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The Cambridge Companion to Habermas
18.05.2025 um 00:18
Dreißig Jahre ist dieser Sammelband nun alt und die vielen Beiträge aus 1995 kreisen um die Diskurs-Theorie von Habermas, wobei auffällig ist, dass die meisten Beiträger:innen Habermas in ihren eigenen Forschungskontext stellen oder ihn gar nach hinten schieben, um ihre eigenen Positionen vorzutragen. Unüblich für den englischsprachigen Bereich sind auch die ungegliederten Textwände. Aber vielleicht ist das was Philosophietypisches.
Thematisch ist der Band chronologisch gegliedert. Er beginnt mit der Abgrenzung Habermas' von Adorno, indem er die negativen, dunklen Elemente seiner Aufklärungsanalyse streicht und eine positive, gewaltfreie Diskursvoraussetzung für eine mögliche gewaltfreie Gesellschaft sieht. Einerseits wird die Diskurstheorie kritisiert (der Kompromiss als neues Diktat), andererseits befürwortet (der Diskurs als Basis für eine vielschichtige Gesellschaft). Dass Habermas noch als Marxist gesehen wird (Marx sei radikaler Demokrat wie Habermas gewesen), erschließt sich für mich kaum, da die Besitzfrage nicht gestellt wird. Im Gegenteil. Habermas hat sich bei der Vereinigung von BRD und DDR dafür ausgesprochen, dass eine neue Verfassung unter Beteiligung der Bevölkerung ausgehandelt wird (Diskursansatz), auch um demokratisch festzulegen, ob Deutsch-Sein universal (nicht ethnisch, sondern staatsbürgerlich) oder national (auf ethnischer Herkunft) beruhen soll. Dann wären die Bürger der vormaligen DDR nicht durch die Vereinigung auf Basis des Artikels 23 des Grundgesetzes überrollt worden, sondern eine neue Verfassung wäre nach Artikel 146 des Grundgesetzes zustande gekommen. Schließlich wird in einem letzten Beitrag die Ablehnung der Postmoderne in der Tradition von Nietzsche (z. B. Derrida) kritisch betrachtet, da in dieser Auseinandersetzung Habermas auf seine eigenen Diskurs-Grundsätze pfeife und jegliche vernunftbasierte Auseinandersetzung ablehne, da diese Gedankenströmungen gefährlich seien.
Ich kann auch Textwand ;)
Einen Überblick über diesen Band gibt es auf der Webseite der Cambridge University Press