Was ist Glaube?

Hallo,
normalerweise eröffne ich ja keine themen, aber in diesem fall ist es mir "wichtig".

Ich hatte vor ein paar Minuten eine sehr interessante Diskussion mit meinen Eltern, was Glaube ist.(?)
Wir sind in dieser sache nicht ganz ins Reine miteinander gekommen.

Nun meine Frage an euch:

Was IST Glaube für euch?

Glaubt ihr einfach stuhr, was man euch sagt (gesagt hat) und hinterfragt nichts?
Seid ihr der Meinung, dass man auch ohne Glaube gläubig sein kann?
Ist Glaube für euch eine Kuriosität und versteht ihr nicht, wie leute vermeindlichen Schwachsinn einfach so glauben?

Ich für meinen Fall bin katholisch.
Eigentlich zähle ich mich aber nicht mehr zu diesen - ich würde sagen ich zähle mich zu den "Realisten", kurz: Ich glaube nicht jeden Schrott, den man mir vorsetzt.
Bei mir ist es so, dass ich gläubig bin OHNE gläubig zu sein (außer in meinen Papieren)

Ich meine: ist nicht jedes Geglaubte - jedlicher Art - eine Art von Glauben?
Kann ich nicht für mich eine individe Religion haben, in der ich das glaube, was für mich wert ist zu glauben?

Viel Spaß beim diskutieren;)

@Haifan

Kann ich nicht für mich eine individe Religion haben, in der ich das glaube, was für mich wert ist zu glauben?

Das ist der einzig richtige Weg.

Glauben ist sowas wie Vertrauen. Vertrauen darin, dass das was du in deiner Welt siehst wirklich die absolute Wahrheit ist, und das du in dieser Wahrheit den richtigen Weg folgst.

Glauben darf nicht stur sein, er muss sich entwickeln, immer weiter, denn in Wahrheit können wir die Absolute Realität unmöglich fassen, deshalb vertrauen (glauben) wir - aufgrund unser Erfahrungen (hoffentlich) - darauf, dass unsere Ansicht der Welt dem Absoluten nahe kommt.

Wir haben immer nur eine relativierte Sicht der Dinge, deshalb bin ich auch der Meinung, dass jeder Mensch etws glaubt, denn Glaube ist nichts anderes als der Weg der uns von unserer kleinen Welt auf das große Ganze schließen lässt...

In der Schule hat unser Lehrer einmal trffend Bemerkt "Glauben heist nichts genaues Wissen"

Bezogen auf den Christlichen Glauben bedeutet dies für mich als Person, das ich zwar in einem bestimmten Grad an einen Gott glaube, der aber für mich nicht unbedingt dem der Bibel (welche ja auch in den letzten Jahrhunderten, je nach Ansicht der Herrschenden Päpste nach deren Gutdünken und Überzeugungen imer wieder umgeschrieben wurde) entspricht. Daher kann mir keiner erzählen dieses oder jenes in der Bibel sei eine Tatsache, da es halt keiner genau wissen/beweisen kann.
Soll heissen: Jeder Mensch soll seine Spiritualität leben wie ER es für richtig hält und "sein Heiliges Buch" nicht als Tatsache hinnehmen; Aber schon garnicht blind glauben, was andere erzählen.

Ist nur meine Meinung; Will auch niemanden von diesem Überzeugen, da jeder seinen Glauben für sich leben und erfahren soll!

Jeder Mensch hat seinen Glauben. Und ich glaub ich trink noch einen.

Glauben ist Selbstbetrug. Glaube ist die Lüge zu wissen, was nicht gewusst werden kann. Glauben heißt scheinbare geistige Sicherheit, statt geistige Freiheit. Ein geistiger Käfig, in den sich Leute freiwillig einsperren lassen, weil er luxuriös ausgestattet ist.

Um es etwas weniger hart auszudrücken:
Glaubende brauchen geistige Sicherheit, und akzeptieren deshalb einen Gedanken als fundamentale Wahrheit, an der sie sich festhalten können.
Die Welt verändert sich, Dinge fallen auseinander, Leute sterben, aber das Dogma bleibt. Und so ist für den Glaubenden das Dogma das einzig unvergängliche und ewige; ein starrer Gedanke, an dem sie sich festhalten.

scheibare Sicherheit, statt Freiheit der Gedanken

wer's braucht...

das gilt übrigens nicht für religiösen glauben, sondern für alles, das man als Wahrheit akzeptiert

Jeder Mensch hat seinen Glauben. Und ich glaub ich trink noch einen.

!! :cool:

>Glaube< ist eine dogmatische, hypokritische Entschuldigung dafür, dass man keine Antwort auf gewisse Fragen hat.

Nö. Wissen ist die Vorstufe von Glaube.

@jofe
"Glauben heist nichts genaues Wissen"

Punkt. Den Spruch kann man sich getrost einrahmen. Mehr Wahrheit ist kaum möglich.

Glauben bedeutet für mich auch, die Ungewissheiten, die Unwägbarkeiten des Lebens, den Tod oder die täglichen Gräuel und Mysterien irgendwie zu erklären.

glaube ist nichtwissen und für wahr halten

Ich mag das Wort "Glauben" im Zusammenhang mit Religionen nicht. Denn es schildert eine Art Unsicherheit und Vermutung.

Ganz im Gegenteil erwartet der Glaube an Gott hundertprozentige Gewissheit, die man lediglich durch Überzeugung erlangen kann.

Und wenn Überzeugung da ist, ist auch Wissen da.

Afterlife schrieb:Und wenn Überzeugung da ist, ist auch Wissen da.

Das stimmt nicht, wenn jemand von etwas überzeugt ist, dann muss seine Überzeugung nicht der Realität entsprechen. Mit Wissen hat Überzeugung nichts zu tun.

Ansichtssache. Man glaubt auch an die Evolution und sagt, dass man es weißt. Dabei hat keiner den Evolutionsgang live erlebt.

Diese Sache könnte man auf alles mögliche beziehen. Elektrizität zum Beispiel, Strom hat man auch nie mit Augen gesehen. Dennoch weißt man es, dass es sie existiert. Denn man ist überzeugt davon, weil der Mensch dafür die entsprechenden Beweise für sich hat.

Die einen Glauben weil sie inneren Ausgleich suchen...

die anderen schliessen sich zusammen um gemeinsam mit der Masse zu verschmelzen !

Was Glaube ist ? Eine Art "Antihaltung gegenüber das selbst ständige denken"
Natürlich kann man alles als Glaube bezeichnen, man muss sich nur fragen

- wo ist es glaube
- wo ist es Religion

denalle schrieb:Das stimmt nicht, wenn jemand von etwas überzeugt ist, dann muss seine Überzeugung nicht der Realität entsprechen.

da stellt sich doch die grundlegende frage, inwieweit es überhaupt eine objektive realität gibt. jeder nimmt die welt auf seine ganz individuelle weise wahr und diese wahrnehmung bestimmt die individuelle realität des lebewesens.

was jeder für sich wahrnimmt entspricht seiner realität. wenn jemand die erfahrung macht bzw eine wahrnehmung, dass er von aliens entführt wurde, dann ist das realität, er hat es wahrgenommen. das heißt nicht, dass er wirklich von aliens entführt wurde, aber man diese wahrnehmung als realität akzeptieren, er ist davon überzeugt für ihn ist es geschehen.

keine der wahrnehmungswelten, von denen es so viele gibt wie die anzahl der lebewesen, ist weniger wahr, als die des anderen.

ramsi schrieb:glaube ist nichtwissen und für wahr halten

jop. genau das.

Afterlife schrieb:Ganz im Gegenteil erwartet der Glaube an Gott hundertprozentige Gewissheit, die man lediglich durch Überzeugung erlangen kann.

Und wenn Überzeugung da ist, ist auch Wissen da.

Glauben ist also das ideologische Beseitigen von eigentlich vorhandenem, berechtigtem Zweifel, willst du das sagen?
Sich selbst davon überzeugen, dass etwas wahr ist, obwohl man es nicht wissen kann.
also nichtwissen und für wahr halten

"wenn überzeugung da ist, ist auch wissen da"

also WUSSTEN die Leute des Mittelalters, dass die Erde eine Scheibe ist und dass sich die Sonne um die Erde dreht, interessant

Afterlife schrieb:Ansichtssache. Man glaubt auch an die Evolution und sagt, dass man es weißt. Dabei hat keiner den Evolutionsgang live erlebt.

Für die Evolution gibt es Beweise, sodass man zu 99,999% davon ausgehen kann, dass sie passiert.
Für den Weihnachtsmann, Superman, Zeus, Gott und Konsorten gibt es keine Beweise. Das sind alles Geschichten, die sich jemand ausgedacht hat. Wenn es Beweise gäbe, müsste man es nicht "glauben" nennen - man könnte es wissen.
Aber Glauben heißt ja; etwas, das man nicht weiß zu wissen glauben.

ramsi schrieb:glaube ist nichtwissen und für wahr halten

@lesslow

Aber in der Frage nach der Existenz Gottes ist es doch eindeutiger: Man kann überzeugt sein, dass es ihn gibt, man kann aber auch überzeugt sein, dass es ihn nicht gibt, und nur eine der Überzeugungen kann mit der Realität übereinstimmen.

@denalle
vielleicht ist es letztendlich auch gar nicht wichtig ob es einen gott gibt. wenn ich in der überzeugung lebe, dass es keinen gott gibt, ist es für mich so und ich gestalte mein leben dementsprechend und handle danach. bin ich überzeugt das etwas gibt, dass wir gott nennen, so gestalte ich mein leben danach, integrier die überzeugung einfach in das konstrukt meiner realität und wahrnehmung. der mensch selbst ist es der den sinn seines lebens und der dinge konstruiert.

oftmals beobachte ich auch, dass menschen nicht gott an sich ablehnen, sondern das christliche bild über diesen gott. demnach lehnt der mensch nichtmal gott ab, sondern ein sinngebungskonstrukt der kirche.

wer sich mit anderen religionen beschätigt, der wird sehr schnell merken, dass dort die beschreibung dessen, was gott ist und ausmacht, vollkommen anders aussehen und sogar in einigen fällen wunderbar vereinbar ist mit moderner wissenschaft und sehr viel realer ausschaut, als das christliche bild "gottes".

ich persönlich bevorzuge zum beispiel die vedische beschreibung gottes, die mir sehr viel einleuchtender erscheint und wissenschaftlich fundierbarer erscheinen.

letztendlich ist es aber auch hier so, dass jeder die beschreibung des gottes in einer religion auf seine eigene weise und seinen konditionierungen, wahrnehmungsschablonen nach deutet und konstruirt.

lesslow schrieb:vielleicht ist es letztendlich auch gar nicht wichtig ob es einen gott gibt. wenn ich in der überzeugung lebe, dass es keinen gott gibt, ist es für mich so und ich gestalte mein leben dementsprechend und handle danach. bin ich überzeugt das etwas gibt, dass wir gott nennen, so gestalte ich mein leben danach, integrier die überzeugung einfach in das konstrukt meiner realität und wahrnehmung. der mensch selbst ist es der den sinn seines lebens und der dinge konstruiert.

Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu.

der glaube -auch wenn dieser begriff sehr schwammig und undifferenziert ist, wie wir ihn benutzen- ist ebenso auf die wissenschaft zu übertragen. man könnte auch ein bestehendes paradigma als glaubenssatz definieren.

wir haben zum beispiel den glauben an ein 4dimensionales model nach einstein.
wir folgen in der wissenschaftlichen mainstream dem glauben an ein cartesisch-newtonsches paradigma, nach dem der geist durch die materie determiniert ist und durch diese entsteht.

manche menschen haben den glauben, der durchaus aus diesem wissenschaftlichen paradigma entspringt, dass nach dem physischen tod das individuum gänzlich ausgelöscht ist und damit alle inhalte des lebewesens. erinnerungen, gedankentätigkeit, kreaitivität, leben, erfahrungen, usw. die große schwärze.

all das ist und bleibt nicht mehr als der glaube an ein wissenschaftsparadigma, dass genauso wenig bewiesen ist und nur ein theoretisches konstrukt oder dogma darstellt.