Weihnachts-Doppelmord an Geschwisterpaar in Gütersloh

@Mahoni
Ja das wäre interessant, wenn er diese auch mit unter die Lupe nimmt... auch wenn ich denke, dass sie nichts mit diesem hier zu tun haben, aber die 3 anderen miteinander, vielleicht stößt er ja noch drauf und man wird noch mehr darüber zu lesen bekommen.

Ich schaue auch schon die ganze Zeit, ob es nochmal was neues in diesem spektakulären Fall gibt. An Weihnachten sind es genau zwei Jahre her, dass diese beiden grauseligen Morde geschahen. Ich erinnere mich noch genau. Wie schnell doch die Zeit vergeht ! Seit dem ist es mittlerweile immer ruhiger geworden um den Fall. Nach Beendigung des Verfahrens gegen Jens S. hat man irgendwie einen "Cut" gespürt, obwohl ich persönlich ( und ich glaube, viele andere auch ) das Ergebnis der Ermittlungen und den Verlauf des Verfahrens irgendwie unbefriedigend ( im Sinne von unvollständig und nicht abgeschlossen ) empfinde. Hoffe, es kommt nochmal Bewegung in die Sache. Ich habe irgendwie das Gefühl, der Täter hat sich da von anderen für etwas einspannen lassen -- aus Hörigkeit und in der Hoffnung auf Anerkennung. Erst viel später wird ihm vielleicht dämmern, dass ihm die ersehnte Zuwendung gar nicht in dem Maß zuteil wird wie er es sich erträumt hat.

@BirneHelene

Mir geht es ähnlich wie dir. Sollte die Revision abgelehnt werden, wird das Urteil Rechtskraft erlangen. Der Verurteilte sitzt dann seine Strafe ab und wird irgendwann um das Jahr 2030 wieder seine Freiheit erlangen.

Es bleibt aber ein unbefriedigendes Gefühl zurück. Ein Motiv für diese schreckliche Bluttat lässt sich zwar erahnen, aber je länger man darüber nachdenkt, desto mehr zweifelt man.

Ist der Verurteilte tatsächlich vollumfänglich, für den Tod dieser 2 Menschen verantwortlich ?

Ich bin gespannt ob der Autor Petermann diesen Fall in seinem nächsten Buch aufgreift. Ich könnte mir vorstellen, dass er abwartet ob, es zu einer erneuten Verhandlung kommt. Falls ja, wird er wohl eine erneute Verhandlung abwarten, um nicht in den dann neu aufzurollenden Prozess "hineinzuschreiben".

http://m.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Kreis-Guetersloh/Guetersloh/2166348-Bundesgerichtshof-bemaengelt-dass-entlastende-Indizien-nicht-gewertet-wurden-Zwei-Menschen-getoetet-BGH-hebt-Urteil-auf (Archiv-Version vom 08.11.2015)

Do., 05.11.2015
Bundesgerichtshof bemängelt, dass entlastende Indizien nicht gewertet wurden Zwei Menschen getötet: BGH hebt Urteil auf

Gütersloh/Karlsruhe (WB). Heiligabend 2013 wurden in Gütersloh eine Ärztin und ihr Bruder in ihrer Villa getötet. Das Landgericht Bielefeld hatte einen 29-jährigen Mann aus Verl (Kreis Gütersloh) wegen zweifachen Totschlags zu 14 Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil gegen Jens Sch. hat der Bundesgerichtshof (BGH) jetzt überraschend in vollem Umfang aufgehoben.

Verteidiger Dr. Carsten Ernst aus Bielefeld: »Der gesamte Prozess muss neu aufgerollt werden. Der Bundesgerichtshof bemängelt, dass das Landgericht Bielefeld nur die belastenden Indizien gewertet hat, aber nicht die entlastenden.« Der Prozess hatte 20 Verhandlungstage gedauert.

Das ist ja eine Meldung!
Hätte ich nicht mit gerechnet; es wäre allerdings sehr schön gewesen, wenn der BGH im Fall
Gabriele Obst zu der gleichen Aussage gekommen wäre. Da gab es sogar weniger belastende
Indizien wie in diesem Fall - aber Günter Obst wurde trotzdem verurteilt und es wurde nicht
revidiert.
Ich bin gespannt, wie es jetzt hier weitergeht!

Mahoni schrieb:Dieses Urteil gegen Jens Sch. hat der Bundesgerichtshof (BGH) jetzt überraschend in vollem Umfang aufgehoben.

Mal ne Frage an die Experten: Kann ein Urteil auch teilweise aufgehoben werden, oder ist die Formulierung "in vollem Umfang" einfach nur redundant?

@KonradTönz
ja, es gibt auch Teilaufhebungen

Mahoni schrieb:@KonradTönz
ja, es gibt auch Teilaufhebungen

Wie sieht sowas dann in der Praxis aus? Muss dann dieser Teilaspekt "nachverhandelt" werden?

@KonradTönz
ich bin kein Jurist, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann muss der unaufgehobene Teil als feststehend übernommen werden und nur der Teil der aufgehoben wurde neu verhandelt werden.

"Wird nur ein Teil der Verurteilung mit den diesbezüglichen tatsächlichen Feststellungen aufgehoben, werden die übrigen Teile der Entscheidung bestandskräftig mit der Folge der Bindung des mit der zurückgewiesenen Sache befassten Tatrichters an die ihnen zugrunde liegenden nicht aufgehobenen tatsächlichen Grundlagen. "
http://www.strafrecht.jetzt/zur-reichweite-der-teilweisen-aufhebung-der-dem-urteil-zugrunde-liegenden-feststellungen-durch-das-revisionsgericht/

Der Verurteilte sei erleichtert, sagt sein Verteidiger Carsten Ernst aus Bielefeld gegenüber dieser Zeitung. Der Fall wurde vom BGH ans Landgericht Bielefeld zurück verwiesen und muss von einer anderen Strafkammer neu aufgerollt werden. Carsten Ernst rechnet damit, dass der Prozess noch in diesem Jahr wieder aufgenommen wird.

Zusatz aus der NW.

Was sind denn "die entlastenden Indizien" in diesem Fall, wenn ich mal dumm fragen darf? Das fehlende Motiv? Das gab es im Fall Obst auch, da muss ich @fortylicks recht geben.

Dass die Terrassentür nur angelehnt war, wenn ich das richtig in Erinnerung habe? Wäre für mich schon ein wichtiges Indiz dafür, dass jemand anderes beteiligt gewesen sein könnte. Letztendlich könnte er auch nur den Weg für den Doppelmord bereitet, aber die Tat nicht selbst ausgeführt haben. Wobei ich denke, dann wäre es sinnvoll gewesen, sich für den Rest des Abends ein Alibi zu verschaffen, sprich woanders auf Weihnachtsbesuch zu gehen.

Für mich stellt sich jetzt die Frage: Bleibt der "Kandidat" bis zum neuen Prozess in Haft? Das Urteil ist ja aufgehoben? Muss jetzt ein neuer Haftbefehl ausgestellt werden (z.B. wegen Fluchtgefahr, Wiederholungsgefahr ...)? Kennt sich jemand damit aus?

@FraumitHut
also in einem anderen Revisionsverfahren (auch bei der Richterin), da habe ich es erlebt, dass der TV weiter inhaftiert blieb. Ob dafür ein neuer Haftbefehl beantragt werden musste, das weiß ich nicht. Aber die Fluchtgefahr wäre in einem solchen Fall ja doch sehr hoch

@AveMaria
die Terrassentür war zugezogen, aber nicht verschlossen.

Ob und wann Jens S. aus der Haft entlassen wird, muss das Gericht erst noch klären:

http://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/kreisguetersloh/guetersloh/BGH-hebt-Urteil-zum-Doppelmord-an-Heiligabend-auf-0bcaf242-49d3-4ad5-8bb7-4401a4a3df6e-ds

@fortylicks
dass der dringende Tatverdacht nun weggefallen ist, das bezweifle ich ja sehr

Ich bin einerseits überrascht, daß der BGH so entschieden hat. Andererseits bin ich aber auch gespannt, was denn an entlastenden Indizien vorgebracht wird.
Was bisher kam fand ich eher dürftig.

@emem
mir geht es ziemlich genauso wie dir. Ich finde es ja sehr sportlich, dass Ernst meint ein Start in diesem Jahr wäre realistisch. Die neue Kammer muss sich doch erst in den Fall einarbeiten, Termine müssen gefunden werden und dann war da ja auch noch sowas wie Weihnachten

@Mahoni schrieb:

Mahoni schrieb:@AveMaria
die Terrassentür war zugezogen, aber nicht verschlossen.

Ja, das meinte ich. Er könnte nur Handlanger gewesen sein. Bringt die Flasche Wein, trinkt noch ein Gläschen mit den beiden, nutzt einen günstigen Moment, um den Hebel der Terrassentür umzulegen und macht so die Bahn frei für den /die Auftraggeber, die schon warten.

Mich hat an dem Fall immer die Brutalität gewundert. Das sieht für mich eher nach einer Beziehungstat aus, so als wenn sich etwas lange Aufgestautes entladen hat. Zu so einem Ausbruch kommt es wohl eher nicht bei einer Beziehung zu einem gelegentlich vorbeischauenden Handwerker, sondern eher bei Beziehungen im engeren Freundes- Bekannten- und Verwandtenkreis.

Aber letztendlich kann es natürlich auch sein, dass die Opfer im Gespräch eine Äußerung gemacht haben, die ihn arg kränkte und bei ihm einen roten Knopf entzündete.

Bin gespannt, wie es weitergeht.

AveMaria schrieb:Mich hat an dem Fall immer die Brutalität gewundert. Das sieht für mich eher nach einer Beziehungstat aus, so als wenn sich etwas lange Aufgestautes entladen hat. Zu so einem Ausbruch kommt es wohl eher nicht bei einer Beziehung zu einem gelegentlich vorbeischauenden Handwerker, sondern eher bei Beziehungen im engeren Freundes- Bekannten- und Verwandtenkreis.

Der Verurteilte kann aber auch ohne weiteres von seinem Meister manipuliert worden sein. Mann kann Hass auch jemandem "einpflanzen"...