978-3-446-43871-2 213129122941-49

Die beiden spanischen Journalisten Juan Pablo Cardenal und Heriberto Araújo bereisten 25 Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika, in denen China investiert. Dabei klopften sie die Verträge, die Arbeitsbedingungen und die Handelsbedingungen ab. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Das Hauptinteresse Chinas liegt - je nach Land - an der Abschöpfung der Rohstoffe bzw. dem Verkauf chinesischer Waren. Die beteiligten chinesischen Firmen sind zumeist Staatsfirmen mit dem enormen Hintergrund der chinesischen Staatsbanken.

Die Deals ähneln sich. Kredite oder Investitionen werden zu günstigsten Bedingungen vergeben und die Rückzahlung erfolgt in Rohstoffen. Über die Kredite besteht keine freie Verfügbarkeit, sie müssen für chinesische Investitionen oder Produkte ausgegeben werden.

Die oft gelobten Infrastrukturprojekte erweisen sich häufig als potemkinsche Dörfer (z.B. Krankenhäuser, die nie eröffnet werden, oder die Dauerbaustelle eines geplanten Großflughafens in Luanda) oder dienen ausschließlich dem Transport von Rohstoffen im Dienste Chinas (Hafenanlagen, Eisenbahnen und Autobahnen von Förderstellen zu den Hafenanlagen).

Am Aufbau einer weiterverarbeitenden Industrie in den Nehmerländern hat China nicht das geringste Interesse, die Weiterverarbeitung der Rohstoffe soll ausschließlich in China erfolgen. Damit wird den Nehmerländern in keinster Weise eine Chance geboten, dass in diesen selbst ein Wirtschaftswachstum, das auch für die Bevölkerung dienlich ist, angekurbelt wird.

Im Gegenteil - für die lokale Bevölkerung springt bestenfalls überhaupt nichts raus, meist jedoch führen chinesische Investitionen zu einer Verschlechterung. Dazu zählen:

- Umweltvernichtung (Jadeabbau in Birma, Holzschlag in Sibirien)
- Arbeitsbedingungen (Gewerkschaftsverbot, Löhne weit unter gesetzlichen Mindestlöhnen)
- Zwangsumsiedlungen (Staudammprojekte im Sudan und Lateinamerika)
- Korruption (das Prinzip der "Nichteinmischung" fördert Eliten der Nehmerländer)

Für die Autoren profitieren von der seit 2008 verstärkten wirtschaftlichen Expansion Chinas ausschließlich China selbst, dessen Wirtschaftswachstum auf der Ausbeutung der ländlichen Bevölkerung Chinas, der Arbeiter Chinas und nun der Arbeiter der Nehmerländer beruht, sowie korrupte nationale Eliten, die sich aufgrund der nicht transparenten Wirtschaftsbeziehungen und chinesischen "Nichteinmischung" hemmungslos bereichern können (die Bereicherung der birmesischen militärischen und politischen Elite ist haarsträubend).

Insgesamt ein hochinteressantes Buch, das nicht nur wegen der Lokalkenntnis der Autoren brilliert, sondern auch wegen der tiefgehenden Recherche. Eigentlich ist dies kein Sachbuch mehr, sondern stößt in den Bereich wirtschafts- und politikwissenschaftlicher Literatur vor.

Inhaltsübersicht in diesem Spoiler

Die Mingongs übernehmen die Welt
Ein dunkles Geschäft - Angst und Abhängigkeit im benachbarten Russland - Die Geschichte wiederholt sich - Nachkommen von Sun Yat-sen in Ecuador

Die neue Seidenstraße
Alle Straßen führen nach Zentralasien - Geschäfte zwischen Mandarinen und Ajatollahs - China und das iranische Atomprogramm - Die Macht des Drachens mitten im Nahen Osten - Familie Zhang kommt nach Afrika - Die Kopie des Wirtschaftsmodells des kolonialen Europa - Chinesische Supermärkte in Argentinien

Chinesische Bergwerke im neuen Wilden Westen
Eine explosive Mischung: Jade, Heroin, Prostitution und Aids - Die beste Kaiserjade wird illegal gehandelt - Marcona, die gekaperte Bergbaukonzession - Die Tücken des »Jahrhundertvertrags« zwischen dem Kongo und China

Chinas Griff nach dem schwarzen Gold
China landet in Turkmenistan - »China ist da, um zu bleiben« - Korruption ist unvermeidlich - Hilfe für die Islamischen Republiken - China wirbt um das Öl der Ajatollahs - Das janusköpfige China nimmt sich Angola vor - Die Chinaträume von Chávez, dem Televangelisten

Die Fundamente der chinesischen Welt
Der chinesische Freund sagt niemals Nein - Peking, ein Musterschüler des IWF? - Stadiondiplomatie oder trojanische Pferde? - 1,3 Milliarden Menschen ernähren - Jackpot in der Sonderwirtschaftszone!

Die neuen Opfer der »Fabrik der Welt«
Auf der Suche nach der Realität des Ministers - King Cobra: Ein antichinesischer Held - Chinesische Neo-Sklaverei im Herzen Afrikas - Der Anwalt der hoffnungslosen Fälle - Agenturen für den Export von Arbeitskräften

Das chinesische Wunder missachtet den Planeten
1998: Der Chinafaktor, Jahr null - Der Sibirische Tiger wird zum Kannibalen - Mosambik: Andere Arten, dasselbe Vorgehen der Chinesen - Die nationalen Interessen Chinas bergen Gefahren - Chinas Vorherrschaft über den Mekong - Nationale Souveränität und die Bedeutung der Nichtintervention - Die Umwelt: Ein ständiger Anlass zur Sorge

Die Pax Sinica des Reichs der Mitte
»Gebt uns den Dalai Lama, dann können wir Freunde sein« - Indien aus 10000 Wunden bluten lassen - Und wenn der Elefant sein ganzes Gewicht einsetzt? - China stellt seinen ersten Flugzeugträger vor - Mission: Taiwan zurückgewinnen - Der Fall von Pekings Angstgegner - Die internationale Isolation Taiwans - Umschläge zum Kauf von Journalisten

Epilog: Der neue Herr der Welt




Weiterführende Links in diesem Spoiler

Verlagsinfo:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/der-grosse-beutezug/978-3-446-43871-2/ (Archiv-Version vom 30.03.2016)

Rezensionen:
http://www.deutschlandradiokultur.de/china-wie-der-rote-kapitalismus-um-sich-greift.1270.de.html?dram:article_id=290346
http://hinter-den-schlagzeilen.de/2014/07/14/der-grosse-beutezug/ (Archiv-Version vom 10.08.2016)
http://oe1.orf.at/artikel/374431