Sherlock Holmes - Die Wissenschaft der Deduktion

@tschetsche33
Um nochmal auf die Klopapier-Sache zurückzukommen - der Denkansatz ist falsch. Die Amis (ich hab's mal mit "Araber/Südeuropäer gelesen) nehmen EINLAGIGES Klopapier. Da gibt's gar nich so dickes wie bei uns! Das MUSS man knüllen, weil man sonst nicht fertig wird mit falten.
Probier's aus! Gib einem Test-Europäer einlagiges Papier und frage dann mal, was er damit gemacht hat. Oder überleg mal, was Du auf öffentlichen Toiletten mit diesen sinnlosen Riesen-Rollen machst.


Also - der Irrtum liegt im Auge des Betrachters, der die NATIONALITÄT mit dem Ergebnis (Knüller/Falter) verbindet. Er sollte aber das Papier - vor Gebrauch selbstverständlich - genauer anschauen.

Kfz-Mechaniker, die recht lange arbeiten, haben meist typische Öl-flecken an den Händen. Die sind nämlich recht schwer abzubekommen(z.B. mit Reinigungsbenzin) und da Kfzler wenig Urlaub haben, geben sie es nach ein paar Monaten auf, die Hände regelmäßig zu reinigen(zumal das auch dies auch die Hände kaputt macht)
ich hoffe ich konnte helfen

Nicht zu vergessen: die Sherlock Holmes-Geschichten wurden fast alle zuerst als Fortsetzungsromane publiziert, also Stück für Stück.

Manche wollen ja autistische Züge festgestellt haben, kenn mich da nicht so aus.

Jedenfalls braucht Sherlock Holmes seinen Dr. Watson so sehr wie Pippi Langstrumpf: Tommy und Annika.

So wie Sherlock selber beherrscht sowieso kein Mensch die Deduktion, obwohl das sehr attraktiv wäre :D
Interessant ist es aber auf jeden Fall!

goldenqueen schrieb:So wie Sherlock selber beherrscht sowieso kein Mensch die Deduktion, obwohl das sehr attraktiv wäre :D

Es gibt aber wahre Künstler. Ich bin mal im Frankfurter Bankenviertel, gewandet in feinem Zwirn, von einem indischstämmigen Wahrsager angequatscht worden, der mich so gut "gelesen" hat, dass es eine Freude war. Eine halbe Stunde lang hat er mir sehr detailliert etwas über meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erzählt, ohne irgendwelche Gemeinplätze wie: "Du fühlst dich oft mißverstanden" oder dergleichen. Erst ganz zum Schluss, als er kassieren wollte, ist er auf die Nase gefallen: Ich hatte nämlich keinen Cent dabei, mein Portemonnaie im Büro gelassen. Das hatte er nicht "gesehen" ;-)

Ich kenne ja nur die Filme, aber auch da macht Holmes den Eindruck eines Menschen mit Asperger-Syndrom.
Er hat diese Inselbegabung, seine Umgebung genau zu beobachten und wichtige Details blitzschnell zu erfassen (und daraus Schlüsse zu ziehen), aber hat dafür starke soziale Defizite ...

Issomad schrieb:Ich kenne ja nur die Filme, aber auch da macht Holmes den Eindruck eines Menschen mit Asperger-Syndrom.

Bei der neueren BBC-Reihe geht das in die Richtung. Aber die Filme mit Robert Downey jr., die alten File und auch die Werke Doyles stellen ihn eher als etwas verschrobene Analytiker dar, der zu vergleichsweiser normaler, wenn auch überheblicher sozialer Interaktion fähig war.

Und eigentlich ist das auch verständlich. SH ist eine reine Kunstfigur zwar eines Arztes, aber aus einer Zeit, in der die Psychiatrie und Psychologie in noch sehr kleinen Kinderschuhen steckte. Da gab es weder den Autismus als feststehenden begriff und noch weniger den Asperger. Doyle konnte diese Figur gar nicht nach solchen Kriterien formen.
Sicherlich ist SH von realen Personen inspiriert (sicher nicht zuletzt durch den Autor selbst), aber man sie ist davon abgesehen sehr "künstlich". Eine Mischung, die Doyle damals eben spannend fand.

Und auch bei der BBC-Serie (die ich liebe), passen zwar die Beeinträchtigungen hinsichtlich seiner sozialen Interaktion, aber es passt nicht so ganz, was das "beschränkte repetitive und stereotype Verhaltens-, Interessen- und Aktivitätenmuster" an geht.
Quelle: Wikipedia: Asperger-Syndrom

Aber wie dem auch sei, es ist eben eine reine Kunstfigur, an der inzwischen viele Personen heruminterpretiert haben. Gleichwohl ist diese Deduktion in dieser Form Blödsinn. Es ist unterhaltsam und spannend, aber eben zutiefst wirklichkeitsfern.

Krass ich dachte immer es gäbe kein Vorbild für SH aber dieser Joseph Bell scheint es wohl gewesen zu sein!

Alisa1 schrieb: aber dieser Joseph Bell scheint es wohl gewesen zu sein!

Zumindest eine Inspiration. Wiki schreibt dazu: "Der Charakter des Sherlock Holmes fußt lose auf Joseph Bell."
Wikipedia: Joseph Bell

Aber es ist eben keine Biographie sondern reine Fiktion.

tschetsche33 schrieb am 07.08.2012:Habt ihr irgendwelche Ideen wie man zb. einen Arzt oder KFZ-Mechaniker erkennt oder Irgendwelche Berufe.

Einige Berufe wird man evtl. leicht am jeweiligen Umgebungsgeruch erkennen können. Wobei das früher noch eher möglich war, da man da noch nicht so drauf geachtet hat, alles dicht zu machen. Aber es gibt sicher noch spezielle Gerüche die man gleich erkennt, wenn der Kolben noch gut arbeitet. Tanke, Schwimmbad, Wäscherei etc.

Ansonsten.. Menschen die viel draußen arbeiten, und sich ausreichend bewegen, werden kräftiger sein, mit einer besseren Körperbeherrschung und vermutlich auch einer besseren Haltung als Bürohengste. Sie werden wahrscheinlicher eine wettergegerbte Haut haben, und werden zu den normalen Erkältungszeiten eher leichter gekleidet sein als andere (das wird sie von den Hobbysportlern besonders unterscheiden). 

Könnte auch sein, dass sie andere Verhaltensweisen ausbilden, als die, die ständig in großen Büros unter vielen Menschen sitzen. Aber das müsste man erstmal beobachten, ob es da signifikante Unterschiede gibt. Stelle mir gerade einen introvertierten Leuchtturmwärter oder Seemann vor, der möglicherweise einen Teil seiner sozialen Kompetenzen während der Jahre draußen eingebüßt hatte. 

Jo, so auf die Art irgendwie.

@Philipp
Das halte ich für durchaus möglich und hoch interessant, vor allem das mit den sozialen Kompetenzen. Da tun sich ja Welten auf.
Ich sehe die Unterschiede in der Firma in der ich arbeite. Zwischen der Verwaltung und den Lagerarbeitern z.B..
Aber das vermischt sich denn vielleicht auch eher mit Gesellschaftsklassen.

So oder so, dafür muss man aber ganz sicher Erfahrung und Training haben.

skagerak schrieb:So oder so, dafür muss man aber ganz sicher Erfahrung und Training haben.

Genau. Eine gute Beobachtungs- und Kombinationsgabe sind hier sicher auch von Vorteil.  

@Philipp
Das Problem ist nur, dass solche Dinge nicht zwingend sind. Und da liegt eben der Trugschluss bei SH, der genau das an nimmt.

Man kann sicher sagen, dass einer mit rauen Händen wahrscheinlicher ein Handwerk ausübt oder in einer Fabrik arbeitet - aber vielleicht ist es ein Bürohengst, der gerade jeden Tag nach Feierabend sein Haus umbaut. Oder der ein entsprechendes Hobby hat.

Wenn ich als Ermittler einen Unfall mit einem Porsche aufklären müsste, würde ich auch zuerst bei wohlhabenderen Tatverdächtigen nach sehen. Aber einen Porsche kann man mieten, stehlen, leihen oder günstig gebraucht kaufen.
Und so gibt es eben viele alternative Erklärungen, die meine Deduktion stören. Diese Art der Betrachtung kann sogar einem Ermittlungserfolg abträglich sein, nämlich wenn ich mich auf ein Täterprofil versteife und mir das den Blick für Alternativen trübt.

Kurz, man kann ein wahrscheinliches Täterprofil anhand solcher Dinge erstellen, man muss sich aber hüten, das als etwas anderes als ein bloßes Wahrscheinlichkeitsmodell zu betrachten.

kleinundgrün schrieb:Kurz, man kann ein wahrscheinliches Täterprofil anhand solcher Dinge erstellen, man muss sich aber hüten, das als etwas anderes als ein bloßes Wahrscheinlichkeitsmodell zu betrachten.

Richtig. Die Meisterschaft liegt dann letztlich darin so viele Grundmuster wie möglich so lange miteinander zu kombinieren, bis eine möglichst hoche Wahrscheinlichkeit raus kommt, und selbst der Beste wird nicht sonderlich weit kommen, wenn die zugrunde liegende Datenmenge nicht ausreichend Info her gibt. 

Philipp schrieb:Die Meisterschaft liegt dann letztlich darin so viele Grundmuster wie möglich so lange miteinander zu kombinieren, bis eine möglichst hoche Wahrscheinlichkeit raus kommt

Das dürften die meisten Ermittlungsbeamten recht gut beherrschen. Wobei wir uns aber eben davor hüten sollten, nach dem Muster: X ist der Mörder, er trug gelbe Socken und und sein Hund bellte, als er die Tür öffnete. das ist ein typischer SH - spannend aber realitätsfern.

tschetsche33 schrieb am 07.08.2012:Ich beschäftige mich schon länger mit dieser Methodik und wende Sie auch (teils) recht erfolgreich an. Habt ihr irgendwelche Ideen wie man zb. einen Arzt oder KFZ-Mechaniker erkennt oder Irgendwelche Berufe.

Ich denke nicht das es in der Realität so einfach ist, wie in den Geschichten von Arthur Conan Doyle. Allerdings erfüllen manche Mensche wirklich das Klischee und man kann ihnen ihren Beruf sofort ansehen (zumindest grob bestimmen).

So einfach kann man Menschen nicht einteilen, was auch jeder wissen sollte, denn man selbst entspricht doch auch nicht nur gewissen Klischees, wenn man diesen Überhaupt entspricht.

Abwischen und das wars dann??? So wird man aber nicht sauber....

Saphira schrieb:So einfach kann man Menschen nicht einteilen, was auch jeder wissen sollte, denn man selbst entspricht doch auch nicht nur gewissen Klischees, wenn man diesen Überhaupt entspricht.

Nicht mit Sicherheit. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit.

Wenn Du im Krankenhaus eine Person im weißen Kittel mit Stethoskop um den Hals und mit einem Namensschild Dr. XY siehst, ist es wahrscheinlich ein Arzt.
Vielleicht ist es auch ein promovierter Krankenpfleger oder einer, der sich nur als Teil des Krankenhauspersonals ausgibt. Aber wahrscheinlich ist es eben ein Arzt.

@kleinundgrün

Dadurch weiß man aber nichts über den Charakter dieser Person, deren Persönlichkeit, welche Hobbys er hat, wie er seine Freizeit verbringt, ob er private Sorgen hat, welche Interessen er hat, was seine Schwächen sind, seine Leidenschaften, welche moralischen oder ethischen Grundsätze er vertritt....