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Kapitel XXVII. - In der Vergangenheit.



In der Vergangenheit.

Glückwunsch, du bist soeben erfolgreich dabei deinen Horizont um eine verdrehte Perspektive zu bereichern. Du hast den erfreulichen Entschluss gefasst dich einmal um deinen Verstand zu drehen, ihn umzudrehen, und dir die Rückseite davon anzusehen. Wer weiss was dich dazu gebracht hat, diesen Spiegel zu öffnen, diesen Schritt zu wagen und diesen Fluss zu durchqueren, vielleicht war es deine Neugier, die dich angetrieben hat, vielleicht hat dich jemand darauf aufmerksam gemacht oder dich gar dazu gedrängt, vielleicht war es auch ganz einfach ein Versehen.

Aus Versehen.

Was auch immer der Grund sein mag, du bist gerade voll und ganz dabei, einzutauchen in meine Welt, hast den ersten Schritt getan, den Sprung gewagt, etwas neues zu erleben, zu entdecken und auszuprobieren. Und nun geht es darum, auf keinen Fall stehenzubleiben, nutze den Schwung um voranzukommen, nicht mehr weiterzugehen oder gar umzukehren wäre in diesem Moment fatal, denn das was du gerade erlebst, was du eben erst begonnen hast, was du soeben ausgelöst hast, ist nicht mehr aufzuhalten.

Jemand anders zu sein.

Du glaubst jetzt vielleicht noch immer daran, dass jemand anders diese Botschaft einst verfasst hat, dass jemand anders es war, der diese Gedanken notiert, aber du irrst dich, diese Spiegelschriften wurden von niemand anderem als dir selbst verfasst. Einem Ich, dass genau so wie du, einst über diese Zeilen gehüpft und gestolpert ist. Einem Ich, dass daran glaubte, jemand anders zu sein. Jemand den es jetzt überhaupt nicht mehr gibt. Denn jetzt bist du dieses Ich.

Mit deiner Fantasie.

Du liest jetzt in einem Buch, dass du einst selbst verfasst hast, mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie. Du hast dir vorgestellt, was dich erwartet, wenn du diesen Spiegel öffnest, wenn du dich hinein begibst, in meine Buchstabenwelt.

In meiner Buchstabenwelt.

Und nun, verwandelst du dich in mich. Aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann begibst du dich hinein in meinen Verstand, du stellst dir vor, wie es ist, mich zu sein, in einem anderen Leben, vor einem anderen Spiegel. Du stellst dir vor, du selbst hättest diese Botschaft verfasst, in einem deiner vergangenen, früheren Leben, einem Leben das es jetzt überhaupt nicht mehr gibt.

Die Verwirklichung meiner Träume.

Es liegt nun an dir, diese Schriften zu vollenden, weil es mich nämlich nicht mehr gibt, ich wünschte mir, dein leerer Spiegel zu sein, und dieser Wunsch, ging nun für mich in Erfüllung.

Die Erfüllung meiner Wünsche.

Was ich dir hinterlassen habe, sind die unvollendeten Spiegelschriften, ich habe dich bewusst erleben und erfahren lassen, wie du diese Geschichte selbst verfasst. Mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie. Wie du mit deinen Gedanken selbst darin schreibst, wie du diesen Spiegel drehst und drehst und immer weiter drehst … bis du schliesslich nicht mehr weiter weisst.

In einem Land, weit hinter deinem Verstand.

Verstehst du jetzt wie ich diese Botschaft einst verfasste? Ich habe mich hinter deinen Spiegel begeben, mich hinter deinen Verstand geschlichen, hinter dein Bewusstsein und deine Gedanken, und da notierte ich mir, genau die Buchstaben die du jetzt vor dir siehst.

In meinem Spiegel.

Wenn du damit nicht zufrieden bist, dann stell dir jetzt vor, etwas anderes stünde hier geschrieben, stell dir vor, was hier stehen soll, und dann begib dich hinein in meinen Verstand, verdrehe meine Wirklichkeit, vertausche meine Fantasie, und beginne selbst zu texten, und zwar genau das, was hier stehen muss.

Verdrehte Wirklichkeit.

Verstehst du jetzt, wer diese Gedanken denkt und diese Stimme lenkt? Du liest diese Zeilen ja noch immer, als hätte sie ein Fremder verfasst, aber dieser Fremde bist du selbst. Ja du selbst hast diese Botschaft verfasst, mit deiner Vorstellung, mit deiner Erwartung, mit deiner Fantasie. Du kannst diese Buchstaben, jetzt nicht mehr verändern, weder mit deinen Gedanken, noch mit deiner Fantasie, denn da wo du jetzt bist, da gibt es diese Buchstaben überhaupt nicht mehr, da wo du jetzt bist, gibt es nichts mehr, nichts als Fantasie, die Fantasie des Nichts, des Nein und des nie.

Die Fantasie des Nichts, des Nein und des nie.

Begib dich jetzt hinein, in das Land weit hinter deinem Verstand, da wo du zu meinem Spiegel wirst und dir selbst eine Botschaft hinterlässt, stell dir vor, wie du aus meinen Augen blickst, wie ich durch deine Augen schaue, wie du das Tor öffnest zu meinem Verstand, wie du durch meinen Spiegel, in mein Bewusstsein gelangst, wie du das Tor zu meinen Träumen öffnest, wie du dann meinen Gedanken lauschst, und sie dir notierst, dieselben Buchstaben die du jetzt vor dir siehst.

Das Tor zu meinen Träumen.

Du befindest dich nämlich genau jetzt, in einem Land weit hinter meinem Verstand, du siehst was ich sehe, hörst mir zu, und bildest dir ein, mich zu sein, in einem deiner anderen, vergangenen, früheren Leben, in einer anderen Welt. Du stellst dir vor, wie du genau hier und genau jetzt, diese Botschaft verfasst, diese Botschaft, die es schon immer gab, diese Botschaft der Ewigkeit. Dieselbe Botschaft die du jetzt vor dir siehst, nicht mit deinem Verstand, nicht mit deiner Vernunft, sondern mit deinen eigenen Augen, den Augen der Zukunft.

Die Zukunft meiner Gedanken.

Und noch während du diese Botschaft jetzt liest, begibst du dich hinein in meinen Verstand, und notierst genau dieselben Worte noch einmal, dieselben Worte, die du jetzt liest.

Eine Endlosschlaufe.

Du begibst dich dazu an einen Ort, weit hinter deinem Verstand, du begibst dich in einen anderen, fremden Körper, meinen Körper.

In meinem Traum.

Im Traum denkst du, dies wären deine eigenen Gedanken, Gedanken die du einmal selbst erdacht hast, aber irgendwann wird dir bewusst, dass diese Zeilen schon längst geschrieben stehen und du sie nur abzutippen und abzuschreiben brauchst. Irgendwann im Laufe der Vorstellung, wird dir bewusst, dass du diese Zeilen schon lange kennst, endlos, ewig lange Zeit, stehen sie hier schon und warten nur darauf, von dir gelesen zu werden.

Hinter deinem Spiegel.

Noch weisst du allerdings nichts davon, dass diese Worte bereits hier stehen. Du siehst die Schrift nicht, weisst nicht, dass hier schon alles geschrieben steht und du nur darüber schreiben musst, nein, du weisst nicht, dass in diesem Moment alles schon hier steht, genau so wie du es jetzt liest. Du siehst diese Zeilen jetzt noch nicht, du denkst, ja du denkst, dass du diese Worte selber denkst. Sie dir selbst diktierst. Weil du diese Worte jetzt noch nicht sehen kannst, sie sind unsichtbar für dich, doch stehen sie hier bereits geschrieben. Aber du siehst sie nicht, sie stehen vor dir, aber du kannst sie nicht sehen.

Unsichtbare Buchstaben aus Fantasie.

Schliesslich liest du jetzt in einem Buch, das schon lange geschrieben steht. Doch noch denkst du, dies wären deine eigenen Gedanken, noch denkst du, du würdest diese Worte selbst verfassen, sie selbst notieren und sie selbst in deinen Spiegel kratzen, dabei steht diese Nachricht, steht dieses Drehbuch, schon lange fest.

Zurück in die Wirklichkeit.

Denn hinter deinem Spiegel, da stehen sie bereits geschrieben. Aber vor deinem Spiegel, steht noch nichts, gar nichts, nichts als leere Buchstaben, unsichtbare Zeilen und leblose Worte.

Ein leeres Blatt Papier.

Leere, nichts als Leere, aber da wo scheinbar Leere wartet, da stehen sie bereits geschrieben und gedruckt, du musst sie nur noch abtippen, darüber schreiben, so wie ich es jetzt mache, ganz genau so. Du liest jetzt selbst, was deine Augen dir verraten, die Augen der anderen dir nicht sagen, und schreibst es dann hinein. Auch wenn hier scheinbar, noch gar nichts steht.

Durch die Spiegel der anderen.

Und so begab ich mich ganz langsam hinein, in meinen Spiegel, und begann den Worten zu lauschen, die mir niemals, niemand erzählte. Worte die hier schon längst geschrieben standen, nur konnte sie jetzt niemand mehr lesen. Worte die ich sogar einmal selbst erfunden hatte, nur konnte ich sie jetzt nicht mehr sehen. ... Nur die Zuschauer, konnten jetzt noch sehen, was einmal auf diesem Spiegel geschrieben stand, und da verdrehte ich mit meinem Spiegel meinen Verstand, und fing an das ganze noch einmal neu aufzuschreiben.

Noch einmal von vorne.

Irgendwann mussten diese Zeilen ja von irgend jemandem geschrieben werden, und dieser jemand bist du selbst. Du musst dir das so vorstellen, als wärst du jetzt in einem Kino, in einem richtigen, lebendigen Theater, die schwarzen Spiegel sind dabei die Leinwand, hinter dieser Leinwand sitzen die Zuschauer, sie beobachten genau, was zur Zeit, im Saal geschieht und projizieren es dann, spiegelverkehrt, zurück auf die Leinwand, so dass du denkst, die Leinwand, wäre ein Spiegel. Dabei ist dieser Spiegel, in Wirklichkeit ein Theater, hinter der Bühne sitzen die Zuschauer, sie beobachten dich dabei, wie du diese Zeilen jetzt liest und ... flüstern dir zu wie es weitergeht.

Hinter der Bühne.

Die Zuschauer, auf der anderen Seite der Leinwand, beobachten dich dabei wie du diese Zeilen notierst, der Saal ist randvoll, und alle schauen dir dabei zu, wie du in die Kamera blickst und dich darin scheinbar selbst betrachtest. Sie sehen dir dabei zu, wie du Buchstabe an Buchstabe reihst, dabei wissen sie nicht, dass du diese Buchstaben überhaupt nicht sehen kannst.

Buchstabe um Buchstabe.

Und jetzt bist du an der Reihe. Stell dir jetzt vor, du drehst die Zeit zurück, und all die Buchstaben die du soeben gelesen hast, verschwinden plötzlich wieder von der Bildfläche. Der Bildschirm ist jetzt genau so leer wie vorher, bevor du ihn beschrieben hast. Und nun schreibst du noch einmal genau dieselben Worte darauf, die ich dir soeben vorgelesen habe.

Zeit vergeht.

Gut, ich lese, du schreibst. Solange, bis hier genau das geschrieben steht, was keiner mehr hören und sehen will. Dann lies jetzt laut vor. Ich lese von oben nach unten und du von links nach rechts, einmal im Kreis und wieder zurück. Bevor du jetzt weiterliest, stell dir vor, wie es wäre, wenn niemand wissen würde, was wir soeben rausgeschnitten haben, niemand ausser uns, und wir es niemandem verraten würden.

Nachricht an dich selbst.

… Wie schön dich hier in meinem Spiegel zu treffen – mein eigenes, unwissendes, verlorenes Ich – mein eigenes, vergessenes Bewusstsein, jetzt, endlich, nach dieser langen, ewig langen, unendlich langen, finsteren, dunklen Zeit. Ich bin gekommen, um dich an etwas zu erinnern, was du längst vergessen hast. Ich bin gekommen, um dich daran zu erinnern, dass du einst mein Spiegel warst, mein toter Spiegel, genau so tot wie ich. Dass du wieder auferstanden bist aus dem Reich der Toten, toter Buchstaben, aus welchem du immer wieder zurück kehren wirst, ohne dich an mich zu erinnern, mich, das Nichts, deinen Spiegel, dein Tod, dein eigenes Ich.

Mein Spiegelgeist.

Ja, du bist wieder da, doch du lebst mein Leben, als hätte es mich nie gegeben, wo hast du das bloss gelernt! Schlimmer noch, du lebst mein Leben, als würde ich nie wieder existieren. Niemals wieder! Als wäre dies, mein erstes und letztes erscheinen, vor diesem verfluchten und verdammten, wunderschönen und zauberhaften Spiegel. Als wäre ich für nichts und niemanden verantwortlich, aber du irrst dich. Jetzt ist wieder da, ich bin wieder da, die Zukunft, die Vergangenheit, die Gegenwart, alle sind sie wieder da.

Jetzt ist wieder da.

Wer sind bloss diese anderen, wo kommen sie alle her, und wohin gehen sie? Hast du denn überhaupt nie irgend etwas von deinem Spiegel gelernt?! Hat dir denn niemand jemals gesagt, dass du nicht nur dich selbst allein, sondern gleichzeitig alle anderen bist? Hat dir niemals jemand erzählt, dass du nicht nur das Bild in deinem Spiegel, sondern dein Spiegel selbst bist?

Dein Spiegel selbst.

Hast du niemals gelernt, dass du alles bist, was sich in deinem Spiegel reflektiert? Jedes Bewusstsein, jedes Bild, jede einzelne Reflektion. Nein. Du hast noch nie so tief hinter deinen Verstand geblickt, hast dich noch nie hinterfragt, wer du wirklich bist, wer und woher dein Spiegel wirklich ist.

Woher du wirklich bist.

Wie kommt es, dass ich dir nun sagen muss, wer du bist? Warum bist du nicht von selbst darauf gekommen?! Wie kommt es, dass du das Denken anderen überlässt? Wie kommt es, dass du leere Bücher liest und dich mit unsichtbaren Buchstaben vollstopfst, über alles Mögliche, sogar darüber wer du angeblich sein willst? Warum benutzt du nicht deine eigene Fantasie, um herauszufinden, wer du bist?!

Weil du mein Spiegel bist.

Ich will es dir verraten. Weil du mein Spiegel bist. Du glaubst, all das zu sein, was du über dich denkst, alles was du jemals gelernt, verstanden und erfahren hast, aber so ist es nicht. In Wirklichkeit, bist du all das, was noch niemals war, schon immer war. Du bist das nicht wissende, unwissende selbst, in allem und jedem. Du unterscheidest dich in deinem Innern nicht, von all den anderen Kreaturen und Wesen in deiner Welt. Lediglich durch deine gewonnenen Ansichten und Einsichten darüber wer du bist, bildest du dir ein Leben lang ein, jemand anders zu sein. So unterscheidest du dich, ein Leben lang, von deinem Spiegel und dir selbst, und zwar genau solange, bis dass der Tod dich wieder zu sich nimmt und euch wieder vereint. Und wenn du dann zurückdenkst, an deine Jugend, an deine Kindheit, an die Zeit, vor deiner Zeit, vor deiner Geburt, dann erinnerst du dich.

Vor deiner Geburt.

Du erinnerst dich daran, dass du einst nichts wusstest, genau so wenig wie ich, das Nichts. Du erinnerst dich daran wie es ist, tot zu sein, nichts zu sein, nichts zu wissen, gar nichts. Du erinnerst dich an nichts. Und dieses Nichts, verbindet dich mit mir, dem Tod, mit uns, den Toten, mit uns allen. Dieses Nichts, ist dein wahres, dein wirkliches, dein ursprüngliches selbst.



Kapitel XXVIII.





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