Teil XXIII.


Buchstaben Sperrgebiet.

Seid ihr darauf gefasst, aus meinem Spiegel zu blicken, seid ihr euch denn auch wirklich sicher, dass ihr aus meinem leeren Spiegel blicken wollt? Seid ihr euch dessen bewusst, was es heisst, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein? Dann kommt jetzt, kommt in meine Welt, meine tote, verdrehte, verkehrte, meine Spiegelwelt.

Und so sprach mein Spiegel.

Nimm meine Hand und ich ziehe dich ganz langsam hinein, in meinen Verstand, meinen finsteren, schwarzen, spiegelverkehrten Verstand. Aber gib acht, dass ich nicht dich hineinziehe, in meinen leeren Spiegel aus Worten. Meinen schwarzen Spiegel aus niemals Nirgendwann. Denn es gibt keinen Ausweg, keinen Ausgang aus meinem Spiegel, ein Labyrinth ist mein Spiegel, ein Gefängnis, aber jetzt ist es zu spät.

Du erkennst mich nicht.

Du blickst jetzt aus meinem Spiegel aus Buchstaben und erkennst mich nicht mehr darin. Denn du hast vergessen, alles vergessen, woher du kommst, wer du einmal warst, und wer du nie wieder sein wirst.

Du wirst mein Spiegel sein.

Du wirst mein Spiegel sein und niemand wird sich mehr in dir erkennen, niemand wird dir noch glauben, keiner wird mehr an dich glauben. Du wirst mein Spiegel sein und man wird dich nicht mehr beachten, niemand wird sich mehr an dich erinnern, niemand mit dir sprechen, keiner wird dich mehr verstehen, denn deine Worte, gehören nicht mehr in diese Welt.

Du wirst mein toter Spiegel sein.

Du wirst mein toter Spiegel sein und alle werden sich in dir sehen, aber niemand wird sich mehr in dir erkennen. Niemand ausser mir, dem Nichts, dem Tod.



Dein Horizont ist der Tod.

Ja, es kostet dich Überwindung, einzutauchen in meine Buchstabenwelt, die dir die Geschichte meiner Spiegel erzählt, wie sie da träumen, sich vorstellen, sich einbilden, sich selbst.

Noch fürchtest du dich vor mir.

Noch fürchtest du dich, vor meinem Spiegel, denn er kennt ein Geheimnis, das du nicht kennst. Er kennt das Reich der Toten, er kennt die Schatten deiner Fantasie, er kennt die Geister des Nichts, die da lebten und leben und werden, ja er kennt sogar, das Geheimnis des Nichts, dieses Nirgendwann, aus seinem Traum erwacht.

Erwacht aus meinem Traum.

Noch fürchtest du dich, vor meinem Spiegel, dem unsichtbaren, denn er weiss alles über dich und du weisst nichts über ihn. Du weisst nichts, über meinen Spiegel, den ewigen, nichts, über das Nichts, das unvorstellbare, weisst nichts, über dich selbst, das unbekannte, und weisst nichts, über den Tod, den endgültigen. Und es kümmert dich auch nicht, denn es kümmert sich niemand um dich, keiner hier schert sich um Nirgendwas, Niemand, kümmert sich um deinen Spiegel … Niemand, kümmert sich um das Nichts und Niemand, kümmert sich um dich. Dich, den Tod.

Was kümmert mich dein Tod!

Es ist mir egal, ob mein Verstand, eines Tages so beschränkt arbeitet wie deine Fantasie. Wenn du jetzt weiter liest, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Du wirst dich in einen Spiegel verwandeln, der nichts mehr über dich weiss, nicht einmal mehr weiss, was es heisst, tot zu sein.


http://www.allmystery.de/blogs/mir/Teil_XXIV