Zu atmen fällt schwer… Die Kraft ist fort und zurück bleibt das Gefühl der Trauer.

Ich glaubte, wenn ich einmal erfahre, dass man mich wahrhaftig liebt, dann würde es eine der wundervollsten Erfahrungen sein, die ich je gemacht habe… Stattdessen sitze ich hier mit zitternden Händen und einer tobenden inneren Unruhe. Ich trinke ein Glas nach dem anderen aus Verzweiflung und komm mir so angeschlagen vor… zum ersten Mal nach langer Zeit, kann ich nur schemenhaft verstehen was ich fühle… Ich versuche zu ordnen und zu verstehen…

Sie schreibt, dass sie mich liebt und noch viel mehr als dies… Es ist ein so wunderbarer Brief und wohl das Schönste was ich je gelesen habe… und doch bin ich so zornig… Aber warum? Diese Wut ist unbeschreiblich, ich weiß nicht worauf ich wütend bin… Ich versuche es zu verstehen, aber die Gedanken wandern in Tausend Sphären, so dass Klarheit nur schwerlich zu erreichen ist…

Vielleicht… Habe ich mich selbst belogen? Will ich denn gar nicht geliebt werden? Habe ich mich schon so mit dieser Einsamkeit abgefunden, dass ich gar nicht mehr glücklich sein und geliebt werden will? War es vielleicht einmal so und wurde dann nur noch ein rudimentäres Wunschdenken, um etwas geheuchelte Hoffnung zu bewahren? Ich bin mir nicht sicher…

Oder ist es etwas anderes? Bin ich so zornig darüber, weil es in der Zeit kommt, in der ich mich längst mit der Lieblosigkeit der Welt abgefunden habe und deswegen wieder ein neues Weltbild kreieren muss?

Aber womöglich bin ich auch nur so zornig, weil sie nur glaubt mich zu lieben, aber es in Wahrheit gar nicht tut… Zumindest nicht mein wahres Ich… Sicher kennt sie einen gewissen Aspekt meiner selbst… Jene Rollen die ich nur zu gern einnehme, um niemanden mit meinen wahren Charakterzügen zu belasten oder zu belästigen… Sie kennt vielleicht eine Lüge die ich spiele… Eine Rolle in einem Spiel, in dem man nur verlieren kann… Doch mich, wie ich wirklich bin, davon hat sie keine Ahnung… Und so wurde die Lüge die ich spiele, etwas Liebenswerteres, als mein kümmerliches, wahres Ich es jemals war und womöglich je werden wird… Ja, ich denke, darüber bin ich so wütend… Es ist, als würde ich einen Brief lesen, von dem ich mir wünschen würde, er wäre an mich gerichtet, doch mit Gewissheit wüsste, dass er für jemand ganz anderen bestimmt ist.