Salvatore-Stuecke

Salvatores 1985 entstandene Kammerspiel über Stalin ist sein bisher bestes, was ich gelesen habe. Der Fünfakter hat nur zwei Figuren: Stalin und den fiktiven jüdischen Shakespeare-Darsteller Itsak Sager, den Stalin nach einer König Lear-Vorstellung auf seine Datscha entführen lässt, um gemeinsam Ausschnitte aus König Lear zu sprechen.

Jeder Akt spielt ein paar Monate später, immer wird Sager mit Gewalt auf die Datscha geführt, am Ende sogar in Handschellen. Sagers Sohn wurde inzwischen als Geisel verhaftet, die Dialoge werden offener und politischer, Sager nimmt sich kein Blatt vor den Mund, auch wenn Stalin immer mehr seine mörderische Autorität raushängen lässt, obwohl er sich hinter Rechtsnormen und seinem vorgeblichen Nichteinfluss versteckt. Von Dialogen über Kirows Ermordung 1934, über die Schauprozesse der späten 1930er Jahre bis hin zur jüdischen Ärzteverschwörung mäandern die Gesprächsthemen, bis von der Ausweisung aller Juden aus Städten wegen einer zionistischen Verschwörung die Rede ist.

Am Ende erfährt Sager vom Tod seines Sohnes und es bleibt offen, ob Sager, der letztlich der Narr aus König Lear bleibt und vom Tyrannen Stalin nach Belieben dominiert wird, sich am Ende tötet.

Im Februar 2020 hat das Theater in Konstanz das Stück in einer Modernisierung wieder aufgenommen und jeglicher Historizität entkleidet, das Spiel zwischen Tyrann und Untertan wird aktualisiert. Nur kam leider der Corona-Lockdown dazwischen. Der Bühnenbildner Andreas L. Mayer hat noch Szenenfotos online.