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HoffmannsBlog

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28.11.2025 um 14:24
Ich habe vor, hier eine Linksammlung von Beiträgen zu erstellen, die ich in den vergangenen Jahren unter verschiedenen Nicks erstellt habe. Mein Interessenschwerpunkt liegt auf dem Bereich Lebensentstehung. Dazu haben sich in den vergangenen Jahren eine Menge Beiträge angesammelt, die in etlichen Threads verstreut sind. Eventuell sind die hier aufgelisteten Beiträge ja auch von allgemeinem Interesse. Die Liste wird sukzessive erweitert und ergänzt, da ich längere Zeit benötigen werde, um mich durch die einzelnen Rubriken durchzuarbeiten, wo ich aktiv gewesen bin.

Ich fange mal hier an:

Berechnungsansatz zur Häufigkeit von Leben (Beitrag von Mahananda)

Und so geht es weiter:

Es gibt keine Außerirdischen in der Galaxis (Seite 378) (Beitrag von Monod)

Techno Sapien und der Transhumanismus (Seite 3) (Beitrag von Hoffmann)

Argument gegen Gott? (Seite 77) (Beitrag von Hoffmann)

Nasa entdeckt Eisdecke auf dem Planeten Merkur (Seite 4) (Beitrag von Hoffmann)

Entstehung der ersten Zelle (Seite 16) (Beitrag von Hoffmann)

Sind die Menschen ein Zuchtexperiment von Aliens? (Seite 37) (Beitrag von Monasteriker)

Sind die Menschen ein Zuchtexperiment von Aliens? (Seite 39) (Beitrag von Monasteriker)

Rätselhafte Ediacara-Fauna (Beitrag von Monasteriker)

Es gibt keinen Gott und es wird auch keinen Gott geben! (Seite 540) (Beitrag von Monasteriker)

Warum glaubt ihr an das, an was ihr glaubt? (Seite 11) (Beitrag von Monasteriker)

Lebensentstehung - Einmalig oder automatisch? (Beitrag von Lakonier)

Leben auf anderen Planeten (Seite 15) (Beitrag von Lakonier)

Es gibt keinen Gott und es wird auch keinen Gott geben! (Seite 634) (Beitrag von BioGenEthiker)

https://www.allmystery.de/ng/mposts?user=198545

Abiogenese

Fortsetzung folgt ...


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01.12.2025 um 13:34
Als kurzen Einstieg in die Thematik Lebensentstehung sollten die oben erstellten Verlinkungen genügen.

Seit 2010 hatte ich diese für das Thema relevanten Accounts (in chronologischer Reihenfolge):

@ Mahananda

@ Monod

@ Hoffmann

@ Monasteriker

@ BioGenEthiker

@ ATGC

@ Biolehrer

@ JacobMonod

@ Lakonier

Darüber hinaus gab es noch einige weitere Accounts bis 2022, mit denen ich aber nicht viel und insbesondere nicht viel zum Thema Lebensentstehung geschrieben hatte. Ich lasse sie daher einfach mal unberücksichtigt, da für das Thema nicht relevant.

Mein aktueller Account versteht sich als Neubeginn, um sukzessive neuere Überlegungen und Fachartikel insbesondere in den Abiogenese-Thread einfließen zu lassen, der oben mit verlinkt ist.

Entwürfe und erste Ansätze für weitere Beiträge dort werde ich hier aufschreiben - ebenso Anregungen, die mir über das Feedback im Thread oder hier gegeben werden.

Mal schauen, wie sich mein Projekt im Laufe der Zeit entwickeln wird ...

Freundliche Grüße
J. Hoffmann


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um 08:47
Nach einer erkrankungsbedingten längeren Pause möchte ich heute nun doch einmal mit einigen ausführlicheren Darstellungen zum Thema Abiogenese beginnen, die ich in mehrere Abschnitte aufspalte, um es für Interessenten zugänglicher zu gestalten. Der erste längere Beitrag betrifft die Problematik der Entstehung des ersten Lebens. Der zweite widmet sich der Frage, ob Leben einfach entsteht. Dieser Beitrag wurde im Rahmen eines Schreibwettbewerbs auf Astrodicticum simplex bereits online veröffentlicht. der sich daran anschließende Kommentarstrang ist ebenfalls sehr informativ und sollte als vertiefende Lektüre genutzt werden:

https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2017/09/14/entsteht-leben-einfach/

Zunächst aber etwas darüber, worin bei der Entstehung des ersten Lebens überhaupt ein Problem besteht ...


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um 08:51
Problematik der Entstehung des ersten Lebens


Einleitung

In Diskussionen mit interessierten Zeitgenossen stellt man immer wieder fest, dass in Bezug auf die Problematik der Entstehung des ersten Lebens nur wenige Kenntnisse dar-über vorhanden sind, worin hier überhaupt ein Problem besteht.

Um einen Einstieg in die Problematik zu finden, betrachten wir die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen ein Lebewesen gegenwärtig als lebender Organismus existiert. Jedes Lebewesen besteht aus mindestens einer Zelle, so dass man die Zelle als Grund-baustein von Lebewesen begreifen kann. Hierbei ist es unwesentlich, ob es sich dabei um eine primitive Bakterienzelle handelt oder um eine ausdifferenzierte Körperzelle eines Mehrzellers.

Zellen stellen Stoffwechselsysteme dar, die sich über eine Membran von ihrer Umwelt abgrenzen, aber dennoch über Stofftransporte mit der Umwelt wechselwirken und mit ihr im Austausch stehen. Dieser Stoff- und Energiewechsel, bei dem energiereiche Stoffe aus der Umwelt in die Zelle hineingelangen und energieärmere Stoffe aus der Zelle in die Umwelt wieder abgegeben werden, ist ein zentrales Merkmal aller Lebewesen.


Leben als Fließgleichgewicht

Interessant ist nun, was in der Zwischenzeit zwischen Stoffaufnahme und Stoffabgabe in der Zelle passiert. Hier bewirken Enzyme eine Zerlegung der aufgenommenen Stoffe. Die dabei frei werdende chemische Energie wird für weitere Prozesse des Stoffwechsels ver-wendet (meist über das Zwischenprodukt ATP als beteiligtes Molekül bei Energie verbrau-chenden Reaktionen), die dazu dienen, die in der Zelle vorhandenen Strukturen zu erhal-ten, indem sie ständig erneuert werden.

Abbauprozesse von Zellstrukturen befinden sich im Gleichgewicht zu Aufbauprozessen eben derselben Zellstrukturen, so dass sich das Geschehen in beständigem Fluss befindet. Den Durchfluss von Stoffen unter ständiger Energiegewinnung und gleichlaufendem E-nergieverbrauch kann man als Fließgleichgewicht begreifen. Dieses Fließgleichgewicht bleibt so lange stabil, wie die Energiebilanz zwischen Stoffabbau und Stoffaufbau ausge-glichen ist.

Kollabiert das Fließgleichgewicht, bewegen sich die chemischen Reaktionen in den Zu-stand des chemischen Gleichgewichts, wo sie zur Ruhe kommen. Dieser Zustand ist gleichbedeutend mit dem Tod der Zelle. Eine lebendige Zelle befindet sich also nicht im chemischen Gleichgewicht, sondern in einem Fließgleichgewicht, welches über die ständi-ge Aufrechterhaltung desselben dem Erreichen des chemischen Gleichgewichts aktiv ent-gegenwirkt.

Der lebendige Zustand einer Zelle ist folglich dadurch gekennzeichnet, dass unter Ener-gieaufwand ein Fließgleichgewicht des Stoffwechsels aktiv erhalten wird, indem es über diesen Stoffwechsel reproduziert wird. Das Lebewesen baut sich also in jedem Moment neu zusammen, indem es neue Stoffe aufnimmt, umbaut und damit verbrauchte Stoffe ersetzt, die dann ausgeschieden werden. Als Analogie: So wie ein Haus immer wieder mal renoviert werden muss, damit es nicht zusammenfällt, renoviert sich die Zelle stän-dig, um über eine längere Zeit hinweg bestehen bleiben zu können.


Reproduktion des Fließgleichgewichts

Für unser Thema ist interessant, auf welche Weise die Reproduktion des Stoffwechselsys-tems gelingt. Der Stoffwechsel in einer Zelle läuft nicht chaotisch ab, sondern auf geord-nete Weise. Diese Ordnung wird erreicht, indem bestimmte Stoffe zu ganz bestimmten Konzentrationen und Mengenverhältnissen an ganz bestimmten Orten in der Zelle vor-handen sind. Dadurch pegeln sich konstante Umsatzraten ein, die im Zusammenwirken das Fließgleichgewicht konstituieren.

Eine Schlüsselposition nehmen hierbei die Enzyme ein. Enzyme sind spezifisch gestaltete Moleküle, die jeweils eine ganz spezifische Art von chemischen Reaktionen ermöglichen. Dabei spielt das schon erwähnte ATP als Energiereserve eine vermittelnde Rolle.

Manche Enzyme spalten größere Moleküle in kleinere Moleküle auf, indem sie sich an eine bestimmte Stelle des Moleküls kurzzeitig binden (dieses Molekül dadurch gewissermaßen "festhalten") und durch eine mechanische Bewegung (infolge einer Formveränderung des Enzyms) an einer bestimmten Stelle durchtrennen. Die an der Durchtrennungsstelle vor-handenen elektrischen Ladungen bewirken die Zerteilung. Die beiden Bruchstücke wer-den dann als Folge einer weiteren Formveränderung des Enzyms wieder freigegeben.

Andere Enzyme bewirken die Verbindung zweier Moleküle zu einem größeren auf analoge Weise: Sie binden zwei Moleküle, führen sie durch Formänderung des Enzyms an zwei Enden zusammen und "verschweißen" beide Enden mit Hilfe einer mit Ladungen verse-henen Einbuchtung. Das verbundene größere Molekül wird dann wieder freigegeben und das Enzym nimmt daraufhin die Ausgangsgestalt wieder ein.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Enzyme, die noch andere Reaktionen bewirken, weil sie auf ihre ganz spezifische Weise so geformt sind, dass ganz bestimmte Moleküle kurz-zeitig gebunden werden können. In der Biochemie unterscheidet man sechs verschiedene Enzymklassen, die jeweils in weitere Unterklassen aufgeteilt sind.

Hier müssen wir das jedoch nicht weiter vertiefen, da das Grundprinzip bereits deutlich geworden ist: Enzyme bewirken über spezifische Bindungen mit spezifischen Molekülen spezifische Reaktionen, so dass in der Summe ein geordnet ablaufender Stoffwechsel und damit ein sich selbst stabilisierendes und reproduzierendes Fließgleichgewicht entsteht.


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um 08:56
Reproduktion von Enzymen

Die Frage, wie ein Organismus lebendig sein kann, lässt sich also auf die Frage nach dem Zustandekommen der Spezifik der Enzyme eingrenzen. Die spezifischen Formen der Enzyme bewirken die oben beschriebenen spezifischen Wirkungen der Enzyme. Das Zustandekommen der spezifischen Formen der Enzyme ergibt sich über deren Zusammen-setzung aus Einzelbausteinen, die man chemisch als Aminosäuren bezeichnet.

In Enzymen finden sich bis zu 20 verschiedene Aminosäuren, die wie Perlen aneinander-gereiht sind und lange Ketten bilden, welche sich im Beisein von Wasser zu Knäueln ordnen. Je nach Zusammensetzung einer Aminosäurekette entstehen ganz spezifische Knäuelformen. Enzyme enthalten meist etwa 100 bis 300 Aminosäuren in einer Kette (manchmal aber auch über 1000!), die auf ganz spezifische Weise nacheinander angeordnet sind. Daraus ergeben sich dann ganz spezifisch gefaltete und verknäuelte Moleküle, die in der Folge für ganz spezifische Wirkungen geeignet sind.

Damit ein Lebewesen das Fließgleichgewicht reproduzieren kann, welches dasselbe als lebendig ausweist, muss es in der Lage sein, die dazu nötigen spezifischen Enzyme zu reproduzieren. Das erfordert die Reproduktion der spezifischen Abfolge der Aminosäuren, welche dann in der Folge die spezifischen Knäuelungen nach sich zieht, so dass daraus dann die benötigten spezifischen Enzyme werden.

Um lebendig zu sein, bedarf es also eines Apparates, der die spezifische Abfolge von Aminosäuren je nach Bedarf reproduziert. Ohne diesen Apparat würde das Fließgleichgewicht binnen kurzer Zeit kollabieren, da der Nachschub der benötigten Enzyme ins Stocken geriete. Die Frage ist nun, wie ein solcher Apparat beschaffen sein müsste, damit er die nötige Spezifik realisiert.

In heutigen Lebewesen erfolgt die Enzymreproduktion über einen mehrschrittigen Pro-zess, bei dem mehrere Prozesse ineinandergreifen und verschiedene Molekülarten beteiligt sind. Dieser Prozess ist die Proteinbiosynthese. Neben verschiedenen Enzymen sind Nucleinsäuren in diesen Prozess einbezogen.

Nucleinsäuren bilden fadenförmige Moleküle, die sich aus Nucleotiden zusammensetzen. Jedes Nucleotid besteht aus drei Bestandteilen (Phosphat, Zucker und eine von vier verschiedenen Basen). Phosphat und Zucker (Desoxyribose bei DNA oder Ribose bei RNA) verketten sich zu einer Rückgrat-ähnlichen Struktur, aus der seitlich die Basen herausra-gen. Nach ihrem Zuckeranteil unterscheidet man DNA und RNA.

Die Struktur der DNA wird durch die Abfolge der Nucleotide bestimmt. Die Basen der Nucleotide zweier Nucleotidketten können eine chemische Bindung miteinander eingehen (Basenpaarung). Dabei verbinden sich Adenin (A) mit Thymin (T) und Guanin (G) mit Cytosin (C). Durch diese Basenpaarung wird an eine Nucleotidkette eine zweite sich wechselseitig ergänzend (komplementär) angelagert. Es entsteht ein Doppelstrang aus zwei Nucleotidketten, der schraubenförmig gewunden ist (Doppelhelix).

Die Nucleinsäuren liefern die Vorlage, anhand der die benötigten Abfolgen von Aminosäuren reproduziert werden. Die einzelnen Schritte, die hierbei ablaufen, müssen nicht im Detail dargestellt werden. Wichtig ist hier, dass die Abfolge der Aminosäuren nicht direkt reproduziert werden kann, sondern nur vermittelt über eine andere Molekülart, die sich nicht aus Aminosäuren zusammensetzt.

Dieser Umweg über eine andere Molekülart wird notwendig, weil Ketten aus Aminosäuren stets in verknäuelter Form vorliegen. Eine direkte Reproduktion eines spezifischen Enzyms würde also zunächst eine Entknäuelung voraussetzen, um nachfolgend die einzel-nen Aminosäuren als Vorlage für eine Reproduktion verwenden zu können.

Eine Entknäuelung würde allerdings einen großen Energieaufwand benötigen sowie ein spezifisches Enzym, welches sowohl die Entknäuelung bewirkt wie auch die nachfolgende Reproduktion des entknäuelten Enzyms. Und dieses Enzym müsste seinerseits über diesen Mechanismus reproduziert werden, was ein weiteres spezifisches Enzym erfordert usw. usw. Diese Art der direkten Reproduktion allein auf Basis von Enzymen wäre also unpraktikabel und würde zum Kollaps des Fließgleichgewichts führen.

Zur Reproduktion von Aminosäureabfolgen muss also notwendigerweise auf andere Moleküle zurückgegriffen werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Abfolge von andersgearteten Molekülen in die Abfolge von Aminosäuren auf eine eindeutige Weise zu übertragen. Leben funktioniert also nur, wenn zwei Molekülarten mit jeweils spezifischen Abfolgen von Grundbausteinen parallel nebeneinander vorhanden sind und sich beide wechselseitig reproduzieren.


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um 09:07
Die zentrale Frage

Die Notwendigkeit der Reproduktion von Enzymen mit Hilfe von andersgearteten Molekülen hat von Anfang an bestanden, da Enzyme nicht entknäuelt werden können, um sie als Vorlage für neue Enzyme zu benutzen. Die Frage, die sich in Bezug auf die Entstehung des ersten Lebens stellt, ist die, wie sich Enzyme in ihrem Bestand hinreichend konstant reproduzieren konnten, ohne dass das entstandene Fließgleichgewicht kollabierte.

Damit sind wir zur zentralen Problematik der Entstehung des ersten Lebens gestoßen: Leben ist gleichbedeutend mit der Reproduktion geordneter Strukturen und geordneter Abläufe, wobei sich das eine und das andere wechselseitig bedingen, so dass ein Gesamtprozess und eine Gesamtstruktur daraus hervorgehen, die wir als Organismus bezeichnen. Wenn also irgendwann in der frühen Erdgeschichte in einem abgegrenzten Raum spontan ein Organismus entstanden war, dann musste er zugleich in der Lage gewesen sein, die zur Selbsterhaltung notwendigen Enzyme wiederholbar zu reproduzieren.


Kritik der RNA-Welt

Heutige Enzyme bestehen aus Aminosäureketten. Seit einiger Zeit existiert eine Hypothese, gemäß der die ersten Enzyme aus RNA bestanden hätten. RNA ist zum einen recht einfach auftrennbar und reproduzierbar (analog zu DNA über Basenpaarungen) und weist zum anderen Eigenschaften von Enzymen auf, indem sie spezifische chemische Reaktionen ermöglicht. Die Faltungsstrukturen lassen eine Vielfalt von Knäuelungen zu, die zu spezifisch geformten Molekülen führen.

Vorteil der RNA-Welt-Hypothese ist die Eingrenzung von Reproduktion und Enzymaktivität auf eine einzelne Molekülart. Nachteil ist hingegen die geringe Reaktionsbreite, die über RNA-Enzyme (Ribozyme) ermöglicht wird. Auch die Aneinanderreihung von Einzelbausteinen (Nucleotiden) in beliebiger Reihenfolge, wie es analog bei der heutigen Prote-inbiosynthese mit Aminosäuren geschieht, ist bislang nicht beobachtet worden.

Das hat zur Folge, dass die Reproduktion beliebiger Ribozyme über Ribozyme allein nicht zu bewerkstelligen ist. Damit entfällt zugleich die Reproduktion des Fließgleichgewichts, in welchem sich Ribozyme als alleinige enzymatisch wirksame Molekülart befinden. Aus diesem Grund war eine RNA-Welt allenfalls ein Durchgangsstadium auf dem Weg zu einer Aminosäurekettenreproduktion, aber kein eigenständig lebendes Stoffwechselsystem.

Die größere Vielfalt an verfügbaren Aminosäuren zieht eine größere Vielfalt an enzymatischen Wirkungen nach sich, die über Aminosäureketten gewährleistet werden können, so dass damit ein Fließgleichgewicht effizienter und robuster aufrecht erhalten werden kann, sobald eine Möglichkeit gefunden worden ist, dass sich Aminosäureketten mit spezifischer Abfolge reproduzieren lassen.


Anforderungen an die ersten Organismen

Der Ursprung der ersten Lebewesen muss also in einem System gesucht werden, wo Aminosäuren nicht mehr nur zufällig zu längeren Ketten verbunden wurden, sondern wo eine bestimmte Abfolge reproduziert werden konnte, so dass spezifische Enzyme entstanden, die infolge ihrer Reproduzierbarkeit das Gesamtsystem als Fließgleichgewicht reproduzieren konnten. Die RNA-Welt ist dafür nicht hinreichend. Gesucht ist ein System, wo RNA und Aminosäureketten wechselseitig zusammenwirkten, um sich wechselseitig zu reproduzieren.

Die ersten Organismen waren in ihrem grundsätzlichen Aufbau aufgrund der gegebenen Notwendigkeit der Aufspaltung der Enzymreproduktion auf zwei verschiedene Molekülarten demnach nicht verschieden von heutigen Organismen. Es ist zu erwarten, dass viele Prozesse noch nicht so ausgereift waren wie heute, aber die grundsätzlichen Abläufe mussten bereits vorhanden gewesen sein, da anderenfalls das Fließgleichgewicht der Stoffwechselprozesse kollabiert wäre.

Das Zustandekommen des geordneten Zusammenwirkens von RNA mit Aminosäureketten mit dem nachfolgenden Effekt, dass sich ein Fließgleichgewicht jenseits des chemischen Gleichgewichts stabil erhalten und reproduzieren konnte, ist offenbar das Ergebnis des zufälligen Zusammenfindens passender Moleküle im Rahmen passender chemischer Reaktionsabläufe innerhalb eines abgegrenzten Areals, welches lange genug stabil gewesen ist, um die Selbststabilisierung mittels Stoffwechsel entstehen zu lassen.

Wir haben es auf der einen Seite mit passenden Molekülformen zu tun, die aufgrund ihrer Abfolge von Einzelbausteinen eine bestimmte Gestalt aufweisen, die sie für bestimmte Funktionen geeignet werden lassen. Auf der anderen Seite haben wir es mit Prozessen zu tun, über die sich benötigte Eignungen überhaupt erst ergeben. Ob das eine (Molekülformen) zu dem anderen (Prozessfunktionen) passt, ergibt sich über die Prozesse selbst sowie über die Moleküle, die in die verschiedenen Prozesse einbezogen sind.


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um 09:18
Das Dilemma der notwendigen Komplexität

Am Ende kommt es auf die Art und die Vielfalt sowie die Mischung der vorhandenen Molekülformen an, ob darüber ein Fließgleichgewicht erzeugt, stabilisiert und letztlich reproduziert werden kann. Die ablaufenden Prozesse lassen eine Vielzahl verschiedener Moleküle entstehen - darunter auch manche, die sich für bestimmte Funktionen eignen. Das Problem besteht jedoch darin, dass solche Moleküle ihre Eignung nur kurzzeitig unter Beweis stellen können, da sie im Verlauf weiterer Prozesse wieder abgebaut werden.

Für eine nachhaltige Eignung ist die Reproduzierbarkeit bestimmter Molekülformen eine notwendige Voraussetzung. Diese gelingt aber erst, nachdem ein Mechanismus gefunden worden ist, der die benötigten Abfolgen von Einzelbausteinen reproduzieren kann. Bis dahin sind eventuell sich eingestellt habende Fließgleichgewichte nicht lange stabil, so dass sie binnen kurzer Zeit wieder kollabieren. Die sich danach einstellenden Reaktionsabläufe und Prozesse spannen einen neuen Rahmen auf, aus dem wieder andere Molekülarten hervorgehen, die ihrerseits nur von kurzer Existenzdauer sind, wenn sie nicht reproduziert werden können.

Das Grundproblem bei der Entstehung der ersten Lebewesen besteht also im Finden ei-nes Reproduktionsmechanismus', der die zur Stabilisierung eines Fließgleichgewichts nötigen Enzyme reproduziert, wobei der Ausgangszustand, in dem dieser Mechanismus gefunden werden muss, ein Fließgleichgewicht sein muss. Das bedeutet, dass ein Fließgleichgewicht hinreichend lange stabil sein muss, um die Enzyme zu reproduzieren, die das Fließgleichgewicht reproduzieren können.

Da die geforderte Stabilität nicht über reproduzierte Enzyme gewährleistet wird, muss die stabilisierende Ursache, die das Fundament für ein hinreichend lange stabiles Fließgleichgewicht darstellt, im mineralischen Untergrund gesucht und gefunden werden, auf dessen Oberfläche sich die verschiedenen Reaktionswege entfalten und miteinander vernetzen.

Wegen des Fehlens einer molekularen Matrize, die ihrerseits enzymatisch reproduziert werden müsste, übernimmt diese Funktion die spezifisch zerklüftete Oberfläche der Mineralien. Diese stellt die erforderlichen Passformen zur Verfügung, über die sich die molekularen Passformen durch Anlagerungsprozesse reproduzieren können.

Problematisch ist hierbei jedoch immer noch das Zusammenfinden der passenden Teile, die sich dann zu einem längeren Molekül verbinden, welches sich dann als Ganzes von der Unterlage ablöst und mit der geeigneten Passform in den Stoffwechselkontext einfügt. Denkbar ist hier, dass die Oberflächenstruktur selektierend wirkt, so dass sich nur eine sehr enge Auswahl an Einzelbausteinen anlagern kann.

In diesem Fall kommt es auf das Zusammenfinden einer passenden Oberfläche zu einer passenden Molekülauswahl an, die sich dann zu funktionalen Molekülen verbinden können, die in der Lage sind, ein Fließgleichgewicht zu stabilisieren. Das Zustandekommen eines Fließgleichgewichts ergibt sich dann infolge des Zusammenwirkens von mineralischen Oberflächenstrukturen und den dadurch möglich werdenden Zusammensetzungen von enzymatisch wirkenden Molekülen, die in ihrem Zusammenwirken das Fließgleichgewicht konstituieren.

Das ist eine sehr komplizierte Ausgangssituation, die wegen der benötigten komplexen Lösung ein komplexes Herangehen erfordert. Es ist also nicht damit getan, dass sich in einem bestimmten abgegrenzten Areal eine Reihe von verschiedensten Molekülen bilden und anreichern kann, weil bestimmte Ausgangsstoffe und ein Energiedurchfluss vorhanden ist, der dies begünstigt.

Es ist vielmehr nötig, dass sich Moleküle und Reaktionen so aufeinander abstimmen, dass das oben beschriebene Zusammenwirken von Molekülformen und Prozessverläufen gefunden wird, welches eine wechselseitige Reproduktion von Molekülen und Prozessen im Sinne einer Reproduktion des gesamten Fließgleichgewichts ermöglicht. Und diese Abstimmung ist ein Qualitätssprung, der nicht aus den beteiligten Molekülformen und Prozessen ableitbar ist.

Aufgrund der nicht gegebenen Ableitbarkeit der nötigen Passfähigkeit zwischen Molekülen und Prozessen zur Reproduktion eines Fließgleichgewichts ergibt sich keine Möglichkeit, hier eine zwingende Notwendigkeit zu formulieren, gemäß der eine Lösung des aufgezeigten Dilemmas gefunden werden müsse, sobald nur hinreichend viel Zeit vergehen würde.

Das Finden einer Lösung vollzieht sich zwar innerhalb des Geltungsbereichs der darin wirkenden Naturgesetze, stellt aber selber keine naturgesetzliche Notwendigkeit dar, die sich immer dann einstellt, sobald die dafür nötigen Rahmenbedingungen (Moleküle und Energie) gegeben sind. Dazu ist die Lösung zu komplex, um trivial reproduzierbar zu sein.


Fazit

Als Fazit lässt sich folgendes feststellen: Das Zustandekommen des ersten Lebens ist eine komplexe Lösung eines komplexen Problems, welches sich erst gestellt hat, nachdem chemische Prozesse durch ihr Zusammenwirken ein komplexes System hervorgebracht haben. Das Zustandekommen komplexer chemischer Reaktionssysteme erfolgt mit naturgesetzlicher Notwendigkeit.

Das Finden einer Lösung zur Reproduktion eines komplexen Fließgleichgewichts lässt sich daraus jedoch nicht als naturgesetzliche Notwendigkeit ableiten. Aus diesem Grund ist die Eintrittswahrscheinlichkeit der Entstehung von Leben aus den Grundvoraussetzungen heraus nicht kalkulierbar und somit mathematisch nicht mit einem numerischen Wert bezifferbar.

Spekulationen über die Anzahl und Art der Faktoren, die zur Entstehung des Lebens notwendig und hinreichend zugleich sind, entbehren daher jeglicher Grundlage, da das Finden einer Lösung vom Zufall abhängt, der sich innerhalb eines Rahmens, der sich durch relativ wenige Faktoren beschreiben lässt, ereignen kann, aber nicht muss.


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um 09:28
Entsteht Leben einfach?

Leben entstand offenbar recht früh auf der Erde, kurz nachdem sich eine feste Gesteins-kruste herausgebildet hatte und kühl genug wurde, so dass Wasser die Oberfläche bedecken konnte. Als äußerste Grenze muss die Kollision der Urerde mit dem hypothetischen Protoplaneten Theia angesehen werden, bei der der heutige Erdmond entstand. Diese Kollision ereignete sich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren.

Ein in Richtung C-12 verschobenes Isotopenverhältnis des Kohlenstoffs in den ältesten erhaltenen Gesteinen der Erde deutet auf das Vorhandensein von Lebewesen auf der Erde vor über 3,8 Milliarden Jahren hin. Nimmt man als Begrenzung die ältesten gefundenen Zirkone (4,4 Milliarden Jahre) und die ältesten gemessenen Kohlenstoff-Isotop-Verschiebungen (4,1 Milliarden Jahre), ergibt sich ein Zeitfenster von etwa 300 Millionen Jahren, in dem Leben entstand.

Die Frage ist nun, ob ein so zeitiger Lebensbeginn zugleich bedeutet, dass die Entstehung des Lebens generell eine relativ einfache und unkomplizierte Angelegenheit gewesen ist, die sich notwendigerweise ereignete, sobald die dazu nötigen Grundstoffe und energetischen Rahmenbedingungen vorhanden waren, oder ob es sich um einen Auswahleffekt dergestalt handelt, dass Leben generell nur innerhalb eines recht eng begrenzten Zeitfensters entstehen kann, welches sich nur am Beginn einer planetaren Entwicklung öffnet. Im letzten Fall wäre die zeitige Entstehung des Lebens eine notwendige Bedingung, die aus unserem Dasein allein deshalb folgt, da zu einem beliebig späteren Zeitpunkt kein Leben mehr hätte entstehen können.

Nachprüfen kann man hier wenig, da die konkreten Umstände und Bedingungen, unter denen einst das Leben auf der Erde entstand, nicht in Gänze rekonstruiert werden können. Was man tun kann, ist, das Zustandekommen der für das Leben notwendigen Grundstoffe zu rekonstruieren, denn hier haben wir es zunächst mit reiner Chemie zu tun und noch nicht mit deren Organisation zu Stoffwechselsystemen.

Das klassische Experiment hierzu wurde Anfang der 1950er Jahre von Stanley Miller durchgeführt. Er veröffentlichte im Mai 1953 die Ergebnisse seiner Experimente. Die Komposition der Gase, die sich aus Methan, Wasserdampf und Ammoniak sowie Wasser-stoff zusammensetzte, entspricht einer Atmosphäre mit stark reduzierenden Eigenschaf-ten. Unter Energiezufuhr entstanden aus diesen Gasen unter anderem Aminosäuren.

Die gesamte Erdoberfläche war seit dem Theia-Impakt vielfältigen Umbrüchen unterworfen, die sich auf die chemischen Eigenschaften der Atmosphäre und der Hydrosphäre auswirkten. Somit ergaben sich sowohl lokal wie auch global Variationen, die zugleich auf Art und Umfang der chemischen Synthesen rückkoppelten. Es ist also nahe liegend, dass die Syntheseprozesse, die zu Monomeren und Polymeren geführt haben – einschließlich der Vielfalt derselben – nur so lange in großem Umfang ablaufen konnten, wie der Zustrom von Energie und Material durch Impaktereignisse in relativ rascher Folge anhielt.

Mit dem Eintreten ruhigerer Verhältnisse ergaben sich größere Kontinuitäten und damit zugleich ein sich verstärkender Trend zu chemischen Gleichgewichtszuständen, die eine Entstehung von chemischen Nichtgleichgewichtszuständen zunehmend unwahrscheinlicher werden ließen. Der Zustrom von reduzierenden Gasen versiegte allmählich, so dass der reduzierende Charakter der Atmosphäre verloren ging.

Die Uratmosphäre war nicht lange stabil, da sich zum einen der Wasserstoff in den Weltraum verflüchtigte und sich zum anderen die beiden Gase Methan und Ammoniak infolge der ungefiltert eintreffenden UV-Strahlung der Sonne mit Wasserdampf zu Kohlenstoffdioxid und molekularem Stickstoff umsetzten. Danach war die Atmosphäre durch Kohlenstoffdioxid und Stickstoff dominiert, so dass sie nicht mehr reduzierend war.

Potentielle Entstehungsorte für Leben waren fortan nur noch auf hydrothermale Quellen auf dem Festland, in Küstennähe oder auf dem Meeresgrund beschränkt, die jedoch nur einige Zehntausend bis einige Hunderttausend Jahre durchgehend aktiv sind, bevor sie erlöschen und abgetragen werden.

Es ist daher wahrscheinlicher, dass der vorangehende Zeitraum, der sich über mehrere Hundert Millionen Jahre erstreckte und immer wieder über Impaktereignisse einen Zustrom von reduzierenden Gasen erfuhr, zugleich der Zeitraum ist, in dem Leben hätte entstehen können. Die Alternative einer Lebensentstehung in einem konkreten Hydrothermalfeld innerhalb von etwa 100.000 Jahren schneidet dagegen eher schlecht ab.

Hinzu kommt für diesen Zeitraum die im Vergleich zu hydrothermalen Quellen erheblich größere Fläche, die für die Ansammlung, Aufkonzentrierung und Organisation zu Stoffwechselsystemen zur Verfügung gestanden hatte. Küstenregionen von Vulkaninseln mit Flussmündungen und Gezeitenzonen bieten eine chemisch reichhaltige Umgebung, die zudem durch Rhythmik geprägt ist und dadurch erhöhte Durchmischungs- und Kombina-tionsmöglichkeiten zuließ, welche die entstehenden Proto-Organismen mit einem reichhaltigen Chemikalienmix versorgte.

All das scheint plausibel und stimmig zu sein, aber es ist natürlich noch lange nicht erwiesen, dass es einst auch wirklich so abgelaufen ist. Da sich der „Ursprung ins Leben“ auf das Zustandekommen der Erblichkeit und damit der Möglichkeit des Generationenwechsels mit mutterzellähnlichen Tochterzellen eingrenzen lässt, aber dieser qualitative Sprung sich aus der Beschaffenheit und Reaktionsweise der zugrundeliegenden Moleküle nicht als notwendige Folge ableiten lässt, bleibt stets eine Unsicherheit darüber bestehen, wann und wo sich die Lebensentstehung tatsächlich einst ereignet hatte.

Die Frage, ob Leben einfach entsteht, lässt sich folglich nicht abschließend beantworten, aber es gibt Gründe, die dafür sprechen, dass es sich bei der zeitigen Lebensentstehung wohl doch lediglich um einen Auswahleffekt handelt und nicht um ein Argument, welches dafür spricht, dass Leben zwangsläufig entsteht, sobald bestimmte Rahmenbedingungen vorliegen.


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um 09:47
Spekulationen über die Evolution des genetischen Codes

Hier ist eine gebräuchliche Darstellung in der UCAG-Abfolge der mRNA-Basen. Man erkennt deutlich, dass sich die codierten Aminosäuren in Gruppen sortieren, die durch die jeweils erste und zweite Base vorgegeben sind. Ein Viererfenster ist z.B. der Bereich oben links in der Tabelle. Die erste Base ist U und die zweite Base ist U. Die dritte Base umfasst alle vier Möglichkeiten, also U,C,A und G.

Dieses Viererfenster ist zweigeteilt. Die obere Hälfte codiert für die Aminosäure Phenylalanin und die untere Hälfte für Leucin. Interessant ist nun, dass die Zweiteilung darauf zurückzuführen ist, dass die dritte Base entweder ein Pyrimidin darstellt (U oder C) oder ein Purin (A oder G). Folglich hat hier die Selektion dazu geführt, dass die bereitstellende tRNA im Verlauf der Beladung mit “ihrer” Aminosäure nach Purin oder Pyrimidin un-terschieden wird.

Interessanterweise häufen sich solche Zweiteilungen in der Spalte, wo die zweite Base ein A ist bzw. in der Zeile, wo die erste Base ein U ist. Hier spielt offensichtlich der Umstand eine Rolle, dass die Basenpaarung zwischen A und U nur zwei Wasserstoffbrückenbindungen aufweist, so dass hier eine geringere Stabilität vorhanden ist als zwischen G und C, die drei Wasserstoffbrückenbindungen aufweisen. Die geringere Stabilität führte offenbar zu einer größeren Variabilität bei der Beladung mit Aminosäuren, so dass hierbei die Zahl der codierten Aminosäuren erweitert werden konnte.

Da die G-C-Basenpaarung stabiler ist, blieben hier die Viererfenster bevorzugt erhalten, so dass wir hier meist nur eine Aminosäure codiert finden. Aus dem d-Wert von nahe 3 hatte ich abgeleitet, dass etwa die Hälfte der Viererfenster komplett und die andere Hälfte zweigeteilt ist. Zählt man in der Code-Tabelle nach, erhalten wir exakt die Hälfte, nämlich 8 von 16 Viererfenstern, die nur für eine einzige Aminosäure codieren.

Es sind dies:

– das UC-Fenster für Serin,
– das CU-Fenster für Leucin,
– das CC-Fenster für Prolin,
– das CG-Fenster für Arginin,
– das AC-Fenster für Threonin,
– das GU-Fenster für Valin,
– das GC-Fenster für Alanin,
– das GG-Fenster für Glycin.

Sechs von acht Fenstern sind nach oben beschriebenem Pyrimidin/Purin-Muster zweigeteilt:

– das UU-Fenster für Phenylalanin und Leucin,
– das UA-Fenster für Tyrosin und STOP
– das CA-Fenster für Histidin und Glutamin,
– das AA-Fenster für Asparagin und Lysin,
– das AG-Fenster für Serin und Arginin.
– das GA-Fenster für Asparaginsäure und Glutaminsäure.

Die übrigen zwei Fenster sind sehr aufschlussreich, weil deren Einteilung vom Pyrimidin/Purin-Muster abweicht. Es handelt sich einerseits um das AU-Fenster mit dreimal Isoleucin und einmal Methionin sowie um das UG-Fenster mit Cystein, das dem Pyrimidin/Purin-Muster entspricht (die dritte Base ist ein Pyrimidin!) und dem wiederum zweigeteilten Bereich mit einem Purin als dritter Base, wobei zum einen eine Leerstelle als STOP-Codon vorhanden ist und zum anderen die Aminosäure Tryptophan codiert wird.

Aufschlussreich sind diese beiden ungewöhnlich eingeteilten Viererfenster deshalb, weil sie Rückschlüsse zur möglichen Code-Evolution erlauben. Man kann nun spekulieren, ob die beiden Einzelvertreter Methionin und Tryptophan Neuerwerbungen oder Relikte aus Code-Vorläufern darstellen.
Wenn es sich um Neuerwerbungen handelt, dann zeigt sich, wie die Code-Evolution vonstatten ging: Zufällig wurde eine tRNA fehlbeladen, weil das zugehörige Enzym infolge einer Mutation so verändert war, dass es z.B. Methionin statt Isoleucin an sich band. Da sich dies als vorteilhaft erwies, setzte sich diese Mutation durch und verdrängte die übrigen Varianten, die diese Mutation nicht aufwiesen. Analog dazu ist der Fall bei Tryptophan denkbar, wo eine tRNA zur Verfügung stand, die vorher nicht beladen wurde und ursprünglich als STOP-Signal diente.

Diese Erklärung hat allerdings einen Haken: Methionin (bei Bakterien auch eine chemische Abwandlung davon – Formyl-Methionin!) steht immer als erste Aminosäure in der synthetisierten Aminosäurekette, weil das AUG-Triplett als Startcodon dient. Das macht auch Sinn, denn Methionin wird als Ausgangsstoff für die Anlagerung von Methylgruppen an reaktive Molekülreste verwendet, um sie vor Abbau zu schützen. Die frisch synthetisierte Aminosäurekette wird also durch Methionin vor dem Abbau durch Enzyme geschützt. Später wird dieser Schutz nicht benötigt und das Methionin wird abgespalten.

Wenn Methionin so eine zentrale Rolle innehat (und die zugehörige tRNA!), ist es plausibler, dass es sich hierbei um ein Relikt handelt, das im Verlauf der Code-Evolution als unverzichtbarer Bestandteil übrig geblieben ist. Das bedeutet wiederum, dass möglicherweise das gesamte AU-Viererfenster ursprünglich für Methionin codierte und später erst – bis auf ein einzelnes Triplett – durch Isoleucin besetzt wurde. Dieses eine Triplett blieb deshalb übrig, weil Methionin stets als Start benötigt wurde. Anderenfalls wäre es vermutlich völlig verdrängt worden.

Ähnlich gestalten sich die Verhältnisse bei Tryptophan. Möglicherweise war das Viererfenster ursprünglich nach dem Pyrimidin/Purin-Muster zweigeteilt, mit Cystein und Tryptophan in zweifacher Codierung. Durch eine Mutation ging jedoch ein Enzym verloren, das Tryptophan mit einer der beiden tRNA verband, so dass ein weiteres STOP-Signal entstand.

In den Mitochondrien von Gliederfüßern (Arthropoden) - dem bei weitem artenreichsten Stamm der Tiere - ist ein genetischer Code in Gebrauch, der diesem vermuteten Schema des einstigen Standardcodes nahekommt. Hier ist eine Darstellung des Codierungsschemas. Die durchgängige Einteilung in Viererfenster und Zweierfenster ist klar zu erkennen.

Aus alledem lässt sich ableiten, dass die Code-Evolution vermutlich so ablief, dass zunächst komplette Viererfenster vorhanden waren, wobei eins davon unbelegt blieb und vier STOP-Codons enthielt. Diese Situation entspricht einem Dublett-Code mit Komma. Das heißt: Die erste und zweite Base der mRNA legte die codierte Aminosäure fest. Die dritte Base hatte keine Bedeutung. Der Umfang der codierten Aminosäuren belief sich auf maximal 15. Die Anzahl der Leerstellen und die Anzahl der Codons pro Aminosäure entsprach der Anzahl der verfügbaren Basen.

Mit der Nutzung der zerbrechlicheren A-U-Paarung für die Erweiterung der Variationsvielfalt zur Beladung mit weiteren Aminosäuren, reduzierte sich die Anzahl der Leerstellen auf zwei und die Viererfenster wurden bevorzugt nach dem Pyrimidin/Purin-Muster zweigeteilt, die als erste bzw. zweite Base ein A und/oder ein U aufwiesen. Die Start-Aminosäure Methionin wurde auf ein einzelnes Codon reduziert und die Aminosäure Tryptophan erodierte durch Mutation der zugehörigen Enzyme ebenfalls auf ein einziges Codon, wobei ein zusätzliches STOP-Codon entstand.

Alles in allem ein recht durchschaubares Szenario. Es dürfte allerdings schwierig sein, es experimentell mit Datenmaterial zu belegen bzw. zu widerlegen.


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um 10:08
Der genetische Kern von LUCA

LUCA ist die Abkürzung für "Last Universal Common Ancestor" (deutsch: Letzter gemeinsamer Vorfahr [aller gegenwärtigen Lebewesen]). Über eine vergleichende Untersuchung des Genombestands einer reichhaltigen Auswahl von Organismenarten konnten diejenigen Gene herausgefiltert werden, die über verschiedenste Organismengruppen hinweg gemeinsam vorhanden sind. Daraus lässt sich schließen, dass sie Bestandteil von LUCA gewesen sind. Der Befund wurde im Jahr 2003 veröffentlicht. Aus dem Kern-Genom-Bestand leitet sich ab, dass insbesondere das Umfeld der Proteinbiosynthese am stärksten konserviert ist und folglich von Beginn an von essentieller Bedeutung für die frühesten Organismen gewesen ist. Die Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Von 3100 Ansammlungen orthologer Gene (Clusters of Orthologous Groups of proteins = COG), deren Sequenzen auf das Vorhandensein gemeinsamer Vorfahren schließen lässt, erweisen sich gerade einmal 80 als universell in allen Organismengruppen vertreten.
Fünfzig von diesen universell vorhandenen Genen zeigen die gleiche stammesgeschichtliche Beziehung zueinander wie ribosomale RNA, also die Aufgliederung in die drei Domänen Bacteria, Archaea und Eucarya. Diese Gene werden daher auch als "Drei-Domänen-Gene" bezeichnet.

Die Mehrheit der universell konservierten Drei-Domänen-Gene (37 von 50) stehen funktionell in Verbindung mit dem Ribosom in den modernen Zellen.

Für die 30 COG's, die nicht entsprechend der drei Domänen strukturiert sind, gibt es keine einheitliche evolutionäre Stammbaum-Struktur. In manchen Fällen waren die Beziehungen zueinander unaufgelöst, in anderen Fällen war eine Domäne klar isoliert, während die anderen beiden Domänen unauflösbar durchmischt waren.

Die 80 COG's wurden in sechs Gruppen klassifiziert - basierend auf der stammesgeschichtlichen Verwandtschaft und der bekannten bzw. angenommenen Funktion.

Gruppe 1: Ribosomale Proteine und Translations-Initiations-Faktoren

Diese Gruppe enthält Gene für 29 universell konservierte ribosomale Proteine und die vier universell konservierten Initiations- und Elongationsfaktoren.

Im Fall der 30 ribosomalen Proteine der kleinen Untereinheit des Ribosoms sind 15 universal, sechs nur in Bacteria und neun nur in Archaea und Eucarya vorhanden. Die Mehrheit der universellen COG's für diese Proteine (14 von 15) zeigen eine Drei-Domänen-Verwandtschaftsstruktur.
Die Gene für die Proteine der großen Untereinheit des Ribosoms sind eine komplexere Gruppe. Nur eine kleinere Fraktion ist universell (17 von 51, von denen wiederum 15 eine Drei-Domänen-Struktur besitzen).

Gruppe 2: Proteine, die mit dem Ribosom oder der Protein-Modifikation verbunden sind

Die hier enthaltenen COG's haben einen direkten Bezug zur Ribosomen-Funktiuon oder zur Modifikation von Proteinen unmittelbar nach erfolgter Translation. Methionin-Aminopeptidase z.B. spaltet das Initiator-Methionin im Verlauf der Translation von der Peptidkette wieder ab. Das Protein GlyA - als weiteres Beispiel - ist notwendig für den Aminosäure-Abbau oder für die Beladung von Methylgruppen auf methylierende Enzyme. Andere COG's sind einbezogen in den Protein-Export durch Membranen im Verlauf der Translation. Zu dieser Gruppe gehören sechs COG's.

Gruppe 3: Proteine, die mit der Transkription und der DNA-Replikation verbunden sind

Vier der COG's sind in die Transkription einbezogen, vier weitere in die DNA-Replikation, was überraschend gewesen ist.

Gruppe 4: Uncharakterisierte Proteine

Zwei COG's mit Drei-Domänen-Verwandtschaftsmuster besitzen eine noch unbekannte Funktion, wahrscheinlich eine ATPase und eine GTPase

Gruppe 5: Universelle, Nicht-Drei-Domänen-Proteine

28 COG's zeigen keine Drei-Domänen-Verwandtschaftsstruktur. Davon sind 14 Gene der Aminoacyl-tRNA-Synthetasen (aaRS) - also der Proteine, die die Zuordnung von Aminosäuren zu den zugehörigen tRNA's bewirken und somit die eigentliche Ursache für den genetischen Code sind.

Gruppe 6: Protein-Familien und Domänen-Familien

Zwei COG's enthalten Gen-Familien, die universell erscheinen - die EMAP-Domain sowie die Thiodisulfid-Isomerasen.


Was kann man daraus ableiten?

Die meisten der 50 Drei-Domänen-COG's sind ribosomale Proteine (29 von 50). Vier Proteine, die als Initiationsfaktoren bzw. Elongationsfaktoren direkt in den Prozess der Translation einbezogen sind sowie die 14 von 20 aaRS-Genen, die ebenfalls direkt mit der Translation zu tun haben, kommen noch hinzu. Damit sind 47 von insgesamt 80 universell vorhandenen COG's - also knapp 60 Prozent des noch feststellbaren genetischen Kerns von LUCA! - unmittelbar mit der Translation verbunden. Dies unterstreicht die zentrale Rolle der Proteinsynthese für die Entstehung und den Fortbestand der ersten Lebewesen.

Dass insbesondere Translationsbezogene Gene schon sehr frühzeitig konserviert und tradiert wurden, lässt darauf schließen, dass die erste gangbare Version von Translation zugleich die einzige war, die sich über verschiedene Varianten des Gentransfers (horizontal zwischen verschiedenen Domänen hinweg bzw. vertikal über Zellteilungen innerhalb von Domänen bis hin zu den späteren Arten) etablierte. Die späteren Modifikationen der Proteine nach Art der Drei-Domänen-Struktur unterstreichen, dass sich die Domänen erst aufspalteten, nachdem eine gangbare Version der Translation gefunden war und sich im Nachhinein stabilisiert hatte.

Offenbar erweist sich die Entstehung der Translation als entscheidender Schritt, um Leben - egal in welcher Form - gangbar und evolutionsfähig werden zu lassen. Vorläufersysteme nach Art einer RNA-Welt bilden allenfalls eine Brücke zwischen Polymer-Chemie und organisierter Bio-Chemie, aber verlaufen über kurz oder lang ins Nichts, wenn das Zustandekommen der Translation ausbleibt.


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um 18:04
@Neustarter

Das ist ja eine ganze Menge an Information, gefällt mir, ich habe mal rüber gelesen, nicht alles nun im Detail. Ich kenne mich schon soweit in dem Thema etwas aus, also tRNA, mRNA, Ribosom, Aminosäuren, Proteinbiosynthese, aber was Du hier schreibst geht da ja noch sehr viel tiefer ins Detail.

Ich hoffe ich kann hier so allgemein schreiben, sonst kannst Du den Beitrag ja löschen.

Nun hab ich mal geschaut, wer Du bist, an einen Nick kann ich mich glaub ich erinnern, ist etwas schade, dass das nun so fragmentiert ist, aber wie dem auch nun immer sei. ich versuche noch genauer zu erfahren, was Dich treibt, also wohin es Dich treibt, was das Conclusio werden könnte.

Wir sind alleine im Universum, "intelligentes" Leben ist unglaublich unwahrscheinlich, mehr als einmal wird es sich nicht entwickelt haben können?

Und das willst Du dann mathematisch fundiert belegen?

Was genau ist Deine These?

Weil für eine Diskussion wäre ja eine Anti-These doch nett, ich denke aber da dann an einen neuen Thread wo und den Blog hier nur als Basis mit Hintergrundinformationen.


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um 18:22
Zitat von nocheinPoetnocheinPoet schrieb:Ich hoffe ich kann hier so allgemein schreiben
Na klar, das ist kein Problem. Schön, dass Du hierher gefunden hast. Wie ich einleitend schon geschrieben hatte, soll das hier primär eine Sammlung von Hintergrundinformationen werden, aber natürlich kann man hier auch über die Themen diskutieren und Meinungen oder Gedanken austauschen.

Eine zentrale These vertrete ich nicht, aber ich bin doch schon nahe dran, davon auszugehen, dass Leben generell sehr selten entsteht und von vielen glücklichen Zufällen abhängig ist, um überhaupt ins Dasein zu treten. Das legt dann eine Position nahe, die die Erde auf weiter Flur als einzigen Planeten im Universum vorhanden sein lässt.

Da es aus meiner Sicht grundsätzlich nicht möglich ist, aus einer gegebenen Ausstattung mit organischen Molekülen und geeigneten Biosolventien (vorrangig Wasser) sowie verfügbaren Energiequellen eine Notwendigkeit der Entstehung von Organismen abzuleiten, verbieten sich jedoch Wahrscheinlichkeitskalkulationen, die sich dann in Beziehung setzen lassen zur Anzahl der Planeten in der Galaxis oder im Universum.

Was ich primär versuche, ist die Herausarbeitung der notwendigen Komplexität, die von Anfang an vorhanden gewesen sein musste und notwendigerweise reproduziert werden musste, damit Lebewesen überhaupt eine Chance hatten, entstehen zu können.


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