Ich mag es nicht sonderlich – aber es muß sein. Bei manchen nur einmal in der Woche, dann aber richtig groß – und viel, bei anderen, so wie bei mir – immer etwas weniger, aber dafür jeden Tag….nur nicht sonntags.
Am liebsten bin ich dabei ganz für mich alleine, was sich aber nicht immer so einrichten lässt, meistens bin ich mit vielen anderen, zum Teil mir völlig fremden Menschen in ein und denselben Raum, und ich fühle mich dabei richtig beobachtet.
Das ist dann von Anfang bis zum Ende dieser Tortour mehr als lästig, anstrengend und nervenaufreibend…..
Ich rede vom Einkaufen.

Ich habe in meinem Wohnort einen „ Stamm-Supermarkt“. Ich mag diese modernen Abfertigungshallen des vakuum-verpackten MDH-Konsums nicht sonderlich – bin aber letzt-endlich wie fast jeder von uns auf so eine Einrichtung angewiesen……“Selbstversorger“ ist nicht möglich, da ich weder ausreichend große Weideflächen für die Milchviehzucht, noch entsprechende Stallungen für die Geflügel-und Schweinefleischproduktion besitze, ganz zu Schweigen von der erforderlichen Größe an Agraflächen, um meinem Jahresbedarf an Brot und sonstigen Backgut zu decken.

Also muß ich eben Einkaufen gehen…bzw. fahren, womit auch immer.
Im Regelfall bevorzuge ich das Auto, nicht zu letzt wegen des höheren Ladevolumens – im Vergleich zu meinem Rucksack……Ich halte nicht viel von „ Vorratshaltung“ – kaufe viel lieber täglich frisch ein – soweit das eben möglich ist….
Selbst benötige ich nicht viel – im Essen bin ich eher bescheiden – bevorzuge einfache Kost – mit anderen Worten: ich zu faul zum kochen, esse gerne kalt. Das vereinfacht meinen Einkauf ungemein – ich benötige täglich immer wieder die gleichen Artikel…das mag nach einer sehr einseitigen Ernährung klingen – und das ist es auch!
Aber diese Art der Ernährung verkürzt den Aufenthalt im Supermarkt auf ein Minimum an Zeit, vorrausgesetzt – ja, vorrausgesetzt man steht an der Kasse nicht am Ende einer 12 Personen umfassenden Schlange – jeder mit brechend vollen Einkaufswagen. Dieses mich tag-täglich auf´s neue heimsuchende Phänomen begreife ich umso schwerer, da ich jedesmal beim Betreten des Marktes keinen einzigen Menschen an der Kasse entdecken kann, und ich für meinen Durchlauf weniger als 2 Minuten benötige. Doch dann, urplötzlich, beim Einbiegen auf die Zielgerade im Labyrinth der rechtwinkligen Gassen des farbenrpächtigen Konsumstempels der Schock:
Mindestens 3 – 789 Personen vor mir an der Kasse…an der einzigen Kasse im ganzen Markt, wohlgemerkt!
Meine Gedanken manifestieren sich in Richtung einer Verschwörungstheorie mit dem Ausmaß der des Kenedy-Attentats…..mindestens….oder der des 11. Septembers.

Zum Glück hat so ein moderner Einkaufswagen am hinteren Ende unten noch so ein ausklappbares Zusatzfach, in dem eigentlich ein Getränkekasten Platz finden sollte…
Wer sich jedoch schon mal sein Schienbein an dem dann hervorstehenden Getränkebehältnis aus Kunstoff gestoßen hat, stellt nie mehr die Wasserkiste auf diese Ablage, sondern viel lieber mindestens einen seiner beiden Füße darauf, weil dies dann eine viel bequemere „ Warte-Position“ ergibt……und „ cool“ sieht´s ja obendrein auch noch aus…..mehr oder weniger…..

Trotz modernster Scanner-Technik bei der Preiserfassung am „ Kunden-Check-Out-Terminal“ –also an der Kasse - legt die Kassiererin eine Gelassenheit an dem Tag, das man neidisch werden könnte. Das Essenstempo eines südamerikanischen Amazonas-Dreifinger-Faultiers beinhaltet dagegen noch das Riskio eines Geschwindigkeitsrausches….aber wie wir alle wissen: „In der Ruhe liegt die Kraft“.

Um mich etwas von der Warterei abzulenken beschließe ich möglichst unauffällig die Inhalte der vor mir stehenden Einkaufswägen zu sichten, um mir dann in meiner Phantasie auszumalen, was es den heute abend bei wem wann und warum wie zum Abendessen geben …..und wer aus der Familie erneut über Spagetti Bolognese bzw. Ravioli aus der Dose maulen wird……

Ohh! – ein Lichtblick.- eine etwas betagtere Kundin ist soeben abkassiert worden – 23,67.- Euro macht die Zeche. Es freut mich zu sehen, das die rüstige Oma sehr auf Sicherheit bedacht ist – und bis zur akustischen Offenbarung der Endsumme durch die Kassendame ihren Geldbeutel feinst säuberlich am tiefsten Punkt ihres perfekt verschnürten Einkaufskorbes vom Typ „ Gretel – rot-weiß“ – Modell 1977 verwahrt hat.
Was ich nun zu sehen bekomme, muß im Detail geschildert werden:
Auf der sogenannten „NachScan-Ablagefläche“ – das ist dieser kleine Platz nach dem Scanner – auf dem bereits erfasste Ware so lange liegen sollte, bis man sie entweder wieder im Einkaufswagen - oder eben schon im eigenen Transportbehältnis verstaut hat – türmte sich so etwas ähnliches wie eine moderne Architektur-Sklputur aus Butterpäckchen, Puddingbecher, Gebißreiniger-Tabs und einem komplexen Bündel von Karotten mit Grün – und einigen anderen nicht näher definierbaren Artikeln…..de Facto: Kein Platz mehr, um o.g. Einkaufskorb abzustellen……also wird dieser wieder in den Einkaufswagen zurückgestellt, und mit zittrigen Fingern an dem vorbildich geknüpften Knoten genesselt, der das rot-weiß-karierte Tuch des Korbes perfekt verschnürt und den Inhalt des selbigen vor dem Zugriff durch Taschendiebe schützt.
Na, wer sagt´s den – nach kurzen 6.5 Minuten ist´s geschafft – das Tuch entknüpft – der Korb geöffnet – nun kann ja bezahlt werden. Was macht es nochmal???? 23,67??? „Moment, ich habs passend“…….Dieser Satz dringt wie ein Dolchstoß in mein Gehirn – mein Blutdruck steigt schlagartig um das Doppelte an……“ Also, hier ein Zwanziger, hier ein Euro, und Moment – ich weiß doch, das ich noch einen habe- ach ja, hier – und wieviel fehlt jetzt noch?
Ach ja – Augenblick bitte, ich habe noch Kleingeld im anderen Geldbeutel, ich habs ja gleich….der ist in meiner Handtasche….weiter Minuten vergehen – bis endlich – und ein Aufatmen geht durch die ganze Schlange – der zweite Geldbeutel aus den Untiefen der Handtasche ans Tageslicht gefördert wurde…..So. hier sind noch ein weiterer Euro – ein 50 Centstück und…….Ach herrje – jetzt reicht es doch nicht – geben sie mir mal wieder alles zurück – ich gebe ihnen doch lieber ein 50.-Euro Schein…..“

Selbstverständlich denkt unsere liebe Oma nicht im geringsten daran, ihren Einkauf schon mal einzupacken – nöööö, zuerst muss das zurückerhaltene Geld ordnunsggemäß wieder in die entsprechenden Geldbörsen verstaut werden – im Anschluß daran wird penibelst auf das Wechselgeld von dem Fünfziger gewartet – dies selbstverständlich sofort 3 x nachgezählt ( steht ja auf den schönen Schild an der Kasse: Wechselgeld bitte sofort nachzählen, spätere Reklamationen……usw.“ )
Als die Gute endlich auch noch ihren Gebißreiniger eingekorbt hatte, geht es ein Stückchen weiter….nächster zahlungspflichtiger Dr. Oetker- Kosument ist wohl einer von der Studenten-Fraktion – Typ „ BWL-er“ – schätze 5. oder 6 Semester. Nur 5 Artikel im Korb – geht ja schnell….... „7,89.-„ „ Ich zahl mit Karte!“
Klaro, bei solch einer Summe bietet sich der bargeldlose Zahlungsverkehr ja bestens an, er drängt sich einem ja förmlich auf……und wäre ja auch praktisch – wenn, ja wenn….eines der beiden involvierten Technik-High-Lights auch funktionieren würde,,,,,,,,,“ Karte geht nich“ sagt die Kassendomteuse – und schulterzuckend meint unser Studi: Dann muß ich es hier lassen, Bargeld hab ich keines dabei“
Die Stornieraktion nahm weitere Minuten in Anspruch…….

Der nächste säumige Zahler scheint einer von der schnellen Truppe zu sein – von der ZU schnellen Truppe, wie sich mit einem lauten Klirren herausstellt: Zwei nach einem kurzen nahezu senkrechten Flug auf dem Boden zerschellte Literflaschen „Weilheimer Traubensaft - naturrot“ machen aus dem weiß gefliesten Kassenbereich eine „Crime Scene“ mit riesiger Blutlache………das Aufwischen der klebrigen Saftbrühe wird umgehend erledigt – die Verzögerung beim Abkassieren beläuft sich auf unter 10 Minuten……

Mittlerweilen bestens über den langjährigen Krankheitsverlauf von Frau Rillenbrink und Frau Heberweide informiert – das sind die beiden Damen vor mir, die sich in all der Zeit angeregt u.a. über all die unterschiedlichen Arten von Ekzemen und Furunkeln unterhalten haben, die sich im Laufe eines Lebens so am und im Körper bilden und einfinden können, nähere ich mich langsam aber sicher der schwarz-weiss-karrierten Zielfflagge – der Kasse!

Wäre es Frau Rillenbrink nicht in aller letzten Augenblick noch eingefallen, dass sie
„ etwas vergessen“ habe, hätte ich es wohl noch zu den 12 Uhr Nachrichten nach Hause geschafft…. Wir – und damit meine ich in erster Linie mich –aber auch alle anderen, die sich mittlerweilen zum lustigen Kassen-Showdown eingefunden haben werden wohl nie erfahren, WO überall die liebe Frau Rillenbrink nach ihren
„ vergessenen Etwas“ gesucht hat, jedenfalls kam sie nach ca. 7,46 Minuten mit den gleichen leeren Händen wieder zurück, mit denen sie die Kassenschlange als Schlangenerste verlassen hat…“ Ach, ich lass es für heute lieber, das dauert mir jetzt dann doch zu lange!“

ACH WAS!!!!

Die während ihrer Abwesenheit aufgelaufenen Wetten über die von Ihr bevorzugte Zahlungsweise – also Bar oder Karte haben mittlerweilen die Quote 1 : 4 für die Kartenzahlung erreicht – zerschlagen sich jedoch ebenso schnell, wie sie entstanden sind – Frau Rillenbrink zahlt bar – mit einem 500 Euroschein!
Der Ausflug der Kassiererin „ nach hinten“ – um die Echtheit des 500er Scheines zu überprüfen dauert weitere Minuten…….

Endlich komme ich an die Reihe – halte mein Geld bereits in den Händen, ich weiß ja in etwa, was mein Geraffel kostet – zahle, stopfe mein Zeugs schnellst-möglichst in den Einkaufswagen – nehme mein Wechselgeld entgegen und verschwinde….Aufenthaltszeit netto an der Kasse: keine 2 Minuten.

Der Abschlußschock trifft mich, als ich meinen leergeräumten Einkaufswagen in die dafür vorgesehene Sammelbox zurückbringen möchte:
Oma Wechselgeld, Frau Rillenbrink, Frau Heberweide, und der Saftflaschen-Terrorist haben sich mit vollen Einkaufswägen unmittelbar vor der Zufahrt zur Abgabestelle für die leeren Supermarkt-Ferrari´s zum gemeinsamen Stelldichein und Einkaufs-Erfahrungsaustauschs versammelt, und blockieren mit Ihren Schwertransportern mehrspurig den Zugang zum Depot ….

Ich werde morgen einen Fastentag einlegen.