Themen-Wiki: Die Isdal Frau
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Verknüpfte Diskussion: Die Isdal Frau
Weitere Artikel/Podcasts/Filme:20.03.2005 - BA Bergensavisen - "Wanderer traf die Frau aus Isdal"
https://www.ba.no/nyheter/krim/drap/article1511766.ece
29.11.2016 - NRK - Das Rätsel von Isdalen
https://www.nrk.no/dokumentar/xl/das-ratsel-von-isdalen-1.13249266
21.05.2017 - 20min.ch "Wird das Rätsel um die Isdal-Frau jetzt gelöst?"
https://www.20min.ch/story/wird-das-raetsel-um-die-isdal-frau-jetzt-geloest-547923768417
25.05.2018 - Die Zeit - "Isdal-Frau" 22/2018 - "Die fremde Frau auf dem Pier" / "Die habe ich gesehen"
https://www.zeit.de/2018/22/isdal-frau-norwegen-tote-fischer-aussage
26.03.2019 - Podcast - Die Zeit Verbrechen - Isdal-Frau
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-03/isdal-frau-norwegen-frauenleiche-kriminalpodcast
09.03.2020 - ZDF Doku Ermittler! "Dunkler Fjord"
https://www.zdf.de/video/dokus/ermittler-100/ermittler-dunkler-fjord-102
31.07.2021 - Südkurier - "Noch keine Spur zur Isdal-Toten, die aus Meersburg stammen könnte"
https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/meersburg/noch-keine-spur-zur-isdal-toten-die-aus-meersburg-stammen-koennte;art372486,10874640
14.06.2023 - NZZ "Die Tote aus dem Isdal und der Nazi-Bankier – in einem Todesfall voller Geheimnisse führt eine neue Spur in die Schweiz "
https://www.nzz.ch/gesellschaft/seit-mehr-als-50-jahren-wird-ueber-das-geheimnis-der-toten-aus-dem-isdal-in-norwegen-geraetselt-jetzt-fuehrt-eine-neue-spur-in-die-schweiz-sie-birgt-sprengkraft-ld.1741261
15.02.2024 SRF Doku - SRF DOK DAS RÄTSEL DER ISDAL-FRAU, Mysteriöser Tod im Isdal - Spurensuche in Norwegen und der Schweiz
https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/mysterioeser-tod-im-isdal---spurensuche-in-norwegen-und-der-schweiz? urn=urn:srf:video:74f59d9e-52b3-47f7-90d9-f038e0a0b396 oder

Mysteriöser Tod im Isdal – Spurensuche in Norwegen und der Schweiz | Cold Cases Schweiz | DOK | SRF
Externer Inhalt
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24.02.2024 - SRF Arktikel "Prostituion, Spionage oder Terror? Die Mysteriöse Isdal-Leiche"
https://www.srf.ch/true-crime-auf-play-srf-prostitution-spionage-oder-terror-die-mysterioese-isdal-leiche
23.10.2025 - ZDF Doku Wahre Verbrechen "Die Isdal-Leiche"
https://www.zdf.de/video/dokus/true-crime-ermittler-spektakulaere-kriminalfaelle-100/isdal-leiche-norwegen-cold-case-true-crime-100
Zusammenfassung von tuxhater/ligala (07.04.2018)
Sehr ausführlicher Artikel aus der "Zeit" auf dem neuesten Stand der Kenntnisse vom 10. 1. 2018. (Der Artikel kann kostenlos gelesen werden, wenn man sich unverbindlich registriert.)
http://www.zeit.de/2018/03/isdal-frau-norwegen-tote-ermittlungen
oder hier als pdf:
https://www.allmystery.de/dateien/970845718bc4_Die_Tote_aus_dem_Isdal.pdf
Zeitleiste des Falls sowie Ermittlungstätigkeiten der Polizei
Basierend auf dem Zeitungsartikel in "Die Zeit" vom 10.01.2018 http://www.zeit.de/2018/03/isdal-frau-norwegen-tote-ermittlungen, der vom User @tuxhater übersetzten Seite http://isdalsaken.no/ des norwegischen Autors Dennis Aske sowie weiteren Fundstellen aus dem Forum.
Sonntag, 29. November 1970
Der Kommissar im Polizeirevier Bergen erhält um 13:20 Uhr eine Nachricht von einem 43-jährigen Mann, der zusammen mit seinen beiden Töchtern eine Wanderung ins Isdalen-Tal unternommen hat. An einem abgelegenen Geröllfeld stießen sie auf den stark verbrannten und scheinbar nackten Körper einer Frau. Schon kurze Zeit später, um 13.30 Uhr sind erste Polizisten vor Ort. Der 43-Jährige Mann führt die Beamten zur Fundstelle. Von der Polizei treffen Abteilungsleiter Agdestein und Mykkeltvedt, sowie die Polizisten Ukvitne, Milde, Osland, Veum und Rødder ein. Ferner der Rechtsmediziner Dr. Giertsen aus dem Gade-Institut in Bergen. Polizeichef Tryggve Winsnes ist der Leiter der Emittlungen. Der diensthabende Staatsanwalt Carl Halvor Aas aus Bergen ist ebenfalls am Tatort.
Der Tatort wird abgesperrt, fotografiert und untersucht. Der Körper der Frau liegt auf dem Rücken in einer kleinen Lücke zwischen den Felsen, mit dem Kopf nach Nordwesten gerichtet. Die Beine liegen breit, der rechte Fuß leicht gebeugt und unter dem linken Fußknöchel leicht zwischen 2 Steinen eingeklemmt. Beide Arme des Körpers sind brandopfertypisch vor der Brust in einer sogenannten "Fechterstellung" auf dem vom Feuer geschädigten Körper verschränkt. Der Kopf liegt nach hinten überstreckt auf den Steinen. Der ganze Körper wurde vom Feuer erfasst, er war rötlichbraun und verrußt und machte den Eindruck, von kurzen, aber intensiven Oberflächenbränden übersäht worden zu sein. Stärkere Einwirkungen des Feuers an den Knien, Beinen und Unterschenkeln des Körpers scheinen von einem länger anhaltenden Brand gekommen zu sein.
Bei der Leiche: das Gerippe eines Regenschirms, Fetzen eines grünblau karierten Wollschals. Eine angebrochene Flasche Likör, verbranntes Brot. Zwei weiße Plastikflaschen unbekannter Produktion und ein Plastikbecher der Marke „Tiger“. Ohrclips und ein Ring lagen in der Nähe der Leiche sowie eine Uhr der Marke „Solo“. Etwas abseits: Reste eines Gummistiefels und einer Socke sowie verstreute Tabletten.
Während des Einbrechens der Dämmerung wird der Tatort abgedeckt und bis zum nächsten Morgen bewacht. Die Medien werden über die Entdeckung informiert und bereits am selben Abend hat der erste Zeuge seine Aussage bei der Polizei gemacht. Die norwegische Kriminalpolizei (Kripos) wird routinemäßig über die Entdeckung informiert, aber die Polizei in Bergen fordert zunächst keine Unterstützung für die Untersuchung an.
Montag, 30. November 1970
Die Ermittlungen am Tatort werden fortgesetzt. Der Leichnam wird zum Gade-Institut zur Autopsie transportiert und so kann auch der Teil des Tatorts untersucht werden, auf dem sich der Körper befand. Am Boden unter dem toten Körper weisen die Ermittler einen Tropfen Benzin nach. Sie stoßen auf ein Briefchen Streichhölzer des Erotik-Versandhauses Beate Uhse aus Flensburg in Deutschland, auf Reste verbrannten Papiers. Auch einen Metallring finden sie, möglicherweise die Befestigung eines Passfotos. Ein verschmortes Etui wie von einer Reisepasshülle. Und sie stellen fest: Aus sämtlichen Kleidungsstücken der Toten wurden die Etiketten herausgetrennt. Die gefundenen Asservate werden verpackt und ein Großteil des Materials wird zur Analyse an das Labor von Kripos geschickt.
Die Fingerabdrücke der Frau werden an Kripos in Oslo geschickt und gegen die Datenbank geprüft. Am selben Abend wird Kripos gebeten, bei der Untersuchung zu unterstützen.
Dienstag, 1. Dezember 1970
Die ersten Ergebnisse im Fall der unbekannten Frau werden intern bei der norwegischen Polizei veröffentlicht und tagsüber kommen drei Ermittler von der Ermittlungsgruppe des Kriminalpolizeizentrums, der sogenannten "Mordkommission" an. Leiter ist Rolf Harry Jahrmann.
Mittwoch, 2. Dezember 1970
In einem Schließfach am Bahnhof in Bergen, dessen Miete abgelaufen war, werden zwei herrenlose Koffer gefunden. Sie werden zur Polizeistation gebracht, wo sie geöffnet und der Inhalt untersucht wird. In den Koffern befindet sich Kleidung ohne Etiketten, eine Postkarte, zwei Perücken, eine Sonnenbrille, ein Notizbuch mit Buchstaben- und Zahlenkolonnen, eine Landkarte Norwegens mit handschriftlich notierten Zahlen, Zeitungsausschnitte, Kosmetika, deren Beschriftung entfernt wurde sowie eine angebrochene Tube „Betnovate“ Hautcreme mit ebenfalls abgekratztem Verschreibungsetikett. Der Name der Apotheke war noch zu lesen: "Svaneapoteket, Bergen“. In der Forumsdiskussion wurde herausgefunden, dass der abgekratze Name aufgrund der Größe der einzelnen Buchstaben, des Abstands zueinander sowie noch existenter Serifenreste „Claudia Tielt“ gewesen sein könnte – so wie eines der Pseudonyme, welches die Frau in Bergen verwendete.
Außerdem wurde noch Geld in verschiedenen Währungen gefunden: 500 D-Mark, 50 belgische Centimes, 6 britische Pence, ein halber Schweizer Franken.
Im Koffer befindet sich auch eine Plastiktüte mit der Aufschrift "Osc. Rørtvedt" – ein Schuhgeschäft in Stavanger, 200 Kilometer von Bergen entfernt. Die Polizei in Stavanger wird kontaktiert und aufgefordert, Untersuchungen einzuleiten.
Rolf Rørtvedt, damals 23 und Sohn des Inhabers, wird darauf von der Polizei befragt. Nach seinen Erinnerungen betrat im November 1970 eine elegante Dame das Geschäft, bloß ein paar Jahre älter als er selbst. Sie hatte Schulterlanges braunes Haar, braune Augen. Sie kam allein und sprach schlechtes Englisch mit einem sehr starken Akzent, den er nicht einordnen konnte. Sie suchte Gummistiefel für die Stadt und nahm sich viel Zeit zum Probieren. Am nächsten Tag tauschte sie die Stiefel noch einmal um. Schließlich nahm die Isdal-Frau die Standard-Gummistiefel "Kjendis" der Marke Viking, in Blau mit Schnürung, für 189 Kronen. Diese wurden auch bei der Leiche gefunden.
Nicht nur von den Stiefeln erzählte Rolf Rørtvedt den Beamten, sondern auch von einem strengen Knoblauchgeruch, den die Frau ausströmte. In der Forumsdiskussion wurde erarbeitet, dass der Geruch sehr wahrscheinlich von der Betnovate Hautcreme stammen könnte, da diese nach dem Auftragen einen vergleichbaren Geruch erzeugt.
Im Hotel St. Svithun sind die Ermittler am selben Abend einer angeblich belgischen Frau auf der Spur. Die Frau hat ein Zimmer als Finella Lorck (das Geburtsdatum ist unbekannt, Sie hat ein Meldeformular ausgefüllt, welches aber nicht mehr gefunden wurde) angemietet und dort vom 09.11.1970 - 18.11.1970. gewohnt.
Ove Ramstrøm, damals Page im Hotel St. Svithun in Stavanger, sagt: "Zu der Zeit waren die Bäder auf dem Flur. Von der Beschriftung des Badezimmers machte sie den Aufkleber mit dem 'd' im Wort 'Bad' ab und klebte ihn hinter die 615 an ihrer Tür." Einmal habe ein Herr angerufen und nach einer allein reisenden Amerikanerin gefragt. "Wir haben nur eine Belgierin", antwortete Ramstrøm, der zu Diensten sein wollte. Daraufhin wollte der Anrufer mit der Dame sprechen, die aber war außer Haus.
In ihrem Zimmer hat sie die Möbel umgeräumt, den Stuhl hat sie nach draußen auf den Flur gestellt", erinnert sich Tone Svanes, eine ehemalige Projektmanagerin, die ihre Karriere ebenfalls im Hotel St. Svithun in Stavanger begann.
Donnerstag, 3. Dezember 1970
Die Frau scheint ausländisch zu sein, deshalb schaltet das Kriminalpolizeizentrum in Oslo Interpol ein und bittet darum, dass die Identität von Finella Lorck und die von ihr angegebene Passnummer überprüft werden. Eine Beschreibung der toten Frau, deren Alter zwischen nach umfangreichen Untersuchungen des NRK heute zwischen 30 und 40 Jahren geschätzt wird, wird ebenfalls verschickt. Zeugen, die Rauch am Tatort beobachtet haben, kontaktieren die Polizei und werden befragt. In Stavanger gehen die Ermittlungen um Fenella Lorck weiter.
Freitag, 4. Dezember 1970
Die Ergebnisse der Analysen des norwegischen Instituts für Gesundheitswissenschaften sind da. "Alkohol im Körper von unbekannter Frau in Isdalen gefunden - ungefähr: im Blut: 0,20/00, im Urin: 0,30/00 in 150 ml. Im Mageninhalt wurden 50 bis 70 pinke Tabletten mit hohem Barbituratgehalt gefunden. Diese stellen sich später als das Schlafmittel „Fenemal“ heraus, welche auch am Tatort gefunden wurden. Die Tabletten wurden in zwei bis drei Portionen eingenommen. Allerdings wurde Fenemal in dieser Farbe nicht in Norwegen verkauft, wohl aber in Großbritannien.
Es wird angenommen, dass die Todesursache eine Kombination von Kohlenmonoxidvergiftung sowie der Einnahme der Fenemal Tabletten ist. Die Brandverletzungen könnten möglicherweise auch zum Todeseintritt beigetragen haben. Die Analysen zeigen aber auch, dass die Frau noch am Leben war, als sie anfing zu brennen.
In Bergen wurde eine Frau beobachtet, die der Beschreibung der Toten entspricht. Diese Frau wurde mit einem unbekannten Mann zusammen gesehen.
Samstag, 5. Dezember 1970
Bei der Autopsie wird auch großer Bluterguss auf der rechten Seite des Halses entdeckt. Dieser kann auf einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand oder einer Hand zurückzuführen sein, aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Frau ausgerutscht ist und z.B. auf einen Ast gefallen ist.
In Bergen gab es einen neuen Zeugen, der Rauch am Tatort beobachtet hat. Die erhaltenen Informationen weisen darauf hin, dass die Frau am Montag, 23. November gegen 12:00 Uhr verstorben sein muss.
Die Polizei erhält weitere Details zum Fund des Schlafmittels Fenemal im Körper. Die eingenommene Menge war selbst nicht tödlich, aber sie war so stark, dass sie ein Gefühl von Benommenheit oder Bewusstlosigkeit verursachen konnte.
Die Suche nach der Belgierin Fenella Lorck bringt keine Ergebnisse, aber in Trondheim hat die Polizei Spuren einer anderen belgischen Frau gefunden. Sie war von Freitag, dem 6. bis Montag, dem 9. November 1970 im Hotel Bristol und hieß Vera Jarle.
Sonntag, 6. Dezember 1970
In Bergen gehen die Ermittler alle Meldeformulare der dortigen Hotels von 1970 durch und finden vier weitere Identitäten, die mit der unbekannten Frau in Verbindung gebracht werden können.
Claudia Tielt, geboren am 11.07.1945 in Brüssel
übernachtete im Hotel Bristol in Bergen vom 24.03.1970 - 25.03.1970.
Claudia Tielt, geboren am 11.07.1943 in Brüssel
übernachtet im Hotel Skandia in Bergen vom 25.03.1970 - 01.04.1970.
Alexia Zarna-Merchez, geboren am 27.11.1943 in Ljubljana
übernachtet im Hotel Neptun in Bergen vom 30.10.1970 - 06.11.1970.
Elisabeth Leenhouwer, geb. 27.11.45 in Ostende
übernachtet im Hotel Hordaheimen in Bergen vom 19.11.1970 - 23.11.1970.
Interpol wird ebenfalls über die Entdeckung informiert. Am Nachmittag wird eine umfassende Untersuchung in den entsprechenden Hotels durchgeführt. Die Angestellten werden befragt und es stellt sich heraus, dass die Isdal-Frau noch lebend am Morgen des 23. November das Hotel Hordaheimen mit einem Taxi verließ. Die Rezeptionisten des Hotels erinnerte sich, dass die Frau unbedingt das Zimmer wechseln wollte, sie bekam darauf dann Zimmer 406 mit einem guten Rundumblick.
In Bergen kaufte die Unbekannte in Begleitung eines Mannes auch einen Wandspiegel. Der Mann bezahlte, die beiden diskutierten in einer Sprache, die der Verkäuferin osteuropäisch oder deutsch vorkam.
Mit einem Mann wurde die Isdal-Frau mehrmals gesehen: in Speisesälen, Hotelzimmern, Geschäften. Es ist unklar, ob es immer derselbe war. Stets aber blieb der Eindruck: Ein Paar sind die beiden nicht. Ernst seien sie gewesen, manchmal über Papiere gebeugt. Einmal sollen sie sich so lautstark im Hotelzimmer gestritten haben, dass das Zimmermädchen um Ruhe bitten musste.
Montag, 7. Dezember 1970
Die Ermittler beginnen jetzt damit, den Taxifahrer zu finden, der die Frau gefahren hat.
Eine knappe Woche nach dem Schließfach-Fund am Bergener Bahnhof gelingt es einem Dechiffrier-Experten, die Buchstaben und Ziffern aus dem Notizblock zu entschlüsseln, der in einem der Koffer der Toten steckte. Es ist eine Liste:
11M 16M L
17M 19M G
20M 23M O
24M 31M B
usw.
Insgesamt sind es 25 Eintragungen. Es stellt sich heraus, dass die Zahlen zu Tagen und die Buchstaben zu Monaten und Aufenthaltsorten der Isdal-Frau passen. "N9 N18 S": Vom 9. bis zum 18. November war die Frau in Stavanger. "O22 O28 P": Vom 22. bis zum 28. Oktober war sie in Paris. "O30 B N5": Vom 30. Oktober bis zum 5. November war sie in Bergen. Nun kann die Polizei eine fast vollständige Reiseroute rekonstruieren, durch Norwegen und durch halb Westeuropa.
Dienstag, 8. Dezember 1970
Die Überprüfung weiterer Meldeformular in anderen Städten bringt zwei weitere belgische Frauen ins Rampenlicht:
Genevieve Lancier, geboren am 28.07.1945 in Löwen
übernachtete im Hotel Viking in Oslo vom 21.03.1970 - 24.03.1970.
Claudia Nielsen, geboren am 25.04.1945 in Gent
übernachtete im KNA Hotel in Stavanger vom 29.10.1970 - 30.10.1970.
Eine Reihe von Zeugen werden immer noch in den Hotels in Bergen gehört und wieder einmal wissen die Ermittler, dass die Frau mit unbekannten Männern beobachtet wurde. Die Frau hat während ihres Aufenthalts in Norwegen offensichtlich Kontakt zu anderen Menschen gehabt.
Mittwoch, 9. Dezember 1970
Mehrere wichtige Stücke fügen sich zusammen. Die Analyse der Handschrift zeigt, dass alle gefundenen Schriftstücke von ein und derselben Person geschrieben wurden. Als die Unbekannte in den Hotels von Oslo, Bergen, Stavanger, Trondheim, in Paris und Genf die Meldeformulare ausfüllte, gab sie sich meistens als Belgierin aus, einmal nannte sie als ihren Geburtsort "Ljubliana", mit einem falschen "i" in der Mitte. Trotzdem trug sie ihren Beruf und den Zweck ihrer Reise fast immer auf Deutsch ein. In das Feld "Beruf" schrieb sie: "Verziererin", "GeschäftTeilhaberin", oder "Antiquitätenhändlerin". Als Zweck der Reise nannte sie "Fremdenverkehr", "Berufverkehr", oder "Handelsverkehr".
Die Fingerabdrücke der toten Frau sind auch identisch mit den Fingerabdrücken der Sonnenbrille aus einem der Koffer. Die Koffer gehörten also ihr.
Die unbekannte Frau verließ das Hotel Hordaheimen am Montag, dem 23. November gegen 10:30 Uhr und mietete anschließend ein Schließfach im Bergener Bahnhof für ihre Koffer an. Um 12:00 Uhr wurde dann von einem Zeugen Rauch am Tatort beobachtet. Umfangreiche Ermittlungen werden durchgeführt, um die Geschehnisse der Zwischenzeit zu ergründen.
Untersuchungen am Ticketschalter der Fluggesellschaft Braathens S.A.F.E. ergaben, dass die Frau am 6. November 1970 unter dem Namen E. Welding mit dem Flugzeug von Bergen nach Trondheim reiste. Am selben Tag checkte Vera Jarle in Trondheim ein. Ein Ermittler aus Bergen reist nach Trondheim, um der Spur zu folgen.
Donnerstag, 10. Dezember 1970
In Trondheim ist die Untersuchung nach Vera Jarle im Gange. Ein Meldeformular wird von ihr nie gefunden. Ein Besuch im Ticketbüro der Fluggesellschaft zeigt, dass sie am 9. November 1970 als L. Selling über Oslo nach Stavanger geflogen ist.
Freitag, 11. Dezember 1970
Um neue Zeugen zu finden, werden Zeichnungen von der Frau erstellt. Am Nachmittag werden sie an die Presse verteilt.
Samstag, 12. Dezember 1970
Die Zeichnungen werden in den Zeitungen gedruckt und führen sofort zu neuen Erkenntnissen.
Eine davon kommt von einem Beamten in Oppdal. Er stellt fest, dass am 3. Oktober 1970 in Oppdal eine der Zeichnung ähnliche Frau zusammen mit dem italienischen Fotografen Giovanni Trimboli gesehen wurde.
Die Ermittler entdecken jetzt, dass er die Postkarte fotografiert hat, die in einem der Koffer der toten Frau gefunden wurde. Die Polizei findet die Informationen so interessant, dass Kripos kontaktiert wird und sofort in Oslo recherchiert wird. Noch am selben Nachmittag reist einer der Ermittler von Bergen nach Oppdal.
Sonntag, 13. Dezember 1970
In Oppdal vernimmt der Ermittler einige Personen, die den Fotografen und die unbekannte Frau gesehen haben. Die Informationen lassen die Geschichte zunehmend seltsamer erschienen und veranlasst Kripos, seine Untersuchung im Falle des Fotografen zu verstärken. Wie sich jedoch später herausstellt, war die unbekannte Frau eine Südafrikanerin, die nichts mit dem Fall zu tun hat. Die Isdal-Frau war somit nie in Oppdal, zumal dieser Abschnitt auch nicht in Ihrem Code auftaucht.
Montag, 14. Dezember 1970
Die Isdal-Frau checkte als Claudia Tielt im Hotel Skandia in Bergen aus und verließ mit dem Tragflächenboot „Vingtor“ am 1. April 1970 Bergen in Richtung Stavanger. Kurz vor der Abfahrt kaufte sie dort ein „Continental-Billet" für die Bahnstrecke Kristiansand–Hamburg–Basel.
Dienstag, 15. Dezember 1970
In Stavanger wird die Untersuchung nach Claudia Nielsen und ihrem Aufenthalt im KNA Hotel vom 29. bis 30. Mai 1970 durchgeführt. Es wird vermutet, dass sie am selben Tag angekommen sein könnte, an dem sie im Hotel eingecheckt hat, weshalb auch Flüge aus dem Ausland nach Stavanger untersucht werden.
Mittwoch, 16. Dezember 1970
Die Polizei fordert die Herausgabe von Passagierlisten für zwei Ankünfte vom 29. Oktober 1970 an. Die Passagierlisten werden überprüft und es taucht der Name Vera Schlosseneck auf. Sie erreichte Stavanger mit dem Flugzeug von Paris aus kommend über Amsterdam. In Paris hielt sie sich zuvor vom 23. bis 29. Oktober 1970 auf.
Dienstag, 22. Dezember 1970
Die Polizei erhält eine Nachricht, dass eine Frau in Tananger beobachtet wurde, als dort militärische Versuche mit Pinguin-Raketen auf See durchgeführt wurden.
Mittwoch, 23. Dezember 1970
Von Interpol in Brüssel kommt eine Nachricht, dass die Zahnkronen der Frau aus Spanien oder Italien stammen könnten.
Freitag, 5. Februar 1971
Die Frau, von der niemand weiß wer sie ist, wird auf dem Friedhof von Møllendal in Bergen nach katholischem Ritus bestattet. Man geht aufgrund Ihrer vorgegebenen belgischen Identität davon aus, dass sie wahrscheinlich katholisch war. Sowohl der Chef der Kriminalpolizei, Oskar Hordnes, als auch eine Reihe anderer Polizeibeamter nehmen teil und die Beerdigung wird sowohl mit Fotos als auch mit einem Bericht dokumentiert. Der Sarg der Frau ist aus Zink, somit könnten ihre Überreste irgendwann einmal identifiziert werden und sie kann später in ihrem Heimatland in ein Grab umgebettet werden.
Mittwoch, 7. Februar 1973
Die Staatsanwaltschaft beschließt, die Ermittlungen einzustellen.
1995
Die Tat wäre nach norwegischem Recht verjährt, ein Täter hätte nun keine Strafe mehr zu erwarten.