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Tyrann 20. Jahrhunderts

62 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tyrann, 20. Jahrhundert, Tyrannen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 13:49
Mal eine kurze Frage in den Raum geworfen:
Kann es eigentlich nicht auch sein daßes
eine andere Begründung geben könnte, daß es nicht "erwünscht" ist über andereDespoten
als A.H. (zumindest was die allgemiene Schulische Bildung) zu unterrichten???Was wäre
denn wenn alle Menschen der Welt wüßten daß auch andere Nationen so ihreProbleme mit
ihren Oberhäupten hatten??? Könnte man dann dieses Land weiterhin so (Ichnenne es mal
ganz banal) ausbluten lassen??? Oder würde sich dann das Volk auflehengegen irgendwelche
"Reparationszahlungen" weil man das schon seit Jahrzehnten so machtund diese
unabänderlich sind...

P.S. sollte jemand auch nur den Gadanken hegeich gehöre
der Nationalsozialistischen Fraktion an so ist er leider auf dem Holzweg.Ich habe mir
nur mal so meine Gadanken gamacht...

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Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 14:19
Kaum ein Nazi bekennt sich hier zu dem was er ist. Das aber von "ausbluten lassen" und"irgendwelchen Reperationszahlungen" geschwafelt wird, sagt schon genug über dieGeisteshaltung des Betreffenden aus.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 14:57
Ich möchte noch hinzufügen, das Mullah-Regime im Iran.


http://www2.amnesty.de/internet/deal...4?OpenDocument ....


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Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 22:06
*offtopic*
Wer mit der Steuerbelastung in Deutschland einverstanden ist (die ständigsteigt) darf gerne meine Geisteshaltung in Frage stellen. Alle anderen sollten vieleichtmal Fragen ob da nicht irgendwas schief läuft...
*offtopic ende*


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Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 23:30
also ich persönlich sehe den "nur nazi"unterricht wie er in vielen schulen vollzogen wird als bildungslücke, mit der die meisten (leider) zufieden sind. ich denke mal, keinerwird
abstreiten wollen, dass sich das meiste, was deutsche schüler über das 20. jhd.mitbekommen in den jahren 1933 bis 45 wiederfinden lässt.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 23:35
@AMR ,

Die Weimarer Republik, der 1.WK und die Zeit nach 45 wird auch ziemlichausführlich durchgenommen. Offensichtlich erinnert man sich allerdings nur schwer daran..aus welchen Gründen auch immer.. :|


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Tyrann 20. Jahrhunderts

10.09.2006 um 23:45
nanana polos, willst du mir da etwa was unterstellen?
ich wollte damit nur sagen,dass man mal unseren unterricht mit dem in anderen ländern vergleichen sollte, ich findees nicht richtig, dass jedem der auch nur einen deutschen elternteil hat(ich z.B.) sofortdie schuldgefühle kommen.

kleines beispiel: vielleicht kennt jmd die löcknitzgrundschule in berlin.
der bruder eines freundes besucht diese schule und dort wirdwird in manchen klassen ein halbes jahrlang ausschließlich der holocaust behandelt.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 00:19
Nein Amr, unterstellen möchte ich nichts. Ich gehe nur davon aus, dass manche Leute dieJahre 33-45 aus dem Schulunterricht besonders gut merken und den Rest nach und nachvergessen.

Auch durch dieses Stück Geschichte muss man durch. So ist es eben..

Dabei brauchst du auch keine Schuldgefühle zu haben.. es sei denn, du willstwelche haben. Es werden keine Schuldgefühle aufgezwungen, sondern selbst erdacht.

Auch, wenn einige Themen (z.B. Holocaust) etwas vertieft werden... Meiner Meinungnach, ist so ein Thema durchaus wert etwas länger behandelt zu werden.

Tatsacheist, es gibt keinen "nur nazi" Unterricht.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 00:34
@AMR

So lange, wie immer wieder Leute gehör finden, wenn sie den Holocaustleugnen und einige sofort bereit sind den abstrusesten Argumenten zu folgen wird es wohlnotwendig sein, dem Holocaust ein Halbjahr zuzugestehen.

Und wenn ich denunsrigen Unterricht mit dem anderer Länder vergleiche, sehen ich, dass wir eine höheresensibilität bezüglich solch wichtiger Themen, wie Krieg und Völkermord haben, und daraufbin ich stolz.

Das was uns anders macht, ist die Erfahrung die wir aus unsererGeschichte gezogen haben. Was wir Deutschen für Großes geleistet haben, können wir injedem anderen Unterrichtsfach lernen - Naturwissenschaft, Kunst, Musik, Literatur. Aberin keinem Fach gibt es einen besseren Platz über unsere Fehler zu berichten, oder wer vonEuch hatte Ethikunterricht?

Ich kann höchstens einen Mangel erkennen. Wirschauen nur auf unseren größten Fehler und übersehen dabei die vielen kleinen(Kolonialgeschichte/Dt. Außenpolitik).


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 00:43
@polos

Ich stimme Dir völlig zu. Schuldgefühle sind nicht das Ziel diesesUnterrichts. Ich habe keine, warum auch?

Wir sollen lernen und verstehen und beiunseren Taten bedenken was Früher geschah. Es geht nicht um Schuld sondern Besserung.

Damit es kein Ranking von "Tyrannen des 21. Jahrhunderts" geben wird!




P.S.: Ranking ist sowieso pervers. Was diese Leute getan habe, verdientkeine differenzierte Wertung. Es war unmenschlich!!! Eine Alphabetische Auflistung undeine Ächtung als Unmensch hielte ich für angemessen.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 13:14
Mao und die Detektive
von Carlos Widmann

Mit Akribie und Abrissbirne: DieRotgardistin und Bestseller-autorin Jung Chang („Wilde Schwäne“) hat zwölf Jahregeforscht, um den Götzen zu zertrümmern. Trotz 70 Millionen Toten – das Regime brauchtihn noch.

Wie eine Gezeichnete wirkt sie nicht. In dem schönen Antlitz nachSpuren des Erlittenen zu suchen, wäre naiv. Auch ihr melancholisches Lächeln hat keinetraumatischen Ursachen – es ist, wie Familienbilder bezeugen, vom Vater ererbt. Und warumsollte eine Davongekommene ihren wohlverdienten Luxus nicht genießen dürfen? Am Brunelloim bauchigen Glas schnuppert die Chinesin kennerisch wie ein Sommelier. Die einmal durchdie Hölle ging und seither hartnäckig Höllenforschung treibt, bleibt charmant undsouverän, auch wenn das Gespräch immer wieder ihre Schmerzgrenzen berührt.

DerTeenager vom Tiananmen-Platz: Tatsächlich, das ist sie, die elegante Frau, diegelegentlich aus London mit ihrem Mann nach Umbrien kommt. Jung Chang trägt auf dem altenGruppenfoto eine graue Lenin-Jacke, ein rotes Halstuch, rote Armbinde und natürlich MaosRotes Büchlein. Wie Millionen war sie 1966 aus der tiefen Provinz nach Beijing gepilgert,um einen Blick auf den Vorsitzenden zu erhaschen. Der hatte Chinas Jugend aufgerufen zumKampf gegen den getarnten Klassenfeind, den kapitalistisch infizierten Volksschädling.Von ihren linientreuen Eltern war Jung zur Mao-Anbeterin erzogen worden: Mit 14 meldetesie sich in Chengdu zu den Roten Garden, trug begeistert die gebrauchten Armee-Klamotten,pinselte vage Hassparolen auf Plakate und Transparente. Wem sie galten, war ihr nochnicht klar. Bald wurde das Mädchen Jung Chang mitgenommen zu einem „Hausbesuch“. EineHorde Rotgardisten schnappte sich ein paar Lastwagen, raste zu einem Wohnblock, stürmteein Appartement. Nach und nach wurde die kleine Jung nach vorne geschoben, bis sie vollenEinblick hatte in die revolutionäre Aktion. Es stank nach Kot und Urin: Der Raum wardurchwühlt und rituell besudelt worden. Eine Vierzigjährige kniete halbnackt am Fußboden,ihr Haar blutverklebt, die Augen aus den Höhlen tretend, und schrie verzweifelt: „Meisterder Roten Garden! Ich schwöre es! Ich besitze kein Bild von Chiang Kai-shek!“ Sie schlugmit der Stirn rhythmisch gegen den Boden, ihr Rücken war von Messerstichen markiert, undwenn sich beim Kotau ihr Hinterteil hob, wurden Exkremente und Blut und dunkle Striemensichtbar. Der 17-jährige Anführer der Quälgeister schwang spielerisch seinen Uniformgurt.Jung hatte ihn auf der Schule bis dahin ganz nett gefunden. Als das Foltern weiterging,konnte sie davonlaufen; die Schreie verfolgten sie auf der Straße. 38 Jahre später wendetdie einstige Rotgardistin sich ihrem deutschen Tischnachbarn zu und plaudert – Orvietound Arezzo sind nicht fern – von den Fresken Signorellis oder Piero della Francescas. DieLasagna al tartufo nero ist den Gastgebern wunderbar knusprig geraten, wouldn’t you say?Unmöglich, sich diese schicke Person mit der schwingenden Haarpracht und derreizbewussten Körpersprache als eines jener schrillen, fuchtelnden, hysterischverkrampften, wild dreinschlagenden Wesen vorzustellen, die damals ein Viertel derMenschheit terrorisierten.

Der Veitstanz der Fanatiker hätte womöglich auchJung Chang in die Täterrolle hineingerissen. Erlaubter öffentlicher Sadismus wirkteansteckend. Doch bald nach der Beijinger Pilgerfahrt, auf der sie für einenSekundenbruchteil Maos Hinterkopf erblicken durfte, schlug die Gewalt bei ihr zu Hauseein: Jungs Eltern wurden zur Denunzierung geschleppt. Die Mutter musste öffentlich aufScherben niederknien und unflätige Beschimpfungen ertragen. Kreidebleich und blutend kamsie nach Hause. Tags darauf wurde sie mit einem Selbstbezichtigungs-Plakat durch dieStraßen getrieben, zu Boden geprügelt, zum Kotau vor den Garden gezwungen. Der Vater,durch Folter nicht zu brechen, verfiel zeitweilig dem Wahnsinn. Seinen einzigen Besitz,eine Sammlung chinesischer Klassiker, musste er eigenhändig verbrennen. Als er vor einemriesigen Mao-Bild niederknien sollte, blieb er aufrecht: „Das sind Riten der Feudalzeit,eines Kommunisten unwürdig!“ Danach wurde er jeden Tag abgeschleppt. Als Jung ihn abholendurfte, war sein Kopf schwarz angeschwollen von den Schlägen. Per Einschreibenappellierte der Vater nach Beijing: „Vorsitzender Mao, von Kommunist zu Kommunist fleheich Sie an, die Kulturrevolution zu beenden.“ Der Mutter gelang es, bis zu Zhou Enlaivorzudringen und von Chinas Regierungschef eine Art Persilschein zu erwirken. Das halfnur kurz: Jung sah ihren Vater bald wieder auf einem Lastwagen stehend durch die Straßenrollen, die Arme rückwärts in die unerträgliche „Düsenjäger-Stellung“ gezerrt, die Mao soamüsant fand und zu empfehlen pflegte. Beim Nachtisch wägt Jung Chang ihre Worte: „JedesOpfer hat Anspruch auf Vergeltung, aber mein Motiv ist das nicht.“ Auch ihr britischerEhemann Jon Halliday, der Jung bei ihrem Welterfolg „Wilde Schwäne“ (1992) geholfen hatteund nun als Koautor zeichnet, schließt Ressentiment als Triebfeder aus: „Wir wareneinfach gefesselt von der Figur Maos und der dämonischen Macht, die der Personenkult ihrverlieh.“ Aber kann das die ganze Wahrheit sein? Im Schrifttum über die Diktatoren des20. Jahrhunderts gehört „Mao“ von Jung Chang und Jon Halliday fortan zur Artillerieschwersten Kalibers. Das Ziel dieser „dicken Berta“ der geschichtlichen Revision ist eineakribische Götzen- und Mythen-Zertrümmerung: die moralische, politische und historischeErledigung des Großen Vorsitzenden Mao Tse-tung. Jung und Jon waren ihm auf der Spur wieDetektive, sie wollten keinen Staatsmann porträtieren, sondern einen Verbrecher zurStrecke bringen. Nach der Lektüre ihrer Mao-Biografie gab der britische Historiker SimonSebag Montefiore dem Vorsitzenden den Vortritt: Mao sei „das größte Ungeheuer von allen“.Der Superlativ überrascht, weil Sebag Montefiore in seinem eigenen "Stalin – Der Hof desroten Zaren" (Cicero, Juni 2005) die Messlatte des Monströsen bereits unerreichbar hochgesetzt zu haben schien.

Zwölf Jahre Knochenarbeit. Kein Vorwort, keineSchlussbetrachtung. Die Deutungshoheit erheben die puren Fakten, die in dem Wälzer dasWort führen. Von China abgesehen, wo Jung Chang sich natürlich als Fisch im Wasserbewegt, wurden Archive in zehn Ländern abgegrast – wobei die russischen Akten erstmalsdie Schlüsselrolle der Bolschewiken bei der Unterwerfung Chinas enthüllten. (Der jungeMao fing als kleiner, mäßig besoldeter Agent des Stalinismus an.) Die Liste der 415Interview-Partner reicht von Henry Kissinger und George Bush dem Älteren bis Mobutu SeseSeko und Markus Wolf, von Maos Tochter Li Na und der Witwe Enver Hodschas bis zumLeibwächter Zhou Enlais. Auch die 93-jährige Li Xiu-shen taucht auf: Sie betrieb im Mai1935 einen Tofu-Laden bei der Brücke von Luding. Und es war Maos Mär von der Erstürmungdieser uralten Hängebrücke, die dem Mythos des Langen Marsches erst die zündendeBreitenwirkung verschaffte – in China und aller Welt.

Ein Westler half dabei.Der junge US-Journalist Edgar Snow, von Kommunisten in Schanghai als Sympathisantangeworben, wurde von Mao drei Monate lang in Yenan bewirtet. An seinem „Gespräch“ mitdem Vorsitzenden arbeitete das halbe Politbüro mit. Snows Standardwerk „Roter Stern überChina“ (1937) wurde von Mao redigiert und hat dessen symbolkräftige Bilder idealumgesetzt. Snow hat die Brücken-Überquerung („das entscheidende Ereignis des LangenMarsches“) lebensprall beschrieben: wie Maos Truppen im Kugelhagel der Nationalisten aufden brennenden Brettern über dem Abgrund vordringen und in heroischer Hingabe das andereUfer erobern. Jung Chang lächelt milde: alles Erfindung. Chiang Kai-shek hatte wegen derjapanischen Invasion seine Truppen nach Nordosten verlegt, die Brücke aufgegeben; es warnun in seinem Interesse, dass Mao aus dem Herzen Chinas an den Rand Tibets entfloh. Dieuralte Li Xiu-shen konnte sich gut an die damals bei ihr einquartierten Maoistenerinnern; von einer „Schlacht“ um die Brücke aber merkte sie nichts. Zhou Enlai wussteseinem Leibwächter von dem großen Drama nur zu berichten, dass ein Pferd spektakulär inden Fluss stürzte.

Aber Legenden leben länger als ihre Erfinder, wenn siefabuliert werden wie von Edgar Snow. Sein Stil erinnerte manchmal fast an den „rasendenReporter“ Egon Erwin Kisch, der ein paar Jahre vor Snow in China war und über jeneGebiete rhapsodierte, „die friedlich ihren Aufbau vollziehen, ohne Imperialismus oderKapitalismus, ohne Fremde, ohne Opium, ohne Privatbanken, ohne Kinderarbeit, ohneMissionare, ohne Gangster.“ Nachdem Mao auf Anweisung Moskaus 1931 sein Hauptquartier inRuijin errichtet und pünktlich zum 14. Jahrestag der Oktober-Revolution eineSowjetrepublik ausgerufen hatte, wusste Kisch von „acht Millionen Menschen“ zu berichten,„die nun lesen und schreiben gelernt haben“. Reif fürs literarische Kabarett war dasBeispiel, mit dem der große Kisch die Blitz-Alphabetisierung veranschaulichte: „Wo Lenins‚Staat und Revolution‘ wegen Papiermangels vergriffen war, kamen die Leute miteigenhändig geschöpftem Papier in die Druckerei und zogen das Buch vom Letternsatz ab.“Dass das heutige deutsche Reporter-Vorbild Egon Erwin Kisch solche Märchen geglaubt hat,ist unwahrscheinlich. „Egonek“ drang selber nie bis in die roten Gebiete vor –vermutlich, um dem Zwang zu monumentalen Realitätsfälschungen zu entgehen, die von ihmals Kommunisten erwartet worden wären. Zeitzeugen wie Snow und Kisch haben allerhand dazubeigetragen, dass Mao nach 1945 sogar vielen Leuten in Washington als chinesischerAbraham Lincoln erschien.

Wie es wirklich zuging in Ruijin, haben Jung Changund Jon Halliday krass dokumentiert. Eine Bauernrevolution? Maos wichtigste Waffe war vonAnbeginn der Terror. Seine Fußsoldaten wurden mit vorgehaltenem Gewehr rekrutiert,Verweigerer auf der Stelle erschossen. Die Dörfer wurden in Gefangenenlager verwandelt;wer unerlaubt Besucher empfing, wurde zusammen mit diesen hingerichtet. Ganz im GeisteJosef Stalins, der 1931 in der Ukraine gerade die physische Vernichtung der Bauernklassebetrieb, berichtete Mao der KP-Zentrale in Schanghai: „Die Partei ist hier nur zu retten,wenn sie von Kulaken gesäubert wird.“ Säubern hieß: töten. Um Rivalen auszuschalten, dieer als „AB“ (Antibolschewiken) denunzierte, hat Mao damals Zehntausende foltern undabschlachten lassen. Viele Mordbefehle sind schriftlich festgehalten, Folterungen bis insscheußlichste Detail überliefert. Der sexuelle Sadismus gegen Frauen erinnert an die„Vergewaltigung von Nanking“ durch japanische Soldaten.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 13:14
Mao terrorisierte offenbar nicht nur aus Paranoia und zur Durchsetzung seiner Ziele,sondern zur Befriedigung seiner Instinkte. Allmachtsfantasien, die manche schon mit 17oder 18 hinter sich haben, vertraute der 24-Jährige seinem Tagebuch an. Einiges davonhätte Wagners Siegfried von der Opernbühne schmettern können: „Wenn Große Helden ihrenTrieben freien Lauf lassen, werden sie auf prachtvolle Weise mächtig, stürmisch,unbesiegbar.“ „Menschen wie ich sind nur sich selbst verpflichtet, niemandem sonst.“ Und,was China betrifft: „Dieses Land muss zerstört werden, ehe es verändert werden kann.“ Wiedie Detektive Jung Chang und Jon Halliday herausfanden, entdeckte Mao seine Lust an derGewalt mit 32, als in seiner Heimat Hunan Anarchie ausbrach. „Schlägertypen“ aus deruntersten Schicht seien „nun die Herren und Meister“, notierte er. „Sie schlagen dieLandbesitzer zu Boden und trampeln auf ihnen herum, hüpfen in die Elfenbeinbetten derFrauen, führen Menschen wie Tiere an Seilen herum. Nach solcher Behandlung sind die Leutegebrochen für immer.“ Als Parteifunktionär wurde Mao gefragt, ob man Klassenfeindeumbringen dürfe. Er erwiderte: „Einen oder zwei totschlagen, das ist nichts Besonderes.“Es war seine erste ausdrückliche Anstifung zum Mord, und sie wurde tags darauf befolgt.Er habe in Hunan, schrieb Mao Jahre später, „eine Extase wie nie zuvor“ erlebt. FürsLandvolk aber hatte dieser studierte Bauernsohn nichts übrig. „Zwei Schultern und einArsch“ nannte Mao seine Zwangsrekruten, weil sie zum Lastentragen taugten und ihr Kot alsDüngemittel diente. Den Langen Marsch legte der Vorsitzende überwiegend in der Sänftezurück. Die Menschenverachtung in Maos Jugend-Tagebuch harmonierte mit dem späteraufgesogenen Leninismus. Wie Stalin und wie Hitler hat Mao seine (früh verstorbene)Mutter aufrichtig geliebt, seinen Vater gehasst. Für seine verschiedenen Frauen empfandder junge Mao nach dem ersten Gebrauch nicht mehr viel, auch nicht für deren Kinder.Chinas schiere Bevölkerungsmasse scheint sein Weltbild stärker geprägt zu haben als jedeIdeologie. Mao fand nichts dabei, im Koreakrieg eine menschliche Welle nach der anderenin den Tod zu schicken; irgendwann würde den Amerikanern schon die Munition ausgehen.Wiederholt hat er die Welt wissen lassen, dass China einen Atomkrieg nicht fürchte, weildanach immer noch genug Chinesen übrig bleiben würden. Zum finnischen Botschafterbemerkte er 1955, die nukleare Vernichtung des Erdballs wäre „eine ziemlicheErschütterung für das Sonnensystem, für den Rest des Universums aber ohne Bedeutung“.

Jung Chang und Jon Halliday beginnen ihr Buch mit der Behauptung: „Mao Tse-tungwar verantwortlich für weit über 70 Millionen Tote in Friedenszeiten, also für mehr alsjeder andere Führer des 20. Jahrhunderts.“ Mit dieser astronomisch anmutenden Schätzungstimmen China-Experten wie Philip Short überein – obwohl in der Weltgeschichte nur eineOpferzahl noch darüber liegt: die aller militärischen und zivilen Toten des ZweitenWeltkriegs in Europa und Asien zusammen. Doch gerade Philip Short („Mao – A Life“) undfrühere Biografen wollten Mao ausdrücklich nicht auf eine Stufe mit Hitler und Stalinstellen. „Die überwältigende Mehrheit derer, die durch seine Politik umgekommen sind,waren unbeabsichtigte Hungeropfer“, resümierte Short. „Die übrigen drei oder vierMillionen waren der menschliche Schutt seines epischen Ringens um die VeränderungChinas.“ Das stelle Mao auf eine höhere moralische Stufe als Hitler oder Stalin. PhilipShort kommt bei Jung Chang und Jon Halliday nicht einmal in der Bibliografie vor.Vermutlich eine bewusste Kränkung: Aus der Opfer-Perspektive erscheint solch ein kaltabwägender Geist wohl als Apologet oder Relativist. Dass Abermillionen „unbeabsichtigt“verhungert seien, ist freilich ein schwacher Trost. Anders als Stalin habe Mao, so Short,den Hunger aber nicht primär als Mordwaffe, nicht genozidal eingesetzt; für Chinasumwälzenden Sozialingenieur waren die Leichenberge demnach nur ein Kollateralschaden.Neue Weltgeltung für das Reich der Mitte war nicht umsonst zu haben: Sie wurde durchZwangskollektivierung und Beschlagnahme der Ernten finanziert – und bezahlt mit dergrößten Hungersnot der Geschichte. Wenn jener „Große Sprung Vorwärts“ tatsächlich ChinasAufstieg zur Atommacht bedingte, dann hat Maos Bombe ein Vielfaches der Todesopfer vonHiroshima und Nagasaki gekostet – meinen die Detektive Jung und Jon.

Wird dasEkel mit den roten Bäckchen und dem sanften Lächeln, das immer noch in allenKlassenzimmern hängt, auch über allen Stadien schweben, wenn das Olympische Feuer im Jahr2008 nach Beijing kommt? Auch wenn diese Biografie in China nur im Untergrund gelesenwerden dürfte: Jung Chang hofft, dass ihre Demontage das Regime zu schnellererDistanzierung von seinem Gründervater und Massenmörder zwingt. Hinter dem verkrampftenWiderstreben, mit dem die Kommunisten die offizielle Götzendämmerung hinauszögern, könnteauch Furcht vor einer Generalabrechnung stecken. Kein anderes Monster des 20.Jahrhunderts hat die Volksmassen so intensiv an den eigenen Verbrechen beteiligt wie er –und der letzte große Exzess, die Kulturrevolution, fand ihre mehr oder weniger willigenVollstrecker in der Generation, die heute in der Partei den Ton angibt. Zhou Enlai, denHenry Kissinger für einen großen Staatsmann hielt und der zeitlebens nur ein erpressbarerHandlanger Maos war, wurde bei einem Besuch in Paris über seine Meinung zur FranzösischenRevolution befragt. Zhous Antwort, die natürlich als weise und zutiefst ironischaufgefasst wurde, lautete: „Es ist für ein solches Urteil noch zu früh.“ Mag sein, dassdahinter weder Weisheit noch Ironie steckten, sondern nur ängstliche Abwehr: Das Urteilder Geschichte möge lieber unterbleiben.

www.cicero.de


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 14:19
@Mythor

Sehr guter Beitrag. Laß sich interessant.

Doch leider wird auchhier der Versuch unternommen die Taten dieser Unmenschen gegeneinander aufzuwiegen und zuverrechnen.

Nach der Lektüre ihrer Mao-Biografie gab der britischeHistoriker Simon Sebag Montefiore dem Vorsitzenden den Vortritt: Mao sei „das größteUngeheuer von allen“. Der Superlativ überrascht, weil Sebag Montefiore in seinem eigenen"Stalin – Der Hof des roten Zaren" (Cicero, Juni 2005) die Messlatte des Monströsenbereits unerreichbar hoch gesetzt zu haben schien.

Wozu muß mann eineMesslatte anlegen. So fühlen sich vielleicht die chinesischen Opfer besser (beachtet),aber die sowjetischen haben nun ihrerseits das Recht sich als Opfer 2. Klasse zu fühlen,wie es Jung Chang empfand.

Das stelle Mao auf eine höhere moralische Stufeals Hitler oder Stalin. Philip Short kommt bei Jung Chang und Jon Halliday nicht einmalin der Bibliografie vor. Vermutlich eine bewusste Kränkung: Aus der Opfer-Perspektiveerscheint solch ein kalt abwägender Geist wohl als Apologet oder Relativist.

Ganz ungeachter der Vielen über deren Peiniger noch kein Buch geschrieben wurde unddie somit noch auf den hinteren Plätzen dieser abstrusen Rankings stehen.

Was,wie ich glaube, aber noch viel schlimmer wiegt, sind die Massen von Mitläufern, die vonsolchen Tyrann mobilisiert werden können.

Der 17-jährige Anführer derQuälgeister schwang spielerisch seinen Uniformgurt. Jung hatte ihn auf der Schule bisdahin ganz nett gefunden.

Keiner dieser Tyrannen hätte solch ein Unheilanrichten können, wären ihm nicht Tausende zur Hand gegangen und hätten nicht Millionenweggesehen. Ohne ihre Terrorapparate wären sie nie aufgefallen oder wären alsSerienmörder nur - aber schrecklich genug - ein Fall für die Polizei gewesen.

Auch heute noch wüten Mobs, ganz ähnlich den Roten Garden, und peinigen Denunzierteim alten Stil. Mao ist längst tot und hat auf dieses Treiben keinen Einfluß mehr. Das istdas Werk von Menschen, die das aus eigenem Antrieb tun, ohne sagen zu können: "Mao hatbefohlen!".


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 14:22
@KitsuneRyo

"So lange, wie immer wieder Leute gehör finden, wenn sie denHolocaust leugnen und einige sofort bereit sind den abstrusesten Argumenten zu folgenwird es wohl notwendig sein, dem Holocaust ein Halbjahr zuzugestehen."

solangebesteht aber auch idealer nährboden für die vollkommen bescheuerten argumente einer frauknoblauch(die sie sich nebenbei mal in ihr konbloch stecken kann). natürlich muss man vorden von dir erwähnten dingen gewarnt werden, aber ich denke mal, diese "aufklärung"verdient ebenso ein halbes jahr.

"oder wer von Euch hatte Ethikunterricht? "
hab ich, aber wenn ethik früher als 10. kommt, ist es meistens nicht mehr als inlangweiligen themen ein bisschen die sozialverhaltensnote zu verbessern.
hattest DUethikunterricht?


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 14:42
@AMR

Ich denke mal Du meinst Frau Knobloch, Präsidentin des Zentralrats derJuden in Deutschland. Klar einiges mag überzogen wirken, aber bitte worüber sollte mandort ebenso "aufklären"? Das habe ich nicht verstanden.

hattest DUethikunterricht?

Leider nicht! Nur sehr kompetente Geschichtslehrer, die dasfehlende Fach auszugleichen verstanden. Inzwischen wird an unseren Schulen LER -Lebensgestaltung, Ethik, Religion - gelehrt. Und somit glaube ich, dass es mit dieAufgabe des Geschichtsunterrichts ist, dieses Thema ausführlich zu erschließen.

Im übrigen ist es auch noch wichtig, dass das Fach Ethik nicht nur so heißt, sondernauch durch einen guten Lehrplan und noch besseren Lehrkräften den Humanismus näher bringtund verständlich macht.


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 14:44
Hier noch ein kurzes Statement von und über Charlotte Knobloch aus Wiki:

Neben zahlreichen Aufforderungen zum Kampf gegen extreme, einem neuenNationalismus anhängenden Gruppierungen, äußerte Charlotte Knobloch im „Tagesspiegel amSonntag“ vom 11. Juni 2006 aber auch den Wunsch, mehr Patriotismus für Deutschland zuzulassen: „Warum sollen die Deutschen nicht stolz auf ihr Land sein?“. Die Menschen inDeutschland könnten darauf stolz sein, wie man nach dem Kriege „dieses Land mit denHänden aufgebaut habe“. In der selben Argumentation warnte sie auch vor Schuldgefühlen,die in der jungen Generation wegen der deutschen Vergangenheit unberechtigter Weiseexistiert: „Wir müssen alles dafür tun, den jungen Leuten nicht das Gefühl zu geben, sieseien schuldig an der Vergangenheit.“


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 16:06
ähem knobloch natürlich...verschrieben

mit "aufklären" meinte ich, dass einemz.B. mal das programm von so genialen parteien wie dert NPD erklärt wird.
ich meine,man wird nicht gleich zum nazi, wenn man mal ein paar videos über das dritte reich imfernsehen sieht.
viel wichtiger ist , dass vor der gefahr, die heute besteht(sieheoben)
gesprochen wird


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 16:07
oh, punkt vergessen....wie peinlich!


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 16:10
Es gibt da einen gewaltigen unterschied.

Mao hatte angäblich das ziel sein landzu reformieren und "zu verbessern" und es waren opfer aus eigenem land, es wurden vielegetötet. Sehr viele unschuldige usw, einfach getötet.



Bei hitler wares eine systematisches gezieltes töten wofür speziele lager entworfen wurden, an einemvolk der in wirklichkeit mit dem krieg nichts zu tun hatte und der krieg selbst gingnicht gegen erzfeindeo der so, sondern das ziel war ausrotung und eroberung für sich.Dies sind so die eigenschaften die ihm das tital tyran gegeben haben .


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Tyrann 20. Jahrhunderts

11.09.2006 um 16:11
"jetzt frag ich mich und ich stehe wirklich nicht auf Perverse Rechenspiele, wie kann manHitler diesen Titel geben ? und wie kann man Mao immer noch anhimmeln ??? "

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weil immer die sieger die geschichte schreiben !


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