Mordfall Manfred Bach

(jur. Freigabe liegt vor)

Ich war damals Angehöriger der Gruppe ZERV, und musste mich auch mit Morden und anderen Straftaten durch MfS Angehörige auf unserem BRD Gebiet vor der Wende beschäftigen. Unser Büro in Berlin hatte damals einen Fall aus dem Jahr 1989 (Tatzeitpunkt war laut Protokoll nicht mehr feststellbar/ vermutlich 15-16. Januar 1989) auf dem Tisch, den wir nie aufklären konnten. Die Mordsache wurde später vom Bundeskriminalamt übernommen und dann an das GLKA Ost abgegeben. 

Mich würde interessieren, ob es Personen gibt die etwas über die Hintergründe zum Vorgang Manfred Bach wissen. Es geht nicht um offizielle Ermittlungen (ich bin aus dem Dienst längst ausgeschieden). Die Sache reizt mich einfach , weil es selbst unter MfS Verhältnissen recht kurios erscheint.

Sachlage:
Am 10.01.1989 tritt der damalige Volkspolizist Manfred Bach (geb.14.11.1969 /als Rang wurde Oberwachtmeister genannt) einen Urlaub ohne seine Frau an. Diese befand sich auf einer "Weiterbildung zur politischen Integration" (will sagen- inhaftiert wegen versuchter Republikflucht). Bach selbst war nachweislich Angehöriger des Ministeriums für Staatssicherheit und an zahlreichen Aktivitäten in Westberlin beteiligt. Am 11.01.1989 verlässt er die Kaserne und trifft sich mit drei Herren die ebenfalls vom MfS sind. Ab diesem Treffen fehlt jede Spur. Die Wohnung in Leipzig (damals Ph.Bolz Straße / heute die Verlängerung der Menckestraße )wurde offenbar durchsucht. Die Leiche von Manfred Bach wurde am 17.01.1989 laut Polizeibericht KP89-V691-PD166) um 07.15 Uhr von einem Schulkind entdeckt. Leider wurde die Obduktion durch MfS Leute vorgenommen. Angeblich soll er sich in einem Bach selbst ertränkt haben. Die Bilder vom Fundort sprechen aber eine andere Sprache. Leider leben die meisten Zeugen von damals nicht mehr. 

Daher meine Frage- weiß jemand noch etwas über den Fall?

steffen228 schrieb:Diese befand sich auf einer "Weiterbildung zur politischen Integration" (will sagen- inhaftiert wegen versuchter Republikflucht)

Das ist einer der abgründigsten, humoristischsten Euphemismen, die ich je gelesen habe.

Steckt hier auch Zynismus oder Ironie drin, oder haben sie das ernst gemeint?

Also irgend etwas kann da mit den "Datümmern" nicht stimmen:

steffen228 schrieb:Am 10.01.1989 tritt der damalige Volkspolizist Manfred Bach (geb.14.11.1969 /als Rang wurde Oberwachtmeister genannt)

Er wäre also gerade mal 20 Jahre alt gewesen, nein, noch nicht mal, gerade mal 19 Jahre alt? Und dann schon Ausbildung hinter sich, verheiratet, "zahlreiche Aktivitäten..."? Wahrscheinlich stimmt das Geburtsdatum nicht?

@steffen228

Welche Kaserne? War er dort im Urlaub?

Natürlich war das zynisch gemeint- aber das war damals die Bezeichnung.

Das war die alte Polizeikaserne "Paunsdorf-Kaserne Volkspolizei" - heute ist das wohl eher eine Art Auffanglager.

@steffen228

Ist der Fall jemals publik gemacht worden? Ich kann dazu nichts finden. 

Das hat uns damals eben auch gewundert- das Geburtsdatum konnte nicht stimmen. Aber wir hatten nur den Vorgang auf Papier. Daher glaube ich heute noch, dass das MfS dahinter steckt. Der Fall wurde laut den Protokollen nur zweimal in der Leipziger Volkszeitung aufgegriffen. 

@puntanorte
@steffen228

In der DDR wurde oft frueh geheiratet, oder zumindest frueher als in der BRD. Bis 16 zur Schule gegangen, dann Ausbildung zum Polizisten, geheiratet mit 18, das kaeme schon hin. 

Es stellt sich eben nur die Frage, wie schnell, odr weshalb man befoerdert werden konnte. Wenn er in verschiedenen speziellen Faellen ausgeholfen hat, vielleicht schneller?

Wikipedia: Oberwachtmeister

@steffen228

Im online Archiv der Leipziger Zeitung steht dazu leider nichts, wundert mich nicht wirklich, denn Altbestaende sind da eben nicht immer erfasst.

Die Mikrofilme muessten aber in Berlin, Dresden und Leipzig liegen. Bist Du immer noch in der Gegend?

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showFullRecord&currentResultId=tit+all+%22leipziger+volkszeitung%22%26any%26discs%26microfiches%26multimedia%26online&currentPosition=27

Da koenntest Du relativ problemlos und mit niedrigen Kosten an die Zeitungsberichte kommen. Die sind oeffentlich zugaenglich, eventuell muesstest Du eine Gebuehr fuer einen Bibliotheksausweis zahlen, und dann eine geringe Gebuehr zum Ausdrucken, so aehnlich wie beim Kopieren. 

Und ueber Dinge, die in der Zeitung erschienen, darf hier ja diskutiert werden, was bei Ermittlungsakten nicht der Fall ist. 

Ach, und in Frankfurt liegt auch eine Kopie. Das waere also auch eine Moeglichkeit. 

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showFullRecord&currentResultId=tit+all+%22leipziger+volkszeitung%22%26any%26discs%26microfiches%26multimedia%26online&currentPosition=29

@steffen228
War das denn sein richtiger Name?

Das sind die Fälle die wir damals auch schon hatten. In dem einen wird nur vom Fund einer Wasserleiche geschrieben. Die offiziellen Stellen/Zeitungen hatten nur die staatliche Vorgabe. Der Vermerk in unseren Akten ist aus MfS Beständen. Leider gab es keine direkte VoPo Akte mehr nach der Wende. Die Unterlagen stammten aus ehemaligen MfS Beständen und daher auch die Frage nach dem Geburtsdatum. 1969 oder(was wir damals eher vermuteten) 1959 in Ost-Berlin. In der BRD hatten wir zusätzlich noch den Geburtsort Karl-Marx-Stadt in den Akten. 
Wie gesagt- es geht hier nicht mehr um eine offizielle Ermittlung- es ist reine private Neugier was damals geschehen ist. 

@steffen228

Weiss man denn, was mit den VoPo Akten passiert ist? Ich weiss, dass verschiedene hoeher gestellte Einrichtungen ihre Akten durch den Reisswolf gejagt haben, aber wieso sollte das die VoPo machen? Oder wurde Fremdverschulden sicher ausgeschlossen?

@steffen228

habt ihr mit keinen verwandten gesprochen? dann müsste sich das geburtsdatum doch bestätigen lassen oder eben widerlegt werden!?

In der Zeitung nach den Verwandten suchen wäre eine Möglichkeit.
Hab sowas schon gelesen das Angehörige, Freunde und damalige Bekannte von verstorbenen mittels Zeitungsinserat gesucht wurden.

@TatzFatal

warum zeitung? steffen228 war doch bei der polizei als ermittler!?

@osttimor
Eben drum, und nicht privat.
Da ging es nicht um Angehörige, sondern um den Mann selbst.

Wenn er Kontakt zu Angehörigen bekäm, könnten die ihm sicher viele Antworten geben.
Das sich jemand nach so vielen Jahren noch dafür interessiert, wird bestimmt nicht negativ von den Angehörigen aufgenommen.
Versuchen würde ich es jedenfalls.

@TatzFatal

ich meinte DAMALS, warum man sich damals nicht uu an verwandte zb wegen dem geburtsdatum gewand hat!

@osttimor
Wahrscheinlich weil es damals nicht möglich war, sonst wäre dies @steffen228 ja bekannt.
Er hatte nicht einmal die Möglichkeit dessen Ehefrau danach zu befragen, und das die Ehefrau noch lebt ist doch wahrscheinlich.

@TatzFatal

ja jetzt wird er als privatperson die witwe nicht mehr befragen!