der-aufblasbare-kaiser-154535693

Ziegelwagner war 2014 beim Erscheinen seines Romanerstlings, der in Wien spielt, Redakteur der Titanic, aber so ganz finde ich den Humor nicht in diesem Text. Dreimal habe ich gegrinst.

Die 26-jährige Büroangestellte (dort wird nicht gearbeitet) Vera Beacher (den Namen gibt's so nicht, und die versuchten Scherze mit dem englischen "beach" funktionieren nicht) besucht aus Langeweile einen Monarchistenzirkel, dessen Adresse sie auf der Straße aufschnappt, und verbringt mit diesen etwas skurrilen, meist alten trinkenden und rauchenden Männern einige Zeit mit Schwadronieren über Otto Habsburg. Diese Männer sind in ihrer Harmlosigkeit witzig, in ihren Ansichten letztlich ekelhaft (wie auch ihr Äußeres). Das Theoretisieren ist ermüdend.

Der zweite Handlungsstrang: die Freundinnen ihrer besten Freundin organisieren einen Polterabend in einer schottischen Männer-Stripbar. Damit steigt Ziegelwagner aus dem Roman aus: Vera stürzt eine Stiege runter, wacht nach der Operation auf, fantasiert was von einer schottischen Männerstrip-Bar, in der die englische Königin erscheint, mit der sie darüber philosophiert, dass alle Menschen das Privileg der Queen haben sollten, mit dem Bewusstsein, der wichtigste Mensch der Welt zu sein, leben zu können.

Nach 150 Seiten fiel Ziegelwagner wohl nichts mehr ein.

Wie dieser Roman es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2014 schaffte, erschließt sich mir nicht.

Ein paar Infolinks im Spoiler

Verlagsinfo:
https://www.rowohlt.de/taschenbuch/michael-ziegelwagner-der-aufblasbare-kaiser.html

Rezensionen:
https://literaturkritik.de/id/19849
http://www.magzin.at/magzin-literaturtipp-michael-ziegelwagner-der-aufblasbare-kaiser-rowohlt-ein-wiener-roman/62956
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/literatur/804939-Unter-Monarchisten.html (Archiv-Version vom 27.11.2020)