Taylor-Bobiverse1

Der Programmierer Dennis E. Taylor stieg in den 2010er Jahren in die SF-Autorenwelt ein und schuf mit Bobiverse eine erfolgreiche SF-Serie, in der die Erde durch einen Krieg mehr oder weniger zerstört wird und Replikanten (Backup von menschlichen Gehirnmustern bzw. Persönlichkeiten als Software), die sich selbst vermehren können und mit Hilfe von Virtueller Realtiät menschliche Empfindungen haben können.

Ausgangspunkt: Der SF-Fan und Programmierer Bob Johansson hat einen Vertrag unterzeichnet, dass er nach seinem Tod wieder erweckt werden kann. Sein Tod geschieht rasch, er wird in Las Vegas von einem Auto überfahren. Nach seinem Aufwachen ist er nur mehr ein Computerprogramm in einer Schachtel, wird aber nach Wiedererwachen angeleitet, Hardware als Extention zu verwenden: Kameras, Greifarme etc.

Johannson erfährt, dass die USA nun im Jahr 2133 ein christlich-fundamentalistischer, faschistischer Staat sind, der sich in permanentem Konflikt mit den Vereinigten Staaten von Europa, China, Australien und vor allem den neuen Supermächten Argentinien und Brasilien befindet. Besonders Brasilien ist ein sehr aggressiver Staat.

Der Replikant Johannson ist geschaffen worden, um mit einer Raumsonde ins System Epsilon Eridani zu fliegen, sich selbst zu replizieren (Maschinen sollen Metalle ausbeuten und 3D-Drucker Maschinen, Stationen, Hardware, Raumschiffe bauen). Somit wird Bob bzw. seine Kopien zu einer Art Von-Neumann-Sonden. Einen netten Kick ergibt, dass die Bob-Klone alle eine eigene Persönlichkeit entwickeln, die offenbar Teilaspekte der Psyche des menschlichen Robert Johannson übernehmen, sie also charakterlich unterschiedlich sind.

Die Bob-Klone reisen weiter im näheren Sternenbereich und in Delta Eridani wird ein belebter Planet mit intelligenten Zweibeinern auf altsteinzeitlichem Niveau (sie kennen Feuer und haben eine Sprache) entdeckt (Deltaner), deren Zahl mit etwa 400 Expemplaren am Rande des Aussterbens liegt. Gefährdet werden sie von gorillaähnlichen Tieren, die sie jagen. Die beiden dort befindlichen Bob-Klone entscheiden einzugreifen, nehmen Kontakt auf und geben ihne Möglickeiten, Waffen zu erzeugen (Feuersteine werden zur Verfügung gestellt), fördern einen intelligenten Jungen und greifen in die Überfälle ein, indem die Gorillaähnlichen zum Teil durch Kamikazedrohnen abgewehrt werden. Am Ende führen die Bob-Klonen die Deltaner zu einem infrasturkurell besseren, aber wegen der Gorillaähnlichen gefährlicheren Gebiet, aus dem sie vor drei Generationen geflohen sind.

Einer der Klone fliegt zurück zur Erde, die vor einem atomaren Winter steht und aufgrund des Krieges von einer auf 15 Mio Menschen reduzierten Bevölkerung bewohnt wird. Nachdem es gelungen ist, die Streitigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren, wird beschlossen, die Menschen ins Doppelplanetensystem von Omicron2 Eridani zu evakuieren.

Für meinen Geschmack bilden die vielen Kämpfe mit brasilianischen Replikanten in unterschiedlichen Sonnensystemen einen etwas zu martialischen Aspekt (eher Trash), das dem zum Teil hochphilosophischem Werk eher nicht zur Ehre gereicht. Viel interessanter sind für mich die ethischen Implikationen bei der Entdeckung nicht industriellen intelligenten Lebens oder die Definition unterschiedlicher KIs auf Basis des Gedankenexperiments des chinesischen Zimmers (Wikipedia) von John Searle (KIs, die nur Zeichen zusammensetzen, ohne sie zu verstehen, bzw. starke KIs, die auch verstehen und eigenständig handeln können).

Letzeres macht mich neugierig auf den zweiten Teil, die Kampfszenen tun das eher nicht.