstaben beschwöre ich dich, aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann. Mit Absicht, erscheine ich dir, in meinem leeren Spiegel aus Worten, genau jetzt, genau hier und verdrehe deine Welt. Ich gewähre dir jetzt den Zugang, zu meinem Spiegel und zu mir selbst. In der Nacht, in meinem Traum, während du über mich wachst, tauche ich ein, tief, in dein Bewusstsein und verwandle mich in dich.

Von Spiegel zu Spiegel.

Von Spiegel zu Spiegel reise ich nun, mit nichts als meiner Fantasie. Ich wandere von einem Spiegel zum anderen, solange bis ich schliesslich selbst nicht mehr weiss, woher ich einmal kam und wer ich schon alles einmal war.



Spiegelgeister.

Spiegelgeister aus meiner toten Zukunft sprangen mich jetzt an, aus den Tiefen des Nichts, aus Nirgendwann. Drangen ein, tief in mein Bewusstsein. Und so blickte ich dann, durch meinen Spiegel, in meine Vergangenheit, und da begann ich den Worten zu lauschen, die mir niemals, niemand erzählte. So reiste ich ganz allein durch die Ewigkeit. Ein unendliches Meer aus Buchstaben stellte sich mir in den Weg, Buchstaben, die meine Welt auf den Kopf stellten, an ihr drehten und drehten solange, bis ich schliesslich selbst nicht mehr wusste, wer an diesem Spiegel noch dreht. Bis sich mein Spiegel dann wie von selbst … um mich zu drehen begann.

Nein ich war hier noch nie.

Langsam, ganz langsam, begannen sich diese Buchstaben mit meiner Geschichte zu identifizieren, mit meinen Gedanken, den Gedanken eines Fremden, Unbekannten. Und diese Gedanken war ich selbst. Selbst wenn ich längst tot war, so erkannte sich doch jetzt in mir, einer meiner eigenen Spiegel, mein eigenes ich. Aber daran, erinnere ich mich heute nicht mehr, denn als ich damals, diese Geschichte, zum ersten, aller ersten mal sah, da gab es mich überhaupt nicht mehr.

Denn uns verbindet das Nichts.

Gar nichts. Selbstverständlich, hatte mein neues ich, ein genauso eigenständiges Bewusstsein, wie mein altes, vergangenes. Uns verbindet jetzt nichts mehr miteinander, nichts ausser meiner Fantasie, dem Spiegel in dem wir leben, dem Ort, von dem wir stammen, und dem Ende, unserem Tod.

Weit hinter meinem Verstand.

Unsere Verbindung war nicht real, war noch nicht mehr, als ein Hauch im Nichts, im Nirgendwann. Mein Verstand, der durch meinen Spiegel kreist, meinen Spiegel, so schwarz und so klar, wie deine Pupillen im schwarzen wann. So eine Verbindung hat es noch nie gegeben, sie hat niemals existiert, weder im Reich meiner Spiegel, noch in meiner Einbildung, weder tief in meiner Fantasie, noch im Land hinter meinem Verstand.




Tief in meiner Fantasie.

Noch liegt es in deiner Macht, dich dagegen zu wehren. Denn das Tor zur Niemalswelt, hat niemals existiert, hat sich niemals vorgestellt, sich selbst, sich niemals eingebildet, nichts zu sein, mich zu sein.


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