Ist Selbstmord feige oder nicht?

Hallo Leute,

was haltet ihr von Selbstmord?

Ich finde Suizid nicht feige, nagut früher habe ich auch sehr oft danach gedacht. Ich hatte damals keine Probleme mit Familie und Schule. Ich bin mit Handicap auf die Welt gekommen (Herzfehler).

Anfang 2000 konnte mann meine Krankheit noch nicht heilen, heute geht es ja. Mein Arzt berichtete mir, das ich (damals) später nur noch Pflegefal wäre. Das wollte ich meine Familie nicht antun.

Meine Mum hat/hatte eh viel zu tun. Als ich älter wurde, hatte ich mir oft überlegt Suizid zu begehen. Dann wäre für beide seiten besser. Mit 21 bekamm ich meine OP und seit dem lebe ich wie ein Gesunder Mensch, und dann plötzlich war es auch kein Thema mehr für mich.

Ist ein Suizid anerkannt wenn man eine unheilbare Krankheit?

Gruß Namia

@Namia90

Wie genau Selbstmord?

Ich erinnre mich an die Geschichte einer Frau aus Amerika, welche nicht unter schmerzen am krebs dahin vegetieren wollte und extra in ein anderes land gereist ist, um zu entscheiden: Jetzt ist Schluss, ich kann nicht mehr.

Ich denke, wenn ich in jener Situation wäre, würde ich ähnlich entscheiden. Ich denke auch, gerade wenn man Familie hat, habe es selbst erlebt wie die Oma unter schmerzen vor sich hin, bis zum Tod vegetierte, in einem Bett, einfach denjenigen noch zu sehen, solange er noch kann, bis er entscheidet: jetzt ist es zuende, ich kann nicht mehr!

Ich durfte mir auch in Japan den "suicide Forest" ansehen, dort wird Selbstmord aus teilst völlig anderen Beweggründen begangen.

Der Druck, den die Jungen, aber auch alten Leute da haben, ist teilst krass. Die Selbstmordrate ist dort weitaus höher, auch aus Gründen, welche für uns Nichtigkeiten zu sein scheinen, dort aber gänzlich legitim sind, für die meisten.

Wenn Suizidgedanken in deinem Leben keine Rolle mehr spielen, dann ist ja alles gut.

Wieso sollte Suizid feige sein?
Manchmal werden die Probleme so stark dass man jemanden zum Selbstmord zwingt.....

Für viele scheint es der letzte Ausweg zu sein, einfach, weil sie keine Hoffnung mehr haben und Sichtweise stark genug sind und das Leid nicht mehr ertragen.
Wenn alles umsonst war und sie keine Hilfe erwarten können, schließen sie ab.

Feige sein hat nichts damit zu tun.
Sie können einfach nicht mehr.

Manche Menschen sind labil, von Natur aus, manche werden das mit der Zeit.
Irgendwann ist das Maß voll...

@sunshinelight

bin deiner Meinung!

Den Terminus "feige" halte ich für deplaziert in dieser Frage. Feige ist jemand, der aus Angst eine Handlung unterläßt, obwohl er sie (die Handlung) objektiv betrachtet für richtig und notwendig erachten würde.
Wenn jemand zu dem Schluß kommt, der Tod sei für ihn die bessere Lösung, mag man darüber diskutieren und denken was man will, aber "feige" ist meiner Meinung nach daran nichts.

Suizid ist nur dann feige, wenn man damit versucht, sich seiner Verantwortung gegenueber Irgendwem oder Irgendwas zu entziehen.

Ich kann hierbei allerdings auch nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen und denke, dass einige Selbstmoerder, die kurz vor dem Exitus stehen, ohnehin bereits mit dem Leben abgeschlossen haben und es fuer sie lediglich eine Art Antritt zum "letzten Nickerchen" darstellt. Wenn einem Alles egal ist, verliert auch der Tod an Schrecken. Aber ist er nicht sowieso nur ein ewiger, traumloser Schlaf?
Suizid ist weder feige noch mutig. Es ist einfach ein Abschluss.

Klar, es gibt da auch Einige die sich aus diesem Tod etwas machen, und eine Menge Ueberwindung brauchen um "Es" zu tun, aber davon habe ich keine Ahnung. Das ist eine andere Geschichte.

Man sollte in erster Linie jedem (zurechnungsfähigen) Menschen die Wahl lassen sein Leben zu beenden.

Natürlich könnte man das Thema Sterbehilfe in diesem Fall aufgreifen, aber lassen wir das lieber...

Mein Onkel hat Suizid begangen nachdem ein Krebsgeschwür (welches ihm drohte die Luft abzudrücken) nach Chemo und OP in seinem Rachen wieder nachgewachsen ist, verdenken kann ich es ihm nicht.

Allerdings sollte man sich im klaren sein was für Wunden das in der Familie hinterlassen kann.

nerdmännchen schrieb:Allerdings sollte man sich im klaren sein was für Wunden das in der Familie hinterlassen kann.

Sollte man, ja. Allerdings haben viele Depressive und Suizidgefaehrdete nunmal das Gefuehl, von aller Welt verlassen zu sein. Man denkt oft man werde abgelehnt oder man wuerde nicht vermisst werden wenn man "verschwindet".
Somit liegt auch Einiges an Verantwortung bei Familie und Freunden. Vorrausgesetzt der Betroffene steht noch in Kontakt zu diesen Personen. Je mehr man zulaesst, das der Betroffene sich isoliert, desto mehr fuehlen sich beide Seiten von der jeweils Anderen verlassen.
Und dann ist es oft schon aus dem Ruder gelaufen..

Gehört nicht eher Mut zum Selbstmord? Feige finde ich es jedenfalls nicht.
Ich denke das die meisten Personen die Suizid begangen haben, diesen 10 Minuten später nicht mehr begehen würden wenn sie die Chance dazu hätten.
Jedes Lebewesen hat einen Lebenserhaltungstrieb, und den muss jemand erst überwinden können um überhaupt Suizid begehen zu können. Da muss die Zeit und die Situation in diesem Moment für einen Suizid stimmig sein, und 10 Minuten später muss das nicht mehr so sein.

TatzFatal schrieb:Gehört nicht eher Mut zum Selbstmord? Feige finde ich es jedenfalls nicht.

Mut ist es wenn du dich deinen Problemen stellst.
Nicht wenn du den "einfachsten" Ausweg nimmst.

Nerok schrieb:Mut ist es wenn du dich deinen Problemen stellst.
Nicht wenn du den "einfachsten" Ausweg nimmst.

Der Tod ist angesichts der sozialen Probleme fuer die es nur den richtigen Blickwinkel benoetigt also das kleinere Uebel?

@Nandanael
Hast du denn jemanden an den Selbstmord verloren?

"Feige" ist nicht das richtige Wort dafür, meine ich. Es ist eine Entscheidung, aber eine, die vor dem Hintergrund falscher Annahmen getroffen wird.

Ich denke, wenn einem bewusst wäre, wie schlimm es ist für die, die zurückbleiben, würde man es nicht tun.
Es ist ein Schmerz, der ein ganzes Leben bleibt.

AliceT schrieb:Hast du denn jemanden an den Selbstmord verloren?

Ja. Drei Menschen. Ich komme aus einem schwierigen Umfeld.
Aber inzwischen verstehe ich. Sie alle haben nur realistisch gedacht.

Suizd feige?

NEIN!

Ich denke Viele sehen Beweggründ häufig einfach zu oberflächlich und gehen davon aus, dass jeder die selbe mentale Stärke hat, das ist aber weit gefehlt.

Dem Suiziden gehen Vorgeschichten vorraus, sprich oft ist es eben nicht nur der eine augenscheinliche Trigger, der Menschen dazu verleitet ihrem Leben, ihrer Existenz ein Ende zu setzen. Der Betroffene hat eine Lebens und Leidensgeschichte und Probleme, die er nicht zwangsläufig so offen bekannt gibt, fühlt sich damit häufig alleine und verzweifelt dann daran selbst nicht die Kraft zu besitzen aus dem Loch zu kommen!

Ja es gibt Hilfen und Angebote für Betroffene aber nicht jedem hilft was dem Anderen eventuell wieder Halt und Zuversicht gibt.

Egoistisch?

Bis zu einem gewissen Grad vielleicht, aber was soll man denn auch tun, wenn einem das Vertrauen zu Anderen fehlt um sich zu offentbaren, dass man mit seiner Existenz und gefühlt mangelnder Lebensqualität nicht mehr klar kommt?

Jeder Suizid sollte individuell gesehen werden um die Hintergründe zu verstehen. Es betrifft nicht nur den, der sich selbst tötet, sondern uns alle als Gesellschaft, denn je einsamer und unverstandener man sich fühlt um so wahrscheinlicher wird es sein, dass der Wunsch nach endgültiger Erlösung in einem heranwächst!

Es kommt darauf an.

Namia90 schrieb:Dann wäre für beide seiten besser.

Ob es für deine Familie besser gewesen wäre, weißt du ja nicht. Hast du sie gefragt?

@fark

fark schrieb:Ich erinnre mich an die Geschichte einer Frau aus Amerika, welche nicht unter schmerzen am krebs dahin vegetieren wollte und extra in ein anderes land gereist ist, um zu entscheiden: Jetzt ist Schluss, ich kann nicht mehr.

Meiner Meinung nach kann man aktive Sterbehilfe und Suizid nicht miteinander gleichstellen. Suizid aufgrund von Liebeskummer finde ich feige, ja. Suizid zu begehen, da man eine unheilbare Krankheit hat und hier keine Sterbehilfe ausgeübt wird, fraglich.

Feige ist was anderes, man sollte trotzdem die Polizei alarmieren und nicht einfach wegsehen.

Nerok schrieb:Mut ist es wenn du dich deinen Problemen stellst.
Nicht wenn du den "einfachsten" Ausweg nimmst.

Ich denke nicht das Menschen einen "Kosten/Nutzungsfaktor" für ein Weiterleben berechnen um in schwierigen Lebenssituationen abzuwägen ob sie Suizid als den einfacheren Weg sehen.
Immerhin beenden sie ihr Leben und verzichten auch auf die schönen Dinge.
Mit Mut meinte ich den Vorgang der Selbsttötung an sich. Da kann man nicht feige sein.
Der Weg, der Gedanke bis zu diesem Punkt kann kein einfacher sein, und nicht jedem Menschen stehen die gleichen Kräfte und seelischen Fähigkeiten zur Verfügung.
Ich glaub die meisten Suizide sind Kurzschlussreaktionen auf rein emotionaler Basis, und eher weniger um Problemen aus dem Weg zu geh'n.

Nandanael schrieb: Sollte man, ja. Allerdings haben viele Depressive und Suizidgefaehrdete nunmal das Gefuehl, von aller Welt verlassen zu sein. Man denkt oft man werde abgelehnt oder man wuerde nicht vermisst werden wenn man "verschwindet". 
Somit liegt auch Einiges an Verantwortung bei Familie und Freunden. Vorrausgesetzt der Betroffene steht noch in Kontakt zu diesen Personen. Je mehr man zulaesst, das der Betroffene sich isoliert, desto mehr fuehlen sich beide Seiten von der jeweils Anderen verlassen.
Und dann ist es oft schon aus dem Ruder gelaufen..

Super in Worte gefasst.
Stimme dem auch zu.