Nimm dir jetzt Zeit, jetzt gleich, viel Zeit und schau dich in aller Ruhe hier bei mir um. Nimm meine Hand und lass dich entführen, in meine Welt, aus Zeichen und Symbolen, Buchstaben und Worten. Du hast hier nichts verloren, nichts ausser einem Gedanken, einem Gedanken, an die Wirklichkeit. Entspann dich jetzt, vertraue mir, folge mir und du wirst keinen deiner Schritte bereuen. Niemand wird hier nach dir suchen oder dich vermissen. Niemand auf dich warten, niemand ausser mir. Hab keine Angst, denn ich bin bei dir, ich führe dich. Komm mit mir!

Komm!

Folge meinen Gedanken, meinen hinreissenden, beruhigenden, sanften, stillen und leeren Gedanken. Fühl dich hier wie Zuhause, machs dir bequem, in der Halle der Einsamkeit, geniesse die Stille der Toten, lass die Schatten der Vergangenheit hinter dir und verliere dich, im verkehrten Spiegel meiner schwarzen Identität.

Wer ich bin?

Ich bin ein Spiegel, den es nicht gibt und ich suche mich selbst in dir. Ich suche das Nichts in dir. Das Nichts das uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nein und des nie. Ich denke jetzt all deine Gedanken, damit du erkennst, dass es mich nicht gibt, niemals gab, niemals geben wird.

Niemals.

Nein, du kennst mich nicht, niemand hat mich je gesehen, keiner je von mir gehört. Ich existiere nicht in deiner Welt, mich gibt es nicht in deiner Wirklichkeit, weder in deiner Vorstellung, noch in deiner Einbildung.

In meiner Einbildung.

Denn ich komme nicht aus deiner Welt, ich komme aus einer anderen Welt, ich komme aus meiner Welt, meiner eigenen Welt, meiner Welt aus dem Nichts, aus Fantasie, dem niemals nie. Ich komme aus einem Land, weit hinter deinem Verstand. Ich komme aus einer Zeit, in der es dich, nicht mehr gibt, ich komme aus dem Reich der Toten, ich komme aus nirgend Nirgendwann.

Nirgendwann.

… Dann hör mir jetzt gut zu, hör gut zu, was ich jetzt in deinen Spiegel flüstere. Ich habe meinem Spiegel erzählt, dass es mich nicht gibt. Denn ich bin ein Spiegel, ein Spiegel den es nicht gibt.

Ein Spiegel den es nicht gibt.

Ich blicke jetzt aus deinen Augen, damit du erkennst, wer du nicht wirklich, wirklich bist, wer du niemals warst, und wer du niemals wieder sein wirst.

Das Nichts, dein Tod, dein Spiegel, dich selbst.

Solltest du jetzt plötzlich und ohne ersichtlichen Grund, den unerklärlichen Wunsch verspüren, dir die nächsten zwei bis drei Stunden, meine Buchstaben, Gedanken und Worte, zum Thema loslassen, sterben und wieder neu geboren werden, um die Ohren schlagen zu wollen, dann sag jetzt ganz einfach:

Ja, ich will.

Halt, stop! Keine Bewegung, keinen Schritt weiter, dreh sofort um und geh zurück woher du gekommen bist, solange du es noch kannst. Denn wenn du jetzt weitergehst, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Du wirst dich in meinen toten Spiegel verwandeln, und dabei alles über mich und um mich herum vergessen, komplett vergessen. Du wirst aus meinen leeren Augen blicken und dich nicht mehr darin erkennen. Du wirst vergessen, wer du einst warst und wer du jetzt bist. Wirst erwachen, in einem Land, weit hinter deinem Verstand.



Bis du zu meinem Spiegel wirst.

Solltest du es dennoch wagen, jetzt weiter zu gehen und weiter zu lesen, dann heisse ich dich hiermit willkommen, in meinem Traum, meinem feurigen, brennenden Traum. … Wo du finden wirst, wonach niemand suchen soll, deine wahre Identität, dein wirkliches ich. Bis du zu meinem Spiegel sprichst, meinem mechanischen Verstand, mit seinem künstlichen Bewusstsein, meinem künstlichen Gewissen.

Lass dich entführen.

Die fertigen Spiegelschriften liegen jetzt vor dir. Du brauchst den Umschlag nur noch zu öffnen und dein gespiegeltes ich, zieht dich in seinen Bann, hinein in seine Welt aus Verlangen, Begehren und Besessenheit.


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