Themen-Wiki: Der Yogtze-Fall
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Verknüpfte Diskussion: Der Yogtze-Fall
Medien zum Fall:Aktenzeichen XY-Sendung vom 12.04.85:
https://www.dailymotion.com/video/x8m6icq
Abschrift des Gesprächs mit Frau Hellfritz:
Spoiler
Gegen 1.00 Uhr in dieser Nacht, knapp zwei Stunden nach seinem verunglückten Besuch im Papillon, taucht Günther Stoll dann in seiner Heimatgemeinde Haigerseelbach auf. Aber er geht nicht zum Haus seiner Eltern. Er klingelt zwei Türen weiter bei der alten Frau Hellfritz. Die alte Dame gilt im Ort als besonders fromm und religiös.
- Ist da jemand?
- Guten Abend Frau Hellfritz. Ich bin's, der Günter.
- Günter? Was willst du denn? Weißt du wie spät es ist?
- Ich muss mit jemand reden. Die Nacht passiert noch was. Was ganz Fürchterliches.
- Was Fürchterliches? Wie meinst du das?
- Ja wirklich.
- Warum gehst du nicht zu deiner Mutter, die ist doch zu Hause. Mit der kannst du doch reden.
- Das geht nicht. Die verstehen mich ja nicht.
- Günter, hör mal. Hast du was getrunken?
-Nein, nein. Ich bin nicht betrunken.
-Dann fahr doch nach Hause zu deiner Frau. Da kann dir doch nichts passieren.
-Ja ja, vielleicht haben sie recht. Gut dann... dann fahr ich jetzt zu meiner Frau.
Niemand kann sich später einen Reim auf Günter Stolls ungewöhnlichen nächtlichen Hilferuf machen.
Inhaltsangabe zur Sendung und zum Podcast:
https://www.wikixy.de/Sendung_vom_12.04.1985
Podcast Aktenzeichen XY vom 30.08.23:
https://aktenzeichenxy-podcast.podigee.io/27-das-raetsel-um-den-yogtze-fall
Wörtliche Abschrift der Zusammenfassung zur Auffindesituation an der A45 (ab Min. 6:30):
Spoiler
Nur wenig später kommt der Rettungsdienst und bringt den verletzten Mann ins Krankenhaus. Und auch die Autobahnpolizei trifft bald ein und beginnt den Unfallort zu sichern. Den Beamten fällt auf: Die Motorhaube ist kalt, das Auto muss also schon länger hier stehen. Die Polizisten verschaffen sich zunächst einen Überblick, sprechen mit den LKW-Fahrern. Die erzählen von dem Mann, der von der Unfallstelle weggelaufen ist: An seinem Jackenärmel wollen sie Blut erkannt haben und sie können ihn sogar ein wenig beschreiben. Er soll zwischen 20 und 25 Jahre alt und 170 bis 180 cm groß gewesen sein, so erzählen sie es unabhängig voneinander der Polizei. die Beamten suchen die Umgebung nach dem verschwundenen jungen Mann ab. Eine hinzugezogene Streife der Polizei Hagen übernimmt die Absuche der Straße, die neben der Autobahn verläuft. Ohne Erfolg. Die Beamten schreiben eine Unfallanzeige. Das Auto wird abgeschleppt und sichergestellt.
Wörtliche Abschrift aus dem Interview mit dem ehemaligen KHK Herrn Leppler zum Thema Obduktion, Ermittlungen und Spurenuntersuchung (ab Min. 18.10):
Spoiler
Herr Leppler, Sie waren dabei, was ist dabei rausgekommen?
Bei der Obduktion ist herausgekommen, dass Günther Stoll offensichtlich von einem Fahrzeug überrollt worden ist, ein- oder mehrfach konnte man nicht genau sagen. Man hat an seinem Körper Verschmutzungen, Laubanhaftungen an der Haut festgestellt, so dass man wusste, dass er nackt war zur Zeit, als er überrollt wurde. Hinzu kam ein fast abgerissener Arm, und gravierend waren und möglicherweise todesursächlich die erheblichen Verletzung der inneren Organe.
Das Auto ist auch genau unter die Lupe genommen worden. Was haben Sie sich dabei überhaupt erst mal angeschaut oder bzw. Ihre Kollegen und Kolleginnen von der Technik?
Richtig, das Fahrzeug ist dann zur Polizei nach Hagen eingeschleppt worden. Dort hat dann die Kriminaltechnik das Auto von außen und von innen begutachtet, ob es da irgendwelche Spuren gibt.
Schildern Sie doch mal Einzelheiten, was wird da genau begutachtet? Sitze Lenkrad, Handschuhfach?
In diesem Fall war es natürlich auch sehr, sehr wichtig, den Unterboden in Augenschein zu nehmen, um festzustellen, ob Stoll vielleicht von seinem eigenen Fahrzeug überholt wurde. Da haben sich allerdings keine Spuren ergeben. Ansonsten wird das äußere Fahrzeug in Augenschein genommen, um festzustellen: Gibt es dort irgendwelche Spuren die jetzt mit dem Unfall zusammenhängen oder mit anderen Dingen. Und im Fahrzeug werden dann daktyloskopische Spuren, also Fingerspuren gesucht und auch - das waren so die Anfänge - auch Faserspuren hat man versucht zu sichern. Das wird üblicherweise mit Klebestreifen gemacht, die dann beim Landeskriminalamt ausgewertet wurden.
Ist da irgendwas bei rausgekommen?
Nein, leider nicht.
Die Stelle oder das Auto mit dem er überrollt wurde, haben Sie die gefunden, was haben Sie denn da alles unternommen? Ich mein, sie müssen ja mit vielen Kollegen und Kolleginnen unterwegs gewesen sein und haben Rastplätze oder Tankstellen abgesucht.
Genau so ist es gewesen, wir haben also zwischen dem Siegerland und Hagen-Süd, also an der Auffindestelle haben wir sämtliche Plätze abgesucht. Wir haben sogar einen Handzettel entworfen, wo wir als Kriminalpolizei fragen, ob irgendjemand in der fraglichen Zeit besondere Erkenntnisse gewonnen hat zur Auffindestelle des Fahrzeuges bzw. auch auf dem Weg dorthin vom Siegerland.
Hat sich jemand gemeldet?
Es hat sich leider niemand gemeldet. wir hatten gehofft, durch die Auslobung von 3000 D-Mark Belohnung von der Staatsanwaltschaft, dass sich da vielleicht jemand bemüßigt fühlte, Hinweise zu geben, das hat sich aber wie gesagt, leider nicht ergeben.
Wörtliche Abschrift der Ausführungen von Herrn Leppler zur "Hollandspur":
Spoiler
(Ab Min. 23)
Im Grunde genommen ist es in so einem Fall, wo sie eigentlich überhaupt keine Spuren haben, so, dass Sie versuchen, das Umfeld des Opfers aufzuklären, um Hinweise zu bekommen, wer war das, was hat er gemacht, was könnte dahinter stecken. Es wurde auch quasi auf diesem Gebiet spekuliert und in so einem Fall muss man sich das so vorstellen, dass man vom Opfer ausgeht, über die eigene Familie zu den Eltern, zu den Geschwistern, zu Bekannten, zu Nachbarn.
Moderation:
Sie waren da ja mehrere Wochen, haben Sie wichtige Hinweise von den Geschwistern, den Eltern und dem engsten Umkreis bekommen?
Leppler:
Nein. Auch da haben wir leider keine Hinweise
Mod:
Wie sind sie dann weiter vorgegangen?
Leppler:
Ja, wir haben versucht, Leute ausfindig zu machen, die mit Stoll irgendetwas zu tun hatten, ob es vielleicht frühere Schulkameraden waren oder Mitstudenten, oder oder oder - alle möglichen Leute, die wir finden konnten, die haben wir befragt. Leider negativ.
Mod:
Was haben Sie sich denn von den Befragungen erhofft, was wollten Sie von den Menschen erfahren?
Leppler:
Wir wollten erfahren, was Stoll für ein Mensch war und erhofften uns dadurch vielleicht ein Motiv zu finden, was hinter dieser Geschichte stecken könnte. Man kann ja auch nicht ausschließen, ob man ihn irgendwie bestrafen wollte, oder demütigen wollte oder sonst etwas mit ihm vorhatte.
Mod:
Ein weiterer Ansatzpunkt in den Ermittlungen hat für sie auch Günter Stolls Werdegang geliefert, inwiefern?
Leppler:
Ja, eine der Spekulationen auch im Kollegenkreis war, dass wir im Grunde genommen sein Studium der Lebensmitteltechnik vor Augen hatten und in Erfahrung gebracht hatten, über die Ehefrau, dass man in dem gleichen Jahr 1984 in Holland mehrfach in Urlaub war, da stellten wir uns auch die Frage: Er ist arbeitslos, die Ehefrau ist Alleinverdienerin. Hat die Familie eigentlich so viel Geld, dass sie sich mehrere Urlaube in Holland erlauben kann? Das führte dann dazu, dass wir da natürlich wieder Befragung angestellt haben und konnten tatsächlich auch Namen in Holland ausfindig machen, wo Stoll offensichtlich Kontakt zu hatte und diese Personen waren teilweise im Rauschgiftmilieu in Erscheinung getreten, so dass bei uns auch der Gedanke aufkam, na vielleicht hat er dort den Kontakt gehabt und hat vielleicht aufgrund seines Studiums bei der Rauschgiftherstellung oder ähnliches mitgearbeitet.
Mod:
Also irgendwann hat man auch eine mögliche Verbindung in Richtung Rauschgift in Betracht gezogen, hat sich in dieser Richtung irgendetwas ergeben?
Leppler:
Um das näher aufzuklären, haben wir Kontakt nach Holland aufgenommen, wir sind dann sogar in Holland gewesen. Das ist natürlich nicht so, dass man heute sagt, ich fahre morgen nach Holland, um dort Leute zu vernehmen oder zu hören, sondern das muss natürlich seinen bürokratischen Weg machen über alle möglichen Institutionen, dass es nicht zu politischen Verwicklungen kommt. Wir sind dann, wie gesagt, in Holland gewesen, haben die Leute vernehmen können, anhören können mit den holländischen Kollegen zusammen, aber es hat sich letztlich nicht herausgestellt, dass da tatsächlich eine Verbindung in Sachen Rauschgift stattgefunden hat.
Mod:
Hat denn diese Buchstabenkombination diese rätselhafte Kombination YOGTZE in Verbindung mit dem Rauschgiftmilieu in den Niederlanden Sie zu irgendeinem Ergebnis geführt?
Leppler:
Nein, wir haben allerdings diese Buchstabenkombination auch während der Vernehmungen mit angesprochen, in der Hoffnung, dass wir dort irgendwelche Hinweise bekommen könnten, was dahinterstecken könnte. Es ist aber leider negativ verlaufen.
Mod:
Die Personen, die sie da vernommen haben, in den Niederlanden, aus dem Milieu - waren die bekannt mit Stoll?
Leppler:
Das waren Bekannte von Stoll, in Anführungsstrichen Bekannte. Das waren Leute, wo er einen Kontakt pflegte, aber wie eng der war, das ist nicht bekannt geworden. Die Information zu diesen Personen hatten wir von der Ehefrau ja erfahren. Bei diesen Vernehmungen hat sich herausgestellt, dass bei einer Person dessen Fahrzeug irgendwie außer Kontrolle geraten war, so möchte ich es mal sagen, so dass wir überlegt haben, da könnte ja mit diesem Fahrzeug was passiert sein, vielleicht Stoll überrollt worden sein sogar. Und daraufhin ist das Fahrzeug gesucht worden. Es konnte auf einem Schrottplatz in Texel sichergestellt werden und es ist letztendlich nach Deutschland, nach Hagen überführt worden und dort ist es dann auch kriminaltechnisch untersucht worden in der Hoffnung, unter dem Auto haben sich irgendwelche Spuren ergeben. Aber - auch mit diesem Fahrzeug war Stoll nicht überrollt worden. Also auch dieser Verdacht bestätigt sich nicht.
(Ab Min. 46)
Leppler:
Ca. ein Jahr nach der Sendung saß in der Justizvollzugsanstalt in Gütersloh ein Deutscher ein, der in den Niederlanden mit Haftbefehl gesucht wurde. Er gehörte zu der Truppe, zu der Günther Stoll in den Niederlanden Kontakt hatte. Er kannte Günther Stoll und bei diesem Gespräch in der JVA konnten wir auch nicht belegen, dass da ein Zusammenhang mit Rauschgiftdelikten oder ähnlichen Dingen stattgefunden hatten, also auch das hat erstmal nichts gebracht.
Wörtliche Abschrift dessen, was Herr Leppler zu den verschiedenen Thesen zum Fall sagt:
SpoilerAb Min. 23:
Wir wollten erfahren, was Stoll für ein Mensch war und erhofften uns dadurch vielleicht ein Motiv zu finden, was hinter dieser Geschichte stecken könnte. Man kann ja auch nicht ausschließen, ob man ihn irgendwie bestrafen wollte oder demütigen wollte oder sonst etwas mit ihm vorhatte.Ab Min. 44:
Herr Leppler, jetzt noch mal zu Ihnen: Wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Günther Stoll unter einer Psychose litt?Ab Min 46:
Man kann eine psychische Erkrankungen einfach nicht ausschließen zumal Frau Stoll, das wurde gerade schon angedeutet, ja beschrieben hat, das ihr Mann sehr unglücklich und depressiv war.
Gibt es eine Theorie, die für Sie am meisten Sinn ergibt? Ich meine, sie werden sich auch in den vielen, vielen Jahren, in denen sie in diesem Fall ermittelt haben, das Hirn zermartert haben, was dahinter stecken könnte, welche Theorie ist für Sie am wahrscheinlichsten?
Ja, die Theorie, dass es sich hier um einen Unfall handelt, wo Stoll angefahren wurde, das halte ich nicht für nachvollziehbar. Zumindestens sind ja bei der Obduktion keine derartigen Verletzungen festgestellt worden. Es würde bedeuten, dass Stoll überfahren wird. Er wird in sein Fahrzeug gesetzt, auf den Beifahrersitz, und vermutlich wurde er dann von einer anderen Person bis zu dieser Auffindestelle des Fahrzeuges gefahren. Das ist möglich, dass so etwas stattgefunden hat. Eher gehe ich davon aus, dass Stoll vielleicht, aus welchem Grund auch immer, gefügig gemacht werden sollte. Er sollte bestraft werden oder man wollte ihn einfach demütigen und hat ihn dann überrollt, ins Fahrzeug gesetzt und ihn zur Unfallstelle bzw. Auffindestelle gebracht, möglicherweise auch mit dem Hintergedanken: Er wird dort in seinem Fahrzeug schwerverletzt aufgefunden und irgendwelche anderen Leute holen Hilfe, damit man selbst nicht auffällt. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Stoll eine Vorahnung hatte, weil er mit irgendwelchen Leuten in Streit geraten war und die ihm was auch immer angedroht haben. Es ist vieles denkbar in diesem Fall. Wie in manch anderen Fällen fehlt einfach der Kommissar Zufall, der dann dazu führt, dass man Hinweise bekommt, die einen weiterbringen.
Da im Augenblick überhaupt nicht feststeht, um welche Straftat es sich handelt, ist es auch nicht möglich zu sagen, auch wenn man jetzt einen Täter ermitteln würde, ob der überhaupt bestraft werden könnte, weil möglicherweise nicht ein Mord vorliegt, der nicht verjährt, sondern irgendeine andere Straftat, ein Totschlag, ein Verkehrsunfall mit Todesfolge oder ähnliches, so dass im Grunde genommen die Straftat verjährt wäre und er könnte nicht bestraft werden
Artikel in der HÖRZU in den 80ern:
https://www.allmystery.de/bilder/km48898-6
https://www.allmystery.de/bilder/km48898-7
Artikel in der Autobild vom 27.05.16:
YOGTZE - Christian Steiger https://csteiger.com/wp-content/uploads/2020/08/2016_Yogtze.pdf
Ein Artikel in der Stern Crime, Heft 20 aus 04/18 kann nicht verlinkt werden, da er nicht öffentlich zugänglich ist.
Artikel im Focus vom 14.11.18:
https://www.focus.de/panorama/welt/serie-ungeloeste-kriminalfaelle-yogtze-34-jaehriger-hinterliess-nur-eine-mysterioese-notiz-sein-tod-ist-noch-immer-ein-raetsel_id_9910176.html
Wikipedia-Artikel:
Wikipedia: YOGTZE-Fall
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Erklärung zum Unterschied zwischen "Überrollen" und "Überfahren"
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Überrollung: Beim Überrollen wird ein liegender Fußgänger von den Reifen überrollt. Dabei kommt es durch die Krafteinwirkung zu einer Ablederung der Haut und Unterhaut von der Muskulatur.
Überfahrung: Beim Überfahren wird ein liegender Fußgänger nicht von den Reifen überrollt. Die Schädigung tritt durch den Unterboden des Fahrzeugs auf.
Abkühlverhalten von Motorhauben:
http://schrodt.biz/abkuehlverhalten