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Con Coughlin - Saddam. His Rise and Fall
30.05.2025 um 18:56
Con Coughlin ist britischer Außenpolitik-Journalist und hat 2005 seine Biographie über Saddam Hussein mit dessen Gefangennahme wie Gerichtsverhandlung erweitert. Es ist ein für einen Nicht-Akademiker auf sehr hohem quellenbasierten Niveau verfasst und bezüglich Hussein ein grundlegendes Werk.
Es wird nachgezeichnet, wie der aus armen Verhältnissen in dem heruntergekommenen Dorf Al-Ouja bei Tikrit irgendwann zwischen 1937 und 1939 zur Welt gekommene Hussein nur bei seiner Mutter aufwuchs, da der Vater sich vertschüsst und eine andere Frau geheiratet hatte. Er wuchs mehr oder weniger ohne Schulbildung (Schulbesuch in Tikrit) auf und war seit frühester Kindheit für seine Gewalttätigkeit gefürchtet. Sein radikalnationalistischer und von den Nazis begeisterter Onkel Khairallah Talfah nahm in früh unter seine Fittiche, was ihn schließlich zur arabisch-nationalistischen Baath-Partei führte, in deren Rängen er die Drecksarbeit (Gewalt, politische Morde) übernahm und im Sicherheits- und Organisationsbereich sich hocharbeitete. Sein Vorbild bezüglich Parteiarbeit: Stalin. Der Kreis um Talfah und der sunnitische Tikriter Clan wird Zeit seines Lebens gemeinsam mit seiner Familie die Machtbasis in einem Staat, in dem Schiiten und Kurden die Mehrheit bilden, liefern. Bereits früh war Hussein in politische Morde verwickelt, so 1958 in den Mord eines kommunistischen Politikers und 1963 bei einem misslungenen Attentat auf den irakischen Präsidenten Karim Quassem, der schließlich mit Hilfe der CIA geputscht wird. Nach dem Putsch hatte die Baath-Partei einen nicht unerheblichen Anteil an der massenhaften Abschlachtung von irakischen Kommunisten.
Die politische Ausbildung erhielt Hussein von 1960 bis 1963 in Nassers Ägypten, wo er angeblich auch einen Gymnasialabschluss erwarb. Lange wurmte es ihn, dass er in Baghdad nicht in die Militärakademie aufgenommen worden war. Die Baath-Partei wurde nach dem erfolgreichen Putsch in eine Koalitionsregierung aufgenommen, aus der sie schnell wieder wegen gewaltsamer Flügelkämpfe geworfen wurde. Ein Flügel wollte mit Syrien einen panarabischen Weg einschlagen, der nationalistische Flügel jedoch einen eigenständigen, dominanten Irak. Der letzteren Fraktion gehörte Hussein an. Führer dieser Fraktion war General Ahmed Hassan al-Bakr (auch ein Tikriter), der Saddam zwar zu moderat war, aber dessen Protegé er nach dem Baath-Putsch 1968 wurde. Hussein übernahm, als al-Bakr aus offiziell gesundheitlichen Gründen zurücktrat, dessen Präsidentschaft. 1982 soll laut Coughlin al-Bakr von Saddam Husseins Ärzten mit einer Überdosis Insulin ermordet worden sein, da al-Bakr eine Annäherung an Syrien gesucht habe. Hussein selbst wurde noch während seines Aufenthalts in Ägypten in die Baath-Partei und 1964 in die Parteizentrale, die Regionalkommandantur, aufgenommen, wo er die Jihaz Haneen, den geheimen Parteisicherheitsdienst, aufbaute.
Nach dem Putsch von 1968 wurde der militärische Flügel der Baath-Partei ausgeschaltet, und Hussein wurde Vize-Vorsitzender des Revolutionären Kommandorats, der eine allmächtige Stellung im Irak einnehmen und erst 2005 aufgelöst werden wird. Mit der syrischen Baath war seit 1966 gebrochen, es konnte eine Diktatur ohne äußere Einflüsse errichtet werden. In einer Gesellschaft, in der Machwechsel üblicherweise durch Putsch und politische Morde herbegeführt wurden, war die gewaltsame Absicherung der Macht für die Baath-Partei oberste Priorität. Zur Überwachung und Ausschaltung innerer wie äußerer Opposition wurden drei, schließlich vier Geheimdienste herangezogen:
- Amn al-Amm, der innere Staatssicherheitsdienst
- Istikhbarat, der Militärgeheimdienst
- Mukhabarat, der Parteisicherheitsdienst
- Amn al-Khass, der präsidiale Sicherheitsdienst (von Hussein 1980 ins Leben gerufen und für seine Folterpraktiken berüchtigt
Saddam Hussein war in der Partei derjenige, der für den Sicherheitsapparat zuständig war, und er konnte sich Trainingsunterstützung durch den sowjetischen KGB-Chef Yuri Andropov sichern.
Der Baath-Herrschaft kamen in den 1970er Jahren die nach dem Yom-Kippur-Krieg steigenden Ölpreise zu Gute, dem an Erdöl reichen Land strömten die Dollar nur so zu. Genutzt wurde der Reichtum einerseits zur massiven Aufrüstung des Militärs, andererseits zum Ausbau der Infrastruktur, auch um als Nebeneffekt die Bevölkerung ruhigzustellen. Die Partei stellte sich in diesen Boomjahren drei ökonomische Ziele:
- Eliminierung einer Ober- und Mittelschicht durch egalitäre Verteilung
- Nationalisierung von Ressourcen und Industrie
- Autarkie mit Hilfe von Diversifizierung
Um Know-How ins Land zu bringen, wurden internationale Verträge abgeschlossen. Frankreich errichtete schlüsselfertige Fabriken, Brasilien baute das Eisenbahnnetz aus, die Sowjetunion stellte Ölförderungstechnologie zur Verfügung, Belgien baute Phosphat-Anlagen, die Bundesrepublik Deutschland, Japan, Jugoslawien und Bulgarien sendeten Technologie, Berater und Facharbeiter.
Ausgebaut wurde auch das Elektrizitätsnetz, um das Land flächendeckend mit Strom versorgen zu können. Land wurde verteilt, um die Landwirtschaft auszubauen, wobei Kooperativen gefördert wurden. Auch das Bildungswesen wurde erweitert, sowohl um das Analphabetentum zu reduzieren als auch um hochgebildete Universitätsabgänger ausbilden zu können. Selbst Frauenrechte wurden zugestanden: Frauen durften ihre Männer selbst wählen (auch wenn die Praxis der Clan- und Cousinenehen sich kaum änderte und im Hussein-Clan danach verfahren wurde - Saddam Husseins erste Frau war eine Cousine und auch seine Söhne wurden nach diesem Schema verheiratet) und sie konnten in den Militärdienst eintreten.
Waffenkäufe wurden aus verschiedensten Ländern getätigt: Sowjetunion, Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Jugoslawien, Brasilien. Nach der Nationalisierung der Irakischen Ölgesellschaft IPC (westliche Beteiligungen wurden beendet), welche den USA sauer aufgestoßen war, hielt Frankreich den Kontakt aufrecht und sicherte sich lukrativste Verträge zum Ausbau des Ölsektors.
Trotz des rasenden Antikommunismus der Baath-Partei wurden strategische Kooperationen mit der Sowjetunion eingegangen, nicht nur im Ölbereich, sondern auch im militärischen Bereich (Waffenkäufe, Berater). Das Interesse der Sowjetunion ging in Richtung Zugang zum Persischen Golf. Mit dem Iran handelte Hussein persönlich 1975 mit dem Schah ein Abkommen über den Shatt al-Arab aus: Die Iraker bekamen freien Zugang, während der Iran das Monopol auf Kontrolle dieses seeischen Gebiets erhielt. Damit wurden Konflikte mit dem Iran beendet, aber auch die Gefahr eines schiitischen Aufstands in der Region um Basra gebannt. Auch beendete der Iran die Unterstützung kurdischer Aufständischer (Barzani) im Norden des Irak.
Aber auch im illegalen Waffenbereich suchte der Irak Partner, so auch in der DDR. Vom Kontakt, der mit Karlheinz Lohs von der Forschungsstelle für chemische Toxikologie der Akademie in Leipzig aufgenommen wurde, ist diese Aussage eines irakischen Verhandlers überliefert:
"You Germans have great expertise in the killing of Jews with gas," said the official. "This interests us in the same way. ... How [can] this knowledge ... be used to destroy Israel?"Lohs hat mehrfach den Irak für Vorträge über die Gefährlichkeit chemischer Kampfstoffe besucht, doch diese seien nur ein Deckmantel gewesen, um DDR-Experten in den Irak zu bringen, um beim Aufbau einer chemischen Waffenindustrie behilflich zu sein. Später waren auch bundesdeutsche Firmen in diesem Bereich stark involviert wie auch britische, französische, US-amerikanische, österreichische, Schweizer, dänische und schwedische. Alle wollten sie am Ölreichtum des Iraks mitschneiden. Offiziell waren es Kunstdüngerprogramme, aber wohl nur die Naivsten (also vermutlich niemand) glaubten dies.
Frankreich unterstützte den Irak bei der Errichtung eines Forschungsreaktors, der waffenfähiges Plutonium brüten konnte. Der Vertrag wurde 1975 abgeschlossen. Dieses Projekt erlitt einen Rückschritt, als der Reaktor in Frankreich gesprengt wurde. Vermutlich vom israelischen Mossad. Der Reaktor wäre groß genug gewesen, um Material für einige Bomben von der Hiroshima-Größe zu erhalten.
1979 schloss die italienische Snia Techint einen Vertrag für Nuklearlabore ab, die ebenso in der Lage gewesen wären, waffenfähiges Plutonium herzustellen.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre festigte Saddam Hussein seine familiären Bande. Sein Cousin Adnan Khairallah wurde 1977 Verteidigungsminister, sein Onkel und Mentor Khairallah Talfah 1978 Bürgermeister von Baghdad. Im selben Jahr verschärfte die Baathpartei ihre Diktatur: Nicht-baathistische politische Aktivität wurde bei Todesstrafe verboten.
Nach dem Rücktritt von al-Bakr als Präsident im Jahr 1979 war Saddam Hussein sein Nachfolger. Binnen kürzester Zeit hatte er eine bis dahin nicht gekannte Machtfülle. Er war auch Premierminister, Generalstabschef, Vorsitzender des Revolutionären Kommandorats und Generalsekretär der Baath-Partei.
Doch mit dieser Amtsfülle und der Verfolgung potenzieller Gegner geschah das Unausweichliche: Nur Saddam Husseins Entscheidungen war zu folgen, und diese wurden für den Irak zur endgültigen Katastrophe.
Nach der iranischen Revolution dachte Hussein, der Iran sei infolge der Wirren zu schwach, um sich wehren zu können. Er wollte den Vertrag von Algier ausradieren und die Unterstützung des Iran für Schiiten und Kurden abstellen. Immerhin war Khomeini im Irak gut bekannt, wo er 15 Jahre im Exil lebte. So entschied er sich für einen Kriegszug, für den er ein paar Wochen einplante. Daraus wurden acht Jahre. Die genauen Aufmarsch- und Kriegspläne soll die Sowjetunion dem Iran zwei Wochen vor Kriegsbeginn verkauft haben.
Trotz des Kriegs erhielt der Irak weiterhin Unterstützung aus der Bundesrepublik Deutschland (schlüsselfertige Giftgasanlagen), Frankreich (Kampfjets) und Italien (Kriegsschiffe). Sowohl den USA als auch der Sowjetunion stieß dies sauer auf. Frankreich war wiederum nicht erbaut, dass Israel den von Frankreich gelieferten Tammuz-Reaktor bombardierte.
Der Kriegsverlauf selbst entsprach nicht Husseins Erwartungen. Nach anfänglichen Erfolgen ging nichts mehr weiter. Da Hussein jede einzelne Schlachtfeldentscheidung selbst treffen wollte, waren die Entscheidungswege zu lange, auch mit den selbstmörderischen iranischen Menschenmassen inklusive Kindern rechnete der Irak nicht, und das eingesetzte Giftgas brachte keine Wende. Der Iran konnte die Erdölinstallationen bei Basra vernichten und Luftangriffe im Irak fliegen.
Wie blank die Nerven lagen, zeigt, als Saddam Hussein während einer Kabinettssitzung Gesundheitsminister Riyadh Ibrahim Hussein erschoss, da er es wagte zu äußern, dass al-Bakr die Präsidentschaft wieder übernehmen sollte. Offiziell wurde er wegen Korruption erschossen. Saddam richtete nun eine neue Militäreinheit ein, die Republikanische Garde. Diese war für den Schutz des Präsidenten und Baghdad zuständig. Die reguläre Armee durfte sich keine 150 Kilometer mehr der Hauptstadt nähern.
Ein Hoffnungsschimmer für Hussein war, dass nach dem Bombenanschlag auf die Beiruter Botschaft 1983 die USA Kontakte knüpfte und nur eine Bedingung stellte, dass der palästinensische Terroristenführer Abu Nidal den Irak verlassen müsse. Hussein willigte ein, und nun flossen auch Gelder und Geheimdienstinformationen aus den USA, auch Berater kamen ins Land.
Dennoch war der Krieg gegen den Iran nicht zu gewinnen. Nachdem im März 1988 der Irak noch Giftgas gegen kurdische Siedlungen gesetzt hatte, trat im August ein Waffenstillstand in Kraft. Der Irak hatte nichts erreicht, die Bestimmungen von Algier aus 1975 blieben in Kraft. Einziger Unterschied: Der Irak war kein boomendes Land mehr, sondern ein verarmtes mit zerstörter Infrastruktur. Der niedrige Ölpreis war zusätzlich eine Bürde und die arabischen Staaten verweigerten einen Schuldenschnitt. Und als Kuweit ein Ultimatum zur Senkung der Förderquote zurückwies, entschied sich Saddam Hussein zum Einmarsch.
Das berühmte Bonmot, die US-Botschafterin April Glaspie hätte Saddam Hussein freie Hand gegeben, wird zitiert:
Ambassador Glaspie, rather than responding to Saddam's bellicosity, replied simply, "We have no opinion on Arab-Arab conflicts, like your border disagreement with Kuwait." She went on to compliment Saddam on his "extraordinary efforts" to rebuild Iraq after the war with Iran. And when Saddam reiterated his claim that the United States was supporting Kuwaiti attempts to undermine the Iraqi economy, she replied, "President Bush is an intelligent man. He is not going to declare an economic war against Iraq." Finally Glaspie said that she had been instructed "in the spirit of friendship" to ascertain Saddam's intentions with regard to Kuwait, which, from the American point of view, was the main purpose of the meeting.Nach der Besetzung von Kuweit half auch nicht, dass Passagiere eines British-Airways-Flugs, der in Kuwait zwischentankte, in den Irak entführt wurden. Wie ausländische Arbeiter wurden auch sie in den Bereich sicherheitskritischer Infrastruktureinrichtungen als menschliche Schutzschilde verfrachtet. Auch die Freilassung von gut 300 französischen Arbeitern, die als Geiseln ("Gäste") festgehalten wurden, stimmte den ehemaligen strategischen Partner Frankreich nicht mehr freundlich. Der UN-Sicherheitsrat stimmte einer militärischen Vertreibung der irakischen Truppen zu, wenn diese Kuweit nicht freiwillig verließen, was sie nicht taten. Von Mitte Jänner bis Ende Februar schoss eine alliierte Armee die irakischen Truppen aus Kuweit.
When details of Glaspie's meeting with Saddam were published by the Iraqis in Baghdad, the forty-eight-year-old career diplomat, who had wide experience of the Arab world, was accused of, at best, naivete, or, at worst, having given Saddam a "green light" to invade Kuwait. It was an accusation she rigorously denied. In an interview published in the New York Times in late 1990, she said: "Obviously I didn't think, and nobody else did, that the Iraqis were going to take all of Kuwait. Every Kuwaiti and Saudi, every analyst in the Western world, was wrong too."
Glaspies comment, however, that she did not believe Saddam was "going to take all of Kuwait," was intriguing. Prior to the Iraqi invasion there had been a general expectation that if Saddam did take military action it would be confined to the Rumaila oil field and the disputed islands. Indeed, had he confined his activities to these areas, it is unlikely that the United Nations would have gone beyond the imposition of sanctions, or that the United States would have dispatched a single soldier to the region.
Auf die Frage, warum der Krieg nicht zu einer Entmachtung Saddam Husseins weitergeführt wurde, skizzierte der damalige US-Verteidigungsminister Richard Cheney wohl nicht zu Unrecht das komplexe politische Gefüge des Irak:
"If we'd gone to Baghdad and got rid of Saddam Hussein - assuming we could have found him - we'd have had to put a lot of forces in and run him to ground some place. He would not have been easy to capture. Then you've got to put a new government in his place and then you're faced with the question of what kind of government are you going to establish in Iraq? Is it going to be a Kurdish government or a Shiite government or a Sunni government? How many forces are you going to have to leave there to keep it propped up, how many casualties are you going to take through the course of this operation?"Es wurde ein anderer Weg eingeschlagen. Resolution 687 des UN-Sicherheitsrats forderte eine Offenlegung und Vernichtung aller ABC-Waffen bzw. deren Produktions- und Lageranlagen. Überwacht sollte dies durch UN-Inspekteure werden. Solange der Irak nicht sämtliche Waffen und Anlagen dieser Art vernichtet hat, wird ein strenges wirtschaftliches Embargo über das Land verhängt, ausgenommen waren Medikamente und medizinische Produkte.
Es begann ein Katz-und Maus-Spiel. Material für chemische Waffen wurde verlegt und versteckt, die Präsidentenpaläste und deren Anlagen waren von den Inspektionen ausgenommen. Die Inspektionen liefen ins Leere. Gleichzeitig wurde ein Schmuggel-Netzwerk aufgebaut. Erdöl wurde in Massen schwarz auf den internationalen Markt gebracht. Haupthandelspartner seien China, Russland, Nordkorea, Serbien sowie einige ehemalige Sowjetrepubliken gewesen. Medizinische Hilfsgüter gelangten nicht zur Bevölkerung, sie wurden nach Jordanien geschmuggelt und dort verkauft.
Von 1992 bis 1996 sperrte sich Saddam Hussein gegen das Öl gegen Lebensmittel-Programm, da dieses durch die UNO kontrolliert werden würde. Gleichzeitig wurde ein massiver Angriff auf kurdische Gebiete gestartet, sodass schließlich die UNO eine flugfreie Zone einrichtete und bewachen ließ. Die notleidende Bevölkerung wurde durch die UNO versorgt.
Während die irakische Bevölkerung in den 1990er Jahren hungerte und kaum eine medizinische Versorgung hatte, bereicherte sich die Clique um Saddam Hussein an den Schwarzhandeleinnahmen. 1993 wurde geschätzt, dass in Schweizer Banken 20 Milliarden US-Dollar eingelagert waren. Die US-Finanzberatungsagentur Kroll Associates schätzte, dass seit 1981 alleine Saddam Hussein etwa 200 Milliarden US-Dollar für sich und seinen Clan an Öl-Geldern abgezweigt hatte. Auch ein Großteil der UN-Hilfsgelder würde in die Taschen des regierenden Clans fließen und nicht den Bedürftigen zukommen.
Auch dürfte Hussein nicht sonderlich an einer Verbesserung der Lage der Menschen im Irak interessiert gewesen sein, denn diese war die Basis seiner Tränendrüsenpropaganda gegenüber dem Westen: Die Sanktionen träfen die Bevölkerung, sie müssten ohne Gegenleistung aufgehoben werden. Über Jahre hinweg war diese Propaganda erfolgreich, wie auch die vielen Demonstrationen gegen eine Militäraktion im Irak zu beweisen scheinen.
For most of the 1990s, as Iraq wrestled with the UN over disarmament issues, Saddam had ruthlessly exploited the suffering of his people to persuade Western public opinion to abandon the UN's uncompromising sanctions.Die UN-Inspekteure verließen schließlich den Irak, ohne dass alles ABC-Material entdeckt bzw. aufgedeckt wurde.
Die Anschläge im September 2001 in den USA änderten das Spiel. Saddam Hussein wurde als Teil der Gefahr gesehen, als möglicher Verkäufer von ABC-Material an terroristische Organisationen. Auch wenn kein Kontakt zu Al Qaida nachgewiesen werden konnte, so war er doch über viele Jahre hinweg ein Unterstützer von Abu Nidal. George W. Bush gab dem CIA eine einzigartige Freiheit: Sie durfte Saddam Hussein töten. Auch wird an der UNO für eine Resolution zum Sturz des Regimes hingearbeitet. Im Herbst 2002 sprachen sich Russland, Frankreich und Deutschland eindeutig gegen eine militärische Resolution aus. Coughlin sieht dies kritisch und erinnert, dass es diese drei Staaten waren, welche den Irak mit ABC-Technologie belieferten.
Resolution 1441 war schließlich so schwammig formuliert, dass beide Seiten rauslesen konnen, was sie wollten. "Serious consequences" kann militärische Mittel einschließen, muss aber nicht.
Resolution 1441 called for "an enhanced inspection regime" that would be driven by a tight timetable and required Iraq's complete and unconditional cooperation. The inspectors were to have "unimpeded, unrestricted, and private access to all officials," and Saddam was obliged to submit "a currently accurate, full, and complete declaration of all aspects of its programs to develop chemical, biological, and nuclear weapons" within thirty days. From Saddam's point of view, the biggest danger was contained in the resolution's conclusion, which stated that: "The Council has repeatedly warned Iraq that it will face serious consequences as a result of its continued violations of its obligations."Im Oktober 2002 ließ sich Saddam Hussein in einem Referendum in seinem Amt als Präsident bestätigen. Ergebnis: 100 % der Iraker stimmten für ihn. Ende Oktober wurden alle Kriminellen aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib entlassen, die politischen Gefangenen wurden allesamt hingerichtet. Dies hatte wohl eine Auswirkung auf die Post-Saddam-Ära: Massenhafte Plünderungen, fehlende Intellektuelle mit politischem Know-How.
Die UN-Inspektionen waren geleitet von Hans Blix (BC-Waffen) und Mohamed ElBaradei (A-Waffen), der Irak legte einen umfangreichen Bericht vor, der jedoch große Lücken aufwies. Der Irak entschuldigte sich für die Kuweit-Invasion, bot jedoch keinerlei Kompensation für die Schäden an. Die USA beschlossen den Krieg, wobei die vorbereitende Agitation sowohl von den USA als auch von GB ziemlich verbockt wurde.
Wie verworren die Lage jedoch wirklich war, zeigt ein Beispiel. Ein Informant für London war der irakische Lieutenant Colonel al-Dabbagh. Laut seinen Aussagen beschloss Saddam Hussein Anfang 2002 in einer Kabinettssitzung BC-Waffen an die Grenze zu Kuweit zu verlegen, was im Dezember auch geschehen sein soll. Erst nach Androhung der USA, im Falle eines ABC-Angriffs seitens des Irak selbst nukleare Waffen einzusetzen, wurden die BC-Granaten wieder abtransportiert. Nach Ende des Krieges jedoch wurden keinerlei solche Waffen gefunden.
Der Krieg selbst war eine Angelegenheit von wenigen Monaten. Nur die Republikanische Garde um Baghdad bot einigen Wiederstand. Bei einem der ersten Luftangriffe wurde der korrekte Bunker getroffen, in dem sich Saddam Hussein befand, doch er überlebte, was eine Zeit lang unsicher war. Auch ein zweiter gezielter Luftschlag verfehlte ihn. Der innere Machtzirkel organisierte für sich Exilorte, Saddam Hussein versteckte sich in verschiedensten Schutzunterkünften. Der weitere Machtzirkel war, wie zum Beispiel Informationsminsiter Sahhaf, auf sich selbst gestellt. Die Mehrheit der Bevölkerung war eher froh, Saddam Hussein los zu sein, aber viele hatten ihre Probleme mit einer Besatzungsmacht, vor allem als sie die Plünderungen nicht in Griff bekommen konnte. In sunnitischen Kreisen begann bewaffneter Widerstand gegen die US-Truppen, und schließlich war klar, es gab einen neuen Player: Al Qaida unter der Führung von Abu Musab al-Zarqawi. Die Post-Saddam-Zeit war angebrochen.
Und Saddam Hussein? Er war fast an seinem Ursprungsort angekommen. Sein letztes Versteck war ein Kellerloch in einem schäbigen Bauernhaus am von seinem Geburtsdorf Al-Ouja gegenüberliegenden Ufer. Habe: Ein Koffer mit 750.000 US-Dollar. Offenbar hatte er zwar ein Netz aufgebaut, aber kein Netzwerk. Als seine Macht zerschlagen war, war er bis auf engste Leibwächter anscheinend alleine. Seine Entourage konnte sich absetzen, ihn selbst wollte wohl niemand als Exilant. Ein irakisches Gericht verurteilte ihn zum Tode. Saddam Hussein wurde hingerichtet.