d3ef75eb03f45c2f Olympia

Die Berliner Sommerspiele 1936 in einer zeitgenössischen deutschen Publikation Revue passieren zu lassen, ist durchaus interessant. Rein technisch ist dieser Fotoband sehr gut gestaltet und die Fotos sind handwerklich auf hohem Niveau.

Die BiZ versucht den Spagat zwischen "Normalität" einerseits (Lob auch an nichtdeutsche Athletinnen und Athleten) und Propaganda andererseits. Das erste Foto ist Hitlers Ankunft mit Funktionären des IOK, und immer wieder Bilder, die Menschen mit deutschem Gruß zeigen, der gleichzeitig auch der olympische Gruß war.

Als Themenschwerpunkte lassen sich bei den Fotos drei Aspekte erkennen: Körperkult, der starke Einzelne, das Gemeinschaftsgefühl. Das Bild, welches diese drei Aspekte perfekt vereint, ist für heutige Betrachter schon sehr skurril, da es in die Persönlichkeits- und Intimsphäre der Athleten eindringt. Es zeigt drei finnische Langstreckenläufer, die gemeinsam in einem Schaff baden (S. 15):

45acb81c5d0c218e FinnenOriginal anzeigen (0,2 MB)

Bei Auswahl der Athletinnen und Athleten, die porträtiert sind, wird die ideologische Stoßrichtung erkennbar. Die allermeisten sind weiß und entsprechen dem damaligen deutschen Rasseempfinden: sie entsprechen durchaus dem "nordischen Typus". Egal, aus welchem Land sie kommen. Bei nicht "weißen" Außereuropäern sind Japaner überdurchschnittlich repräsentiert. Dazu kommt noch ein Foto der chinesischen Basketballmannschaft.

"Schwarze" kommen vor, aber nur afroamerikanische Leichtathleten: während eines Wettbewerbs im Lauf, nur ein "Einzelportrait", ein "Springer" von hinten. Ein Portrait Jesse Owens', des wohl berühmtesten Athlethen dieser Spiele? Fehlanzeige. Er kommt nur in den Ergebnislisten am Ende dieses Sonderhefts vor.

Online: https://archive.org/details/Berliner-Illustrierte-Zeitung-Die-16-olympischen-Tage