Man selbst sein, wie geht das?

Hallo,
ich habe mal eine Frage an euch. Zuerst: Ich hatte eine schwere Kindheit, ich kann eigentlich nicht behaupten, dass es jetzt besser wäre, aber ich habe gelernt, wieder aufzustehen. Es ist das ein zigste auf das ich bei mir stolz sein kann, dass ich durchhalte. Jetzt bin ich 17 und komme mit meiner Situation mehr oder minder gut zurecht.
Doch habe ich verlernt, ich selbst zu sein. Immer musste ich mich umstellen, um der Gesellschaft gerecht zu werden, damit es nicht noch schlimmer wird. Ich weiß nicht, wer ich bin. Mal bin ich so und mal so. Ich fühle mich immer beobachtet, wenn ich draußen herumlaufe, was wohl auch an meinem stark angeschlagenen Selbstbewusstsein liegt. Auch wenn ich innerlich ziemlich selbstbewusst bin, nach außen ist das nicht erkennbar. Ich achte krampfartig auf jeden Schritt den ich setzte, immer und immer wieder. Wenn ich andere Leute sehe, die gechillt durch die Welt laufen und denen alles egal scheint, denk ich immer: ich will das auch können. Einfach ich selbst sein, falls ich noch ein Ich habe. Es heißt ja auch immer >>sei einfach du selbst<<. Wie schaffe ich das? Wie kann ich mein "Ich" kennenlernen, lernen, es zu beherrschen? Ohne mich immer anzupassen. Wie kann ich lernen, meine Gefühle zu zeigen? Für mich gibt es nur das Pokerface, egal wie ich mich fühle. Ich schlucke jegliche Art von Gefühlen herunter. Ich traue mich nicht, es zu zeigen, oder ich kann es nicht. Einfach mal vergessen, dass es noch andere Menschen auf der Welt gibt, die mich beobachten können, ganz so wie wenn man betrunken ist. Ich hoffe hier kann mir jemand helfen...

masked schrieb:. Immer musste ich mich umstellen, um der Gesellschaft gerecht zu werden, damit es nicht noch schlimmer wird.

Wie machst du das? und inwiefern umstellen? Meinst nicht eher anpassen?

masked schrieb:Einfach mal vergessen, dass es noch andere Menschen auf der Welt gibt, die mich beobachten können, ganz so wie wenn man betrunken ist. Ich hoffe hier kann mir jemand helfen...

...

masked schrieb:Ich achte krampfartig auf jeden Schritt den ich setzte, immer und immer wieder.

Habe ich mir jetzt einfach mal rausgepickt. Ist natürlich schwierig, sich zu entspannen, wenn man sich andauernd selbst überwachen muss.

Und natürlich ist es schwer, sich selbst nicht zu überwachen, wenn man sonst nichts zu tun hat. Man muss sich also selbst irgendwie beschäftigen, um diese Selbstüberwachung abzuschalten.

Allerdings sollte man sich immer selbst darüber im Klaren sein, dass die Umwelt gar kein so grosses Interesse an einem hat. Dich interessiert es ja auch nicht gross, wenn irgendjemand irgendwo über einen Platz schlurft.

Emodul

@Pumpkins
Ja anpassen meine ich

@emodul
Guter Vergleich, doch dies Gefühl, dass mich jeder beobachtet ist trotzdem da auch wenn ich versuche daran zu denken, dass ich die anderen ja auch nicht beobachte. Ich kann es zwar unterdrücken, aber das ist doch nicht das wahre. Lieber einfach ganz ausschalten, dieses Gefühl.

Bin jetzt erstmal essen :D

@masked
Und wie? Inwiefern unterscheidest du dich vom Standart.

masked schrieb:Guter Vergleich, doch dies Gefühl, dass mich jeder beobachtet ist trotzdem da auch wenn ich versuche daran zu denken, dass ich die anderen ja auch nicht beobachte. Ich kann es zwar unterdrücken, aber das ist doch nicht das wahre. Lieber einfach ganz ausschalten, dieses Gefühl.

Unterdrücken und verdrängen sind ja aktive Prozesse und deshalb natürlich unerwünscht. Ein probates Mittel ist sicher, häufig unter Leute zu gehen und man wird die Scheu vor Menschen mit der Zeit von selbst ablegen. Allerdings ist es nicht ganz einfach, sich alleine irgendwo unter Leute zu mischen. Nimm ein Buch und setz Dich z.B. irgendwo auf einen bevölkerten Platz und versuch zu Lesen. Situationen, die sich wiederholen, werden mit der Zeit nicht mehr als Ausnahmezustand angesehen, sondern als völlig normal empfunden.

Manche Leute brauchen Jahre, um diese Scheu abzulegen. Mit dem Problem bist Du auf jeden Fall nicht alleine.

Emodul

@masked

man selbst kann man nur sein, wenn man selbst auch wirklich weiß wer man ist und was man wirklich will !

Und zur Beruhigung, ich werd vierzig und weiß es auch noch immer nicht genau, vorallem fehlt mir noch immer die Kraft für den Ehrgeiz was für mich selbst zu tun, damit mein Ich mal endlich davon überzeugt ist, dass dir keiner hilft, wenn du dir nicht selber hilfst !

Geduld...entweder du findest das was dein Ich befreit und du du sein kannst, oder aber du tümpelst so vor dich hin wie ich...wünschs dir aber nicht !

@masked
Immerhin verfügst du bei Deiner Bestandesaufnahme über Deine aktuelle Lebenssytuation über ein klares Problembewusstsein. Statt wie ein dummer Hammel zu Schlachtbank zu wandern, wie das viele Leute tun, machst Du Dir Gedanken über Deine Motive. Im Klartext könnte man Deine Frage auch so formulieren: Wie kann ich mich der Hammelherde anschließen und dabei auf meine Einzigartigkeit verzichten?

Nur vordergründig ist Dein Weg ein einsamer Weg.

@masked

Jede Gesellschaft hat Werte, Ansichten, Regeln und Weltbilder.
An diese sollte sich jeder halten, damit die Gesellschaft auch eine Gesellschaft bleibt.
Hier liegt auch das Phänomen der Anpassung begründet, d.h. jeder sollte sich soweit anpassen, dass er nach den Werten, Ansichten, Regeln und Weltbilder der Gesellschaft lebt.

Einfach man selbst sein, wäre (Konjunktiv!) nach dieser Definition nicht möglich. Es ist trotzdem möglich und ich erkläre auch wie und warum: Die meisten Menschen haben von Haus aus die gleichen Werte, Ansichten, Regeln und Weltbilder, wie die Gesellschaft sie sozusagen vorschreibt, deshalb tun sich die meisten Menschen nicht schwer, sich an diese zu halten.

Probleme entstehen nur, wenn das eigene Weltbild im Vergleich zum Weltbild der Gesellschaft dramatisch verschieden ist. Und genau dieses Problem sehe ich bei dir. Du scheinst, anders zu leben und die Dinge auch ganz anders wahrzunehmen, als es die meisten Menschen tun. Deshalb tust du dich extrem schwer, dich an das Verhalten der Menschen anzupassen, weil du es entweder nicht nachvollziehen kannst oder du für dich ein besseres Verhalten entdeckt hast, von dem du denkst, dass es besser ist, als das von der Gesellschaft vorgeschriebene Verhalten.

Ich hoffe, du konntest meinen Text so in etwa nachvollziehen. Ich habe mich bemüht, so verständlich wie möglich zu sein, doch wie wir alle wissen, ist sowas bei so komplexen Themen immer sehr schwierig hinzurkriegen.

Liebe Grüße
Nano

@Pumpkins
Ich unterscheide mich insofern von dem Standard, dass ich keine feste Persönlichkeit besitze. Mal ist es so, mal so. Es variiert je nachdem mit welcher Person ich es gerade zu tun habe. Man versucht irgendwie sich jeder Person anzupassen. Man kann es vergleichen mit dem Kopieren. Ich versuche immer diese Person zu kopieren, mit der ich es gerade zu tun habe. Problematisch wird es, wenn es mehrere Personen sind. Und dessen bin ich mir ja bewusst, und versuche es zu vermeiden. Aber was ist den nun mein wahres "Ich", wenn ich nur Kopien von anderen war?
(Das mit dem kopieren nicht zu genau nehmen, ich kopiere ja nicht 1zu1^^, mir ist nur gerade kein anderer Vergleich eingefallen)

@emodul
Danke du hilfst mir sehr mit deinen Antworten, meine Lage zu erkennen.

@Nanobot
Genau so ist es. Ich kann mich einfach nicht mit der Jugend von Heute anpassen. Ich bin nicht so einer der raucht, der sich ins Koma säuft und die Bilder anschließend bei Facebook hoch lädt. Ich bin nicht so ein Bad Boy wie es ja heute jeder Junge ist. Und nein, ich bin auf dem Gymnasium und nicht auf der Hauptschule, dass ist die Jugend von heute. Ich steh halt nicht so auf das ganze Party machen. Vielleicht weil ich mich in der Umgebung von Menschen nicht wohl fühle?

@masked

Ja, ich kann dich sehr gut nachvollziehen. Ich habe so in etwa die selbe Einstellung und ich bin auch eher derjenige, der sich anderen gegenüber anpassen muss, weil meine Einstellung niemand so richtig nachvollziehen kann. Wenn ich z.B. sage, dass Alkohol, Rauchen usw. nicht so gut ist und man damit nicht prahlen sollte, dann werd ich von denjenigen in meinem Alter nur schief angeschaut.

@masked
Nicht jeder Junge ist heute ein Bad Boy, da solltest du zumindest bei
deinen Mit-Gymnasiasten fündig werden, die sicherlich ähnliche
intellektuellen Voraussetzungen haben wie du und auch nicht den
Sinn des Lebens in Rauchen, Saufen und Party-machen suchen.

Du befindest dich offenbar in einer Identitätskrise, was in deinem
Alter verständlich und normal ist. Wichtig ist, sich jetzt nicht auszugrenzen.

Dieses Gefühl, sich anpassen zu müssen, wirst du irgendwann mal ablegen.
So lange du nicht unbedingt Mamas Liebling spielst oder dem Erbonkel nach
dem Mund redest, sehe ich da auch keine ungewöhnlichen Symptome.


Sei einfach locker, tu was DIR Spaß macht, sei ein Individuum und versuch
trotzdem teilweise, mit der Masse zu schwimmen, wenn es di angebracht
erscheint. In ein paar Jahren wirst du deinen Weg gefunden und erkannt
haben, wer du bist.

@all
Danke für eure Antworten. Ich bin zwar erst ein Paar Tage hier angemeldet, doch habe ich noch nie ein Forum gesehen, indem es so Leute wie euch gibt. Die Lesen was man schreibt und auch ernste Antworten schreiben^^

@ramisha
Natürlich finde ich auch gleichgesinnte, doch das sind die Nerds (sag ich jetzt mal so), und mit denen Auf eine Ebene zu kommen? Nein danke :D Ich habe zwar nichts gegen die, aber ich bin dann doch etwas anders, auch wenn wir von der Gesellschaft, oder heutigen Jugend, gleich angesehen werden.

@masked
Wenn du als 17jähriger von "der heutigen Jugend" sprichst,
kommst du mir doch ein wenig "verkorkst" vor.

Ich hatte mit 17 mit Sicherheit auch noch nicht meine Identität
gefunden, wäre aber nie auf die Idee gekommen seinerzeit bei
Gleichaltrigen von "der heutigen Jugend" zu sprechen.

Das zeugt von einer ungesunden Distanz, da dir der Mittelweg
zwischen Pöbel und Nerds offensichtlich auch fremd ist.

@masked
Kann es sein dass du dir zuviel Gedanken machst? Bleib doch einfach du selbst? (ich weis das schreibst sich nur so einfach) nurn Vorschlag!

@ramisha
Ja vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, wollte nur sagen, dass ich es schwer finde, gleichgesinnte zu finden.
Du sagtest, du hattest mit 17 deine Identität auch noch nicht? Gut das ich nicht alleine bin :D
Aber jeden kann man irgendwie identifizieren. Jeder ist auf seine Art irgendwie besonders, nur bei mir wirds halt schwer :/

@Pumpkins
Das ist ja der Grund für diesen Thread^^ Ich wollte wissen wie ich das schaffen kann, wie gesagt, das schreibt sich so einfach...

@masked
Woher willst du das wissen?
Weißt du, wie andere dich sehen?
Kann es sein, dass du evtl. für andere interessanter bist,
als du denkst und du dir dessen gar nicht bewußt bist?
Jeder ist einzigartig, doch das vergisst man oft.