Michael Stahl

Der Rummelplatz des Lebens,
ein Vater nahm seinen geliebten Jungen mit auf einen Rummelplatz. Hand in Hand schlenderten sie an den Buden vorbei. Sie bestaunten die Karusselle, der Geruch von Würstchen und gebratenen Mandeln umhüllte sie. Es war ein gewaltiger Rummelplatz, Menschen liefen an ihnen lachend vorbei, kreischendes Schreien vernahm man aus den großen Fahrattraktionen. Dann gab es aber auch Menschen die mit einander stritten, sogar eine Schlägerei erlebten sie am Rande eines Zelteinganges.
Erschrocken aber gelassen nahm der Junge an der Hand des Vaters das zur Kenntnis. Immer wieder bat der Sohn den Vater auch doch auch mal mit so manchen Gefährt ein paar Runden zu fahren, das ließ der Vater sich nicht zweimal sagen. Freudestrahlend über die Bitte seines Sohne nahm er an. Ihre Freude war grenzenlos. Doch so manches Mal verbot der Vater seinem Sohn etwas, was der Junge gar nicht so verstehen wollte. So bat er den Vater, er möge ihn doch alleine ziehen lassen. Er möchte noch mehr Spaß haben. Allein sein, nicht immer mit Vater herumziehen… ganz alleine alles ausprobieren.
Der Vater sah ihn sorgenvoll an und mit eindringlichen und lieben Worten bat er seinen Sohn er möge doch an seiner Seite bleiben, da doch der Rummelplatz so manche Gefahr verbergen würde. Da lachte der Sohn seinen Vater aus und meinte: „Gefahr? Zwischen den Imbissbuden und den Karussellen? So ein Quatsch…Bitte gib mir Geld, ich wette ich hab noch viel mehr Spaß ohne Dich“.
Der Vater merkte, er konnte seinen Sohn nicht gegen seinen Willen halten, er war ja im Begriff so langsam erwachsen zu werden. Der Vater sah seinem Kind in die Augen und sagte voller Liebe sorgenvoll zu ihm: „Vergiss nicht der Rummelplatz hat seine Gefahren, wenn Du mich brauchst bin ich immer für Dich da, dort hinten an der Kreuzung werde ich sein wenn Du es Dir anders überlegst. Ich werde da sein und wenn es so lange dauert wie das Fest hier geht, ich werde dort an der KREUZung auf Dich warten“
Der Sohn lachte und meinte: „Ach Vater, ich will endlich mein eigener Herr sein, ich bin ja schon so groß, ich brauch Dich nicht“ er nahm sein Geld und verschwand in der Menge der Menschen. Einmal drehte er sich kurz um und bemerkte, dass sein Vater ihm sorgenvoll hinterher schaute.
Die Lichter des Festes umgaben den kleinen Mann. Jetzt wo er alleine war, kam ihm der Rummelplatz noch größer vor. Endlich konnte er alles ausprobieren was er schon immer gerne machen wollte.
Zuerst kaufte er sich eine Menge Süßigkeiten die er binnen kurzer Zeit verspeiste…danach kam er ohne jegliche Probleme an Alkohol ran, obwohl er eigentlich hätte keinen bekommen dürfen. Ja es war ein Kinderspiel…Zigaretten, Alkohol…er bekam alles. Da war es das gigantische Megakarussell …das ihm sein Vater nicht erlaubte. Obwohl er schon nicht mehr wusste wo oben und unten war, da musste er rein. Es wirbelte ihn durch, von oben nach unten, von links nach rechts…im Kreis, hin und her immer schneller und schneller…er war froh wieder sicheren Boden unter den Füssen zu haben. Was heißt sicheren Boden, ihm war so schlecht und schwindelig, dass er das Gefühl hatte - der Boden würde sich auch drehen…er torkelte Richtung Autoskooter, dort setzte er sich auf den Boden. Im nu war er von einer Clique umringt, alle um einiges älter als er. Aber egal, er fand es cool…sie lachten und grölten um die Wette und irgendwie wurde er zum Mittelpunkt. Die Mädchen geizten nicht mit ihren Reizen und die Jungs übertrafen sich gegenseitig mit Sprüchen. Einige verzogen sich nach hinten und kamen sich näher, manche Mädchen liefen mit verweinten Augen an ihm vorbei. Bis es auf einmal hektisch wurde, Streit um ein Mädchen, ein Handgemenge…Geschrei und er mittedrin. Fäuste flogen, er ging zu Boden…man tritt nach ihm. Er rappelte sich auf, keiner da der ihm half…er ergreift die Flucht und versteckt sich hinter einer Imbissbude. Blut läuft aus seiner Nase und aus seiner Lippe…eine freundliche Hand reicht ihm ein Taschentuch. Wie aus dem nichts erscheint diese Hand und ein junger Mann spricht zu ihm: „Na so ganz alleine ohne Papa mitten in der Nacht, das kann nicht gute gehen“ „Das geht sie gar nichts an, ich mach was ich will“ reagierte der Junge zornig. „Ich kenne Deinen Vater sehr gut, er bat mich Dir auszurichten, er wartet an der KREUZung auf Dich“ gab ihm der junge Mann zur Antwort. Bockig gab ihm der Junge folgende Antwort: „Sagen sie meinem Vater ich brauch keinen Aufpasser, ich weiß was ich tu…ich habe eine Menge Spaß ohne Ihn?“
Ernsthaft schaute der Mann ihn an und sagte: „Vergiss nicht, wenn Du ihn oder mich brauchst, dort an der KREUZung“. Schnaubend und genervt machte der junge sich auf seinen weiteren Weg. Mittlerer Weile wusste er nicht mal mehr was schlimmer war, die Süßigkeiten, der Alkohol, die rasante Fahrt oder die Schläge oder Tritte oder das allein sein unter all den vielen Menschen…aber es war wohl eine Mischung aus allen. Vielleicht hatte er auch nur kein Glück. Ja vielleicht fehlte ihm Glück. Er erinnerte sich als er mit seinem Vater an einem Esoterischen Stand vorbei kam und er einen Glückstein kaufen wollte oder wie er gerne in das Zelt der Wahrsagerein rein wollte und jedes Mal hat sein Vater ihm das verboten. Das war es, hier konnte er bestimmt sein Glück finden. So investierte er sein letztes Geld in einen Glücksstein, den Traumfänger wollte er nicht kaufen denn er wusste ja nicht mal wo er in dieser Nacht schlafen würde. Doch der Stein hing lieblos und leer an einer Kette um seinen Hals. Irgendwie hatte der Junge das Gefühl dass jetzt alles noch schwerer ist. Die Wahrsagerin sagte ihm auch nur Dinge die er eh schon wusste und außerdem auf jeden anderen auch hätte passen können.
Der Blick in die Kugel und die Sterne brachten ihm kein Glück. Schlecht war ihm, das Blut bildete eine Kruste auf seiner Haut, seinen Klamotten waren schmutzig und er stank nach Alkohol und Zigaretten.
So also endete sein Abenteuer…alleine, schwindelig, enttäuscht und voller Schmerzen…. Er dachte an den jungen Mann der Grüße von seinem Vater bestellte und an seinen Vater persönlich. Er hatte versprochen er wartete an der Kreuzung…sollte er da hingehen? So in diesem Zustand? Voller Schmerz, Dreck, Alkohol und Blut?
Wie würde dieser reagieren? Nachdem er seinen Vater verlassen hatte und große Töne gespuckt hat und sogar gelacht hat über ihn? Während er so nach dachte, bemerkte er den Geruch von Mandeln, gebraten Würstchen, Hähnchen…als er mit seinem Vater Hand in Hand lief, nahm er diesen Geruch ganz anders war viel intensiver. Nun merkte er warum der Vater es ihm nicht erlaubte am Esoterikstand einzukaufen oder sich Rat bei der Wahrsagerin zu holen. Weil er hatte ja schon das größte Glück, seinen Vater und wenn er Rat brauchte, dann konnte er immer wieder zu seinem Vater gehen. Selbst als sie an der Schlägerei vorbeikamen, da war er sicher, weil er, sein Vater, war ja da…dies alles wurde dem Jungen bewusst. Da drehte er sich um, ja er kehrte um…und lief Richtung „KREUZ“ ung. Er stellte fest, sein Vater stand wie versprochen da. Wie würde er reagieren? Er rannte seinem Sohn entgegen, der Dreck, das Blut, der Gestank nach Alkohol und nach Zigaretten machte ihm nichts aus…
„Papa verzeih, ich wollte ohne Dich den Rummelplatz erobern und es ging total schief. Was Du mir verboten hast diente zu meinem Besten. Du bist mein größtes Glück. Mit Dir kann ich die rasantesten Fahrten machen. Du kennst den Weg und Du bist der Stärkste…Du bist mein Papa, verzeih mir“
Der Papa weinte vor Freude, keine Ablehnung, kein Zorn nur grenzenlose Liebe. So trug der Vater seinen Sohn nach Hause…der junge Mann der Bote des Vaters stand ein paar Meter Abseits und freute sich mit dem Sohn und dessen Vater. Er wusste Zuhause werden die Wunden versorgt, Zuhause wird er gesund…Zuhause ist kein Gestank und keine Gewalt, keine Ablehnung nur Liebe. Sorgenvoll blickte der junge Mann in das Meer von Menschen, er sah die grellen Lichter, die Verlockungen, er vernahm den süßen Geruch und sah die Trauer von vielen die ohne ihren Vater waren. Vor ihm lag etwas auf dem Boden, ein Stein…an einer Kette. Die warf der kleine Junge noch weg, denn er hatte sein wahres Glück wieder gefunden, was ihm der Rummelplatz mit all seinen Verlockungen und Versprechen nicht geben konnte…er war Zuhause, am Herzen seines Vaters…dort sind wir alle Zuhause am Vaterherzen Gottes.

Nachtrag: Heute lief ich mit meiner Familie über einen Rummelplatz, es drängte mich den ganzen Tag diese kleine Geschichte zu schreiben. Nicht zu meiner Ehre, sondern zur Ehre unseres himmlischen Vaters. Bitte teilt sie mit vielen…nie müsst ihr mich wegen Copyright oder ähnlichen fragen. Dort draußen sind eine Menge kleiner Kinder die ohne den Vater aller Vater auf dem Rummelplatz des Lebens unterwegs sind….bitte teilen, damit die Welt alle Ihre Glücksbringer wegwirft und damit ihre wahren Sehnsüchte gestillt werden – dort am Kreuz, ganz nah am Vaterherzen Gottes sich geborgen weiß“

Herzlichst Euer Michael