Es gibt ja noch ne weitere Zweibeinigkeit, nämlich unsere eigene. Aber wir fallen da aus dem Rahmen, sind also überhaupt nicht konvergent zweigebeint. Wenn konvergente Evolution etwas mit Zwangsläufigkeit zu tun hat, dann ist unser aufrechter Gang wie's scheint nur eine versehentliche Laune der Natur, ein Unfall gar.
OK, immerhin gibts ja auch die Pinguine. Auch die haben eine aufgerichtete Körperachse, also keinen T-Querbalken. Also doch ne zweite Bipedie-Konvergenz? Nicht wirklich. Denn Pinguine sind vor allem: Schwimmer. Das ist ihre bevorzugte Bewegungsweise, an die ihr Körper angepaßt ist. Nur an Land, da nützt ihnen das herzlich wenig.
Auch andere Vierbeiner stehen oder gehen zuweilen zweibeinig. Hunde kann man darauf dressieren, Bären tuns, Mäuse und Ratten, Affen, Murmeltiere, Präriehunde und Erdmännchen, selbst große Komodovarane und kleine Eidechsen. In dem Falle bilden die alle kein T aus, sondern richtn ihre Körperachse auf. Denn ein T funktioniert ja nur, wenn die Körpermasse des T-Querbalken zu beiden Seiten ungefähr gleich verteilt ist. Das aber ist bei sich vierbeinig fortbewegenden Landwirbeltieren gemeinhin nicht gegeben. Mit waagerechter Körperachse würdense beim Stehen/Gehen nur auf Hinterbeinen ständig aufs Schnäuzchen fallen. Also bleibt den Vierbeinern gar nichts anderes übrig als "wenn zweibeinig, dann aufrecht".
Und das gilt eben auch für Pinguine. Sie sind keine wirklichen Zweibeiner, müssen halt nur an Land häufig zweibeinig laufen. Also richten sie sich auf wie Bär & co.
Auch die echten Zweibeiner im Tierreich müssen so angefangen haben. Bei einigen im Vorpost sieht man es noch, daß das Körpergewicht von Rumpf bis Kopf noch deutlich mehr ist als das auf der anderen Seite der Hinterbeine, der Schwanz also. Dennoch haben alle diese Vierbeiner, die zur Zweibeinigkeit übergegangen sind, die Aufrichtung der Körperachse allenfalls als Übergangslösung genutzt, seind eaem nde dann aber doch zur T-Anatomie übergegangen. Die wirkliche anatomische Veränderung lief also nicht beim Umbau der Wirbelsäule ab, damit die für den aufrechten Gang fitgemacht wird, sondern die Hüfte wanderte weiter in Richtung Körpermitte bzw. der Rumpf wurde verkürzt und/oder der Schwanz verlängert.
Einzig der Mensch hat eine echte Bipedie mit aufgerichteter Wirbelsäule. Neben zahlreichen anatomischen Veränderungen, die Wirbelsäule und die Aufhängung der inneren Organe betreffend, ist ein Punkt besonders wichtig: der Körperschwerpunkt. Bei uns liegt der ungefähr dort, wo der Rumpf mit den Fortbewegungs-Extremitäten verbunden ist, also der Becken-Hüft-Bereich. Wer sich je über ein Geländer gelehnt und dann die Beine vom Boden gelöst hat, weiß, daß man nur dann sicher im Gleichgewicht "schwebt", wenn man genau mit diesem Körperbereich aufliegt. Dies ist wesentlich für einen effektiven aufrechten Gang. Sieht man auch gut an den Pinguinen, die da weit unbeholfener durch die Landschaft watscheln (das sieht bei denen nicht nur unbeholfen aus). Auch kleine Kinder fallen häufiger hin, weil deren Körperproportion, vor allem der in Körperrelation sehr große Kopf, den Schwerpunkt deutlich über das Becken hinaus verschiebt.
Wir sind also wirklich die einzigen auf Erden, die die Bipedie mit aufgerichteter Wirbelsäule erreicht haben (ok, und auch unsere engsten Verwandten und Vorfahren wie Neandertaler, Australopithecus & co.). Auch die Pinguine sind keine Konvergenz zu uns.
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Warum ich dieses Herausfallen der menschlichen Zweibeinigkeit so herausesetreiche? Nun, es gibt immer wieder mal, auch hier auf Allmystery, Überlegungen dazu, wie wohl intelligentes nichtmenschliches Leben aussehen müßte - z.B. ET. Schnell kommt man da auf "humanoid". Selbst Wissenschaftler entblöden sich nicht, menschliche Anatomie als geradezu zwingend hervorzukehren. Klar brauchts ein Paar von Extremitäten, mit denen andere Dinge gemacht werden können als Laufen. Also Zweibeinigkeit. OK, Vierfüßigkeit wird da schon mal einfach vorausgestzt, obwohl es auch sechsbeinige Insekten, achtbeinige Krebstiere und Spinnen oder zigbeinige Tausendfüßer gibt. Aber selbst wenn wir mal nur Vierbeinigkeit voraussetzen: der menschliche aufrechte Gang ist eben
nicht die übliche Konvergenz, sondern die singuläre Ausnahme für die Bipedie.
Vor ein paar Jahrzehnten hat ein Paläontologe mal darüber nachsinniert, was passiert wäre, wenn die Dinos nicht ausgestorben, sondern weiterhin die dominierende Gruppe auf Erden geblieben wären. Wenn da was Intelligentes bei herumgekommen wäre, wie hätte das dann wohl ausgesehen? Er kam hierauf:

Nicht, weil diese Abänderung irgendwie notwendig wäre, um eine perfekte Zweibeinigkeit samt freier Vorderbeine hinzubekommen. Nicht, weil Schwanzlosigkeit für Intelligenz notwendig ist. Nicht weil Intelligenz nur mit senkrechter Wirbelsäule möglich ist. Sondern weil auch Experten nicht wirklich bedenken, was zum Intelligentsein anatomisch relevant ist. Und lieber ihr eigenes Menschenbild unbewußt voraussetzen als "so muß Intelligenz". Quasi: zwingende Konvergenz.