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Christoph Schmidt / DPA / NZZ

In der NZZ bringt der slowenische marxistische Philosoph Slavoj Zizek in seiner typischen Art Widersprüchlichkeiten des neuen Puritanismus zutage, der sich sowohl auf der linken wie auch der rechten Reichshälfte breitmache. Hier ein Zitat:
Ich höre schon die Kritiker, die mich darauf aufmerksam machen, dass die Diagnose im Falle des Antirassismus nicht zutreffend sei. Die antirassistischen Proteste seien – jedenfalls jenseits des modernen Spassguerilla-Vergnügens – mit einem eminent progressiven politischen Anliegen verbunden. Schön wär’s, doch scheint mir Widerspruch angebracht. Die protestierenden Antirassisten liegen insofern falsch, als sie von der Leidenschaft eines neuen Puritanismus beherrscht werden, der darauf abzielt, alle Spuren von Rassismus und Sexismus zu tilgen – diese Leidenschaft rückt sie paradoxerweise in die Nähe ihres Gegenteils, der neokonservativen Gedankenkontrolle.

Zum Vergleich: Das vom rumänischen Gesetzgeber am 16. Juni gebilligte Gesetz verbietet es allen Bildungseinrichtungen, «Theorien und Meinungen über Geschlechtsidentität zu verbreiten, laut denen die Geschlechtsrolle eine vom biologischen Geschlecht getrennte Vorstellung ist». Selbst Vlad Alexandrescu, ein Senator der rechten Mitte und Universitätsprofessor, merkte an, dass «Rumänien sich damit an von Ungarn und Polen verbreiteten Positionen orientiert und zu einem Regime wird, das Gedankenüberwachung einführt».
https://www.nzz.ch/feuilleton/zizek-die-proteste-zementieren-den-status-quo-ld.1564956 (Archiv-Version vom 10.05.2021) (mit kostenloser Registrierung)