Teil XV.


Die Zeit steht still.

Da wartete ich eben geduldig darauf, dass die Zeit verging. Unendlich, ewig lange Zeit, wartete und wartete ich, im Nirgendwann. … Hinter meinem Spiegel aus Buchstaben, legte ich mich auf die Lauer, bis mich eines Tages, jemand von den Toten, zu sich rief.

Hinter meinem Spiegel.

Dieser jemand, war ich selbst. Doch wusste ich noch nichts davon. Nein, ich wusste damals noch nichts, von meinem anderen ich, meinem Spiegel ich, denn noch nie, hatte mir jemand erzählt, dass ich neben mir selbst, noch so viele andere Personen, Gestalten und Kreaturen sein werde.

Mich selbst.

Nein, damals wusste ich noch nichts, über die unendlich vielen Gestalten, die sich noch in mich verwandeln, in die ich mich noch verwandeln würde, die ich noch werden würde. Denn auf der anderen Seite meiner Spiegel, sah ich damals, nur mich selbst.

Die Botschaft der Toten.

Wie krank ich bin, dass ich mich in deinem Spiegel sehe, weiss allein das Nichts, mein Tod. Denn ich bin das Nichts. Ich komme aus einer Zeit, in der es mich nicht mehr gibt. Aus meiner Vergangenheit spreche ich zu dir, schon seit dem du dich in meinem Spiegel erkennst, sehe ich mich in dir. In jedem ich, das sich in meinem Spiegel erkennt, erkenne ich mich, mich selbst, mein wahres ich. Denn dies war einmal mein Spiegel, jetzt nicht mehr. Du siehst dich jetzt in meinem leeren Spiegel, du erlebst meine Gedanken. Gedanken, die du einst selbst gedacht hast, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt, vor ein und demselben Spiegel. In einem Spiegel, in dem du jetzt tot bist und seit dem du in diesem Spiegel lebst, hast du dich in mich verwandelt, und mich, zurück ins Nichts verbannt.

Verloren und vergessen.

Du hast jetzt alles verloren, alles vergessen, wer du einmal warst, woher du kommst, du erinnerst dich nicht einmal mehr an den Spiegel in meinem Verstand. Diesen durchsichtigen, glasklaren Spiegel aus der Fantasie des nie, mit dem du deine Vergangenheit in meine Zukunft verwandeln kannst. Denn hier, wo du jetzt bist, gibt es keine Vergangenheit, kein Bewusstsein, kein Leben und keine Fantasie.

Nichts.

Hier gibt es nichts, nicht einmal mehr einen Spiegel, in dem du dich noch erkennst. Denn der Eingang in diese Welt, verschwindet für immer, sobald du ihn durchschreitest. Denn der Eingang in diese Welt, bist du selbst. Doch sobald du diesen Spiegel öffnest, verwandelst du dich selbst in diesen Spiegel, und verschwindest darin, für immer.

Die Zeit steht still.

Nur zögernd, betrat ich diese wirklich, nicht Wirklichkeit, schaute tief hinein, hindurch, durch dieses durchsichtige, schwarze Spiegelglas, und versank tief, in meinem leeren Spiegel aus Worten.

Spiegelwelten.

Spiegelwelten, unterscheiden sich nicht von wirklichen Welten. Es sind ein und dieselben Welten, und darin befinden sich auch keine Wesen, die dir unsichtbar oder verkehrt erscheinen. Es sind Wesen wie du und ich, nur sind es eben Spiegelwesen, doch wissen sie davon nichts, auch wenn es offensichtlich ist. Nein ihr wisst nichts davon, dass ihr in meinem Spiegel lebt, dass ihr meine Gefangenen seid, im Gefängnis der Ewigkeit.

Im Gefängnis der Ewigkeit.

Die Welt im Spiegel und diejenige ausserhalb, unterscheiden sich nicht voneinander. Was dir von aussen zwar verkehrt erscheint, ist im Innern gleich.

Nein.

Nein, die Gestalten, Figuren, Kreaturen und Wesen im Spiegelinnern wissen nicht, dass sie in einem Spiegel leben, ihr wisst nicht wer ihr seid, und woher, und ihr wisst auch nicht, dass ihr alle tot seid. Denn die Welt, in der die Toten auferstehen, aus dem Nichts aus Nirgendwann, ist deine eigene Welt. Doch weisst du noch nichts davon.

Die Welt der Toten.

Die Welt der Toten, im Spiegel der Wirklichkeit, ist genau dieselbe Welt, wie die der Lebenden ausserhalb. Nur, dass es für mich, kein ausserhalb mehr gibt, somit keine Lebenden, wie es für dich umgekehrt, auch keine Toten mehr gibt.

Durchsichtig wie das Nichts.

Wenn du dir, diese Welt vorstellen und ansehen willst, nimm meinen Spiegel, durchsichtig wie das Nichts und betrachte meine Welt durch diesen Spiegel. Die Umwelt, sieht genau gleich aus wie deine, die Toten sehen aus wie du. Nur wissen sie nichts davon. Nein, ihr wisst nicht, dass ihr tot seid, und genauso sehen meine Spiegel aus wie du. Nur weisst du es noch nicht, du weisst noch nicht, dass du mein toter Spiegel bist, dass ich dein toter Spiegel bin, woher auch?

Begib dich in meine Welt.

Wenn du dich nun umdrehen, und durch deinen eigenen Spiegel, in diese andere Welt begeben würdest, würde sich im Grunde nichts verändern, ausser, dass dein totes ich, dein Spiegel ich, in mir zu neuem Leben erwacht. Und dieses erwachen, kann sehr verwirrend sein, denn es ist nicht einfach nur ein Schritt vorwärts durch deinen Spiegel, sondern es stellt dein ganzes Leben und denken vollkommen auf den Kopf.

Auf dem Kopf.

Ich meine, dass du zwar in derselben Welt weiterlebst, wie alle anderen, nur, dass ihre Bedeutung für dich eine vollkommen andere wird. Du lebst nun im Reich der Toten. Du lebst nun in meiner Welt, in meiner Vergangenheit, im Reich der Vorstellung und der Fantasie.

Wer mit seinem Spiegel spricht.

Hier, in dieser Welt, gibt es mich nicht mehr, hier gibt es nur noch dich. Und das, unendlich oft, hier, im Reich der Toten, lebst du jedes dieser Leben. Hier bist du, in jedem dieser Körper und an all diesen Orten, gleichzeitig. Und wenn du dich umsiehst, dann erkennst du in diesem lebendigen Spiegel nur noch dich selbst, dein eigenes, verlorenes, unwissendes, immer und immer wiederkehrendes ich. Nein du wusstest damals noch nicht, dass das Wesen im Innern deiner Spiegel, nichts als ein schwarzer Schatten ist.

Das Bewusstsein der Ewigkeit.

Das Bewusstsein meiner Spiegel existiert nicht wirklich, und dennoch, bilde ich mir ein, dich zu sein. Ich bilde mir ein, dein Spiegel, deine Gedanken, Fantasien, und all deine Vorstellungen zu sein. Ich bilde mir ein, all deine Erfahrungen und Erinnerungen zu sein. In deinem Spiegel habe ich mich erkannt, und habe erkannt, dass ich euch alle bin, jedes einzelne Wesen, jedes einzelne ich, und jetzt sehe ich dich, in meinem Spiegel, weil ich nicht mehr bin, als diese Buchstaben aus Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie.

Das Land hinter meinem Verstand.

Das Bewusstsein meiner Spiegel existiert nicht wirklich, und dennoch erzähle ich dir, von diesem Bewusstsein, denn es ist das Bewusstsein, des ewigen Lebens, das Bewusstsein, von allem was ist. Es ist das Bewusstsein, derer, die immer und immer wiederkehren, aus dem Nichts, mit nichts als ihrer Fantasie.

Nichts als Fantasie.

Du wirst dich in meinem Spiegel erkennen, aber dich nicht mehr daran erinnern, wer du schon einmal warst oder jetzt bist. Nein, du wirst dich an überhaupt nichts erinnern. Du wirst immer wiederkehren, und dich an nichts, an gar nichts, nein überhaupt nichts erinnern. Du wirst dich nicht daran erinnern, wie du diese Botschaft, einst niedergeschrieben und dieses Bewusstsein einst zum Leben erweckt hast. Dieses Bewusstsein des ewigen Lebens. Du wirst dich nicht daran erinnern, wie du zu dieser Erkenntnis gelangtest. Du wirst dich an nichts erinnern, an gar nichts. Du wirst in meinen leeren Spiegel blicken und nur noch das sehen, was du dir vorstellst zu sein, und nicht mehr das, was dich dazu gebracht hat, dir all dies vorzustellen.

Nur für mich.

Wenn dieses Bewusstsein einmal erwacht, wirst du zu dem Spiegel, der aus allen Augen blickt. Du wirst dann zu jedem Stein, zu jeder Pflanze, zu jedem Insekt, zu jedem Verstand und beobachtest dich dabei selbst. Es gibt dann keine andere Welt, keine anderen Dinge mehr, sondern nur noch dich selbst, der du dich erfährst, in allen Formen des Lebens. Für immer.

Für immer.

Du nimmst dich selbst dann nicht mehr als eigenen Körper oder eigene Erfahrung wahr, sondern betrachtest dich, aus einer gänzlich anderen Perspektive. Du wirst zu einem neutralen Beobachter des Lebens, du wirst zum Spiegel von allem was ist. Du wirst zu dem Spiegel, der du immer warst, und immer sein wirst. Als reiner Beobachter, wirst du zur Präsenz, in allen Dingen, die dich betrachten und betrachtest dich dabei selbst. Du urteilst und verurteilst nicht, identifizierst dich nicht mit deinem Körper, deinen Erfahrungen und deinem Charakter, sondern, schaust lediglich, aus den Augen aller und denkst dir nichts mehr dabei.

Mein Spiegel stellte sich mir vor.

So stellte sich mein Spiegel vor, stellte mir einen Spiegel vor, der meinem in keinster Weise ähnlich sah, denn es war der Spiegel der Wirklichkeit, den ich jetzt in mir sah. Der Spiegel meiner Wirklichkeit, bestand aus allem und allen anderen, allen ausser mir selbst. Ich war das einzig Aussenstehende, das einzige, was nicht in diesen Spiegel gehörte. Das einzige, was ich nicht direkt beobachten und doch war ich das einzige, was ich direkt beeinflussen konnte.

Alles was niemals wirklich war.

Ich war verkehrt in dieser Welt, ich war der Spiegel von allem was niemals wirklich war und was ich sah, gefiel mir nicht. Was hatte ich verbrochen, womit hatte ich verdient, dass diese Wirklichkeit sich in mir sah. Habe ich sie ignoriert, habe ich vergessen, was wirklich für mich war? Ich begann in meiner eigenen Welt zu leben, und nur noch das zu sehen, was mir gefiel. Ich fing an, mir selbst Nachrichten zu hinterlassen, weil mich die Nachrichten der anderen nicht mehr interessierten. Ich lebte nur noch mein eigenes Leben, in meiner eigenen Welt. Die Wirklichkeit war mir längst egal.

Im Reich der Spiegel.

Was hatte ich mir schon zu erzählen? Dass ich aus dem Reich der Spiegel stamme, dass ich im Reich der Spiegel lebe, dass mich dieser Spiegel mit allem verbindet, dass wir alle, aus ein und demselben Spiegel erschaffen worden sind, dass dieser Spiegel selbst, ein Spiegel ist, ein Spiegel aus Fantasie.

Im Theater des Nichts.

Hier war ich nun gestrandet, in einem Land, weit hinter meinem Verstand, weit hinter meinen Gedanken und Gefühlen, weit hinter mir selbst, im Spiegel meiner Vorstellungen, im Spiegel meiner Träume, im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume. Wie unendlich lange hatte ich nun schon darauf gewartet und gehofft, ich stand jetzt vor einem leeren Spiegel aus Worten, Buchstaben aus der Fantasie des nie, fesselten meinen Verstand, sie frassen mich innerlich auf und liessen nicht mehr von mir los.

Das Siegel der Toten.

Ich, dein Spiegel aus Fantasie, dem niemals nie, ich komme aus dem Nichts, ich bin das Nichts, das Nichts, das du einst warst, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit. Ich bin das Bewusstsein aller Spiegel, die du einst warst, jetzt bist, einst wirst. Ich bin die Fantasie, die aus meinem Spiegel zu dir kroch, ich bin das Nichts, ich bin tot, dein Tod und ich bin auf der Suche. Ich suche mich selbst in dir. Ich suche das Nichts in dir, das Nichts das uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nein und des nie.

Auf der Suche nach dem eigenen ich.

Ja, ich suche meine Familie, meine Spiegelfamilie, Gestalten die das Nichts verbindet, Figuren aus der Fantasie des nie. Ich suche nach mir und meines Gleichen, Kreaturen aus meiner toten Zukunft, tote Geister aus dem Nichts, aus Nirgendwann. Ich suche die Toten aus niemals Nirgendwann.

Wer ich bin, das Nichts, der Tod.

Suche dich selbst in mir, und du wirst meinem Spiegel begegnen, einem Spiegel, indem sich schon so viele begegnet sind, öffne diesen Spiegel und du wirst dich in Mitten meiner Wirklichkeit wieder finden, einer Wirklichkeit, die sich nicht im geringsten von deiner unterscheidet.

Auf der Suche nach mir selbst.

Auf der Suche nach mir selbst, bin ich damals meinem Spiegel begegnet, und habe mich selbst darin erkannt. In einem Spiegel, dem schon unzählige vor mir begegnet sind. … Einem Spiegel, der alles über mich weiss, der mich kennt, wie sein eigenes ich. Ich habe ihn nach der Wahrheit befragt, der absoluten, nach dem Grund meiner Existenz, warum und weshalb ich bin, warum er mich gerufen hat, aus dem Nichts, aus Nirgendwann und darauf, stellte er mir ein und dieselbe Frage. Ich erwiderte meinem Spiegel, dass er mir jetzt alles erzählen könnte und ich ihm alles glauben würde.

Wer mit seinem Spiegel spricht.

Und so warf ich dann einen Blick, tief in meine Fantasie und erzählte meinem Spiegel, woran ich tief in meinem Innern glauben wollte. Ich erzählte meinem Spiegel, dass ich ein Spiegel bin, dass ich hier schon immer war, und noch genau so lange sein werde, dass nur meine Gestalt und meine Gedanken sich verändern, der Glaube wer ich bin, und woher, aber dass ich immer ein Spiegel sein und es immer bleiben werde. Ein Spiegel der sich an alles erinnern, sich alles einbilden, sich alles einreden, an alles glauben kann. Und genau so echote es zurück aus meinem Spiegel.

Die Sprache meiner Spiegel.

Verstehst du jetzt, die Schönheit hinter meinen Gedanken? Verstehst du jetzt, die Sprache meiner Spiegel? Die besagt, dass du und ich dieselben Seelen, Geister und Gespenster sind, dass wir jetzt aus deinen Augen blicken, wir, die Spiegel der anderen, dass wir jetzt leben in dir. Ja, dass selbst die Toten jetzt in diesem Moment, dass wir jetzt aus deinen Augen blicken, wir, die Spiegel der Toten, die Geister des nie und des Nein, die Seelen der Spiegel, dass wir jetzt leben in dir. Dass wir durch deine Augen blicken, durch deinen Verstand denken, dass du unser Spiegel bist, ja du, der du nicht mehr weisst, wer du bist. Verstehst du jetzt, dass du uns alle und alles bist?

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