Youtube: Quintette N.1 - Dustin O'Halloran
Quintette N.1 - Dustin O'Halloran
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Ließ die halbleere Flasche grünen Veltliners daheim auf dem Tisch stehen, denn ich musste hinausgehen, um zu sehen, was denn dort vor sich ginge, obwohl jedem klar war, dass alles ging. Die neuen Schuhe hingen schwer an den Füßen, ich watete vorwärts in langen Schritten und die energiesparenden, grellen Straßenlaternen zogen mir geschäftige Schatten aus den Beinen. Wer nun vor mir ginge, müsste sich fürchten, denn von alleine wurde man auf mich nicht mehr aufmerksam, was mir Sorge bereitete, doch mich nicht wundernahm. Reinheit geht mit dem Verfall und Verfall kommt mit falschem Leben. Das Messer hilft nur eingeschränkt. Es rettet sozusagen, was noch zu retten ist, der Rest steht als Müllinseln im Gesicht, bis er zum Eigentlichen angewachsen sein wird.

Niemand mehr schenkte mir Beachtung und irgendwie hatte ich Gefallen daran gefunden. Übertreibung war schuld, Krankheit war schuld, nicht ich. Um Gottes Willen, nicht schon wieder ich. Bei dem Gedanken merkte ich einen vor mir gehen. Kapuze auf, Hände in den Taschen und spaziert im selben Dreck wie ich, dennoch ist er darüber erhaben, weil ich war, was dem Dreck gebührte. Sowieso ebenbürtiger als er waren mir die Nutten, die es stets entweder mit unerfahrenen, angetrunkenen Jungs oder mit alten Schmierseifen zu tun hatten. Ich konnte mir noch kaum vorstellen, dass aus ersteren einmal letztere würden. Mit mir hätten sie's jedenfalls kostenlos und exklusiv, dachte ich, ehe mir schoss, dass ich keine schöne Frau, sondern ein Mann dürftigen Aussehens war. So ging es nicht, natürlich, obwohl hier im Dreck zwischen Werbeschildern und Tankstellen sonst alles ging.

Hier fand man die einfachen Worte, nach denen sich insgeheim alle sehnten. Deswegen war ich letztlich hier, glaube ich, ohne mit jemandem zu plaudern. Dem Kerl vor mir kam die Nervosität, denn er begann zu pfeifen, so als wollte er beruhigen: Tu mir nichts, ich pfeife bloß friedlich vor mich hin. Lächerlich, er hätte die Abreibung nunmehr verdient, aber ich wechselte die Straßenseite. Er hatte Glück, obwohl er wusste, dass sonst alles ging.