Schon als Kind fühlte ich mich „nicht wie die anderen“. Während andere spielten, war ich von dunklen Gedanken und Ängsten begleitet – Todesvorstellungen, depressive Verstimmungen, Wut und Rückzug prägten früh mein Leben. Ich war ein Einzelgänger, sensibel, grübelte viel, mit einem Zuhause, das zwischen Baustelle, Putzwahn und emotionaler Kälte schwankte.
Meine Geburt war bereits ein Kampf ums Überleben: Frühwehen, Valium in der Schwangerschaft und Sichelfüße – kaum auf der Welt, begann der nächste Kampf. Es folgten Operationen, Entzugserscheinungen, Krankenhausaufenthalte, ein toxisches Familienumfeld und ein Erzeuger, der Gewalt, Alkohol und Kontrolle zu seinem Lebensinhalt machte.
Ich war ein gequältes, verletzliches Kind – physisch wie seelisch. Meine Kindheit war geprägt von Angst, Hilflosigkeit und dem ständigen Gefühl, allein gelassen zu werden. Selbst als mein Körper begann, sich selbst zu vergiften, war es wieder pures Glück, dass ich überlebte. In allem Leid gab es aber auch stille Kraftquellen – meine Oma.
Heute, Jahrzehnte später, frage ich mich manchmal, warum ich noch hier bin. Vielleicht, weil meine Geschichte erzählt werden will. Vielleicht, weil Schmerz geteilt werden muss, um ihn zu verwandeln. Vielleicht, weil ich doch nicht „nur anders“ war – sondern stärker als ich je geglaubt hätte.

Ich war schon immer anders – ein Leben zwischen Schmerz, Nachdenklichkeit und Überleben