Am 26. Januar ist es soweit: Pluto wechselt in den Steinbock

Am 26. Januar ist es soweit: Pluto wechselt in den Steinbock' - Beitrag von Petra Dörfert M.A.Am 26. Januar 2008 ist es wieder einmal soweit: Pluto verlässt nach dreizehn Jahren den Schützen und schlägt im Steinbock ein neues Kapitel auf.

Was bedeutet das auf der kollektiven Ebene? Plutos Aufgabe besteht darin, die Schattenseiten der Sternzeichen sichtbar zu machen, in dem er diese auf die Spitze treibt und durch Krisen erlöst. Immer wenn Pluto das Zeichen wechselt, gelangen daher neue Themen auf die Tagesordnung, was wiederum gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht. Pluto in der Waage (1971 – 1984) brachte so zum Beispiel die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, Ehen nur um des schönen Scheins willen aufrecht zu erhalten, wie man das jahrhundertelang getan hatte. Das Resultat war: Die erste Scheidungswelle rollte. Unter Pluto in Skorpion (1983 – 1995) mussten wir hingegen Tschernobyl und das Aufkommen von AIDS erleben – womit klar war, dass sich gewisse Tabu-Themen nicht länger unter den Tisch kehren ließen.

Die vergangenen Jahre waren von Pluto in Schütze (1995 – 2007) geprägt. Das Sternzeichen Schütze ist lebensfroh und optimistisch – kein Wunder, dass sich nun die Spaßgesellschaft noch einmal so richtig austoben konnte. Ausdruck des neuen Lebensgefühls war der Techno, der zwar von Soundtüftlern schon vor 1995 entwickelt wurde, Mitte der 90er Jahre jedoch plötzlich einen Durchbruch in Richtung Massenkultur erlebte. Die vielfach kopierte „Love Parade“, auf der bis zu einer Million Jugendliche einfach nur Spaß haben wollten, vermochte ein relaxtes Energiefeld zu kreieren, das die Utopie von „Liebe und Frieden für alle“ tatsächlich einen historischen Moment lang einlöste. Leider mischten sich jedoch auch bedrohliche Züge (Pluto) mit ein: Die Partydroge „Ecstasy“ erzeugt eine leere Euphorie und ermöglicht den Spaßhungrigen, bis zum Kollaps durchzutanzen – was leider so manchem das Leben kostete.

In anderen Weltteilen fand Pluto in Schütze hingegen einen völlig anderen Ausdruck: Nicht der Spaß wurde hier bis zum Exzess getrieben, sondern die Sinnsuche wurde überstrapaziert, die eine andere Facette des Schütze-Zeichens darstellt. Sowohl im islamischen als auch im christlichen Fundamentalismus schien plötzlich die mittelalterliche Kreuzrittermentalität wieder aufzuerstehen: Erschütterndstes Ereignis in dieser Hinsicht war sicherlich der 11. September - aber auch in christlichen Kreisen beginnen sich neue Formen von Intoleranz und Engstirnigkeit auszubreiten.

Die Globalisierung ist natürlich ein Schütze-Thema par excellence, da der Schütze gar nicht anders kann, als zu immer neuen Horizonten aufzubrechen. Seine Sehnsucht nach der „großen weiten Welt“ ist in den Zeiten der Billigflieger fast universell einlösbar geworden. Aber auch hier sind die Fehlentwicklungen (Pluto) nicht mehr zu übersehen: Der Massentourismus führt dazu, dass Naturschutzgebiete vermüllen, Wale und Delphine vor lauter „Whale-watching“ nicht mehr zur Ruhe kommen – und eigentlich ist angesichts der Klimakatastrophe die Vielfliegerei ohnehin nicht mehr zu verantworten. Dass der Flug in die Sonne auch tödlich enden kann, hat dann auch noch der Tsunami schockierend vor Augen gestellt.

In der Wirtschaft machte sich Pluto in Schütze als Expansionseuphorie (Schütze) mit fatalen Auswirkungen (Pluto) bemerkbar: Es gab mehrere Aktienhypes, die die Anleger viel Geld kosteten, und im Zuge von angeblich unausweichlichen Fusionen entstanden Mega-Konzerne, die sich häufig als unrentable Dinosaurier entpuppten. Das Konsumrad dreht sich nach wie vor schnell, und noch scheint sich keiner ernsthaft daran zu stören, dass der begeisterte Drang, in immer schnellerer Folge die neuesten Produkte kaufen zu wollen, die Müllberge wachsen lässt, die private Verschuldung in die Höhe treibt und das Qualitätsniveau der Waren immer weiter absenkt. Die Globalisierung führt zudem auch zu Veränderungen in der Weltwirtschaft, die sich in Deutschland vor allem mit der Abwanderung von Betrieben in Billiglohnländer bemerkbar macht. Pluto in Schütze scheint so auch China wachgeküsst zu haben, das momentan eine unglaubliche Wirtschaftsentwicklung erlebt.

Unter Pluto in Schütze erlebte die Welt übrigens auch ihre zweite Medienrevolution (Internet, Handy, digitale Speichermedien) und damit einen neuerlichen gewaltigen Beschleunigungsschub (Schütze = Geschwindigkeit). Wurden unter Pluto in Zwillinge (1894 – 1913), dem Gegenzeichen des Schützen, wichtige Einzelmedien entwickelt, wie z.B. Fotografie und Kino, besteht die große Vision nun in der Bündelung aller verfügbaren Informationen im Internet. Damit sehen sich die gestressten Hirne der Menschen allerdings einer Datenflut ausgesetzt, die ihre kognitiven Fähigkeiten immer wieder überfordert, ja geradezu „durchdrehen“ lässt (Pluto als „Überwältiger“!).

Was aber ist nun unter Pluto in Steinbock (2008 – 2024) zu erwarten? Viele Esoteriker fürchten, dass es zu Kriegen und Katastrophen kommen könnte, die eine Zerstörung (Pluto) aller bisherigen Strukturen (Steinbock) herbeiführen. Da die expansiven Tendenzen unter Pluto in Schütze jedoch bereits ein unbekümmertes Wegfegen überkommener Strukturen erzeugt haben, scheint ein neuer Konservatismus, d.h. eine Rückkehr zu stabilen Steinbock-Werten, wie Halt, Sicherheit und Solidität, viel wahrscheinlicher. Pluto in Steinbock bietet die Chance, all jene Entwicklungen, die unter Pluto in Schütze atemlos und übersteigert vorangetrieben wurden, abzubremsen und in einer sinnvollen Weise zu festigen. Viele sehnen sich jetzt schon danach, dass es etwas langsamer vorangehen möge und wieder Qualitätskriterien statt Phrasen eine Rolle spielen, und genau das kann unter Pluto in Steinbock erreicht werden. Die Gefahr besteht allerdings darin, dass, wie so oft, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird und das Pendel zu stark in Richtung Konservatismus und Ordnungsfanatismus umschlägt – der Staat zum Beispiel winkt ja schon mit neuen Ideen in Sachen innere Sicherheit…..

Zudem besteht natürlich durchaus die Gefahr, dass sich die Welt in neue Blöcke aufteilt, die sich aufgrund von Unvereinbarkeiten gegeneinander abschotten und verhärten, wodurch in fernerer Zukunft tatsächlich Zusammenstöße auf der politischen Ebene möglich wären. Kandidaten für eine solche Entwicklung sind die USA, die schon jetzt den Alleingang proben, das expansionshungrige China sowie die fundamental-islamistische Welt. Und auch die EU befindet sich momentan in der Klemme zwischen schützehaftem Expansionsdrang und steinböckischer Grenzziehung: Das optimistische Einlassen immer neuer Mitgliedsländer hat zu einem chaotischen Wachstum geführt (Schütze), das die ohnehin schwachen Strukturen der EU ernsthaft zu untergraben beginnt. Der an sich notwendige Schlussstrich unter die Erweiterung bietet hingegen die Chance auf Stabilisierung (Steinbock), wird aber zwangsläufig zu einer Abschottung gegenüber Ländern führen, die sich zu Recht fragen dürfen, warum ausgerechnet sie es nicht geschafft haben, aufgenommen zu werden.

Aber auch wenn Pluto in Steinbock neue Konflikte mit sich bringen mag, bietet er in erster Linie die Möglichkeit, die Weltprobleme endlich von einer völlig neuen Warte aus anzugehen: Es steht dringend eine Konsolidierung an, und schon jetzt wird sehr viel von Nachhaltigkeit gesprochen – möglich, dass es sich hierbei um die ersten Vorboten der neuen Steinbock-Zeit handelt, deren wir nach einer Überdosis Schütze-Sorglosigkeit so dringend bedürfen.