nocheinPoet schrieb:Du würdest also ein ewiges Universum bevorzugen?
Der verlinkte Artikel von Koonin aus dem Jahr 2007 ist für mich ein Klassiker, da hier explizit darauf Bezug genommen wird, dass es mit der Entstehung des Lebens wohl doch nicht so unkompliziert zu sein scheint, wie das in der Nachfolge des Miller-Urey-Experiments lange Zeit vermutet worden war (die Lehrbücher der Biologie sind voll von derartigen Erwartungen).
Koonin meint, nachdem er einen Artikel von Vilenkin und Garriga gelesen hatte, dass das Modell der ewigen Inflation einen Ausweg bieten könnte, um der extrem seltenen Eintrittswahrscheinlichkeit eines "Durchbruchs-Systems" pro O-Region (identisch mit einem Urknall-Universum unserer Größe und unseres Alters) dennoch eine zwingende Notwendigkeit zuschreiben zu können, indem man die Zahl der O-Regionen ins Unermessliche wachsen lässt.
Formal ist daran erst mal nichts auszusetzen, obwohl es natürlich auch eine Art Kapitulation darstellt, keinen plausiblen, schrittweisen Mechanismus aufzeigen zu können, der mit höheren Wahrscheinlichkeiten auskommt als mit derextrem geringen Wahrscheinlichkeit einer ad hoc Entstehung eines funktionierenden Systems mit Translationsmechanismus inklusive.
Inwiefern das Modell der ewigen Inflation plausibel und zutreffend ist, weiß ich nicht, aber meiner Vorstellung von einem "unendlichen Prozess" kommt das schon recht nah - wobei ich diesen unendlichen Prozess durchaus physisch auffasse und nicht allein mental, wie ich es im Kontext eines konsequent zu Ende gedachten Solipsismus beschrieben hatte.
Nach meiner Vorstellung (und das ist zunächst mal nur eine regulative Idee und kein ausgearbeitetes kosmologisches Konzept) entstehen immer wieder neu sowohl nebeneinander her wie auch nacheinander fortlaufend Universen, die das Potenzial haben, sich zu einer selbst stabilisierenden Struktur zu entwickeln, in der dann die Möglichkeit gegeben ist, dass sich Lebewesen und Vernunftwesen darin entwickeln, welche in der Lage sind, diese Struktur zu erkennen und zu verstehen.
Aus diesem Kontext heraus habe ich dann erkannt, dass z.B. der Buddhismus keinerlei finale Erlösung bieten kann, denn wenn das Konzept mit Karma, Samsara und Nirvana zutreffend sein sollte, dann wird mit jeder Neuentstehung eines Universums mit Vernunftwesen das vom Buddha beschriebene Leiden aufs Neue perpetuiert. Hier haben wir dann Nietzsches Mythos von der ewigen Wiederkehr des immer wieder Gleichen auf einer metakosmischen Ebene realisiert - ebenso Salomos "Es gibt nichts Neues unter der Sonne" - aber das führt uns etwas vom Thema weg ...